Das Hochzeitsmahl des Lammes

Offenbarung 19,7-9

Nach dem Richterstuhl Christi und vor seiner Wiederkunft mit den Heiligen findet ein wichtiges Ereignis im Himmel statt: das Hochzeitsmahl des Lammes. «Lasst uns fröhlich sein und frohlocken und ihm die Ehre geben; denn die Hochzeit des Lammes ist gekommen, und seine Frau hat sich bereitet. Und es wurde ihr gegeben, dass sie sich kleide in feine Leinwand, glänzend und rein; denn die feine Leinwand sind die Gerechtigkeiten der Heiligen. Und er spricht zu mir: Schreibe: Glückselig, die geladen sind zum Hochzeitsmahl des Lammes!» (Off 19,7-9). Wir sehen in dieser himmlischen Szene die Vollendung der Erlösung in Bezug auf die Kirche. Sie wird dem vorgestellt, der der Gegenstand ihrer Hoffnung und Zuneigung ist, und mit dem sie für immer verbunden ist.

Einige Vorbemerkungen sollen uns den wahren Charakter dieser Szene vor Augen führen. Wir wissen aus zahlreichen Stellen der Schrift, dass die Kirche nicht nur der Leib Christi (Eph 1,23; 5,30, Kol 1,18; 1. Kor 12,27 usw.), sondern auch seine Braut ist. Paulus sagt: «Ich habe euch einem Mann verlobt, um euch als eine keusche Jungfrau dem Christus darzustellen» (2. Kor 11,2). Beim Aufzählen der Pflichten, die die Männer ihren Frauen gegenüber haben, betont er klar und deutlich, dass die Ehe ein Vorbild der Verbindung des Christus mit der Kirche ist: «Ihr Männer, liebt eure Frauen, wie auch der Christus die Versammlung geliebt und sich selbst für sie hingegeben hat, damit er sie heiligte, sie reinigend durch die Waschung mit Wasser durch das Wort, damit er die Versammlung sich selbst verherrlicht darstellte, die nicht Flecken oder Runzel oder etwas dergleichen habe, sondern dass sie heilig und untadelig sei» (Eph 5,25-27). Und weiter: «Deswegen wird ein Mensch den Vater und die Mutter verlassen und seiner Frau anhangen, und die zwei werden ein Fleisch sein. Dieses Geheimnis ist gross; ich sage es aber in Bezug auf Christus und auf die Versammlung» (Eph 5,31 und 32). Der Geist Gottes führt uns hier bis zur Erschaffung Evas, die Gott aus Adam erbaute, und zu dem Augenblick zurück, als sie ihm vorgestellt und als seine Frau mit ihm vereinigt wurde. Das ist ein Vorbild der Szene, bei der die Versammlung Christus, dem letzten Adam, vorgestellt werden wird. Als Mensch auf dieser Erde ist Er allein geblieben, aber ein tiefer Schlaf, der Todesschlaf, fiel nach dem Ratschluss Gottes auf Ihn, wie einst auf Adam, und als Frucht seiner Mühsal wurde durch das Herniederkommen des Heiligen Geistes die Kirche gebildet und mit Ihm verbunden. So wie Adam von Eva sagte: «Diese ist nun Gebein von meinen Gebeinen und Fleisch von meinem Fleisch» (1. Mo 2,23), so können auch wir, die Gläubigen sagen: «Wir sind Glieder seines Leibes, von seinem Fleisch und von seinen Gebeinen» (Eph 5,30).

Der Epheser-Brief lehrt uns aber noch etwas anderes. Es steht hier auch, dass Christus die Versammlung geliebt und sich selbst für sie hingegeben hat. Seine Liebe war also der Ursprung von allem, der Beweggrund seiner Hingabe. Er hat die eine, sehr kostbare Perle gefunden, die in seinen Augen dem Mass seiner Zuneigung entsprach. «Er ging hin und verkaufte alles, was er hatte, und kaufte sie» (Mt 13,46). Er hat sich selbst für sie hingegeben, und damit alles, was seine Liebe zu geben imstande war. Er hat sich für sie hingegeben, damit Er sie heiligte, sie reinigend durch die Waschung mit Wasser durch das Wort. Dadurch macht Er sie sittlich passend für sich selbst, «damit er die Versammlung sich selbst verherrlicht darstellte.» Wir finden hier drei Stufen:

  • Vergangenheit
  • Gegenwart
  • Zukunft

Einst hat Er sich für sie in den Tod am Kreuz hingegeben, jetzt reinigt Er sie, indem Er sich zur Rechten Gottes für sie verwendet, was die Waschung mit Wasser durch das Wort zur Folge hat, beim Hochzeitsmahl des Lammes wird Er sie sich schliesslich verherrlicht darstellen.

