Das Gebet Josaphats und die Antwort Gottes

2. Chronika 20,1-19

Vorbemerkung

Das 20. Kapitel des 2. Buches der Chronika berichtet uns u.a. vom bemerkenswerten Gebet eines gottesfürchtigen Königs, der sich mit der Not des Volkes Gottes an den Herrn wendet, um von Ihm Hilfe zu erbitten. Gott lässt dieses Gebet nicht ohne Antwort. Bitte lies dieses Kapitel zunächst aufmerksam, und lass es unter Gebet auf dich einwirken, bevor du nachstehende Anmerkung liest.

Die Ausgangslage

Feinde bedrohen das irdische Volk Gottes. Sie kommen in Menge, um ihm zu schaden. Es ist nicht nur ein Feind, sondern es sind gleich mehrere. Sie kommen aus verschiedenen Richtungen: aus Norden, aus Osten und aus Süden. Ihre Gewalt scheint übermächtig und das Volk Gottes chancenlos zu sein. In seiner Not tut der König Josaphat das einzig Richtige: Er wendet sich im Gebet an seinen Gott, um von Ihm Hilfe zu erbitten. Und Gott lässt sein Volk nicht im Stich. Er gibt ihnen eine wunderbare Antwort und schenkt ihnen einen grossartigen Sieg.

Feinde des Volkes Gottes

Auch heute ist das Volk Gottes nicht ohne Feinde. Satan, der grosse Widersacher Gottes, setzt alles daran, um dem himmlischen Volk des Herrn zu schaden. Zu seinem Heer gehören «die Fürstentümer, die Gewalten, die Weltbeherrscher dieser Finsternis, die geistlichen Mächte der Bosheit in den himmlischen Örtern» (vgl. Eph 6,12). Immer wieder versuchen sie, das Volk Gottes anzugreifen und ihm zu schaden. Wohl wissen wir, dass uns nichts und niemand (auch Satan nicht!) aus der Hand des Herrn rauben kann. Aber der Feind möchte verhindern, dass wir ein Leben der glücklichen Gemeinschaft mit unserem Herrn und ein Leben des Zeugnisses für Ihn führen.

Die Angriffe Satans richten sich zum einen gegen uns persönlich, sie richten sich aber auch gegen das Volk Gottes als Ganzes. Diese beiden Bereiche sind nicht voneinander zu trennen, denn jeder Angriff gegen einen einzelnen Gläubigen stellt gleichzeitig immer eine Gefahr für das ganze Volk Gottes dar, und jeder Angriff auf das Volk Gottes schadet auch dem einzelnen Gläubigen. Dennoch sind es zwei Seiten, die wir unterscheiden, ohne sie zu trennen.

Wie damals greift der Feind auch heute nicht nur von einer Seite an. Seine Methoden sind vielfältig. Oft kommt er von allen Seiten gleichzeitig. Manchmal spüren wir seine Gewalt und sein Drohen, wenn er als «brüllender Löwe» kommt. Ein anderes Mal merken wir seine List und Irreführung, wenn er als «Engel des Lichts» erscheint, um uns zu verführen. Merken wir nicht gerade in der gegenwärtigen Zeit sehr deutlich, wie ihm jedes Mittel recht ist? Kurz vor dem Ende der christlichen Zeitperiode scheint er noch einmal alle Kräfte zu mobilisieren und zu bündeln, um dem Volk Gottes zu schaden. Das braucht uns im Übrigen nicht zu wundern, denn verschiedene Briefe im Neuen Testament (z.B. 2. Timotheus-Brief, 2. Petrus-Brief und Judas-Brief) bereiten uns auf dieses Verhalten Satans vor.

Das Ziel der Angriffe des Feindes

König Josaphat, der für das Volk Israel verantwortlich war, hatte eine klare Vorstellung von diesen Zielen der Angriffe des Feindes. In den Versen 10 und 11 beschreibt er sie in einer zweifachen Weise:

  1. Die Feinde versuchten, sich unter das Volk Israel zu mischen. Genau das aber hatte Gott ausdrücklich verboten. Es war Israel nicht gestattet gewesen, sich mit den Völkern um sie her zu verbinden. Umgekehrt war es auch gegen die Gedanken Gottes, dass die Völker ins Land kamen, um sich dort mit Israel zu vermischen.
  2. Die Feinde versuchten, das Volk Israel aus dem von Gott gegebenen Besitztum zu vertreiben. Das Land gehörte eigentlich Gott. Er hatte es Israel gegeben und nicht den umliegenden Nationen.

