Zuweilen hört man ältere Leute sagen, die Zeit, da sie jung waren, sei besser gewesen als die gegenwärtige. Ist das wahr? Der weise Prediger lehrt uns, mit solchen Aussagen vorsichtig zu sein, wenn er sagt: «Sprich nicht: Wie kommt es, dass die früheren Tage besser waren als diese? Denn nicht aus Weisheit fragst du danach.» (Pred 7,10).
Eines ist klar: Das menschliche Herz hat sich nicht geändert. Wohl wird das Böse, das früher im Verborgenen verübt wurde, heute nicht mehr verheimlicht, sondern in aller Öffentlichkeit praktiziert, geduldet und oft sogar gutgeheissen. Aber wie leicht ist das Böse früherer Zeiten in unserer Erinnerung verwischt, während die glücklichen Augenblicke tief in unser Gedächtnis geprägt bleiben.
Es kann auch vorkommen, dass ein Gläubiger durch eine schmerzliche Prüfungszeit zu gehen hat und deshalb versucht ist, die früheren «schönen» Tage mit den gegenwärtigen unangenehmen zu vergleichen. Solche Vergleiche bringen nichts Gutes. In den bösen Tagen ist man leicht mit sich selbst beschäftigt und verliert dabei den Blick auf die Hilfsquellen des Herrn. Das entmutigt und macht unglücklich. Und wie steht es in den guten Tagen? Fehlt es da nicht oft an der Dankbarkeit gegenüber dem Herrn?
Der Prediger fügt seiner kritischen Frage die Bemerkung hinzu, dass ein solches Fragen nicht der Weisheit entspringt. Anstatt sich mit dem Herrn und seiner Gnade zu beschäftigen – die heute wie damals in wunderbarem Mass vorhanden ist –, bleibt man bei der Bosheit des Menschen stehen. Wollen wir das wirklich? Nein!