Herrlichkeiten des Herrn Jesus im Garten Gethsemane

Johannes 18,1-11

Mit Kapitel 18 beginnt im Johannes-Evangelium der Bericht über die letzten Ereignisse im Leben des Herrn Jesus. Ein Vergleich mit den entsprechenden Berichten in den anderen Evangelien macht deutlich, dass Johannes – in Übereinstimmung mit dem Charakter seines gesamten Evangeliums – einen besonderen Schwerpunkt setzt: Es geht ihm auch in den letzten Kapiteln darum, den Herrn Jesus in seiner Herrlichkeit als Sohn Gottes zu beschreiben. So berichtet er nicht sehr viel von den Leiden des Heilands, zeigt Ihn aber in den verschiedenen Situationen in seiner göttlichen Grösse und Würde.

Auch der Bericht über das Geschehen in Gethsemane trägt diesen Charakter. Johannes übergeht das, was vor dem Kommen von Judas und der Schar Soldaten geschah. Vom «ringenden Kampf», als Er betete, von seinem «Schweiss, der wie grosse Blutstropfen wurde» (Lk 22,44), sagt er nichts. Dafür nennt er Einzelheiten, die in den anderen Evangelien nicht berichtet werden. Nur Johannes erwähnt den Namen des Baches Kidron, den Namen des Jüngers, der das Schwert zog, und den Namen des Knechtes Malchus. Weiter schildert nur er die beeindruckende Szene, wie der Herr Jesus seinen Feinden entgegengeht und sie vor Ihm zu Boden fallen. Dabei werden verschiedene Herrlichkeiten seiner göttlichen Person sichtbar, die wir bewundern dürfen.

Seine Allwissenheit und Vorkenntnis

«Jesus nun, der alles wusste, was über ihn kommen würde, ging hinaus» (V. 4). So beginnt der Bericht über die Begegnung des Herrn mit seinen Feinden. Was war dieses «Alles», das der Herr wusste? Es umfasst all das, was von Gott zuvor beschlossen war, was in den Schriften des Alten Testaments vorhergesagt und in vielen Vorausbildern angedeutet worden war, was auch vom Herrn selbst während seines Lebens immer wieder angekündigt worden war – alles, was seine Leiden und seinen Tod am Kreuz auf Golgatha betraf.

Der Herr wusste um jeden Schlag, jede Misshandlung, jede Schmähung und Verachtung, die Ihm die Menschen zufügen würden. Er wusste aber auch um das göttliche Gericht, das Ihn in den drei Stunden der Finsternis am Kreuz treffen würde, und dass Er den Tod schmecken musste. Das alles wusste Er nicht nur hier in Gethsemane kurz vor seinem Tod, sondern von jeher, vor seinem Kommen auf die Erde und während seines ganzen Lebens hier. Trotzdem kam Er in diese Welt und «ging hinaus», um seinen Feinden zu begegnen. Es geschah aus Liebe zu seinem Gott und Vater und aus Liebe zu jedem Einzelnen von uns!

Seine Freiwilligkeit und Souveränität

Dieses Hinausgehen den Feinden entgegen in voller Kenntnis dessen, was Ihm geschehen würde, lässt uns weitere Herrlichkeiten unseres Heilands sehen. Es zeigt deutlich, dass der Herr sich freiwillig in die Hände der Menschen begab. Anstatt im Dunkel der Nacht rechtzeitig zu fliehen, ging Er hinaus, den Feinden entgegen. Auch das weitere Geschehen macht klar, dass die Soldaten Ihn niemals hätten verhaften können, wenn Er es nicht gewollt hätte.

Sein Verhalten und seine Frage: «Wen sucht ihr?», lässt auch seine göttliche Souveränität erkennen. Er war es, der das ganze Geschehen zuliess, und der das erste Wort an die Menge richtete.