Die Ziele des Feindes haben sich bis heute nicht geändert, und es ist gut, wenn wir eine klare Vorstellung darüber haben, was er eigentlich erreichen will.

Eine grosse Gefahr ist die der Vermischung des Volkes Gottes mit dieser Welt. Davor warnt uns das Neue Testament eindringlich. Wir werden aufgefordert, nicht gleichförmig dieser Welt zu sein, d.h. nicht ihre Prinzipien und Denkweisen zu übernehmen (Röm 12,2). Wir werden weiter aufgefordert, die Welt nicht zu lieben und keine Freundschaft mit ihr zu pflegen (1. Joh 2,15; Jak 4,4). Diese Hinweise Gottes sind klar und eindeutig. Und doch ist die Gefahr immer wieder gross, dass wir uns der Welt zuwenden oder dass wir ihr gestatten, in unsere Mitte zu kommen. Dabei gibt es eine sehr klare Trennungslinie zwischen uns und der Welt: das Kreuz von Golgatha. Davon spricht Paulus in Galater 6, wo er zeigt, dass es das Kreuz Christi ist, durch das «mir die Welt gekreuzigt ist und ich der Welt» (V. 14). Er will damit einerseits sagen, dass er von der Welt nichts mehr erwartet, und anderseits macht er deutlich, dass er für die Welt abgeschrieben ist. Diese beiden Punkte gelten eigentlich für jeden Christen.

Die zweite grosse Gefahr ist diese, dass der Feind versucht, uns den Genuss an unseren geistlichen Besitztümern zu rauben. Dieser Gedanke führt uns direkt zum Epheser-Brief. Wir sind gesegnet «mit jeder geistlichen Segnung in den himmlischen Örtern in Christus» (Eph 1,3). Es sind Gottes Reichtümer, die Er uns anvertraut hat. Die Segnungen selbst kann der Feind uns nicht nehmen, aber er kann sehr wohl verhindern, dass wir uns damit beschäftigen, unsere Freude daran haben und dementsprechend auch zur Ehre Gottes leben. Wenn ihm dies gelingt, haben wir eine Niederlage erlitten und gleichen im Bild den Israeliten, die wohl im Land wohnten, aber sehr oft von Feinden bedrückt wurden (siehe z.B. das Buch der Richter). Deshalb spricht Epheser 6 so eindringlich über die Feinde und über die Waffenrüstung, die uns gegeben ist, um gegen den Feind und seine Listen zu bestehen.

Die Reaktion Josaphats

Was tut nun der König Josaphat? Oder fragen wir uns zunächst einmal, was er nicht tut:

  1. Er versucht nicht, in eigener Kraft gegen den Feind zu bestehen. Er rüstet weder sein Heer noch zählt er die Waffen. Nein, er erkennt deutlich, dass sein Volk keine Chance gegen die Angreifer haben würde. Er kleidet dieses Unvermögen in die Worte: «In uns ist keine Kraft vor dieser grossen Menge, die gegen uns kommt; und wir wissen nicht, was wir tun sollen» (V. 12). Weder die eigene Kraft noch die eigene Strategie würde zum Ziel führen. Das ist heute nicht anders. Wenn wir den Bedrohungen Satans siegreich widerstehen wollen – dann weder in unserer Kraft noch mit menschlicher Strategie. Beides ist zum Scheitern verurteilt.
  2. Josaphat verfällt nicht in Lethargie noch in Resignation noch in Depression. Dass er weder die nötige Kraft hat noch über eine erfolgversprechende Strategie verfügt, hat nicht zur Folge, dass er sich seinem Schicksal übergibt und die Feinde kampflos ins Land einmarschieren lässt. So sollten auch wir angesichts der scheinbaren Übermacht nicht resignieren oder aufgeben. Nach wie vor gilt, dass wir für den einmal den Heiligen überlieferten Glauben – das ist das Glaubensgut, die Glaubenswahrheit – kämpfen sollen (Jud 3). Dieser Kampf ist nicht aussichtslos, auch wenn es manchmal so scheint. Wir sollen – und wir dürfen – nicht aufgeben, für die Wahrheit Gottes einzustehen, auch dann nicht, wenn um uns her alles wegzubrechen droht.
  3. Josaphat sucht die Hilfe nicht an der falschen Stelle. Diesen Fehler hatte sein Vater Asa begangen, als er sich in der Bedrängnis an den König von Syrien wandte (2. Chr 16,2). Dieses Verhalten konnte Gott nicht segnen. Das gleiche Prinzip gilt auch für uns. Wer in geistlichen Problemen und Nöten Rat und Hilfe in dieser Welt sucht, wird sie dort nicht finden. Tun wir es doch, so ist der Schaden am Ende immer grösser als der Nutzen.

