In der Christenheit begegnet man oft Menschen, die der Meinung sind, ein Christ könne durch Untreue verloren gehen.
Das ist für jeden, der sich zu den Christen zählt, eine wichtige Frage, auf die nur das Wort Gottes eine gültige Antwort hat. Da ist nur Gott zuständig. Er ist es, der über unser Heil entscheidet.
1. Wie bist du ein Christ geworden?
Diese Frage solltest du zunächst abklären. Wie so viele Tausende in unseren Gegenden antwortest du: «Ich bin ein Kind christlicher Eltern. Zu Beginn meines Lebens schon wurde die Handlung der christlichen Taufe an mir vollzogen, wodurch ich – so wurde ich belehrt – in die christliche Gemeinde aufgenommen worden bin. Später habe ich die Sonntagsschule, die Kinderlehre, den Konfirmanden-Unterricht besucht und eine gute christliche Unterweisung empfangen. Dabei habe ich viele Bibelsprüche und Teile aus dem Glaubensbekenntnis auswendig gelernt. Schliesslich wurde ich «konfirmiert», das heisst, als Christ und Mitglied der Kirche bestätigt, und durfte von da an am Abendmahl teilnehmen.»
Was ist nun das Ziel und die Kraft deines Lebens? Wie sind deine Erfahrungen? Welches ist deine Hoffnung?
Du fährst fort: «Diese Fragen sind nicht leicht zu beantworten. Jesus hat gesagt: Folgt mir nach. Er hat seinen Jüngern Gebote gegeben, zum Beispiel die Bergpredigt. Je nach der Treue, die ein Christ in seinem Leben bewiesen hat, wird – so sagt man mir – am kommenden Tag des Gerichts sein Lohn oder seine Strafe ausfallen.»
«Obwohl ich ein Christ bin wie viele Tausend andere auch, wage ich doch nicht zu behaupten, ich sei hundertprozentig. Ich will wohl aufrichtig und ehrlich durchs Leben gehen. Auch suche ich meine Pflichten und Aufgaben treu zu erfüllen, anständig und hilfsbereit zu sein. Doch gibt es in meinem Leben Zeiten, in denen mein Wandel mit meinem christlichen Bekenntnis – ehrlich gesagt – wenig übereinstimmt.»
«Mein einziger Trost dabei ist der, dass es allen andern auch so geht. Wer darf sich auf sein Leben stützen und mit Sicherheit behaupten: Ich habe die Ausweispapiere für den Himmel in der Tasche, mir kann's nicht mehr fehlen? Ist unser Wandel der Ausweis für den Eintritt in die Herrlichkeit Gottes, dann wäre es Unbescheidenheit und eine unerhörte Anmassung zu behaupten: Ich bin meiner ewigen Errettung gewiss.»
Du hast Recht. Ein «Christ», der auf solche Dinge baut, kann verloren gehen. Das Wort Gottes spricht von einem anderen Fundament.
2. Wie man nach der Bibel ein Christ wird
Wie sind denn die Sünder, von denen die Bibel berichtet, zu Christen geworden, die ihres Heils gewiss waren?
Zum Beispiel der Schächer am Kreuz, wie ist der in den Himmel gekommen?
Sein vergangenes Leben hatte ihn an jene Richtstätte gebracht. Das war sein verdienter Abschluss hier auf der Erde. Seine bösen Hände und Füsse waren jetzt angenagelt. Nur sein Mund fluchte noch eine Weile. Dann aber fiel das Licht Gottes in seine Seele. Mit einem Mal wurde ihm vieles klar:
Erstens sagte er zum andern Übeltäter: «Wir empfangen was unsere Taten wert sind.» Das war deutliche Sündenerkenntnis und ein hörbares Schuldbekenntnis vor Gott und Menschen.
Zweitens schaute er nun den in der Mitte gekreuzigten Christus mit ganz anderen Augen an. «Dieser aber hat nichts Ungeziemendes getan», fügte er laut hinzu.
Drittens wandte er sich zu Jesus. Er hätte noch viel Wahres und Schönes von dem unschuldig Gekreuzigten berichten und hersagen können. Aber das hätte ihm nichts genützt. Er musste sich mit dem Herzen zu Jesus, dem Heiland, kehren, musste selber mit Ihm sprechen und persönlich an Ihn glauben.
«Gedenke meiner, Herr, wenn du in deinem Reich kommst!»
Wie rasch weitete sich seine Erkenntnis aus! Schon wusste er: Der, den die andern als Sohn Gottes verhöhnen, Er liebt mich und steht im Begriff, für mich, den Gestrandeten, zu sterben. Darum getraute er sich zu bitten: Gedenke meiner.
