Die erste und die neue Schöpfung

2. Petrus 3,13; 2. Korinther 5,17

Gott ist der Schöpfer der ersten und der neuen Schöpfung.

Die erste Schöpfung ist der Bereich der göttlichen Herrschaft. Seine Regierung nimmt je nach Zeitepoche verschiedene Formen an. Zur Zeit Davids setzte Gott einen Mann nach seinem Herzen auf den Thron Israels und führte ihn direkt. Heute, in den Zeiten der Nationen, lenkt Er die von Ihm eingesetzten Regenten durch Vorsehung. Er stellt ihnen vorher Weichen und setzt ihnen Grenzen. In der herrlichen Herrschaft von Christus im zukünftigen Tausendjährigen Reich kommt Gott mit seiner ersten Schöpfung zum Ziel.

Die neue Schöpfung kommt aus der Vollkommenheit der göttlichen Natur hervor. Jede Herrschaft, Gewalt und Macht ist dann weggetan (1. Kor 15,24). Alles ruht in Übereinstimmung mit seinem göttlichen Wesen als ein Gott des Lichts und der Liebe, so dass in der neuen Schöpfung Gerechtigkeit wohnt (2. Pet 3,13).

Die erste Schöpfung

Die erste Schöpfung umfasst die Himmel und die Erde, die Gott erschaffen hat. Sie ist sehr gut aus seiner Hand hervorgegangen (1. Mo 1,31). Doch zwei Ereignisse haben die geschaffene Welt in Mitleidenschaft gezogen:

  • Satan, ein Engelfürst, ist gefallen (1. Tim 3,6; Fussnote). Als Folge davon sind die uns unbekannten und für uns unsichtbaren Strukturen in den himmlischen Örtern durch die Anwesenheit der geistlichen Mächte der Bosheit verunreinigt worden (Eph 6,12).
  • Der erste Mensch ist in Sünde gefallen. Durch seine Übertretung ist die ganze Schöpfung in einen Zustand der Nichtigkeit oder Vergänglichkeit gekommen. Die Tiere, die Pflanzen, die Materie – alles ist Gott entfremdet und vom Verderben beherrscht (Röm 8,19-22).

Wenn wir heute das Universum und die Natur um uns her betrachten, erkennen wir darin einerseits die Göttlichkeit des Schöpfers und anderseits den Fluch der Sünde.

Christus, der Erlöser der ersten Schöpfung

Jesus Christus hat durch das Blut seines Kreuzes Frieden gemacht. Damit hat Er die Voraussetzung geschaffen, dass die Dinge auf der Erde und die Dinge in den Himmeln zu Gott hin versöhnt werden können (Kol 1,20). Die Grundlage dazu ist gelegt, die Erfüllung ist noch zukünftig. Im kommenden Reich des Friedens wird Gott die erste Schöpfung vom Fluch der Sünde frei machen und zur Vollendung bringen. Aus Johannes 1,29 wissen wir, dass Jesus, das Lamm Gottes, kraft seines Opfertodes die Sünde aus der Welt wegnimmt. Das wird zum Teil – wenn auch nicht vollständig – in der ersten Schöpfung während des Tausendjährigen Reichs Wirklichkeit werden. Die Natur wird wieder in Einklang mit ihrem Schöpfer und mit sich selbst kommen. Eine Ausnahme bildet die Schlange: «Staub wird ihre Speise sein» (Jes 65,25). Das ist ein Hinweis auf die Tatsache, dass der Tod noch nicht weggetan sein wird (Jes 65,20).

Christus, der Anfang der neuen Schöpfung

Die Auswirkung des Todes von Jesus Christus unter dem Aspekt des Brandopfers – wie sie uns im Johannes-Evangelium vorgestellt wird – geht aber über die erste Schöpfung hinaus. Sie ist auch die Grundlage für die neue Schöpfung. Weil der Herr Jesus in seinem Tod Gott unendlich und für immer verherrlicht hat, entfaltete der Vater seine ganze Herrlichkeit, um Ihn aus dem Tod aufzuerwecken (Röm 6,4). Damit begann die neue Schöpfung oder die Welt der Auferstehung, denn Christus ist als der Erstgeborene aus den Toten der Anfang der neuen Schöpfung (Kol 1,18; Off 3,14).