Nein, Josaphat reagiert ganz anders. Er tut das einzig Richtige. Er wendet sich an seinen Gott. Er fürchtet sich – das können wir gut verstehen –; er richtet sein Angesicht darauf, den Herrn zu suchen, und er ruft über ganz Juda ein Fasten aus (V. 3). Am Ende seines Gebets sagt er es noch einmal, wenn er mit den Worten schliesst: «sondern auf dich sind unsere Augen gerichtet» (V. 12).

Diese Haltung ist richtungweisend für das Volk Gottes, damals wie heute. David hatte dieses Vertrauen auf Gott in die Worte gekleidet: «Mit dir werde ich gegen eine Schar anrennen, und mit meinem Gott werde ich eine Mauer überspringen» (Ps 18,30). Das Auge Gottes ist immer auf uns gerichtet. Er sieht uns und wartet darauf, dass wir unser Angesicht auf Ihn richten. Wenn wir das tun, dann suchen wir die Hilfe ausschliesslich bei Ihm – und dann kann und wird Er uns nicht enttäuschen.

Und nun wollen wir uns vier Fragen stellen, die uns die Haltung Josaphats näher bringen:

Wann betete Josaphat?

Aus dem biblischen Bericht erkennen wir, dass Josaphat sich unmittelbar an seinen Gott wandte. Er hat nicht gezögert oder gewartet. Er hat auch nicht erst einmal seine eigenen Ressourcen überprüft und dann, nachdem er ihre Unzulänglichkeit erkennen musste, zu Gott gebetet. Aber ist nicht gerade dies oft unsere Haltung? Wir versuchen zuerst einmal, selbst klarzukommen. Erst wenn wir anstehen, wenden wir uns an den Herrn. Doch wir ehren unseren Gott, wenn wir sofort zu Ihm kommen. Mit jeder Not und jedem Problem, seien sie persönlicher oder gemeinschaftlicher Art, dürfen wir direkt und ohne zu zögern im Gebet zu unserem Gott kommen.

Wo betete Josaphat?

Diese Frage wird eindeutig beantwortet. Er steht im Vorhof des Tempels, und er ist sich der Besonderheit dieses Ortes bewusst. Er spricht vom Heiligtum, das Salomo für den Namen Gottes gebaut hatte, und sagt: «Dein Name ist in diesem Haus» (V. 9). Diese Tatsache gab dem Haus Gottes seine besondere Bedeutung. Der Herr hatte von Anfang an einen Ort erwählt, um seinen Namen dort wohnen zu lassen. An diesem Ort sollte das Volk Gott seine Opfer bringen, an diesem Ort durften sie auch mit der Not ihrer Herzen zu Ihm kommen. Dieser Ort war der Tempel in Jerusalem.

Einen solchen Ort kennen auch wir. Es ist der Platz, wo der Herr versprochen hat, in der Mitte derer zu sein, die zu Ihm hin versammelt sind (Mt 18,20). Dort bringen wir Gott gemeinsam die Opfer des Lobes und des Dankes, und dort dürfen wir auch gemeinsam unser Herz vor Ihm ausschütten.

Der Hebräer-Brief bringt uns diese Wahrheit näher. In Kapitel 10 spricht der Schreiber davon, dass wir zum Eintritt in das Heiligtum Freimütigkeit haben (V. 19). Dort nahen wir Gott als heilige Priester. Gleichzeitig steht auch der Thron Gottes in diesem Heiligtum. Von ihm wird gesagt: «Lasst uns nun mit Freimütigkeit hinzutreten zu dem Thron der Gnade, damit wir Barmherzigkeit empfangen und Gnade finden zu rechtzeitiger Hilfe» (Heb 4,16). Genau das tut Josaphat – im Bild gesprochen –, wenn er sich im Gebet an Gott wendet.

