«Ich habe euch, Jünglinge, geschrieben, weil ihr stark seid und das Wort Gottes in euch bleibt und ihr den Bösen überwunden habt. Liebt nicht die Welt, noch was in der Welt ist. Wenn jemand die Welt liebt, so ist die Liebe des Vaters nicht in ihm; denn alles, was in der Welt ist, die Lust des Fleisches und die Lust der Augen und der Hochmut des Lebens, ist nicht von dem Vater, sondern ist von der Welt. Und die Welt vergeht und ihre Lust; wer aber den Willen Gottes tut, bleibt in Ewigkeit» (1. Joh 2,14-17).
Der erste Johannes-Brief ist nicht an Sünder, sondern an Kinder Gottes gerichtet, und zwar mit dem Ziel, «dass ihre Freude völlig sei». Er ist geschrieben worden, damit wir wissen, dass wir, die an den Namen des Sohnes Gottes glauben, ewiges Leben haben (1. Joh 1,4; 5,13). Der Herr Jesus hat durch sein Kommen das ewige Leben, das bei dem Vater war, offenbart und es uns durch Tod und Auferstehung mitgeteilt. «Wer den Sohn hat, hat das Leben» (1. Joh 5,12).
Die Familie Gottes
In diesem Brief' werden uns die drei Wachstumsstufen der Kinder Gottes vorgestellt. Entweder sind wir Kinder oder Jünglinge (Töchter) oder Väter (Mütter) im Glauben. Für alle gilt, dass sie die Gewissheit der Vergebung der Sünden haben. Jedes Kind Gottes darf von Herzen singen:
- Auf dem Lamm ruht meine Seele,
betet voll Bewund'rung an,
alle, alle meine Sünden
hat sein Blut hinweggetan.
Der Apostel Petrus erklärt: «Jeder, der an ihn glaubt, empfängt Vergebung der Sünden durch seinen Namen.» Und der Apostel Paulus bezeugt uns, «dass durch diesen euch Vergebung der Sünden verkündigt wird» (Apg 10,43; 13,38).
Unendlich schwer musste unser Heiland leiden, als Er unsere Sünden an seinem Leib trug. Wie gross ist seine Liebe zu uns! (Off 1,5.6). Die Tragweite der Vergebung unserer vielen Sünden werden wir erst richtig verstehen und geniessen, wenn wir bei Ihm sind.
Jedes Kind Gottes besitzt also zwei grosse Segnungen:
- Vergebung der Sünden
- ewiges Leben
Kinder im Glauben und die ihnen drohenden Gefahren
Kinder sind jung im Glauben. Sie haben die göttliche Natur, das ewige Leben im Sohn und den Heiligen Geist empfangen. Aufgrund dessen kennen sie Gott als ihren eigenen Vater (1. Joh 2,13.20.27). Der Herr Jesus selbst liess dies durch Maria Magdalene den Jüngern verkündigen: «Ich fahre auf zu meinem Vater und eurem Vater.» Geniessen wir diese Tatsache?
Die grosse Gefahr für die Kinder sind die Verführer in der Christenheit. Sie bringen z.B. 95 % Wahrheit und 5 % Lüge. Das ist sehr verführerisch, besonders für solche, die die Bibel noch nicht so gut kennen und in der Wahrheit noch unbefestigt sind. Aber schon die Kinder im Glauben müssen wissen, dass keine Lüge aus der Wahrheit ist.
Wenn willentlich etwas Unwahres gebracht wird, ist dies vom Geist des Antichristen. Der Antichrist selbst als Person tritt jedoch nicht auf, solange die Familie Gottes noch auf der Erde ist. Aber der Geist des Antichristen zeigt sich heute schon in den Verführern, die in der Christenheit auftreten. Immer, wenn geistliche Kraft vorhanden ist, werden solche Verführer offenbar. Sie verlassen die Wahrheit. Dadurch entsteht für die Kinder oft ein grosses Problem. Sie haben auf solche Leute geblickt und waren von ihrem Auftreten beeindruckt. Doch der Apostel Johannes rechnet damit, dass alle, die jung im Glauben sind, durch den Besitz des Heiligen Geistes imstande sein werden, Wahrheit und Lüge voneinander zu unterscheiden. Die Kinder können in der Regel eine Wahrheit nicht erklären, aber sie spüren instinktiv, ob etwas Gesprochenes oder Geschriebenes vom guten Hirten kommt oder nicht. Sie kennen seine Stimme, und das genügt zu ihrer Bewahrung (Joh 10,4.5.27).