Seine Herrlichkeit als der «Ich bin»

«Jesus, den Nazaräer», lautete die Antwort der Feinde auf die Frage des Herrn: «Wen sucht ihr?» Darauf erwiderte Er sofort und bereitwillig: «Ich bin es.» Johannes hatte die besondere Aufgabe, in seinem Evangelium die Herrlichkeit des Herrn Jesus in jeder Beziehung zu zeigen. Wiederholt finden wir deshalb, dass der Mensch gewordene Sohn Gottes von sich sagte: «Ich bin …»

«Ich bin» war ein Ausdruck, den jeder Jude kannte. Mit den Worten «Ich bin, der ich bin» hatte Gott sich einst Mose offenbart (2. Mo 3,14.15). Unter diesem Titel kannten die Juden den Gott ihrer Väter. Indem der Herr diese Worte aufgriff, machte Er deutlich, dass Er – den sie verächtlich «Jesus, den Nazaräer,» nannten und den sie verhaften wollten – der «Ich bin» des Alten Testaments war. Auch wenn Er in tiefster Erniedrigung als Mensch über die Erde gegangen war und sich jetzt gefangen nehmen liess, war und blieb Er zugleich doch der ewige Sohn Gottes.

Seine Majestät und Allmacht

Die Antwort des Herrn hatte eine gewaltige Wirkung: Judas, die Diener der jüdischen Führer sowie die römische Schar von ca. 600 Soldaten wichen zurück und fielen zu Boden. Was für eine Demonstration seiner göttlichen Allmacht und Majestät! Jeder dieser gestandenen Männer musste sich der unwiderstehlichen Macht des Herrn Jesus unterwerfen. Doch Er gebrauchte seine Macht nicht für sich. Vielmehr machte Er dadurch noch einmal allen deutlich, dass Er der Sohn Gottes ist und sich freiwillig festnehmen liess.

Im Weiteren nahm dieses Wunder seinen Feinden jede Entschuldigung. Spätestens hier hätte ihnen bewusst werden müssen, mit Wem sie es zu tun hatten. Doch ihre Herzen blieben unbeeindruckt von dieser Person. Als Er sie ein zweites Mal fragte: «Wen sucht ihr?», antworteten sie wieder: «Jesus, den Nazaräer» (V. 7).

Seine fürsorgende Hirtenliebe

In der Antwort des Herrn auf diese zweite Frage steht besonders seine Liebe und Fürsorge für die Seinen im Vordergrund. In Erfüllung seiner eigenen Worte aus Kapitel 17,12 stellte der Herr sich schützend vor die Seinen: «Wenn ihr nun mich sucht, so lasst diese gehen!» Das ist unser Heiland als der gute Hirte, der sein Leben für die Schafe einsetzt (Joh 10,14.15), um sie vor der drohenden Gefahr der Feinde zu schützen.

Wieder strahlt auch seine Majestät hervor. Er, den sie gefangen nehmen wollten, war es, der hier gebot. Keiner aus der Schar Soldaten widersetzte sich seinen Worten. Selbst Petrus, der durch seinen Angriff auf Malchus allen Grund lieferte, auch verhaftet zu werden, konnte frei ausgehen. So verwendete sich der Herr vor dem Feind für die Seinen. Das tut Er heute noch (Röm 8,34). Welch ein grosser Trost zu wissen, dass Er jederzeit für uns ist und sich für uns verwendet!

Seine freiwillige Hingabe

Die Szene im Garten Gethsemane endet bei Johannes mit den beeindruckenden Worten des Herrn Jesus an Petrus: «Den Kelch, den mir der Vater gegeben hat, soll ich den nicht trinken?» (V. 11).

Das sind Worte, die wir in ihrer Tiefe nicht ausloten können. Sie machen uns seine völlige Übereinstimmung mit den Gedanken des Vaters und seine freiwillige Unterwerfung unter den Willen seines Vaters deutlich. Diese Worte zeigen Ihn als das vollkommene Brandopfer. Sie erinnern uns auch an 2. Mose 21,5 und stellen Ihn als den wahren Knecht vor, der sagte: «Ich liebe meinen Herrn, meine Frau und meine Kinder, ich will nicht frei ausgehen.» Den Gedanken, den Kelch, den der Vater Ihm gegeben hatte, nicht zu trinken, gab es für Ihn gar nicht. Denken wir daran, dass Er diese Worte im völligen Bewusstsein dessen sagte, was dieser Kelch an Bitterkeit und Not für Ihn bedeutete (V. 4)!

Anbetungswürdiger Herr, der diesen Kelch der Leiden und des Todes aus der Hand des Vaters genommen und ihn ganz geleert hat, damit wir frei ausgehen können! Ihm wollen wir danken und seine Herrlichkeit mehr betrachten.