Dies erwägt!

Philipper 4,8

Mit dieser Aufforderung wendet sich der Apostel Paulus an die Glaubensgeschwister in Philippi. Seine Worte haben auch für uns Gültigkeit. Sie lesen sich einfach. Aber sind sie auch leicht zu verwirklichen? Was sollen wir denn erwägen? Womit sollen wir uns beschäftigen? Worüber sollen wir nachdenken?

Die Zeit, in der wir leben, bringt vieles mit sich, das wir gedanklich aufnehmen müssen. Die Informationsflut, die auf uns eindringt, nimmt ständig zu, so dass wir vieles zwar noch zur Kenntnis nehmen, aber nicht mehr wirklich erwägen können. Hier liegt die Gefahr, eine solche Verhaltensweise auf geistliche Dinge zu übertragen. Erwägen geht aber offensichtlich weiter als nur zur Kenntnis zu nehmen oder flüchtig darüber nachzudenken. Erwägen bedeutet, sich mit einer Sache wirklich auseinander zu setzen und intensiv darüber nachzudenken. Daher nochmals die Frage: Was erwägen wir?

Sind unsere Gedanken mit dem, was zu dieser Welt gehört, beschäftigt? Nicht notwendigerweise Dinge, die wir klar als böse erkennen, sondern was uns wertneutral erscheint oder an sich sogar gut ist. Wir können dabei z.B. an unsere Ausbildung, unseren Beruf oder auch an unsere Lieblingsbeschäftigung denken. Sind wir vielleicht typische Karrieremenschen, denen der Erfolg in dieser Welt über alles geht? Oder ist uns der Sport wichtig? Beschäftigen wir uns mit unserem Auto? Hören wir fürs Leben gern Musik, usw.?

Nun soll bei diesen Fragen aber kein Missverständnis aufkommen. Gegen Ausbildung, Fleiss und Erfolg im Beruf, Sport treiben, Musik hören usw. ist im Prinzip nichts einzuwenden. Die Frage, um die es hier geht, lautet: Nimmt uns dies so in Beschlag, dass sich unser ganzes Denken wesentlich darauf konzentriert und die Interessen des Herrn in den Hintergrund treten oder ganz verschwinden?

Der Apostel Paulus stellt diesen Überlegungen eine klare und eindeutige Aussage gegenüber, wenn er den Philippern schreibt: «Das Leben ist für mich Christus» (Phil 1,21). Alles, was im Leben von Paulus Wert hatte, konzentrierte sich in der einen Person, in seinem Herrn und Heiland Jesus Christus. Das war es, was seine Gedanken beschäftigte und ihn innerlich erfüllte. Paulus kannte wohl die Vorzüge, die die Welt ihm bieten konnte, aber sie hielten für ihn keinem Vergleich mit Christus stand. Er achtete sie für Verlust und Dreck (Phil 3,8).

Deshalb konnte er die Philipper auch auffordern, nachzudenken und zu erwägen. Dabei stehen die Bereiche, die er anspricht, in unmittelbarer Verbindung mit dem Herrn Jesus. In Ihm als dem vollkommenen Menschen finden wir sie ausgelebt. Getrennt von Ihm können wir sie nicht erwägen:

«Im Übrigen, Brüder, alles, was wahr, alles, was würdig, alles, was gerecht, alles, was rein, alles, was lieblich ist, alles, was wohllautet, wenn es irgendeine Tugend und wenn es irgendein Lob gibt, dies erwägt» (Phil 4,8).

Alles, was wahr ist

In dieser Welt finden wir keine Wahrheit und keine Zuverlässigkeit. Sie ist im Gegenteil von Lüge und Intrige gekennzeichnet. Im Gegensatz dazu dürfen unsere Gedanken mit dem beschäftigt sein, was wahr und echt ist. Pilatus stellte einst die bemerkenswerte Frage: «Was ist Wahrheit?» Wir kennen die Antwort: Wirkliche Wahrheit ist nur in der Person unseres Herrn zu finden. Er war gekommen, um der Wahrheit Zeugnis zu geben. In seinem Leben erkennen wir, was Wahrheit ist.

Alles, was würdig ist

Hier geht es um das, was «angemessen» oder «passend» ist. Es gibt vieles in dieser Welt, das nicht zu uns als Christen passt, das uns aber doch immer wieder beschäftigt. Nun dürfen wir all dies einmal beiseite lassen und uns stattdessen auf das konzentrieren, was zu uns passt. Wir sind Himmelsbürger, d.h. auf dem Weg zum himmlischen Ziel. Diese Tatsache sollte auch unser tägliches Leben kennzeichnen. Beim Herrn Jesus war es immer so. Alles, was Er tat, entsprach zu jeder Zeit voll und ganz der Würde seiner Person.