Die Glaubenden sind eine neue Schöpfung

Wir, die wir in der Zeit der Gnade zum Glauben gekommen sind, gehören dem Geist nach auch schon zur neuen Schöpfung (2. Kor 5,17). In diesem Bereich gelten weder kulturelle noch soziale, noch geschlechtliche Unterschiede (Gal 3,28; 6,15). Als Erlöste haben wir alle die gleiche Stellung in Christus. Durch den Heiligen Geist besitzen wir alle die gleichen christlichen Vorrechte. Wir haben alle die gleichen Möglichkeiten der Gemeinschaft mit Gott, dem Vater. Durch die Waschung der Wiedergeburt sind wir auf diesen neuen Boden gestellt worden (Tit 3,5). Und als solche, die mit Christus auferweckt worden sind, sind wir fähig, zu suchen, was droben ist (Kol 3,1).

Die Glaubenden leben noch in der ersten Schöpfung

Wir sind also schon eine gewisse Erstlingsfrucht seiner Geschöpfe (Jak 1,18), d.h. wir sind die Ersten, die an der neuen Schöpfung teilhaben, wenn auch bis jetzt nicht vollständig. Denn unser Körper gehört noch zur ersten Schöpfung. Darum können wir als Erlöste noch krank werden und sterben (Röm 8,23). Weil wir dies wissen und in dieser Situation leben, erwarten wir den Herrn Jesus als Heiland. Er wird unseren Körper umgestalten zur Gleichförmigkeit mit seinem Leib der Herrlichkeit. Dann wird auch unser Körper teil der neuen Schöpfung sein (Phil 3,20.21).

Jetzt leben wir noch auf einer Erde und in einer Welt, die der ersten Schöpfung angehören. Darum sind wir verpflichtet, die Grundsätze, die Gott für die erste Schöpfung gegeben hat, zu beachten. Die göttliche Ordnung und die äusseren Zeichen davon werden uns hauptsächlich in 1. Korinther 11,1-16 vorgestellt. Wir diskutieren nicht über diese Ordnung und bestreiten sie nicht. Durch Gottes Gnade gehorchen wir diesen einfachen göttlichen Anweisungen und verwirklichen sie im Alltag. Dadurch können wir in einer gottlosen und dunklen Welt von Gott zeugen.

Das Alte ist vergangen, Neues ist geworden

Die gegenwärtige Welt liegt im Bösen. Seit dem Kreuzestod des Herrn Jesus ist klar, dass alle Bemühungen der Menschen in der jetzigen Schöpfung den Stempel des Todes tragen. Das bringt der Apostel zum Ausdruck, wenn er sagt: «Indem wir so geurteilt haben, dass einer für alle gestorben ist und somit alle gestorben sind» (2. Kor 5,14). Weil der natürliche Mensch sich im Zustand des geistlichen Todes befindet, sind alle seine Aktivitäten für Gott wertlos und nichtig.

Darum setzen die Menschen, die durch den Glauben an Jesus Christus und sein Erlösungswerk leben, ihre Zeit und Kraft nicht ein, um durch politische, kulturelle oder religiöse Aktionen die Menschen und die Situation in der Welt zu verbessern. Für sie ist das Alte vergangen. Sie leben und betätigen sich in einem Bereich, der durch den auferstandenen Christus charakterisiert ist – im Bereich der neuen Schöpfung. Ihr Leben und ihr Dienst sind durch die Bitte an die Menschen geprägt: «Lasst euch versöhnen mit Gott!» (2. Kor 5,20).

