Die Bibel berichtet uns von zwei Männern, Hanoch (1. Mo 4,17) und Henoch (1. Mo 5,18-24), deren Namen dieselbe Bedeutung haben: «eingeweiht, belehrt». Der erste war ein Sohn Kains, der zweite ein Sohn Jereds. Beide lebten in der Zeit vor der Flut.
Viele Namen in der Heiligen Schrift haben eine tiefe Bedeutung. Der Name «Jesus» ist das vollkommenste Beispiel dafür. Er bedeutet: der HERR ist Rettung. Jesus sollte der Heiland der Welt werden. Schon vor seiner Geburt wurde Joseph geboten: «Du sollst seinen Namen Jesus nennen; denn er wird sein Volk erretten von ihren Sünden» (Mt 1,21).
Auch die Namen unserer beiden Männer haben uns viel zu sagen. Beide, sowohl Hanoch als Henoch waren geweihte Menschen. Und doch bestand ein grosser Unterschied zwischen ihnen. Der eine war der Welt geweiht, der andere aber Gott geweiht.
Wem hast du dich geweiht? Der Welt oder Gott? Leider muss man feststellen, dass selbst Christen sich der Welt hingeben können. Solltest auch du einer von ihnen sein, so höre, was die Schrift von solchen sagt: «Wisst ihr nicht, dass die Freundschaft der Welt Feindschaft gegen Gott ist? Wer nun irgend ein Freund der Welt sein will, erweist sich als Feind Gottes» (Jak 4,4). Gott möge uns davor bewahren, Feinde Gottes zu werden!
Ich glaube, Hanoch und Henoch, die beide in der alten Welt lebten, werden uns im Wort Gottes als Vertreter zweier Menschenklassen vorgestellt.
Schauen wir sie uns daher etwas näher an!
Hanoch
Hanoch, der sich der Welt geweiht hat, ist eine ernste Warnung für uns alle. Er glich einem Schiff, das mit Rumpf und Mast im Meer versinkt. Er wandte sich der Welt zu, ging weg und – verschwand.
Schon Kain, sein Vater, «ging weg von dem Angesicht des HERRN». Er war also seinem Sohn ein schlechtes Vorbild. Wie ist doch die Verantwortung der Eltern so gross! Die Kinder beobachten uns. Ihr Charakter ist oft schon gebildet, bevor sie fünf Jahre alt sind. Die Eltern sind daher zum grossen Teil mitverantwortlich an dem Weg, den ihre Kinder einschlagen. Kain war schuld daran, dass auch sein Sohn von Gott wegging. Du sagst vielleicht: Ich war ein sehr oberflächlicher Mann und habe trotzdem einen ernsten gottesfürchtigen Sohn. Dann kannst du aber Gott danken, dass Er sich dir gegenüber so barmherzig zeigt!
Hanoch war entschlossen, Gott hintenan zu stellen und Ihm in seinem Leben den letzten Platz zu geben. Wie es scheint, fasste er diesen Entschluss schon früh im Leben. Er wurde ein beliebter Mann in dieser Welt, die damals schon Gott hasste und später seinen Sohn getötet hat.
Wünschst auch du, in dieser Welt beliebt zu sein? – William Kelly war ein frommer Gottesmann. Er kam mit solchen zusammen, die sich von den menschlichen Systemen absonderten und sich in aller Einfachheit, geleitet durch den Geist, nur um die Person des Herrn versammeln wollten. Dabei war er einer der hervorragendsten Kenner der alten Sprachen und ein begabter Ausleger der Bibel. Eines Tages traf er mit dem Erzbischof der anglikanischen Kirche zusammen. Der sagte zu ihm: «Wenn Sie in der Kirche geblieben wären, hätten Sie ein Vermögen erwerben können.» Aber Kelly antwortete nur: «Für welche Welt?»
Die erste Stadt wurde «Hanoch» benannt, nach dem Namen des Sohnes Kains. Er kam also zu grossen Ehren, und anscheinend liebte er die Ehre bei den Menschen mehr als die Ehre bei Gott.
