Es geziemt sich, dass in der Einführung zur Offenbarung, dem Buch des Gerichts, vorerst die Liebe des Herrn hervorgehoben wurde, und zwar durch die, die deren Gegenstände sind (Off 1,5.6). Sie wird nicht in der allgemeinen Weise gesehen, wie sie den Gott kennzeichnet, der «die Welt so geliebt hat», sondern als das bekannte und verwirklichte Teil derer, die in Sicherheit gebracht sind vor den Gerichten, wovon in diesem Buch die Rede ist. Johannes, der Jünger, den Jesus liebte und der sich dessen bewusst war, ist vor allen andern zum Wortführer aller Erlösten geeignet, um ihr Lob auszusprechen.
«Dem, der uns liebt»
Das ist der erste Teil des Satzes, weil dies die erhabene Ursache alles dessen ist, was folgt. Um uns zu lieben, hat der Herr nicht gewartet, bis wir von unseren Sünden gewaschen waren, was beweist, dass es sich um göttliche Liebe, um die absolute Liebe handelt. Diese findet ihre Beweggründe nur in sich selbst, im Herzen des Gottes der Liebe. Nichts in uns rechtfertigte sie, ganz im Gegenteil. Wir wurden geliebt, als wir nicht liebenswürdig, sondern verunreinigte, verwerfliche Wesen waren, im tiefsten sittlichen Verfall.
«Und uns von unseren Sünden gewaschen hat»
Das war die notwendige Folge davon. So wie wir es nicht ertragen, jene unglücklich zu sehen, die wir lieben, so war es für das Herz des Herrn eine Notwendigkeit, uns von unseren Sünden zu waschen. Die Liebe ist eben eine handelnde Kraft. «Mit ewiger Liebe habe ich dich geliebt, darum habe ich dir fortdauern lassen meine Güte», erklärt der HERR der Jungfrau Israel (Jer 31,3). Unsere Erkenntnis der Liebe des Sohnes gründet sich nicht nur auf eine blosse Aussage, sondern darauf, dass Er für uns sein Leben hingegeben hat – eine vollkommene Illustration zur Ermahnung: «Kinder, lasst uns nicht lieben mit Worten noch mit der Zunge, sondern in Tat und Wahrheit» (1. Joh 3,16.18).
Aber während das Zeitwort «lieben» hier in der Gegenwart steht – es handelt sich um die unergründliche, ewige Liebe Jesu Christi – ist das Zeitwort waschen in der Vergangenheit. Seine Liebe ist immerwährend, sein Werk aber ist abgeschlossen. Wie der Herr zu Petrus sagte: «Wer gebadet ist … ist ganz rein» (Joh 13,10). Im Gegensatz zur «Waschung mit Wasser durch das Wort» (Eph 5,26), die wiederholt werden muss, solange wir auf der Erde sind, hat die Waschung durch das Blut Jesu, die ihr vorausging, ein für alle Mal stattgefunden.
«In seinem Blut»
Das einzigartige und wunderbare Mittel, das angewendet wurde, um uns von unseren Sünden zu waschen, zeigt das Mass der Liebe Christi an. Die Anwendung der Waschung mit Wasser durch das Wort auf unser Gewissen ist ein Beweis der Zuneigung des Bräutigams, der seine Versammlung liebt, während seine Liebe als Erlöser einzig am Kreuz bewiesen wurde. Sein Blut, das ist sein Leben, das ist Er selbst. Durch sich selbst hat Er die Reinigung von den Sünden bewirkt, bestätigt uns Hebräer 1,3. Beachten wir auch die Fürwörter unsere Sünden in seinem Blut. Die Sünden waren die unseren, ganz unsere eigenen, aber das Blut, in dem sie ausgewaschen sind, war das seine, das des Menschen ohne Sünde.
«Und uns gemacht zu einem Königtum»
Die Liebe Jesu offenbart sich nicht nur im Mittel, durch das Er unsere Reinigung bewirkt hat – sein kostbares Blut – sondern auch in der ausserordentlich erhabenen Stellung, in die Er uns gebracht hat. Sie hat sich also nicht nur darin gezeigt, was Er für uns getan, sondern auch in dem, was Er aus uns gemacht hat. Uns von unseren Sünden zu reinigen, genügte, damit wir vor Gott bestehen konnten, aber genügte nicht für eine solche Liebe wie die des Herrn Jesus. «Er hebt aus dem Staub empor den Geringen, aus dem Kot erhöht er den Armen, um sie sitzen zu lassen bei den Edlen; und den Thron der Ehre gibt er ihnen als Erbteil» (1. Sam 2,8).
