Die Familie des Vaters

1. Johannes

Der erste Brief des Johannes scheint manchem schwer verständlich. Aber da ist ein Gesichtspunkt in den ersten Kapiteln, der beim Studium behilflich sein kann, weil er auf die folgenden Kapitel Licht wirft.

In jeder geordneten menschlichen Familie verfolgt der Vater bei der Erziehung gewisse Ziele. Vor allem besteht er darauf, dass in der Familie korrekte Beziehungen vorhanden sind. In unserem heutigen Leben – wenn die Zustände so sind, wie sie sein sollten – ist die Mutter das Herz des Hauses, aber in der Familie Gottes ist der Sohn der Mittelpunkt der Liebe des Vaters.

In unserem Brief wird der Begriff «Sohn» nur auf den Herrn Jesus angewendet. In Kapitel 3,1.2 sind wir Kinder, nicht Söhne. Der Brief beginnt mit der Vorstellung des Sohnes, als des Einen, der in seinem Wesen das Wort des Lebens ist und das «ewige Leben, das bei dem Vater war und uns offenbart worden ist». Nun ist der Gegenstand der Ermahnung und Belehrung an die Glieder der Familie der, dass jedes Kind wirklich Gemeinschaft habe mit dem Vater und mit seinem Sohn Jesus Christus. Wenn es schon in einer menschlichen Familie gut ist, dass jedes Kind in enger Beziehung zum Vater und zu der Mutter steht, wie viel wichtiger ist dann eine solche Gemeinschaft in der Familie Gottes!

Dem Vater liegt die Freude seiner Kinder am Herzen. Der zweite Grund, weshalb diese Ermahnungen an die Familie gerichtet sind, ist daher: «damit eure Freude völlig sei».

Wir wissen, dass Kinder mit schlechtem Gewissen die Neigung haben, dem Vater aus dem Weg zu gehen. Das ist nicht nach dem Herzen unseres Vaters. Er möchte, dass seine Kinder nicht in der Finsternis, sondern im Licht wandeln und nichts zu verbergen suchen. Wie viel glücklicher sind die Kinder, wenn sie ihren Eltern gegenüber offen sind, auch falls sie Böses getan haben. Aber wir vergessen so leicht, dass der gleiche Grundsatz mit noch grösserer Kraft für die Kinder der Familie Gottes gilt.

Manche Kinder wollen nicht zugeben, dass sie Böses tun; sie nehmen eine selbstgerechte Haltung ein. Das vertreibt die Freude, wir wissen es aus eigener Erfahrung. Auch Kinder Gottes müssen sich davor hüten; der 9. Vers zeigt uns die richtige Haltung mit den ermunternden Folgen.

Kinder können ungezogen sein. In der menschlichen Familie muss die Mutter oft für ein ungehorsames Kind beim Vater vermitteln. Die Belehrung geht hier jedoch weit über das hinaus, was bloss natürlich ist. Wir haben jemand in der Gegenwart des Vaters, der den Fall dessen, der gesündigt hat, vertritt. Aber Er ist gerecht und ist selbst die Sühnung für unsere Sünden. Diese Stellung kann kein anderer einnehmen. Unser Vater steht auf völlig gerechtem Boden, wenn Er seinen Kindern, die mit dem Bekenntnis ihrer Sünde zu Ihm kommen, vergibt und sie wiederherstellt.

In den folgenden Versen wird auf Gehorsam Nachdruck gelegt. Heute ist in manchen Familien die Neigung, den Gehorsam mit Theorien über Selbstausdruck und Unabhängigkeit des Charakters zu verdunkeln. Aber Gott betrachtet es nicht so. In der Schrift werden die Eltern klar belehrt, dass ihnen die Kinder gehorchen sollen. Gehorsam ist da eng mit Liebe verbunden. Er ist nicht Unterwürfigkeit eines Sklaven unter seinen Herrn, sondern Folgsamkeit eines Kindes gegenüber dem Vater. Solch ein Gehorsam gegen Gott, der aus der Liebe entspringt, sieht sein Vorbild im Wandel Jesu, des Sohnes des Menschen.

Zwischen den Gliedern der Familie Gottes sollte Liebe sein. Wenn die vorangegangenen Ermahnungen zu Herzen genommen worden sind, wird die Beziehung jedes Kindes zum Vater und zu seinem Sohn Jesus Christus auch zu einer Atmosphäre der Liebe zwischen den Kindern selbst führen.