Mit wem betete Josaphat?

In Vers 13 unseres Kapitels heisst es: «Ganz Juda stand vor dem HERRN, samt ihren kleinen Kindern, ihren Frauen und ihren Söhnen.» Josaphat handelt nicht allein. Er ruft auch nicht nur die Soldaten zusammen. Nein, die gemeinsame Not des Volkes Gottes vereint die Menschen im Gebet zu Gott. Alle kommen: die Männer, die Frauen, die jungen Leute und sogar die Kinder.

Es gibt im Leben eines Christen persönliche Nöte, die er allein vor den Herrn bringen darf und soll. Es gibt aber auch gemeinsame Not, die wir zusammen vor den Thron der Gnade bringen dürfen. Das zeigt uns die Wichtigkeit der gemeinsamen Gebetsstunden der örtlichen Versammlung.

Ein schönes Beispiel dazu finden wir in Apostelgeschichte 12. Petrus war gefangen genommen worden. Dadurch kam grosse Not über die junge Versammlung in Jerusalem. Was tun jene Gläubigen? Es heisst: «Petrus nun wurde in dem Gefängnis bewacht; aber von der Versammlung wurde anhaltend für ihn zu Gott gebetet.» Von diesem Beispiel dürfen wir lernen. Das persönliche Gebet hat einen hohen Stellenwert. Das nimmt aber nichts von der überragenden Bedeutung des gemeinsamen Gebets des Volkes Gottes weg. Dieses ist nicht nur Sache der Brüder – als Sprachrohr der Versammelten –, sondern es geht alle an. Alle sollen und dürfen dabei sein: auch die Schwestern, die jungen Leute und die Kinder. Gemeinsame Not darf dem Herrn auch gemeinsam gebracht werden.

Wie betete Josaphat?

Diese Frage führt uns zu dem bemerkenswerten Gebet selbst, das in den Versen 6-12 aufgezeichnet ist. Wir hätten vielleicht erwartet, dass Josaphat seinen Gott unmittelbar um Hilfe vor den Feinden bittet, doch er handelt anders. Erst am Schluss kommt die entscheidende Bitte: «Unser Gott, willst du sie nicht richten?» (V. 12). Der Inhalt des ganzen Gebets zeigt, wie sehr Josaphat die Situation aus der Sicht Gottes sieht, wie ihm die Ehre Gottes am Herzen liegt und wie er diesem grossen Gott vertrauen möchte. Damit ist dieses Gebet richtungweisend für uns.

Folgende Punkte erkennen wir darin im Einzelnen:

  • Vers 6: Josaphat erinnert Gott daran, dass Er ein mächtiger und starker Gott ist. Er ist Gott im Himmel. Die Ereignisse auf der Erde konnten weder damals noch können sie heute seinen Thron erschüttern. Er steht über allem, auch über jeder Not. Er ist der Herrscher über alle Königreiche der Nationen, denn Er hat sie eingesetzt. Ohne Ihn vermögen sie gar nichts zu tun. Kraft und Macht sind nicht in der Hand der Menschen, sondern in Gottes Hand. Wie tröstlich und Mut machend ist dieser Gedanke!
  • Vers 7: Josaphat erinnert Gott an seine Liebe. Er hatte Israel ein Erbe versprochen und es dem Volk auch gegeben. Gerade die Erinnerung daran, dass der Vorvater Abraham ein «Freund Gottes» genannt wurde, ist ein Beweis der Zuneigung Gottes zu seinem Volk. Wir kennen Gott nicht nur als Den, der Abraham seinen Freund nannte, sondern als Vater, der uns liebt. Diese Liebe hat Er unter Beweis gestellt, indem Er uns in Christus und mit Ihm alles geschenkt hat. Das dürfen wir bei aller Not nie vergessen (Röm 8,32).
  • Verse 8.9: Josaphat erinnert Gott daran, dass Israel ein Heiligtum für seinen Namen gebaut habe. Der Herr selbst wohnte in der Mitte der Seinen. Wie konnte Er da zulassen, dass die Feinde das Volk vertilgten? In jeder Not konnten sie zu Gott kommen, um ihr Herz vor Ihm auszuschütten. Heute ist es nicht anders. Gott wohnt in der Mitte seiner Erlösten. Die Versammlung ist eine «Behausung Gottes im Geist» (Eph 2,22). Wir haben Zugang zum Thron der Gnade. Wir dürfen wissen, dass Gott uns hört und dass Er uns helfen will.
  • Verse 10.11: Erst jetzt kommt Josaphat auf die Feinde zu sprechen. Dabei erkennen wir deutlich, dass es ihm nicht in erster Linie darum geht, dass die Feinde dem Volk schaden wollen, sondern dass sie Gott selbst angreifen. Es geht ihm um die Ehre Gottes. Davon können wir lernen. Wie oft stehen wir selbst mit unseren eigenen Interessen im Vordergrund und vergessen dabei, dass jeder Angriff auf das Volk Gottes letztlich ein Angriff auf Ihn selbst und auf seine Ehre ist. Der Feind will in letzter Konsequenz immer die Ehre und Herrlichkeit Gottes attackieren.
  • Vers 12: Der konkreten Bitte um Hilfe wird das Bekenntnis der eigenen Schwachheit hinzugefügt. Josaphat bittet Gott darum, die Feinde zu richten. Wie Er das tun würde, überlässt der König Ihm. Er kommt nicht mit einem «fertigen Konzept», wie wir dies oft tun, sondern er legt Gott das Problem hin und überlässt alles Weitere Ihm. Dabei ist er zutiefst davon durchdrungen, dass er selbst keine Kraft hat, um das Problem zu lösen. Er richtet seine Augen ganz auf Gott. Paulus schreibt den Korinthern: «Wenn ich schwach bin, dann bin ich stark» (2. Kor 12,10). Das ist eine Herzenshaltung, in der Gott uns helfen kann.

Die Antwort Gottes

Kann Gott ein solches Gebet ohne Antwort lassen? Nie und nimmer. Das Gebet Josaphats ist beendet. Schweigen liegt über der versammelten Menschenmenge. Da kommt der Geist Gottes plötzlich über einen Mann aus dem Volk – es ist ein Levit –, und Gott gibt eine wunderbare Antwort. Jachasiel möchte, dass das ganze Volk aufmerksam auf das hört, was Gott jetzt zu sagen hat. In der göttlichen Antwort wird u.a. Folgendes deutlich:

  • Vers 15a: Das Volk sollte sich weder fürchten noch erschrecken. Die Zahl der Feinde war zwar gross, aber die Macht Gottes war und ist grösser. Gott weiss, dass die Macht Satans gross ist, und wir sollten seine Macht und List auch nicht unterschätzen. Doch wir brauchen uns nicht zu fürchten. Hören wir die mit göttlicher Autorität gesprochenen Worte: «Fürchtet euch nicht und erschreckt nicht!» So hat auch der Herr Jesus gesprochen, als Er auf dieser Erde war. Damals wurden Menschen dadurch ruhig und still. Diese Worte gelten auch uns. Wir brauchen keine Angst zu haben. Es gibt keine Not, die grösser ist als Der, der uns helfen will.
  • Vers 15b: Das Volk sollte ein tiefes Empfinden dafür haben, dass es Gottes Streit war und nicht der Ihre. Er war durch die Feinde angegriffen worden, und Er würde für den Sieg sorgen. Die Verantwortung für den Kampf lag nicht bei ihnen, sondern bei Ihm. Der Kampf des Volkes Gottes ist in letzter Konsequenz immer der Kampf Gottes. Es geht nicht um unsere Sache, sondern um seine.
  • Vers 16: Dennoch sollte das Volk Gottes nicht tatenlos zuschauen. Sie mussten am nächsten Morgen gegen die Feinde aufmarschieren. Gott möchte nicht, dass wir einfach nichts tun. Obwohl die Verantwortung für den Ausgang des Kampfes nicht bei uns, sondern bei Gott liegt, möchte Er doch, dass wir uns dem Feind stellen. Epheser 6 zeigt klar, dass es einen Kampf gibt. Wir bestehen diesen aber nicht in eigener Kraft, sondern in der Kraft des Herrn. Zudem kämpfen wir diesen Kampf nicht mit unseren Waffen, sondern mit der Waffenrüstung Gottes. Und den Sieg tragen nicht wir davon; es ist immer Gottes Sieg.
  • Vers 17a: Nun erinnert Gott sein Volk an die grosse Rettung, die Er ihnen geschenkt hatte, als Er sie von der Macht des Pharaos befreite. Wie damals so ruft Er ihnen erneut zu: «Steht und seht die Rettung des HERRN an euch» (vgl. 2. Mose 14,13). Die Erinnerung an den Tag unserer Befreiung aus der Macht Satans ist immer wieder neu dazu angetan, Mut zu fassen und Gott zu vertrauen. Er, der uns aus der Macht des Teufels und vor dem ewigen Verderben gerettet hat, wird nicht zulassen, dass der Feind uns auf dem Weg Schaden zufügt.
  • Vers 17b: Zusammenfassend macht Gott seinem Volk noch einmal Mut und gibt den Seinen die Zusage seiner Hilfe: «Fürchtet euch nicht und erschreckt nicht; morgen zieht ihnen entgegen, und der HERR wird mit euch sein!» Gott lässt uns nicht nur die Nähe seiner Gegenwart spüren, indem Er bei uns ist, sondern Er möchte auch, dass wir die Hilfe seiner Gegenwart kennen lernen, indem Er mit uns ist. Mit einem solchen Herrn in der Mitte können wir dem Feind mutig ins Auge sehen.