Er nannte Ihn «Herr». Wer Ihn als Heiland annimmt, soll sich Ihm gleichzeitig als dem Herrn über sein ganzes Leben unterwerfen.
Und jetzt, man höre und staune, sicherte sich der Räuber die Zukunft: «Gedenke meiner, Herr, wenn du in deinem Reich kommst!» Auf welche Werke stützte er denn seinen Anspruch auf einen Anteil am kommenden Reich des Friedens und der Gerechtigkeit, das Jesus Christus, nach den Verheissungen des Wortes Gottes mit den Erlösten als «König der Könige» für sein irdisches Volk aufrichten wird? Hatte er Taten aufzuweisen, die ihn zu einer solch kühnen Bitte berechtigten? Durchaus nicht. Aber er erkannte in dem Gekreuzigten eine ihm dargebotene Gnade, die über den Tod hinausging. Wohl hatte er nur ganz undeutlich erfasst, dass ihm Gott in dem Christus eine Gabe anbot, in der ein volles Heil und eine ewige Errettung eingeschlossen ist. Doch nahm er diese unaussprechliche, unverdiente Gabe im Glauben an, und sie wurde sein Eigentum in ihrem vollen Ausmass.
Genügt dies? Darf ein Sünder sich in einfachem Glauben auf Jesus und sein Werk verlassen – und dann der Vergebung seiner Sünden und seiner Rechtfertigung vor Gott gewiss sein? Darf er, gestützt darauf, seine ewige Errettung in der Herrlichkeit bei Jesus am Thron Gottes als gesichert betrachten? – Wir sind gespannt auf die Antwort, die Jesus, der kommende Richter der Lebendigen und Toten, dem Räuber am Kreuz gab.
«Wahrlich, ich sage dir: Heute wirst du mit mir im Paradies sein» (Lk 23,39-43).
Welch zuverlässige Worte der Wahrheit aus dem Mund dessen, der einst über das Schicksal jedes Menschen entscheiden wird! Der Sträfling hatte sich auf das sichere Fundament der Gnade Gottes in Christus gestellt, und sogleich, ohne Zögern, gab ihm der von Gott gesandte Erretter die bedingungslose, ewig feste Zusage: «Heute» – keine Bewährungs- oder Läuterungsfrist – «wirst du mit mir im Paradies sein.»
3. Ein Christ, der auf Christus vertraut, kann nicht verloren gehen
«So wie dieser Schächer bin auch ich einmal im Glauben zu Jesus gekommen», sagt da jemand. «Auch ich habe mich einst über die Vergebung meiner Sünden und über den Heiland gefreut. Wäre es mir doch wie jenem Räuber ergangen! Hätte ich doch am Tag meiner Bekehrung ins Paradies eingehen können! Aber ich musste ja hierbleiben, musste in dieser gefährlichen Welt weiter wandern. Es kamen Prüfungen, Versuchungen … Und es kam Sünde und wieder Sünde, bis ich schliesslich an mir verzweifelte und mir sagen musste: Dein Weg ist doch unvereinbar mit dem Leben eines Christen. Es ist ja dieselbe Strasse, auf der auch die Ungläubigen, die Verlorenen wandeln. Ich gehe mit ihnen – verloren!»
Lieber Mitchrist, du handelst töricht! Du kannst Christus, den Felsen deines ewigen Heils, auf den du dich einst im Glauben gestellt hast, nicht mehr verlassen. Und doch versuchst du, auf den schwankenden Boden deiner eigenen Werke hinüberzuwechseln? Das ist es, was dich unglücklich macht und dir die Freude deines Heils raubt.
«Der Herr kennt die sein sind» (2. Tim 2,19). Er vergisst jene Stunde nie, wo du dich im Vertrauen auf sein Erlösungswerk Ihm übergeben hast. Er hat dich angenommen und lässt dich nicht mehr los. Er sagt: «Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie, und sie folgen mir; und ich gebe ihnen ewiges Leben, und sie gehen nicht verloren in Ewigkeit, und niemand wird sie aus meiner Hand rauben. Mein Vater, der sie mir gegeben hat, ist grösser als alles, und niemand kann sie aus der Hand meines Vaters rauben. Ich und der Vater sind eins» (Joh 10,27-30).