Alles, was gerecht ist

Wirkliche Gerechtigkeit ist nur bei Gott zu finden. Praktische und gelebte Gerechtigkeit – wonach wir streben sollen – ist die Übereinstimmung des Christen mit den Gedanken und dem Willen Gottes. Es darf unser tägliches Bestreben sein, diese Übereinstimmung in unserem Leben zu suchen, darüber nachzudenken und danach zu streben. Vollkommen finden wir diese Gerechtigkeit im Leben des Herrn Jesus auf dieser Erde vorgestellt und ausgelebt. Von Ihm konnte gesagt werden: «Du hast Gerechtigkeit geliebt und Gesetzlosigkeit gehasst» (Heb 1,9; Ps 45.8).

Alles, was rein ist

Das Leben Jesu war von göttlicher Reinheit gekennzeichnet. Reinheit in jeder Hinsicht sollte auch unser Leben prägen. Dann werden reine Gedanken auch zu reinen Taten führen (Phil 4,9). Wir sollen und dürfen danach streben, ein Leben zu führen, das dem Gott entspricht, der «zu rein von Augen ist, um Böses zu sehen», und Ihn verherrlicht. Wie das möglich ist, sagt uns der Psalmdichter: «Wodurch wird ein Jüngling seinen Pfad in Reinheit wandeln? Indem er sich bewahrt nach deinem Wort» (Ps 119,9). Die Beschäftigung mit dem Wort Gottes bringt diese Reinheit in unserem Leben hervor. Die Dinge dieser Welt werden uns nur beschmutzen.

Alles, was lieblich ist

Auch hier werden unsere Gedanken auf den Herrn Jesus gelenkt. Die Braut im Hohenlied sagt: «Lieblich an Geruch sind deine Salben, ein ausgegossenes Salböl ist dein Name» und: «Alles an ihm ist lieblich. Das ist mein Geliebter» (Hld 1,3; 5,16). Wenn wir das Leben Jesu als Mensch auf dieser Erde anschauen, dann lernen wir etwas von dieser Lieblichkeit kennen, die von seinem Namen ausgeht. (Der «Name» umfasst alles, was zu dieser Person gehört und sie charakterisiert.) Die Beschäftigung mit Ihm prägt sein Bild in uns, so dass es von anderen gesehen werden kann.

Alles, was wohllautet

Hier geht es um das Reden, also um die Worte. Als der Herr Jesus auf dieser Erde war, verwunderten sich die Menschen über «die Worte der Gnade, die aus seinem Mund hervorgingen» (Lk 4,22). Der Apostel Paulus fordert uns in Kolosser 4,6 auf: «Euer Wort sei allezeit in Gnade, mit Salz gewürzt.» Sind unsere Herzen wirklich darauf gerichtet, in dieser Art und Weise als Glaubensgeschwister miteinander und auch zu den ungläubigen Menschen um uns her zu reden?

Jede Tugend

Tugend spricht im Neuen Testament von sittlicher Grösse und bedeutet geistliche Energie, Entschiedenheit und Tüchtigkeit. Das alles finden wir wieder vollkommen beim Herrn Jesus. In 2. Petrus 1,5 werden wir aufgefordert, allen Fleiss anzuwenden, um in unserem Glauben die Tugend darzureichen. Um dies verwirklichen zu können, müssen unsere Herzen auf den Herrn gerichtet sein. Sind wir auf das fixiert, was die Welt uns geben kann, wird diese geistliche Energie, diese Entschiedenheit, diese sittliche Grösse nicht gefunden werden.

Jedes Lob

Wir loben das, was empfehlenswert ist und anerkannt werden kann. Wie hat doch der Herr Jesus dies stets in seinem Leben verwirklicht! Er hat nichts von dem vergessen, was man Ihm aus Liebe getan hat, und Er hat öffentlich davon gesprochen (z.B. Mk 14,9). Wie oft sind wir – im Gegensatz zu unserem Herrn – mit dem beschäftigt, was negativ ist. Wir erwägen und erwähnen die Fehler und Schwächen unserer Geschwister, anstatt auf das bedacht zu sein, was positiv und lobenswert ist. Der Apostel hat seine Augen gegenüber den Gefahren und Schwächen der Gläubigen nie verschlossen, aber er war doch immer zuerst darauf bedacht, das zu loben, was lobenswert war. Davon dürfen wir lernen.

Unsere Gedankenwelt ist Gott nicht gleichgültig. Wir sollen «jeden Gedanken gefangen nehmen unter den Gehorsam des Christus» (2. Kor 10,5). Die Bibel zeigt uns klar, dass wir darüber wachen sollen, was wir denken. Es geht darum, unsere Gedankenwelt aktiv zu steuern – und zwar in positivem Sinn. Wenn wir in Gedanken nur mit dem beschäftigt sind, was von dieser Welt ist, wenn wir nur negativ denken oder unsere Gedanken sich nur um uns selbst drehen, d.h. dass wir im Zentrum stehen, dann können wir nicht gleichzeitig mit der Person Jesu, seinem Leben und seinem Werk beschäftigt sein. Mögen wir daher die Aufforderung von Paulus an die Philipper persönlich zu Herzen nehmen.

Mit dem praktischen Befolgen dieser Empfehlung ist übrigens eine herrliche Konsequenz verbunden: «Der Gott des Friedens wird mit euch sein» (Phil 4,9).