«Du aber, Herr, bist ein barmherziger und gnädiger Gott, langsam zum Zorn und gross an Güte und Wahrheit» (Ps 86,15). Gottes Barmherzigkeit, Güte und Gnade finden wir immer wieder in den Anweisungen an das Volk Israel.
Für den Fremden, man könnte sagen den Ausländer, trug Gott besondere Sorge. Wir lesen in 2. Mose 23,9: «Den Fremden sollst du nicht bedrücken; ihr selbst wisst ja, wie es dem Fremden zumute ist, denn Fremde seid ihr im Land Ägypten gewesen.» In 3. Mose 19,34 geht Er noch weiter: «Wie ein Einheimischer unter euch soll euch der Fremde sein, der bei euch weilt, und du sollst ihn lieben wie dich selbst.» Im Neuen Testament erklärt der Herr Jesus, dass, wer sich des Fremdlings annimmt, Ihn selbst aufnimmt (Mt 25,35b). War Er denn nicht der himmlische Fremdling, der gekommen war, die Menschen zu besuchen? Aber wie sehr wurde sein unendlich zartfühlendes Herz durch die Undankbarkeit derer verwundet, zu denen Er in seiner Liebe gekommen war!
Ja, wir werden aufgefordert zu verstehen, «wie es dem Fremden zumute ist», und besonders dem wahren Fremden, unserem Heiland. Sich in die Stellung anderer zu versetzen, das ist das Geheimnis der Liebe. Dachte der Herr Jesus je an sich? Nein, Er hatte tiefes Mitgefühl mit allen, die zu Ihm kamen. Der Herr schenke uns ein weniger selbstsüchtiges, dafür ein umso mitfühlenderes Herz.