Alles ist, wie wir sehen, die Frucht seiner Liebe. Wenn Er noch zur Rechten Gottes wartet, so deshalb, damit jeder, der zur Braut gehören soll, noch hinzugefügt werde. «Alles, was mir der Vater gibt, wird zu mir kommen» (Joh 6,37), und Er hat alle diese durch die Gabe seiner Selbst erkauft. Er wird also solange droben bleiben, bis der letzte dieser Schar aus der Finsternis in das wunderbare Licht Gottes geführt sein wird. Dann wird Er nicht länger zögern. Die gleiche Liebe, in der Er sich hingegeben hat, wird Ihn drängen, seine Braut zu holen. Er sagt zu seiner Versammlung: «Siehe, ich komme bald.» Dieses Wort erinnert sie daran, dass seine Liebe unveränderlich ist und dass Er sich voll Verlangen nach dem Augenblick sehnt, sie zu sich zu nehmen. Nachdem Er die Seinen heimgeholt, nachdem Er sie ins Vaterhaus eingeführt haben wird und sie vor seinem Richterstuhl offenbar geworden sind, wird der Augenblick der Hochzeit gekommen sein, wovon die eingangs erwähnte Stelle in der Offenbarung redet.

Es ist die Hochzeit des Lammes (Off 19,7). Wie jemand gesagt hat: «Das Lamm ist ein Bild des Sohnes Gottes, das von seinen Leiden spricht, die Er für uns erduldet hat. Die Seele hat dies verstanden, und so umfasst der Titel «die Frau des Lammes» die Schmerzen, die der Herr ertragen hat, um sich seine Braut zu erwerben. Sie hatte für Ihn einen solchen Wert, dass Er alles für sie hingab.» Schon jetzt sind die Gläubigen mit Christus vereint, aber die Hochzeit spricht noch von etwas anderem: Sie ist der herrliche Augenblick, in dem alle Gläubigen der Gnadenzeit – von jenen Pfingsten (Apg 2) bis zu seinem Kommen – schon verherrlicht und als Ganzes gesehen mit dem auferstandenen und verherrlichten Menschen völlig und endgültig vereint werden, mit dem, der in seiner unvergleichlichen Gnade und Liebe die Versammlung für die Ewigkeit zu seiner Gefährtin erwählt hat. In dieser Szene ist Er im Begriff, hier auf der Erde zu erscheinen. Doch bevor Er an den Ort seiner Verwerfung zurückkehrt, will Er in aller Form die mit sich verbinden, die in einem gewissen Mass seine Trübsale und seine Leiden mit Ihm geteilt hat, um sie der Welt als Teilhaberin seiner Herrlichkeit zu zeigen. «Und die Herrlichkeit, die du mir gegeben hast, habe ich ihnen gegeben, damit sie eins seien, wie wir eins sind; ich in ihnen und du in mir, damit sie in eins vollendet seien und damit die Welt erkenne, dass du mich gesandt und sie geliebt hast, wie du mich geliebt hast» (Joh 17,22 und 23). Das bezieht sich auf den Zeitpunkt, an dem Er zurückkehrt, um seine Macht und sein Reich aufzurichten.

Die Hochzeit geht dem öffentlichen Erscheinen voraus: sein Herz gibt durch sie seiner Befriedigung Ausdruck, dass die Versammlung auf diese Weise mit Ihm teilhaben kann an seiner eigenen Herrlichkeit und seiner eigenen Freude.

Ein Vergleich der Stelle im Epheser-Brief mit der in der Offenbarung zeigt, dass die Braut mit einer doppelten Schönheit bekleidet ist. Nach Offenbarung 19,8 hat sie sich bereitet: «Und es wurde ihr gegeben, dass sie sich kleide in feine Leinwand, glänzend und rein.» In Epheser 5,27 lesen wir, dass Er die Versammlung sich selbst verherrlicht darstellen wird, nachdem Er sie hier gepflegt hat, damit sie «nicht Flecken oder Runzel oder etwas dergleichen habe, sondern dass sie heilig und untadelig sei». Diese Schönheit ist also das Resultat dessen, was Christus für sie getan hat. «Er hat sich selbst für sie hingegeben, damit er sie heiligte, sie reinigend durch die Waschung mit Wasser durch das Wort.» Dadurch hat Er sie sittlich passend gemacht, um seine Gefährtin zu sein. Und wenn Er sie dann Sich selbst darstellt, erglänzt sie in seiner eigenen Schönheit und widerspiegelt seine eigene Herrlichkeit. Was Er vor sich sieht, ist sein Ebenbild, das Er in seiner Braut herausgebildet hat. So wurde sie die Ihm entsprechende Gefährtin seiner Erhöhung und seiner Herrlichkeit.