Das Zeugnis über die neue Schöpfung

Die Versammlung hat den Auftrag bekommen, von ihrer himmlischen Berufung zu zeugen und die neue Schöpfung darzustellen. Leider ist die Versammlung in ihrer Verantwortung vor Gott dieser Aufgabe nicht nachgekommen. Anstatt von einem gestorbenen und auferstandenen Christus zu zeugen, hat sie sich mit der Welt verbunden (Off 2,8.13). Am Ende des christlichen Zeugnisses stellt sich der Herr der Versammlung von Laodizea als der Anfang der Schöpfung Gottes vor (Off 3,14). Dadurch zeigt Er ihr, dass Er an ihre Stelle tritt als die wahre Darstellung der neuen Schöpfung. Das weist hin auf seine Herrschaft im Tausendjährigen Reich. Diese Epoche des Segens und des Friedens ist in ihrer moralischen Ordnung eine Vorschau auf den ewigen Zustand (Heb 12,27).

Wir erkennen daraus, dass diese zukünftige Zeit des Segens und Friedens nicht nur die Vollendung der ersten Schöpfung, sondern auch ein Hinweis auf die neue Schöpfung im ewigen Zustand sein wird.

Das Tausendjährige Reich

Der Herr Jesus wird mit grosser Macht und Herrlichkeit kommen und sein Friedensreich aufrichten. Die Himmel werden gereinigt und die Erde wird vom Fluch der Sünde befreit werden (Off 12,10; Röm 8,21). Christus wird auf der Grundlage seines Opfertodes die erste Schöpfung zur Vollendung bringen. Als Folge davon wird Gott, der Höchste, in seiner Macht und Weisheit für alle Menschen in der Vollkommenheit der ersten Schöpfung offenbar werden.

In dieser gesegneten Zeit wird es keine Verführung zum Bösen mehr geben. Satan, der Widersacher Gottes, wird im Abgrund gebunden sein (Off 20,1-3). Durch die Macht des Herrn wird jede Rebellion des Menschen gegen Gott sofort bestraft werden (Ps 101,8). Aber das gute äussere Umfeld wird den Menschen nicht verändern. Viele werden sich dem Herrn nur mit Schmeichelei unterwerfen, um dem sofortigen Gericht zu entgehen (Ps 66,3).

Am Ende des Tausendjährigen Reichs wird der Mensch zum letzten Mal erprobt werden. Satan wird aus seinem Gefängnis losgelassen. Es wird zu einer Konfrontation der Gottlosen mit den Treuen kommen und eine letzte Prüfung wird die Menschen scheiden. Die einen werden Satan folgen. Ihr Ende wird das Gericht und der Feuersee sein. Die anderen – umringt und bedrängt von den Gottlosen – werden treu bleiben. Sie werden ewig auf der neuen Erde wohnen (Off 20,7-15).

Der ewige Zustand

Wenn Gott mit der ersten Schöpfung im Tausendjährigen Reich zum Ziel gekommen sein wird, wird Er sie zusammenrollen wie ein Kleid (Heb 1,10-12). Die jetzigen Himmel werden vergehen, die Elemente werden im Brand aufgelöst werden und die Erde und die Werke auf ihr werden verbrannt werden. Durch diese Auflösung und Verwandlung werden nach Gottes Verheissung neue Himmel und eine neue Erde entstehen (2. Pet 3,10-13). Dadurch wird die neue Schöpfung zur vollen Entfaltung kommen und der ewige Zustand ist da.

Drei Tatsachen, die wir in Offenbarung 21,1-8 finden, kennzeichnen den ewigen Zustand:

  1. Gott selbst wird bei den Menschen sein. Er wird sich weder als der Höchste noch als der Allmächtige zeigen. Als Gott in seiner alles umfassenden Liebe wird Er bei ihnen wohnen.
  2. Alle Menschen werden das Volk Gottes sein. Israel wird als eine besondere Nation verschwunden sein. Es wird unter den Menschen, die auf der neuen Erde wohnen, keine nationalen, sozialen und geschlechtlichen Unterschiede mehr geben.
  3. Die Versammlung wird im ewigen Zustand ihren besonderen Charakter behalten. Sie wird als eine für ihren Mann geschmückte Braut aus dem Himmel herabkommen. Diese frische und tiefe Liebe entfaltet sich in der Verborgenheit des Himmels, ihr Widerschein wird jedoch auf der neuen Erde gesehen werden. Sie wird zudem die Hütte sein, in der Gott bei den Menschen wohnen wird.

«Der auf dem Thron sass, sprach: Siehe, ich mache alles neu» (Off 21,5).