Diese grosse Versuchung kommt vielleicht auch an dich heran. Gott will, dass du erprobt wirst. Eine hohe Stellung wird dir angeboten. Wenn du sie annimmst, kannst du nicht mehr regelmässig zur Versammlung gehen und vielleicht nicht mehr im Werk des Herrn arbeiten. Wie schade wäre das!
Und das Ende Hanochs? Er war ein guter Freund der Welt, aber ein Feind Gottes. Sein Name wurde in die Annalen berühmter Männer eingetragen, nicht aber in das Buch der Auserwählten des Herrn. In Hebräer 11 ist sein Name nicht zu finden. Was wurde aus seinen Werken, als die Flut kam? Die Stadt, die nach seinem Namen genannt war, wurde durch das Wasser zerstört!
Die Hände der Welt haben das Blut des Herrn vergossen. Und du wolltest ihre Gunst erwerben? Du wolltest einer der Ihren werden?
Hanoch wurde geboren, er kam in einer verdorbenen Welt zu Ehren, er starb. Das ist alles, was wir von ihm lesen. Wie traurig!
Es gibt auch Christen, die in dieser Welt zu Ehren gelangen und dabei den eigentlichen Zweck ihres Lebens hier auf der Erde verfehlen. – Auf einer Insel sprach ich vom Richterstuhl Christi und davon, wie der Herr die Seinen ehren wird, die Ihm gedient haben. Ein Bruder, der Bürgermeister des Ortes, führte mich mit seinem Auto nach Hause und bekannte mir während der Fahrt: «Als Bürgermeister stehe ich in Ehren, aber ich fürchte, dass ich dereinst am Richterstuhl des Christus leer ausgehen und ohne Belohnung dastehen werde!» Kurze Zeit darauf wurde er krank und ins Spital gebracht; er starb dort. Ich wurde gebeten, die Abdankung zu halten. Noch nie hatte ich an einer solchen Beerdigungsfeier sprechen müssen. Es wimmelte von Abgeordneten des Königshauses, der Regierung und von Bürgermeistern. Alle rühmten übereinstimmend, welch vorzüglicher Bürgermeister unser Bruder gewesen sei. Ich aber höre immer noch seine ernsten Worte: «Ich fürchte, dass ich dereinst am Richterstuhl des Christus leer ausgehen werde!»
Henoch
Bis zum Alter von 65 Jahren scheint Henoch wie andere Menschen gelebt zu haben. Dann aber, als er Methusalah gezeugt hatte, trat eine Wendung ein. Von ihm, der nach damaligen Begriffen noch jung war, lesen wir: «Henoch wandelte mit Gott, nachdem er Methusalah gezeugt hatte» (1. Mo 5,22).
Hast auch du einmal begonnen, mit Gott zu wandeln? Die Frage ist nicht: Bin ich bekehrt oder nicht, sondern: Lebe ich durch die Gnade des Herrn als ein solcher, der durch den Tod und die Auferstehung Christi Gott geweiht und dessen Leben für Ihn abgesondert ist?
Henoch wandelte mit Gott, nachdem er Methusalah gezeugt hatte. Was hat ihn wohl dazu geführt? Vielleicht war er an seinem Leben verzweifelt. Vielleicht hatte er Sorgen um das kleine Kind oder vielleicht war die Frau dem Sterben nahe, als es geboren wurde. Es ist aber auch möglich, dass der Einfluss seiner Frau zu dieser Wendung beigetragen hat. In den Biographien grosser Männer liest man oft, welch grossen Einfluss ihre Frauen auf sie ausübten.
Wie dem auch sei, Gott trat in das Leben Henochs, als er Methusalah gezeugt hatte. Er lebte in einer verdorbenen Welt voller Sünde, war von jeder Form des Lasters und der Bosheit umgeben, und dennoch wandelte er mit Gott. Er erlangte daher das Zeugnis, dass er Gott wohlgefallen habe.
