«Und es kam einer von den sieben Engeln, die die sieben Schalen hatten, voll der sieben letzten Plagen, und redete mit mir und sprach: Komm her, ich will dir die Braut, die Frau des Lammes, zeigen. Und er führte mich im Geist weg auf einen grossen und hohen Berg und zeigte mir die heilige Stadt, Jerusalem, herabkommend aus dem Himmel von Gott; und sie hatte die Herrlichkeit Gottes. Ihr Lichtglanz war gleich einem sehr wertvollen Stein, wie ein kristallheller Jaspisstein» (Off 21,9-11).
Am Anfang der Offenbarung sehen wir die Kirche in ihrem völligen Versagen als verantwortliches Zeugnis für Christus auf der Erde. Zudem lernen wir, dass die Wurzel des Versagens im Verlust der bräutlichen Zuneigungen für Christus lag. Sie hätte «wie eine für ihren Mann geschmückte Braut» sein sollen, die den Tag ihrer Heirat erwartet. Aber sie liess es an der Zuneigung für Christus fehlen, so dass der Herr die traurigen Worte sagen musste: «Du hast deine erste Liebe verlassen.» Die Versammlung hätte dem Herrn Jesus in «Liebe» anhangen und als «Licht» vor der Welt scheinen sollen. Gekennzeichnet durch «Liebe» und «Licht» wäre sie ein wahres Zeugnis für Christus gewesen. Weil sie in der Liebe zu Ihm versagt hatte, musste der Herr zu ihr sagen: «tu Buße … wenn aber nicht, so komme ich dir und werde deinen Leuchter von seiner Stelle wegrücken». Nachdem die Kirche ihre erste Liebe zu Christus verlassen hatte, verlor sie ihr Licht vor den Menschen.
Am Ende der Offenbarung aber dürfen wir sehen, dass die Versammlung trotz all ihres schmerzlichen Versagens zuletzt doch in ihrem wahren Charakter als «die Braut, die Frau des Lammes», vor der Welt dargestellt wird. Dort wird die Versammlung in wahrer Zuneigung zu Christus als Braut gesehen. Sie wird dann in der Lieblichkeit Christi als Licht vor der Welt scheinen. Christus wird verherrlicht sein in den Heiligen. Das ist die Glückseligkeit des obigen Schriftwortes. Es stellt die Versammlung vor uns, wie sie dem Herzen Christi entspricht. Wenn wir einen flüchtigen Blick von dem erhaschen, wie Christus uns in der Zukunft sieht, werden wir anfangen zu erkennen, was Er jetzt von uns möchte.
Um dieses grosse Gesicht zu sehen, wurde der Apostel Johannes auf einen grossen und hohen Berg hinweggeführt. Er wird von den Dingen dieser Erde befreit, um seinen Sinn auf die Dinge droben zu richten. Das Verderben Babylons wurde von einer Wüste aus gesehen (Off 17,3); aber die Herrlichkeiten der «heiligen Stadt, Jerusalem» kann nur von einem «hohen Berg» aus gesehen werden. Böses wahrzunehmen und zu unterscheiden, benötigt keine grosse geistliche Höhe. Ein Mensch aus der Welt kann sehr weit gehen im Verurteilen des Bösen in der Christenheit; aber der natürliche Verstand ist gänzlich unfähig, in die Dinge Gottes einzudringen. Sogar für wahre Gläubige ist dies nur möglich, wenn sie sich über die irdischen Dinge erheben und in Absonderung von dem Bösen in der Christenheit vorangehen. Nur so sind sie in der Lage, die kommenden Herrlichkeiten der «Braut, die Frau des Lammes», zu würdigen.
Von diesem erhöhten Standpunkt aus geht das Gesicht einer herrlichen Stadt an dem Apostel vorüber. Der Engel sagt: «Ich will dir die Braut, die Frau des Lammes, zeigen»; in Wirklichkeit sieht er eine Stadt. Es ist klar, dass diese glänzende Stadt als Bild gebraucht wird, um die Versammlung in Herrlichkeit darzustellen.
In den ersten Versen der wunderbaren Beschreibung dürfen wir den Charakter der Stadt sehen. Es ist eine «heilige Stadt»; sie kommt «aus dem Himmel» herab; sie kommt «von Gott»; sie hat «die Herrlichkeit Gottes»; und sie ist eine «leuchtende» Stadt.
Sehen wir darin nicht die gleichen Charakterzüge, die in unendlicher Vollkommenheit in Christus selbst dargestellt wurden, als Er als der vollkommene Mensch diese Welt durchschritt? Vor seiner Geburt wird Er «das Heilige, das von Maria geboren werden wird», genannt. Und in Hebräer 7,26 lesen wir, dass Er «heilig, unschuldig, unbefleckt» ist. Weiter kann Er von sich selbst sagen, dass Er «aus dem Himmel herabgestiegen ist» (Joh 3,13). Dann kann Er sagen: «Ich bin von Gott ausgegangen und gekommen» (Joh 8,42). Weiter lesen wir von «der Herrlichkeit Gottes im Angesicht Christi» (2. Kor 4,6). Er wird auch beschrieben als das Licht, «das in der Finsternis scheint» (Joh 1,5).
Genau die gleichen Ausdrücke, die benützt werden, um den Herrn Jesus zu beschreiben, werden hier auf die Versammlung in der Herrlichkeit angewandt. Die Kirche, die in der Abwesenheit des Herrn so schwer versagt hat, Ihn darzustellen, wird zuletzt, an jenem Tag der Herrlichkeit, in all der Schönheit Christi vorgestellt. Sie wird gesehen als «heilig» in ihrer Natur, «himmlisch» in ihrem Charakter, «von Gott» bezüglich ihres Ursprungs, «die Herrlichkeit Gottes» zur Schau stellend und «leuchtend» als ein sehr kostbarer Edelstein, der die Herrlichkeit Christi widerspiegelt.
In diesen Versen sehen wir die Versammlung nach dem Herzen Christi und den ewigen Ratschlüssen Gottes. Wenn wir die Glückseligkeit dieser Ratschlüsse, gefasst vor Grundlegung der Welt, kennen lernen wollen, müssen wir auf die kommende Herrlichkeit blicken, um die Versammlung in all der Vortrefflichkeit Christi dargestellt zu sehen. Im Licht der zukünftigen Herrlichkeit verblasst die vergängliche Herrlichkeit dieser gegenwärtigen Welt, und ihre höchsten Ehren verlieren ihren Reiz. Wenn wir die Charakterzüge sehen, die die Versammlung in der Herrlichkeit tragen wird, lernen wir, was die Versammlung heute sein sollte.