Die junge Maria

Lukas 1,28.30.42.47

Maria lebt in der verachteten Stadt Nazareth und ist mit Joseph verlobt, als der Engel Gabriel zu ihr kommt. Er teilt ihr mit, dass sie einen Sohn gebären wird und Ihm den Namen Jesus geben soll. Dieser wird der verheissene Messias sein, auf den die glaubenden Israeliten warten.

Wenn wir über Maria nachdenken, wollen wir zweierlei im Auge behalten:

  • Sie ist eine Frau, die selbst auf Gottes Gnade angewiesen ist. Es ist ihr bewusst, dass sie wie alle Nachkommen Adams einen Heiland nötig hat (Lk 1,30.47).
  • Die Mutter des Herrn Jesus zu werden ist für sie eine grosse Gnade und ein besonderer Segen (Lk 1,28.42).

Ihre demütige Haltung und ihr gottesfürchtiges Verhalten sind bemerkenswert. Davon können wir lernen. Auffallend ist zudem ihre Einstellung zum Wort Gottes – sei es zum Alten Testament oder zur göttlichen Mitteilung durch den Engel Gabriel. Dieser Punkt soll uns im Weiteren beschäftigen.

Sie glaubt dem Wort Gottes

«Glückselig, die geglaubt hat, denn es wird zur Erfüllung kommen, was von dem Herrn zu ihr geredet ist!» (Lk 1,45).

Diese Worte spricht Elisabeth, erfüllt mit Heiligem Geist, als Maria sie nach der Begegnung mit dem Engel Gabriel besucht. Damit bestätigt Gott, dass Maria den Worten des Engels geglaubt hat.

Als der Engel ihr die Geburt des Messias ankündigt, stellt sie zwar eine Frage, weil sie das Gesagte nicht verstehen kann. Aber diese Frage ist – im Gegensatz zur Frage von Zacharias in Lukas 1,18 – nicht ein Ausdruck des Zweifels oder Unglaubens. Sie will einfach mehr darüber erfahren.

Maria ist aufrichtig und bereit, das Wort Gottes anzunehmen. Ihr Herz gleicht dem vierten Ackerfeld im Gleichnis vom Sämann: «Diese sind es, die auf die gute Erde gesät sind, die das Wort hören und aufnehmen und Frucht bringen» (Mk 4,20). Sie nimmt das Wort mit Sanftmut und Bereitwilligkeit auf (Jak 1,21).

Wenn wir als junge Christen das Wort Gottes lesen oder hören, so hängt seine Wirkung zuerst einmal davon ab, ob wir die Botschaft ins Herz aufnehmen und glauben. Verschiedenes in unserem Leben kann diese Bereitschaft behindern:

  • Wenn wir unser Ohr dem Teufel öffnen, anstatt ihm zu widerstehen, werden wir mit Zweifel und Unglauben das Wort infrage stellen.
  • Wenn wir begangenes Unrecht nicht ordnen, werden diese Sünden einen inneren Widerstand gegen das Wort Gottes hervorrufen.
  • Wenn die Welt mit ihren Vergnügen unsere Herzen erfüllt, werden wir den Geschmack am Wort Gottes verlieren.

Tun wir doch alles weg, was uns hindert, das Wort glaubensvoll und bereitwillig aufzunehmen!

Sie unterordnet sich dem Wort Gottes

«Maria aber sprach: Siehe, ich bin die Magd des Herrn; mir geschehe nach deinem Wort» (Lk 1,38).

Das ist die Antwort Marias auf die Worte des Engels. Demütig nennt sie sich die Magd des Herrn und ist bereit, sich dem Wort Gottes zu unterordnen. Sie möchte, dass der göttliche Wille in ihrem Leben ausgeführt wird.

Ihr Beispiel spornt uns an! Durch die Bibel teilt Gott uns seinen Willen für unser Leben mit. Wie reagieren wir, wenn Er uns beim Lesen oder Hören des Wortes direkt anspricht? Sind wir bereit, unsere persönlichen Wünsche und Ideen aufzugeben und uns unter den Willen Gottes zu stellen und dem Wort zu gehorchen?

Dabei unterscheiden wir zwei Aspekte:

  • Unterordnung ist eine Herzenshaltung gegenüber Gott und seinem Wort. Wir beugen uns unter die göttliche Autorität.
  • Gehorsam zeigt sich in der Tat, indem wir das verwirklichen, was Gott uns durch sein Wort aufträgt.

Es ist ein grosser Segen für uns, wenn wir als junge Christen sowohl in den richtungsweisenden Entscheidungen unseres Lebens als auch in den Angelegenheiten des Alltags den Willen Gottes tun möchten!