Jünglinge (Töchter) im Glauben und die ihnen drohenden Gefahren
Die Jünglinge waren einmal Kinder im Glauben. Sie sind in der Gnade und Erkenntnis des Herrn und Heilandes Jesus Christus gewachsen, aber noch nicht Väter geworden. Sie zeichnen sich durch geistliche Kraft aus. Durch ihr Festhalten an Gottes Wort haben sie den Bösen, d.h. den Fürsten und Gott dieser Welt, überwunden. Die Gefahr für sie ist jedoch, dass sie von der Welt, die von Satan regiert wird, wieder angezogen werden. Als Kinder Gottes leben sie noch in der Welt, gehören aber nicht mehr zu diesem System (Joh 17,11.14-16).
Wir sollen diese Welt, die in mancher Hinsicht so anziehend aufgebaut ist, nicht lieben. Bemerkenswerterweise ergeht diese Ermahnung nicht direkt an Kinder oder Väter, sondern an Jünglinge. Kinder sind noch nicht lang bekehrt. Ihre Herzen sind so erfüllt von ihrem Heiland, der sie vom ewigen Gericht und Tod errettet hat, dass sie kein Verlangen mehr nach der Welt haben. Die Väter sind in ihrer geistlichen Reife so weit gekommen, dass sie erkannt haben, dass alles ausser Christus und ohne Ihn wertlos ist. Die grösste Gefahr, durch die Welt verführt und zu Fall gebracht zu werden, besteht also für fortgeschrittene Gläubige. Der Feind weiss: wenn er Jünglinge zu Fall bringen kann, wird der Schaden am grössten sein. Wie greift er an?
1. Durch die Lust des Fleisches
Hier geht es um das, was in uns wirkt. Die Geschichte von Simson in Richter 13-16 macht uns dies deutlich. Simson hatte gottesfürchtige, gläubige Eltern. Nach dem Plan Gottes sollte er ein Nasir sein, d.h. ein Abgesonderter, um Gott zu dienen; ein Richter, der befähigt war, das Volk Israel aus der Hand der Philister zu erretten.
In Hebräer 11 wird er unter den Glaubenshelden aufgelistet. Gott segnete und erfüllte ihn mit seinem Geist. Kein Richter war körperlich so stark wie er. Er liebte Gott und hasste die Feinde des Volkes Gottes. Aber er hatte eine Schwäche für Frauen, d.h. er unterliess es, die Lust des Fleisches in seinem Herzen und Leben zu verurteilen. Die erstbeste Frau war recht in seinen Augen, obwohl sie eine Philisterin war. Gott griff in seiner Gnade ein und verhinderte durch Nöte und Schwierigkeiten eine Ehe. Leider lernte Simson nichts dabei.
Später gab er seiner Lust nach, indem er zu einer Hure einging. Auch sie war eine Philisterin. Die dritte Frau, die er liebte und mit der er Gemeinschaft hatte, war Delila. Während er auf ihren Knien einschlief, wich Gott von ihm. Die Philister stachen ihm die Augen aus und machten ihn zu einem elenden Sklaven. Wie traurig ist diese Geschichte! Mögen wir uns vom Herrn bewahren lassen!
2. Durch die Lust der Augen
Hier geht es um das, was ausserhalb von uns die Aufmerksamkeit fesselt. Diese Art Versuchung möchte ich anhand der Geschichte von Achan erläutern (Jos 7). Das Volk Israel hatte einen grossen Glaubenssieg über die Stadt Jericho errungen. Gott hatte jedoch befohlen, nichts von dem Verbannten (Verfluchten) zu nehmen. Achan beachtete das Plünderungsverbot nicht und machte persönliche Beute. Als Folge davon kam der Zorn Gottes über die Kinder Israel. Beim nächsten Kampf erlitten sie eine schmähliche Niederlage. Warum hatte Achan der Versuchung nicht widerstehen können und etwas für sich genommen? Wegen der Lust der Augen. In seinem Bekenntnis sagte er: «Ich sah unter der Beute einen schönen Mantel aus Sinear und 200 Sekel Silber und eine goldene Stange, 50 Sekel ihr Gewicht, und mich gelüstete danach, und ich nahm sie; und siehe, sie sind im Innern meines Zeltes in der Erde vergraben und das Silber darunter» (Jos 7,21). Wie schnell – und oft unbewusst – hängen sich unsere Herzen an die Schätze dieser Welt, und unsere geistliche Kraft lässt nach!
