«Wer glaubt (oder auf ihn vertraut), wird nicht ängstlich eilen» (Jes 28,16).
Von seinem Standpunkt aus ist Gott nie langsam. Das sieht nur von unserer Warte oft so aus, denn das impulsive und voreilige Handeln gehört zu den allgemeinen menschlichen Schwächen. Man kann dies nicht nur als Folge unserer gefallenen Natur bezeichnen. In Eile zu sein, ist vielmehr eine der Schwächen unseres Wesens als Geschöpfe.
Wenn wir beginnen, die Wege Gottes kennen zu lernen, müssen wir zuerst vieles verlernen. Es gibt einige Lektionen, die Gott erst anfängt, uns beizubringen, wenn wir das Anfangsstadium hinter uns haben. Eine dieser tiefgründigen Lektionen ist: sehr langsam mit Ihm voranzugehen. Das hat nichts mit Gleichgültigkeit oder Nachhinken zu tun. Es ist genau das Gegenteil eines teilnahmslosen und nachlässigen Geistes, denn man ist dabei in einem hellwachen Zustand, stets mit geistlicher Energie bereit, sich in Übereinstimmung mit dem Willen Gottes zu verhalten.
Gott lebt und bewegt sich in der Ewigkeit. Jede kleine Einzelheit seines Handelns muss Ihm entsprechen und sowohl die Majestät und angemessene Bewegung als auch die Genauigkeit und Pünktlichkeit unendlicher Weisheit beinhalten. Wenn wir es mit Gott zu tun haben, dann verkehren wir nicht mit ungestümen, kurzsichtigen Geschöpfen. Es ist etwas Grosses, wirklich zur Erkenntnis dessen zu kommen, wer Gott ist und wie wir uns Ihm gegenüber zu benehmen haben.
Bei Dem, der alles von Ewigkeit her weiss und sieht, gibt es keinerlei Hast. Es ist wahr, dass Gott oft auf der Stelle handelt. Aber es ist das unverzügliche Handeln einer grenzenlosen Weisheit, die alles durchdacht hat. Es ist nicht die Schnelligkeit oder gar Hitzigkeit der Hast eines Geschöpfs. Nun ist es aber ebenso wahr, dass wir mit Ausharren den vor uns liegenden Wettlauf und den Weg der Gebote Gottes laufen sollen (Heb 12,1; Ps 119,32). Aber es soll so geschehen, dass wir uns in Ruhe unserer von Gott geschenkten Fähigkeiten und Gaben bewusst sind und mit aller Bedachtsamkeit laufen. Der Wandel mit Gott ist für das Geschöpf ein bedächtiges Gehen. Wir sollten die Schnelligkeit Gott überlassen und uns in der Zurückhaltung üben.