Die lebendige Körperschaft der Erlösten des Herrn, seine Versammlung oder Gemeinde, ist kein Verein. Man kann ihr nicht durch eine äusserliche Taufe beitreten. Jeder Mensch aber, der Gott gehorcht, indem er sein Evangelium im Glauben annimmt, empfängt den Heiligen Geist (Apg 5,32). Durch die Wirksamkeit des Wortes Gottes und dieses Heiligen Geistes wird er «von neuem geboren» (Joh 3,3-8) und mit den übrigen Gläubigen auf der Erde aufs Innigste und unauflöslich verbunden (1. Kor 12,13). Er ist nun «in Christus», mit dem Heiligen Geist versiegelt (Epheser 1,13) und «eine neue Schöpfung» (2. Kor 5,17). Er ist aber auch ein Kind Gottes geworden und gehört für immer zu seiner Familie: «So viele ihn aber aufnahmen, denen gab er das Recht, Kinder Gottes zu werden, denen, die an seinen Namen glauben, die … aus Gott geboren sind» (Johannes 1,12.13).
Gewiss, Gott erwartet von den Gläubigen, die durch das Blut Christi gerechtfertigt und für ewig errettet sind, dass sie nicht mehr sündigen. Sie sollen im Glauben verwirklichen, dass sie mit Christus gestorben sind, um nun in der Kraft des Heiligen Geistes und der Gnade als mit Ihm Auferstandene zu leben (Röm 6).
Wenn nun aber ein Erlöster nicht wacht und von einem Fehltritt übereilt wird, wie kann ihm Gott vergeben? Auch wieder aufgrund des ein für alle Mal vollbrachten Sühnopfers Jesu Christi. Dieselbe Gerechtigkeit Gottes, die den Sünder rechtfertigt, der sich auf dieses Opfer stützt (Röm 3,26), vergibt auch dem Gläubigen, der gefehlt hat. Nur erwartet Gott vom Gläubigen, dass er Ihm in aufrichtiger Buße seine Sünden, die ihm bewusst werden, unverzüglich bekennt und beim Namen nennt. Sonst bliebe ja die praktische Gemeinschaft mit Gott gestört (1. Joh 1,9).
Aber auch unbewusste Sünden und solche Verfehlungen, die der Erlöste – z.B. bei einem plötzlichen Hinschied – Gott nicht mehr bekennen konnte, wurden am Kreuz gesühnt. Doch müssen wir hier auf eine ernste Tatsache hinweisen: Wenn der Gläubige es unterlässt, seine Schuld zu bekennen und anfängt, in Leichtfertigkeit Sünde auf Sünde zu häufen, so muss Gott Züchtigungen über ihn kommen lassen, damit er sich wieder auf den Weg der Treue zurückfindet. Das ist aber ein Beweis, dass Gott einen solchen als sein Kind betrachtet. Die übrigen Menschen sind ohne diese väterliche Zucht und gehen dem Gericht entgegen, wenn sie sich nicht bekehren. (1. Kor 11,32; Heb 12,4-11).
Jede Sünde des Christen hat zudem traurige, oft lebenslang andauernde Folgen: Der Name Christi, den er trägt, wird verunehrt; sein Zeugnis vor der Welt ist geschwächt; er war andern zum Anstoss; die durch die Sünde herbeigeführten Umstände bleiben bestehen, oft solange er auf der Erde lebt. Es ergeht ihm nach dem Wort: «Was irgend ein Mensch sät, das wird er auch ernten» (Gal 6,7).
Doch sei es nochmals deutlich wiederholt: Der Christ, der sich auf das Werk Christi stützt, kann nicht verloren gehen.
4. Schlussbemerkung
Es gibt im Wort Gottes eindringliche Warnungen an die Adresse solcher, die das Evangelium von Jesus Christus kennen und seine gesegneten Auswirkungen in einem gewissen Mass geschmeckt, sich aber doch nicht persönlich zu Christus gewandt haben. Es sind keine echten Christen, sondern nur Bekenner, die für eine Zeit «mitlaufen». Sie haben das Evangelium «nur zur Ansicht» entgegengenommen. Wenn sie den Preis des damit verbundenen Gehorsams hinlegen sollen, weisen sie es zurück und wenden sich davon ab. Wer aber das Gnadenangebot Gottes in Christus zurückstösst, hat kein anderes Heil, sondern nur noch Unheil zu erwarten: «Wenn wir mit Willen sündigen, nachdem wir die Erkenntnis der Wahrheit empfangen haben, so bleibt kein (anderes) Schlachtopfer für Sünden mehr übrig, sondern ein gewisses, furchtvolles Erwarten des Gerichts …» (Heb 10,26-31; 4,1-13; 6,4-8. Diese Stellen beziehen sich übrigens in erster Linie auf Mitläufer aus den Juden).