Wasser und Feuer

Jesaja 43,2-3

In diesem Artikel soll es nicht darum gehen, dass zwei Menschen wie Feuer und Wasser sind, d.h. sich überhaupt nicht verstehen. Inhalt unserer Überlegungen soll vielmehr ein Wort aus dem Propheten Jesaja sein, mit dem Gott uns ermuntern möchte, auch in schwierigen Umständen durchzuhalten. Er liess seinem irdischen Volk Israel damals durch seinen Knecht sagen:

«Wenn du durchs Wasser gehst, ich bin bei dir, und durch Ströme, sie werden dich nicht überfluten; wenn du durchs Feuer gehst, wirst du nicht versengt werden, und die Flamme wird dich nicht verbrennen. Denn ich bin der HERR, dein Gott, ich, der Heilige Israels, dein Erretter» (Jes 43,2.3).

Gott benutzt hier zwei verschiedene Bilder – nämlich Wasser und Feuer – um uns klarzumachen, dass wir in Prüfungen und Schwierigkeiten nicht ohne Perspektive und Hoffnung sind. In ihrer direkten Bedeutung beziehen sich diese Worte natürlich auf das Volk Gottes zur Zeit Jesajas. In ihrer prophetischen Bedeutung weisen sie auf eine noch zukünftige Zeit hin, wenn der treue Überrest aus Israel durch grosse Not gehen wird. In ihrer praktischen Bedeutung dürfen und wollen wir sie auf uns heute übertragen und Nutzen daraus ziehen.

Beide Bilder – Wasser und Feuer – werden in Gottes Wort einerseits benutzt, um uns an Gericht zu erinnern, anderseits deuten sie aber Problemstellungen und Erprobungen an, die sich auf dem Weg des Gläubigen durch diese Welt ergeben können. Dabei ist es nicht von ungefähr, dass Gott zwei verschiedene Bilder gebraucht; zeigen sie uns doch unterschiedliche Aspekte auf.

Wasser

Eine gute Erklärung dafür, dass Schwierigkeiten und Nöte mit Wasser verglichen werden, finden wir in Psalm 77,20. Dort sagt Asaph: «Im Meer ist dein Weg, und deine Pfade sind in grossen Wassern, und deine Fussstapfen sind nicht bekannt.» Das Bild aus der Natur ist vielen von uns nicht fremd: Wenn wir am Meer spazieren gehen, kann man die Fussspur solange gut erkennen, wie wir auf dem Sand Abdrücke hinterlassen. Sobald wir aber mit unseren Füssen durch das Wasser gehen, ist keine Spur mehr sichtbar, weder im flachen und schon gar nicht im tiefen Wasser.

So scheint uns manchmal auch der Weg Gottes mit uns zu sein. Wir kommen in Situationen, wo wir keinen Weg und keinen Ausweg mehr sehen. Das können kleine Dinge des Alltags, es können auch die grösseren Begebenheiten des Lebens sein. Da ist eine Schwierigkeit in der Schule oder im Beruf, und wir sehen keine Lösung. Da kommt ein Problem in der Familie oder in der örtlichen Versammlung auf, und wir wissen nicht, was wir tun sollen. Da nimmt der Herr uns einen geliebten Menschen von der Seite, und wir wissen nicht, wie es weitergehen soll.

Und doch – sind wir wirklich ohne Ausweg? Es scheint manchmal so, aber Gott möchte uns ermuntern. In Jesaja 43,16 sagt Er: «So spricht der HERR, der einen Weg gibt im Meer und einen Pfad in mächtigen Wassern …» Das ist eine der herrlichen Zusagen unseres Gottes. Es gibt keine Situation, in der Er nicht einen Weg und einen Ausweg weiss. Mit dem Liederdichter sagen wir:

  • Weiss ich den Weg auch nicht, du weisst ihn wohl.
    Das macht die Seele still und friedevoll.

Aber das ist noch nicht alles. Er kennt nicht nur einen gangbaren Weg, sondern Er gibt auch weitere Zusagen. In unserem oben zitierten Vers beisst es ausdrücklich: «Ich bin bei dir.» Gott weist uns nicht nur einen Weg, nein, Er geht ihn auch mit uns. Ist das nicht grossartig? David hatte dies auch erlebt, und er kleidet seine Erfahrung in die bekannten Worte: «Auch wenn ich wanderte im Tal des Todesschattens, fürchte ich nichts Übles, denn du bist bei mir» (Ps 23,4). Gott kommt sozusagen in unsere Umstände hinein, um mit seiner Hilfe und seinem Beistand bei uns zu sein. An anderer Stelle lässt Gott ebenfalls durch den Propheten Jesaja sagen: «In all ihrer Bedrängnis war er bedrängt» (Jes 63,9). Er macht unser Problem zu seiner Angelegenheit.