3. Durch den Hochmut des Lebens
Diese dritte Versuchung des Feindes ist vielleicht die gefährlichste. Wer möchte nicht gern eine besondere Stellung in der Welt, auf irdischem oder geistlichem Gebiet einnehmen? Hochmut ist das, was wir bei uns am wenigsten gut erkennen.
Die Geschichte von Gideon in Richter 8 ist ein Beispiel, wie Hochmut einen Glaubensmann zu Fall bringen kann. Gideon war ein hervorragender Richter. Welch einen Sieg hatte er mit Gott und den 300 Männern über Midian errungen! Mit seiner guten Gesinnung der Demut und Niedrigkeit konnte er die eifersüchtigen Männer aus Ephraim beschwichtigen und für sich gewinnen. Auch die Welt (die Könige Schach und Zalmunna) konnten ihn durch ihre Schmeicheleien nicht irritieren. Selbst als die Männer von Israel ihn zum Herrscher über sich machen wollten, entging er dieser Schmeichelei und bekannte klar: «Gott soll über euch herrschen.» Doch leider hatte das Lob dieser Männer den Wunsch nach Ehrung in seinem Herzen geweckt. Äusserlich war noch alles klar, innerlich aber war sein Herz schon verführt und nicht mehr aufrichtig vor Gott. Auf seine Bitte gaben sie ihm goldene Ohrringe, aus denen er ein Ephod anfertigte und in seiner Stadt aufstellte. Dies wurde Gideon und seinem Haus zum Fallstrick. Ja, so trügerisch sind unsere Herzen! Wenn wir es nur nicht so schnell vergessen würden!
Den Willen Gottes tun, anstatt die Welt lieben
Die erwähnten Beispiele aus dem Alten Testament und viele andere Stellen in der Bibel sowie die Praxis zeigen klar, dass der natürliche Mensch den Versuchungen der Welt nicht standhalten kann. Ganz deutlich sehen wir das bei Adam und Eva. Sie lebten im Garten Eden in den besten Umständen, hatten noch nicht die Sünde im Fleisch wie wir und fielen trotzdem durch die Versuchungen des Feindes (1. Mo 3,1-6). Seither ist der Mensch ein gefallenes Geschöpf Gottes, dessen Natur nicht nur unfähig ist, den Versuchungen der Welt zu widerstehen, sondern auch unverbesserlich ist. Wie oft mussten wir in unserem Leben die Nichtigkeit des Fleisches erfahren. Das Fleisch nützt nichts!
In Matthäus 4,1-11, Markus 1,12.13 und Lukas 4,1-13 wird uns über die Erprobung des Herrn Jesus in der Wüste durch den Teufel berichtet. Ohne auf die Einzelheiten einzugehen, wird klar – und das wollen wir festhalten –, dass es nur einen Menschen in dieser Welt gab, Jesus Christus, den Sohn Gottes, der jeder Versuchung durch den Teufel in den schwierigsten Umständen standgehalten hat. In der Kraft des Geistes verwies Er den Feind auf das Wort Gottes und betonte bei jedem Angriff: «Es steht geschrieben …» Der Herr Jesus ist unser Erlöser und Erretter, unser Leben und Vorbild. Nur in Ihm können wir die Welt überwinden (1. Joh 5,4; Joh 16,33). Ja, mehr als das, im Herrn Jesus können wir mit dem Vater Gemeinschaft haben. Dabei dürfen wir uns über seine Liebe zum Sohn freuen, aber auch seine Liebe zu uns geniessen. Diese Sphäre der Liebe des Vaters ist unvereinbar mit der Welt. Sobald wir wieder anfangen, die Welt zu lieben, werden wir unempfindlich für seine Liebe. Welch ein Verlust!
Der Wille des Fleisches steht beständig im Gegensatz zum Willen Gottes (1. Thes 4,3; 1. Pet 4,1-3). Obwohl diese Begierden immer wieder in uns aufsteigen wollen, sollen sie auf dem Platz des Todes sein (Gal 5,24). Als Folge des neuen Lebens ist der Wunsch, dem Willen Gottes zu leben, grundsätzlich im Herzen des Gläubigen vorhanden. Weil wir uns aber leider nicht immer auf der Höhe des Glaubens befinden, handeln wir nicht immer entsprechend dem Willen Gottes. Möge der Herr, durch die Kraft des Heiligen Geistes, vermehrt bei uns bewirken, dass der Wille Gottes in unserem Leben zur Ausführung komme! – Und bald werden wir aus Gnaden vom Schauplatz der Welt, der Sünde und der Leiden entrückt sein, um ewig bei Ihm im Bereich der Liebe Gottes, des Vaters, zu wohnen. Welch eine herrliche Aussicht!