In der Behandlung dieses Gegenstandes erfolgt hier scheinbar eine Unterbrechung. Die Kinder werden jetzt an die Gewissheit ihrer Stellung in Beziehung zum Vater erinnert. «Ich schreibe euch, Kinder, weil euch die Sünden vergeben sind um seines Namens willen» (1. Joh 2,12). Sie werden jedoch in drei Gruppen aufgeteilt: Solche, die eine gewisse Reite erlangten, die «Väter», die nur Christus zum Gegenstand haben. Dann sind da die «Jünglinge», in der Blüte des Lebens und voll Energie, und schliesslich die «Kinder», die vor allem noch unterwiesen werden müssen.

An die Jünglinge wird eine Ermahnung gerichtet, die sich auf ihre «Freizeit» und die freiwilligen Beschäftigungen beziehen. Jeder Vater sollte grosses Interesse an der Beschäftigung seiner heranwachsenden Kinder haben. Gott, unser Vater, warnt die Jünglinge nicht nur vor der Welt, Er gibt auch klare Gründe dafür. Als erster Grund wird seitens des Jünglings wirkliche Liebe zum Vater vorausgesetzt, und dass er die Liebe des Vaters wertschätzt. Welche Macht sollte seine Liebe über alle haben, die an den Herrn Jesus glauben! Der zweite angeführte Grund ist der, dass die Welt und ihre Lust vergeht. Junge Christen in ihrer Vollkraft tun gut, dies zu erwägen. In diesen Tagen hohen Drucks in Schule und bei der Arbeit, des dichten Verkehrs in den Strassen, ist Entspannung für Geist und Körper wichtig, um einen Ausgleich zu schaffen. Das Wort ist ein leicht anzuwendender Prüfstein, um die Formen der Entspannung zu wählen, die mit der Liebe des Vaters übereinstimmen.

Nach dieser Entspannung, in Verbindung mit den «Jünglingen», kann der nächste Gegenstand als Belehrung der Kinder bezeichnet werden. Es ist gut, wenn Kinder zu lernen begehren. Ist diese Ermahnung hier auch besonders an die Kinder gerichtet, so wird doch keiner von denen, die an den Herrn Jesus glauben, meinen, er gehöre nicht zu denen, die Belehrung nötig haben. Gewöhnlich warnen wir die Kinder nicht vor ihren Lehrern, aber in diesem Fall tut es unser Vater ausdrücklich. Er erinnert die Kinder daran, dass sie den Heiligen Geist besitzen und gibt ihnen einen unfehlbaren Prüfstein, um zwischen Wahrheit und Lüge zu unterscheiden. Dieser führt sie zum Anfang des Briefes zurück. Es kommt auf die Haltung an, die der Lehrer geistlicher Dinge gegenüber dem Mittelpunkt der Liebe und der Ratschlüsse des Vaters einnimmt. «Dieser ist der Antichrist, der den Vater und den Sohn leugnet» (1. Joh 2,22). So haben die Kinder Gottes in Verbindung mit ihrer Bildung alles mit dem in Beziehung zu bringen, was sie von Anfang an gehört haben.

Da ist noch ein Punkt. In den letzten paar Versen des zweiten Kapitels werden wir erinnert, wie wichtig das Ausharren ist. Das ist der Grund, weshalb die Kinder ermahnt werden, «in ihm zu bleiben».

Die ersten drei Verse des dritten Kapitels zeigen uns das erhabene Ziel, das der Vater in der Erziehung seiner Kinder verfolgt. In menschlichen Familien hat der Vater gewöhnlich seine Absichten in der Erziehung seiner Söhne. Es mag sein, dass er sie zu Nachfolgern im Geschäft bestimmt, oder dass sie in einem gewissen Beruf Erfolg haben sollen. Unser Vater, der uns eine solche Liebe gegeben hat, dass wir Kinder Gottes heissen sollen, hat das Ziel im Auge, dass wir seinem Sohn gleich seien. In der Zeit unserer Schulung und Erziehung ist dies noch nicht offenbar, aber wenn Er uns heimgebracht haben wird, «werden wir ihm gleich sein, denn wir werden ihn sehen, wie er ist» (1. Joh 3,2).