Und das Ergebnis von allem lautet: «… und durch Ströme, sie werden dich nicht überfluten.» Auch diese Zusage steht wie ein Fels in der Brandung. Nie würde unser Herr zulassen, dass wir über Vermögen geprüft werden. Selbst wenn es Ströme sind, durch die wir zu gehen haben, Er ist bei uns, und deshalb werden die Wasser uns nicht überfluten.

Feuer

Feuer ist in der Bibel ein bekanntes Bild von der prüfenden Hand Gottes im Leben von Menschen. Dabei lenken wir unsere Gedanken in zwei verschiedene Richtungen:

  • Erstens prüft und erprobt Gott uns, wenn es in unserem Leben Dinge gibt, die Ihm nicht gefallen, und die es verhindern, dass die Herrlichkeit des Herrn an uns gesehen wird. Davon spricht Gott durch den Propheten Maleachi sehr deutlich: «Denn er wird wie das Feuer des Schmelzers sein und wie die Lauge der Wäscher. Und er wird sitzen und das Silber schmelzen und reinigen; und er wird die Kinder Levi reinigen und sie läutern wie das Gold und wie das Silber» (Mal 3,2.3). Gott muss bisweilen in unserem Leben Proben schicken, um uns auf Dinge aufmerksam zu machen, die nicht in Ordnung sind. Dazu wird das Bild des Schmelzers gebraucht, der die Schlacken aus den Edelmetallen herausreinigt. Dieser Prozess ist schmerzhaft, aber es ist unser Gott, der dieses Werk ausführt.
  • Zweitens prüft und erprobt Gott, um die Schönheit des Glaubens sichtbar werden zu lassen. Davon spricht der Apostel Petrus: «… die ihr jetzt eine kurze Zeit, wenn es nötig ist, betrübt seid durch mancherlei Versuchungen (Prüfungen); damit die Bewährung eures Glaubens, viel kostbarer als die des Goldes, das vergeht, aber durch Feuer erprobt wird, befunden werde zu Lob und Herrlichkeit und Ehre in der Offenbarung Jesu Christi» (1. Pet 1,6.7). Hier geht es nicht darum, dass etwas in unserem Leben weggetan werden soll, sondern darum, dass der Glaube bewährt wird. Eines der grossartigsten Beispiele in dieser Hinsicht ist ohne Frage Abraham, dessen Glaube in 1. Mose 22 auf einzigartige Weise geprüft wurde.

Prüfungen und Proben mögen also unterschiedliche Gründe haben. Aber eines bleibt immer gleich: die Zusage Gottes, dass wir nicht versengt werden, und dass die Flamme uns nicht verbrennen wird. Wir sehen dies bei den drei Freunden Daniels im Feuerofen deutlich illustriert. Sie rochen nicht einmal nach Feuer, als sie aus dem Ofen herauskamen. Und das Geheimnis ihrer Bewahrung? Es war der vierte Mann im Ofen, der Herr selbst, der auch bei uns ist.

Ich bin dein Erretter

Gott begründet seine Zusage mit den Worten: «Denn ich bin der Herr, dein Gott …, dein Erretter.» Erretter hat hier die Bedeutung von Helfer, Erhalter (vgl. auch Jesaja 63,8). In 1. Timotheus 4,10 sagt Paulus, dass Gott ein Erhalter aller Menschen ist, besonders der Gläubigen. Dieses Wort könnte ebenfalls mit Erretter wiedergegeben werden. Er ist nicht nur in der Vergangenheit unser Retter gewesen, als Er uns vor dem ewigen Verderben gerettet hat, nein, Er ist auch jetzt täglich Der, der uns hilft und uns erhält. Ja, Er ist der Erretter eines jeden Einzelnen von uns. Das ist wirklich eine gewaltige Zusage unseres Gottes: «Ich bin dein Erretter.» Deshalb sind wir in keiner Situation ohne Ausweg, deshalb wird uns die Flamme nicht verbrennen.