Nach Gottes Gedanken soll der Gläubige wissen, dass er nicht nur lebendig gemacht, sondern auch befreit ist. Lazarus hörte zuerst die belebenden Worte des Herrn: «Lazarus, komm heraus!», und dann die befreienden Worte: «Löst ihn auf und lasst ihn gehen!» So haben auch wir nötig, diese doppelte Wahrheit praktisch zu erfassen. Wir haben zu lernen, wohin der Tod des Christus uns versetzt, wie auch, was sein Tod für uns bewirkt hat. Als der Herr Jesus am Kreuz starb, nahm Er nicht nur für immer unsere Sünden weg; Er versetzte uns auch von einem Platz der Knechtschaft an einen Platz der Freiheit. Diese Befreiung wird auch im Hebräerbrief entfaltet, wo wir finden, dass nicht nur das Gewissen des Gläubigen durch das kostbare Blut Christi gereinigt ist, sondern dass er durch dasselbe Blut auch «Freimütigkeit hat zum Eintritt in das Heiligtum».
Die reinigende Kraft des Blutes Jesu hat den Gläubigen für die heilige Gegenwart Gottes passend gemacht. Als Jesaja Ihn sah, rief er aus: «Wehe mir! Denn ich bin verloren; denn ich bin ein Mann mit unreinen Lippen, und inmitten eines Volkes mit unreinen Lippen wohne ich; denn meine Augen haben den König, den HERRN der Heerscharen, gesehen.» Dann kam einer der Seraphim, nahm eine glühende Kohle vom Altar, wo das Opfer verzehrt worden war, berührte damit des Propheten Mund und sagte: «Siehe, dies hat deine Lippen berührt; und so ist deine Ungerechtigkeit gewichen und deine Sünde gesühnt» (Jes 6,5.6). Sogleich hatte der Prophet Freimütigkeit, auf die Stimme des Herrn zu antworten: «Hier bin ich, sende mich». Seine heilige Gegenwart erschreckte ihn nicht mehr, sondern er war jetzt freimütig, um sich vom Herrn senden zu lassen.
Den Gläubigen ist also Freimütigkeit gegeben: «Da wir nun, Brüder, Freimütigkeit haben zum Eintritt in das Heiligtum durch das Blut Jesu.» Beachte die Worte: «in das Heiligtum». Das will sagen, in das Allerheiligste, in das Aaron, der Hohepriester, nur einmal des Jahres eintreten durfte (in das Allerheiligste der Stiftshütte), und das nicht ohne Blut, sowohl für sich selbst als auch für das Volk. Die Gläubigen in Christus aber können allezeit unmittelbar dem Thron Gottes nahen. «Lasst uns hinzutreten mit wahrhaftigem Herzen, in voller Gewissheit des Glaubens, die Herzen besprengt und so gereinigt vom bösen Gewissen und den Leib gewaschen mit reinem Wasser» (Heb 10,22). Das ist Freimütigkeit, um an diesem Tag der Gnade Gott zu nahen.
Die Stelle in 1. Johannes 4,16-19 zeigt, dass wir auch am Tag des Gerichts Freimütigkeit haben. Weshalb? «Weil, wie er ist, auch wir sind in dieser Weil.» Gott hat uns durch die Sendung seines Sohnes seine Liebe offenbart, damit wir durch Ihn leben möchten und damit Er unsere Sünden sühne. Und wir haben als Antwort auf diese Offenbarung «erkannt und geglaubt die Liebe, die Gott zu uns hat». Es ist eine Liebe, die sich auf so wunderbare Weise zeigte, und wir durften sie durch Glauben annehmen. Der Apostel sagt: «Denn ich bin überzeugt, dass weder Tod noch Leben, weder Engel noch Fürstentümer, weder Gegenwärtiges noch Zukünftiges, noch Gewalten, weder Höhe noch Tiefe, noch irgendein anderes Geschöpf uns zu scheiden vermögen wird von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserem Herrn» (Röm 8,38.39).