Wie nötig ist es, dass wir jeden Morgen beten: o Gott, ich möchte mit dir wandeln und in deiner Kraft dich verherrlichen am heutigen Tage! O Gott, wenn mir jemand Anstoss gibt, so möchte ich meinerseits keinen Anstoss geben!
Willst du dich danach ausstrecken, mit Gott zu wandeln und, in Abhängigkeit von Ihm, seinen Willen zu tun? Wie ist Ihm dies wohlgefällig! Das ist die Antwort auf tausend Fragen. Viele Brüder und Schwestern haben Probleme und wissen nicht, wie sie zu lösen sind. Manche fragen sich, ob sie zu einem Konzert gehen, ob sie diesem oder jenem Verein beitreten dürfen, und anderes mehr. Hier ist die Lösung: Henoch hat Gott wohlgefallen. Werden auch wir in dem, was wir tun möchten, Gott wohlgefallen?
Die toten Fische werden vom Strom mit fortgerissen. Henoch aber schwamm wie ein lebender Fisch gegen den Strom. Viele Christen möchten aus beiden Welten so viel wie möglich herausholen. Aber das ist unmöglich. Der Herr hat gesagt: Niemand kann zwei Herren dienen. Die Welt und der Herr sind einander entgegengesetzt. Für Henoch, wie auch für den Apostel Paulus gab es nur eine Welt. Ihr Ziel war, Gott wohlzugefallen.
Und nun lasst uns sehen, was Gott weiter über diesen Mann schreibt und wie Er ihn gebraucht.
Henoch wurde der erste Verkündiger des zweiten Kommens des Herrn (Judas 14.15). Seid Gott dankbar, dass es auch heute Männer gibt, die vom kommenden Gericht reden. Henoch verkündigte furchtlos das Herannahen des Gerichts über die Gottlosen, um sie zu warnen. Es sollte ja schon ein Gericht über die damalige Welt hereinbrechen. Aber als die Sintflut kam, war Henoch nicht mehr hier. Gott hatte ihn vorher schon zu sich genommen, weil er mit Ihm gewandelt und Ihm wohlgefallen hatte.
Hanoch aber starb; vermutlich kam er in der Sintflut um, er, der Freund dieser Welt und Feind Gottes. Mein lieber junger Freund, es gibt nur ein Leben, das zu leben sich lohnt. Nachdem wir in das Leben so vieler Menschen hineingesehen haben, können wir es dir aus Erfahrung sagen. Und dieses eine Leben ist ein Leben der Hingabe an Gott. Vielleicht setzest du nicht, wie Hanoch, die Dinge Gottes an die letzte Stelle, sondern gibst ihnen den zweiten Platz. Aber auch das ist noch zu wenig. Denke daran, der Herr wird bald kommen. Vielleicht wird von uns niemand mehr durch den Tod gehen. Und dann, wenn die Entrückung stattgefunden hat, wird das nächste Ereignis im Himmel der Richterstuhl Christi sein, wo jeder Einzelne Rechenschaft ablegen muss.
Die Älteren unter uns haben ihr Leben gelebt. Aber ich möchte die Jüngeren bitten, in der Gnade des Herrn mit ihrer Weihe für Gott Ernst zu machen. Jemand hat dieses Wort geprägt: «Sage mir, wie ein Christ seine Freizeit verbringt, und ich will dir sagen, was für eine Sorte Christ er ist.» Wir predigen keine Vervollkommnung zur Sündlosigkeit, auch nicht, dass wir auf der Erde jemals einen vollkommenen Menschen oder einen allezeit gänzlich hingegebenen Christen sehen werden. Gestützt auf das Heil Christi und seine Gnade, wollen wir uns dies aber zum Ziel machen. Paulus beeiferte sich, Gott wohlgefällig zu sein (2. Kor 5,9). Lasst uns ihn darin nachahmen! Wir vermögen es nur in der Kraft, die Gott darreicht, zu tun. Wie begehrenswert für uns ist doch das Zeugnis, das Henoch von Ihm empfing: «Er hat Gott wohlgefallen.»