Verschiedene Namen der Heiligen Schrift

Psalm 119

Der Heilige Geist verwendet verschiedene Namen zur Bezeichnung der Heiligen Schrift; jeder hat seine eigene Bedeutung, und nie wird der eine für den andern gebraucht. Wir tun gut, wenn wir dies beim Lesen der Bibel beachten. Der Sinn des verwendeten Wortes hilft uns oft, den Gedanken Gottes zu erfassen.

Das Gesetz

Dieses Wort bezeichnet nicht nur die zehn Gebote, sondern sehr oft die ganze Heilige Schrift, betrachtet als unumstössliche Regel, von der wir nicht ungestraft abweichen können. Alles, was Gott geredet hat, trägt diesen Charakter; es kann nicht anders sein. Dass wir unter der Gnade sind, tut der Autorität der Schrift keinerlei Abbruch. Ganz im Gegenteil; diese Tatsache ist ein weiterer Grund, um ihr in Unterwürfigkeit zu gehorchen.

Die Zeugnisse

Gott hat den Menschen drei grosse Zeugnisse gegeben. Zuerst das Zeugnis der Werke der Schöpfung, die uns sowohl seine ewige Kraft als auch seine Göttlichkeit und etwas von seiner Güte erkennen lassen (vgl. Psalm 136). Dieses Zeugnis besteht vor den Augen aller Menschen; alle sind daher verantwortlich, den Gott, dessen Grösse sie erkennen können, zu verherrlichen und Ihm Dank darzubringen, umso mehr als sie seiner täglichen Fürsorge teilhaftig sind. Zweitens besteht das Zeugnis der Heiligen Schrift, durch die uns Gott erkennen lässt, was Er ist und was der Mensch ist – Darum wird dieses Wort meist in der Mehrzahl gebraucht: die Zeugnisse. Drittens ist uns in der Person Christi selbst ein wunderbares Zeugnis gegeben; Er konnte sagen «Wer mich gesehen hat, hat den Vater gesehen.»

Die Vorschriften

Mit dieser Bezeichnung wird uns die Schrift nicht als unumstössliche Regel, noch als ein Zeugnis von Gott vorgestellt, sondern als seine Unterweisung im Blick auf alle Fragen, die sich im Leben eines Menschen erheben können. Alles, was uns gut, nützlich und nötig ist zu wissen, ist in diesem kostbaren und heiligen Buch zu finden. Mit welcher Weisheit wandelten wir in der Welt, wenn wir seine Vorschriften besser kennten!

Die Satzungen

Satzungen sind Regeln, die im Blick auf den gemeinsamen Wandel gegeben wurden. So war zum Beispiel das Passah eine Satzung für Israel (2. Mo 12,14). Es war eine von dem HERRN eingesetzte Regel, dass das Volk am Jahrstag des Auszugs aus Ägypten ein Lamm schlachten musste, zur Erinnerung an die wunderbare Befreiung, die es erfahren hatte. Diese Satzung galt für die ganze Gemeinde der Kinder Israel, und jedes ihrer Glieder war verantwortlich, sie zu befolgen und sich ihr zu unterwerfen.

Die Gebote

Unter diesem Namen wird die Heilige Schrift in ihrer absoluten Autorität betrachtet. Gott hat geredet. Was haben wir da zu tun? Einfach zu gehorchen. Unser göttliches Vorbild sagte zum Feind: «Es steht geschrieben.» Das genügte. Möchten auch wir jederzeit so handeln!

Die Verordnungen

Das Wort bedeutet auch: Urteil; der hebräische Ausdruck hat diesen doppelten Sinn. Er enthält den Gedanken von: etwas einrichten, in Ordnung bringen, zurechtmachen. Um eine Verordnung aufzustellen, muss man Autorität besitzen. Gott hat uns in der Schrift Verordnungen gegeben. Sie versetzen uns in die Lage, hinsichtlich aller Dinge gesunde Gedanken zu haben und eine richtige Einschätzung. Die Verordnungen ermöglichen uns, die Dinge zu sehen und zu beurteilen wie Gott: daher das Wort «Urteil». Es hat nicht immer den Sinn von Verurteilung, sondern oft nur die Bedeutung von Einschätzung. Wie kostbar ist es doch, die Verordnungen Gottes zu besitzen, alles beurteilen zu können, wie Er es beurteilt, und das in einer Welt, in der alles in Unordnung geraten ist und wo durch die Torheiten des von Satan verführten Menschen alles verdorben ist!

Das Wort

Das Wort ist die volle, ganze und vollständige Offenbarung der Gedanken Gottes in Bezug auf alle Dinge. Welch einen Schatz besitzen wir doch in ihm! Gegenüber den Gedanken der Menschen, die voneinander abweichen, angesichts all ihrer Ungewissheiten und Vernunftschlüsse, in einer Welt, wo alles ändert und vergeht, haben wir das, was der Gott der Ewigkeit gesagt hat. Sein Wort ist unveränderlich wie Er selbst. Dass wir doch wie der Prophet Jeremia in Wahrheit sagen könnten: «Deine Worte waren vorhanden, und ich habe sie gegessen, und deine Worte waren mir zur Wonne und zur Freude meines Herzens; denn ich bin nach deinem Namen genannt» (Jer 15,16).