Die Antwort Josaphats

Das Verhalten des Königs und seiner Untertanen ist bemerkenswert. Sie gehen nicht einfach nach Hause und warten auf den nächsten Tag, sondern wir lesen: «Da neigte sich Josaphat mit dem Gesicht zur Erde; und ganz Juda und die Bewohner von Jerusalem fielen nieder vor dem HERRN, um den HERRN anzubeten. Und die Leviten, von den Söhnen der Kehatiter und von den Söhnen der Korhiter, standen auf, um den HERRN, den Gott Israels, mit überaus lauter Stimme zu loben» (V. 18.19). Gott hatte sie lediglich angewiesen, am nächsten Morgen gegen die Feinde zu ziehen, aber Josaphat und das Volk haben das Verlangen, Ihn im Blick auf diese Antwort zu loben und zu preisen.

In dieser Reaktion erkennen wir bei Josaphat und dem Volk einen starken Glauben. Asaph, der Sänger, hatte gesagt: «Rufe mich an am Tag der Bedrängnis: Ich will dich erretten, und du wirst mich verherrlichen» (Ps 50,15). Der ersten Aufforderung waren der König und das Volk nachgekommen. Die Zusage Gottes für die Rettung hatten sie zwar, aber die Feinde waren immer noch da und bis dahin noch nicht besiegt. Trotzdem handeln Josaphat und das Volk so, als ob sie den Sieg bereits erlebt hätten. Sie verherrlichen ihren Gott und beten Ihn an. Das ist echter Glaube, der die Zusagen Gottes so annimmt, als hätten sie sich schon erfüllt. Von diesem Glauben des Volkes Gottes von damals können wir heute eine Menge lernen.

Ausklang

Der weitere Verlauf des Kapitels zeigt uns, dass Gott das Vertrauen Josaphats nicht enttäuscht hat. Was Er versprochen hatte, ging eins zu eins in Erfüllung. Gott schenkte dem Volk einen grandiosen Sieg über die Feinde. Mit Lobgesang waren sie in den Kampf gezogen, und mit Lobgesang kehrten sie zurück (V. 21.28). Gott hatte ihnen Freude gegeben (V. 27).

Das Kapitel beginnt mit einer grossen Not, mit einer ausweglosen Situation, mit Feindschaft und Bedrohung. Es endet mit Freude, mit Lobgesang und mit Anbetung. Das ist die Weise unseres Gottes. Immer ist eines der grossen Ziele seines Handelns, dass Er verherrlicht und gepriesen wird, auch – oder gerade – in schwierigen Zeiten. Das darf uns Mut machen. Wir erkennen grosse Not im Volk Gottes, wir sehen Gefahren, die durch die Angriffe Satans hervorgerufen werden. Aber wir kennen den Einen, dem wir alle Not sagen dürfen und der zu unseren Gunsten eingreifen will. Auch in den letzten Tagen – die ohne Frage gefahrvoll und schwer sind – möchte Gott durch uns verherrlicht und geehrt werden.