«An euch aber sind selbst die Haare des Hauptes alle gezählt». (Mt 10,30)
Welch tröstliches Wort! Gott kümmert sich um dich und um alle deine Umstände. Er zählt sogar die Haare deines Hauptes! Was dir begegnet, ist nie ein «glücklicher oder unglücklicher Zufall.»
Seinem Blick kann nichts entgehen. Das welke Blatt, das vom Baum fällt, der Flug der Eintagsfliege, das Kommen und Gehen der Engel im Himmel, die Himmelskörper, die den Weltenraum durchziehen – Gott sieht alles. Der Mensch nennt die Dinge auf der Erde «gross» oder «klein», entsprechend seinem begrenzten Wertmass. Gott aber kennt solcherlei Unterschiede nicht.
An seine zarte Fürsorge für die Seinen zu denken, ist eine grosse Ermunterung! Er setzt für jeden das Mass der Freuden und der Leiden fest. Das Angenehme wie auch das Bittere teilt der Vater uns zu. Es kommt keine «Nacht der Mühsal» über uns, die Er uns nicht «zugezählt» hätte (Hiob 7,3). Da ist kein Schmerz und keine Träne, die Ihm unbekannt bleiben.
Was wir «dunkle Wege» nennen, sind nichts anderes als Kundgebungen seiner unveränderlichen Treue. Der Mensch täuscht sich oft; seine Wege sind krumm. Gott aber – «sein Weg ist vollkommen». Gott legt meine Tränen in seinen Schlauch. Unter mir sind seine ewigen Arme der Barmherzigkeit. Er bewahrt mich «wie den Augapfel im Auge». Er trägt mich, «wie ein Mann seinen Sohn trägt».
Wenn ich die Zukunft zu enträtseln suche, sehe ich vielleicht nur Ungewissheit, Dunkel und Trübsal vor mir. Aber was tut es? Habe ich doch mein Vertrauen auf Gott gesetzt! Alles, was irgend mir begegnen mag, ist ja von Ihm aus geschehen. Er vermag mich aus den Gefahren zu retten, die mich bedrohen. Ein Labyrinth von Schwierigkeiten mag sich vor mir auftun, in dem ich nicht ein- und auszugehen weiss; Er aber wird mir in Barmherzigkeit und weiser Voraussicht hindurchhelfen. Nicht ein Haar vom Haupt der Seinen wird verloren gehen (Lk 21,18).
Oft führt Er uns auf dunkle Wege, manchmal auf Schmerzenspfade und meistens auf solche, die wir selber nicht wählen würden. Aber Er leitet uns immer mit Weisheit und in Mitgefühl. Und wenn uns die Wegstrecke noch so ermüdend, mühsam und holperig erscheint – sein Weg ist gut, ja, er ist sogar der beste, der einzige Pfad, auf den sein Wille voller Liebe und Weisheit mich bringen kann.
«Nichts», so sagte ein gesegneter Diener des Herrn, «gibt der Seele inmitten der Prüfungen und im Lärm der ihn umgebenen Umstände grösseren Halt als ein Blick über die Dinge hinweg und ein anderer über die Dinge hinaus: Ein Blick auf die sichere und väterliche Hand über uns, die alles leitet, und ein Blick hinaus auf das herzerfreuende und herrliche Ziel, zu dem uns diese Hand führt.» «Gott, der alles wirkt nach dem Rat seines Willens», so sagt ein anderer Christ, «hüllt sich in undurchdringliche Wolken ein und heisst uns, Ihm durch das Gewölk zu folgen, ohne irgendwelche Zeichen zu sehen. Dabei verheisst Er uns aber auf der anderen Seite des Horizontes eine ewige Sonne, ohne irgendeinen Schatten von Wechsel.» Ja, auf jener «anderen Seite» werden wir erkennen, wie die scheinbar so rauen Winde des Lebens unsere Barken in den gewünschten Hafen getrieben haben. Ich darf also meine Seele in völligem Vertrauen meinem Schöpfer anbefehlen. Gott hat seinen eingeborenen Sohn für mich hingegeben. Dieser Beweis der unermesslichen Liebe seines Herzens ist für mich die Garantie, dass Er mich aller Wohltaten teilhaftig werden lässt, die ich nötig habe. Wie tröstlich ist der Gedanke, dass auch der, der sich «der Mann der Schmerzen» nennt, meine Trübsale zählt! Er, dessen Tränen und dessen Blut für mich geflossen sind, kennt mein Weinen. Er legt mir keine unnötige Last auf und verlangt keine überflüssigen Opfer. Wahrlich, wir dürfen an der Verheissung festhalten: «Ich will dich nicht versäumen und dich nicht verlassen» (Heb 13,5).