Die feine Leinwand bezeichnet eine andere Art von Schönheit: die Gerechtigkeiten der Heiligen (Off 19,8). Wie wir gesehen haben, sind sie das Resultat des Offenbarwerdens vor dem Richterstuhl Christi. Diese Tatsache erhöht auf wunderbare Weise unseren Begriff von der Gnade unseres Gottes. Wenn wir irgendetwas getan haben, das Er billigen kann, so war dies nur in der Kraft möglich, die Er selbst uns gegeben hat: «Denn wir sind sein Werk, geschaffen in Christus Jesus zu guten Werken, die Gott zuvor bereitet hat, damit wir in ihnen wandeln sollen» (Eph 2,10). Er will uns mit der ganzen Schönheit dessen schmücken, was Er durch seine eigene Gnade und Kraft in uns und für uns gewirkt hat. So wird in der Frau des Lammes sowohl eine göttliche als auch eine menschliche Schönheit gesehen werden, nach den vollkommenen Gedanken und Ratschlüssen Gottes, wie auch nach den Gedanken und dem Herzen des Lammes.

Was kennzeichnet die Feier der Hochzeit des Lammes? Zuerst einmal ein Ausbruch der Freude und des Lobes: «Ich hörte etwas wie eine Stimme einer grossen Volksmenge und wie ein Rauschen vieler Wasser und wie ein Rollen starker Donner, die sprachen: Halleluja! Denn der Herr, unser Gott, der Allmächtige, hat die Herrschaft angetreten» (Off 19,6). Die Hochzeit findet in der Tat unmittelbar vor dem Augenblick statt, in dem der König der Könige und der Herr der Herren zum Gericht auszieht, das heisst also beim Anbruch «des Reiches der Welt unseres Herrn und seines Christus» (Off 11,15). Da rufen sie aus: «Lasst uns fröhlich sein und frohlocken und ihm die Ehre geben; denn die Hochzeit des Lammes ist gekommen» (Off 19,7). Die Hochzeit des Lammes erfüllt den Himmel mit Staunen und Anbetung, vonseiten aller Knechte Gottes und aller, die Ihn fürchten, die Kleinen und die Grossen (Vers 5). Schliesslich fordert der Engel den Johannes auf, zu schreiben: «Glückselig, die geladen sind zum Hochzeitsmahl des Lammes.» Das Teil der Braut ist einzigartig und unvergleichlich, aber auch die, die eingeladen sind, die Freude dieses Tages zu teilen, werden glückselig genannt. Das verwundert uns nicht, denn sie dürfen die Erfüllung des Verlangens von Christus und seine Freude sehen, wenn Er sich selbst die Braut darstellt, für die Er gestorben ist und die nun, passend gemacht, um mit Ihm vereint zu werden, mit der Herrlichkeit Gottes bekleidet ist (Joh 17,22; Off 21,10 und 11). Dieser Tag wird ein Tag ungetrübter Freude sein – Freude für das Herz Gottes, Freude für das Lamm und für seine Braut, Freude auch für alle, die geladen sind, um diese wunderbare Szene zu betrachten.

Aber unsere Blicke werden vom Lamm selbst angezogen werden, als von der Person, die an diesem Tag am meisten im Vordergrund stehen wird. Es ist so wie jemand treffend gesagt hat: «Es ist die Hochzeit des Lammes, sie wird nicht die Hochzeit der Kirche oder der Braut des Lammes genannt, sondern des Lammes selbst, wie wenn das Lamm der Hauptbeteiligte an dieser Freude wäre. Die Versammlung wird ihre Freude an Christus haben, aber Christus freut sich noch viel mehr an der Versammlung. Die stärksten Regungen der Freude werden in der ganzen Ewigkeit die sein, die das Herz des Herrn für sein teuer erkaufte Frau empfindet. Er wird in allem den ersten Platz einnehmen, auch hierin. Grösser als ihre Freude an Ihm wird seine Freude an ihr sein.»