Sie kennt das Wort Gottes

«Maria sprach: Meine Seele erhebt den Herrn, und mein Geist frohlockt in Gott, meinem Heiland» (Lk 1,46.47).

Als Maria bei Elisabeth zu Besuch ist, preist sie Gott, der ihr so gütig begegnet ist. In diesem Ausspruch stellen wir etwas von ihrer Kenntnis und ihrem Verständnis des Wortes Gottes fest:

  1. Sie kennt die prophetischen Aussagen und die Verheissungen im Alten Testament. Sie weiss, dass der Messias angekündigt ist und welche Auswirkungen sein Kommen mit sich bringt. Das hat sie wahrscheinlich gelernt, als in der Synagoge das Wort Gottes vorgelesen wurde.

Wir alle können in unserer eigenen Bibel lesen und jeden Sonntag der Verkündigung des Wortes zuhören. Dadurch lernen wir Gottes Wort kennen, sofern wir es wie Maria mit offenem Herzen aufnehmen.

  1. Sie versteht die Gedanken Gottes und kann sie in die aktuelle Situation hineinbringen. Sie anerkennt, dass Israel versagt und den Bund vom Sinai übertreten hat. Sie beugt sich auch unter die Züchtigung Gottes, die sich in der Fremdherrschaft der Römer über Israel zeigt. Sie begreift: Wenn Gott jetzt wieder bei seinem Volk anknüpft, dann tut Er es wegen seiner Barmherzigkeit und wegen seinen bedingungslosen Verheissungen an Abraham. Darum sagt sie: «Er hat sich Israels, seines Knechtes, angenommen, um seiner Barmherzigkeit zu gedenken (wie er zu unseren Vätern geredet hat) gegenüber Abraham und seiner Nachkommenschaft in Ewigkeit» (Lk 1,54.55).

Damit wir Gottes Gedanken verstehen und richtig in unser Leben übertragen können, ist die Kenntnis seines Wortes die erste Voraussetzung. Aber das genügt nicht. Wir brauchen auch geistliche Einsicht, die nicht von unserer Intelligenz, sondern von unserer Einstellung zum Wort Gottes abhängt. Wir fragen dann: Was hat der gelesene Bibeltext mir persönlich zu sagen? Welche Auswirkung hat das gehörte Wort auf mein Leben? Ein solches praxisorientiertes Erfassen der göttlichen Gedanken geht Hand in Hand mit viel Gebet und Herzensübungen, ist aber der Schlüssel zum Verständnis der Bibel. Der Apostel Paulus macht das in Kolosser 1,9.10 deutlich, wenn er dort sagt: «Damit ihr erfüllt sein mögt mit der Erkenntnis seines Willens in aller Weisheit und geistlicher Einsicht, um würdig des Herrn zu wandeln zu allem Wohlgefallen.»

Sie bewahrt das Wort Gottes

«Maria aber bewahrte alle diese Worte und erwog sie in ihrem Herzen» (Lk 2,19).

Das ist ihre Reaktion auf die Botschaft der Engel über das Kind Jesus, die die Hirten ihr überbringen. Sie wird die Tragweite dieser herrlichen Mitteilung nicht verstanden haben, aber sie tut zweierlei:

  1. Maria bewahrt das Wort in ihrem Herzen. Weil ihr diese göttliche Botschaft wichtig ist, bekommt sie einen festen Platz in ihrem Herzen.

Als junge Christen verstehen wir nicht alles, was in der Bibel steht. Trotzdem soll das, was wir im Glauben erfassen können, unser persönlicher Besitz werden. Wie wichtig ist es, dass wir das Wort Gottes in unseren Herzen festhalten und bewahren. Dazu ist Energie nötig, denn der Feind will es uns wegnehmen. Auch uns gilt der Aufruf des Apostels an Timotheus: «Halte fest das Bild gesunder Worte, die du von mir gehört hast, in Glauben und Liebe, die in Christus Jesus sind» (2. Tim 1,13).

  1. Maria erwägt das Wort in ihrem Herzen. Sie denkt über die Aussagen der Engel nach und freut sich darüber.

Die Beschäftigung mit Gottes Wort bringt uns eine tiefe, geistliche Freude. Wir entdecken beim Nachdenken über einzelne Bibelabschnitte neu, wie gross und herrlich unser Herr Jesus ist. Dabei machen wir die Erfahrung des Psalmisten: «Ich freue mich über dein Wort wie einer, der grosse Beute findet» (Ps 119,162).