«Zu Priestern»
In Israel waren das Königtum und das Priestertum auf je einen Stamm begrenzt, Juda und Levi. Der Gläubige des gegenwärtigen Heilszeitalters vereinigt in sich diese erhabenen Funktionen, durch die Tatsache, dass sie beide Christus gegeben sind, der sich mit den Seinen verbindet, um sie auszuüben. Bei ihrer Heiligung wurden die Söhne Aarons vorher gewaschen (2. Mo 29). Sie und ihre Kleider wurden mit Blut besprengt. Erst dann konnten sie mit ihrem heiligen Dienst betraut werden. So ist es auch mit uns. Es war möglich, dass wir geliebt wurden, bevor wir gewaschen waren – und wir wurden geliebt – aber nicht, um Könige und Priester zu sein. Geliebt, gewaschen, zu Priestern gemacht, das ist die göttliche Ordnung, denn Gott kann keinerlei Opfer aus der Hand eines Menschen annehmen, der noch durch seine Sünden verunreinigt ist – ein Grundsatz, den die religiöse Welt nicht anerkennt. Beachten wir auch die Zeitformen des Tätigkeitswortes: Er hat uns gemacht. Es steht nicht in der Zukunft, sondern in der Vergangenheit, es ist eine vollendete Tatsache, die erfüllt ist und hinter uns liegt, wie die Reinigung unserer Sünden. Wir tragen also diese Titel mit vollem Recht. «Ihr seid… eine königliche Priesterschaft», bestätigt Petrus (1. Pet 2,9).
«Seinem Gott und Vater»
Was aus uns gemacht worden ist, wurde nicht in erster Linie für uns gemacht. Gewiss, die Liebe des Herrn Jesus freut sich darin, uns zu adeln, uns in den königlichen und priesterlichen Funktionen mit sich zu verbinden. Aber der grosse Gedanke des Sohnes ist die Verherrlichung des Vaters, so wie der grosse Gedanke des Vaters die Verherrlichung des Sohnes ist. Zur Ehre des Gottes unseres Herrn Jesus ist es nötig, dass das Reich aufgerichtet werde, dessen Erben schon bezeichnet sind. Zum Lobpreis des Vaters des Herrn Jesus sollte die Stunde kommen – und sie ist jetzt – in der Anbeter, Priester, den Vater in Geist und Wahrheit anbeten würden. So wie die Knechte Salomos die Majestät des grossen Königs Israels in den Augen der Königin des Südens erhöhten (1. Könige 10,5), so verherrlicht die Würde, die uns zuteilgeworden ist, den, der sie uns gegeben hat.
«Ihm sei die Herrlichkeit»
Eine solche Liebe, die derartige Folgen nach sich zieht, kann in den Herzen der Erlösten nicht ohne Echo bleiben. Gewiss, wir sind zum Höchsten erhoben worden, aber es geschah ohne unser Dazutun. So geehrt die Seinen sind, so gebührt doch alle Herrlichkeit Christus, und mit welchem Eifer bringen sie sie Ihm!
«Und die Macht»
Die Zeit der Erniedrigung und der Demütigung Christi ist vorüber. Dem, der einst in Schwachheit gekreuzigt worden ist, wird fortan die Macht zuteil. Er muss damit bekleidet sein, wenn Er sich jetzt dann in einem neuen Charakter mit der Erde beschäftigen wird. Nicht zuerst, um über sie zu herrschen. Zunächst wird Er, der mächtige Sieger als ihr Richter auftreten (siehe zum Beispiel Jesaja 63,1). «Ihm sei die Macht» rufen jene aus, die Ihn zwar als ihren sanftmütigen und von Herzen demütigen Erretter kennen. Die Stunde seiner Verwerfung kommt zum Abschluss. Er wird die Angelegenheiten der Erde in seine Hände nehmen, um mit Macht die Gerechtigkeit einzuführen.
«Von Ewigkeit zu Ewigkeit! Amen»
Unser teurer Heiland wird niemals mehr Schande, Leiden und den Tod erleben. Ehre und Herrlichkeit gehören Ihm für immer. Und in Ewigkeit ist Er der, der uns liebt.