«Das ist das Wort des Glaubens, das wir predigen, dass, wenn du mit deinem Mund Jesus als Herrn bekennst und in deinem Herzen glaubst, dass Gott ihn aus den Toten auferweckt hat, du errettet werden wirst. Denn mit dem Herzen wird geglaubt zur Gerechtigkeit, mit dem Mund aber wird bekannt zum Heil» (Röm 10,8-10).
Herz und Mund
Beim Lesen dieser Verse fällt der Kontrast zwischen dem Herzen und dem Mund auf. Im Herzen glauben wir, und mit dem Mund bekennen wir. Für einen Christen ist beides wahr. Im Blick auf unsere ewige Sicherheit wissen wir, dass wir durch Glauben gerettet sind. Rettung für den Himmel gibt es nur durch den Glauben an den Herrn Jesus. Das ist eine Sache des Herzens.
Wenn es aber um unsere Stellung auf der Erde geht, spielt unser Bekenntnis eine wesentliche Rolle. Durch die Taufe haben wir uns hier öffentlich auf die Seite eines verachteten, abgelehnten und verworfenen Herrn gestellt. Es ist ein Herr, mit dessen Rechten die Menschen nichts zu tun haben wollen.
Um im vollen Umfang des Wortes ein Christ zu sein, reicht es nicht aus, den Herrn Jesus als Heiland zu kennen. Die Beziehung des Herzens zu Christus ist unendlich wichtig. Sie ist der Anfang von allem. Doch Paulus zeigt in den oben zitierten Versen, dass unser Bekenntnis hinzukommt.
Ein wirklicher Christ glaubt erstens an Den, der gestorben und auferweckt worden ist. Wer das tut, wird gerechtfertigt werden. Ein wirklicher Christ wird zweitens mit dem Mund diesen Jesus Christus als seinen Herrn bekennen, d.h. er stellt sich bewusst auf die Seite des Verworfenen und anerkennt seine Rechte im täglichen Leben.
Zwei Seiten des Bekenntnisses
Die Erfahrung zeigt, dass wir manchmal in Gefahr stehen, etwas einseitig über unser Bekenntnis zu denken. Wir reduzieren es dann darauf, den Menschen zu vermitteln, dass Jesus unser Heiland ist und dass wir in Ihm Heil und Leben gefunden haben.
Diese Seite des Bekenntnisses ist elementar. Beim Lesen der Apostelgeschichte erkennen wir, wie die Jünger immer wieder den Tod und die Auferstehung des Herrn bezeugt haben. Auch wir können diesen Punkt in unserem Zeugnis nicht genug betonen.
Doch unser Bekenntnis hat eine zweite Seite. In 1. Timotheus 6,12 fordert Paulus seinen Mitstreiter Timotheus auf, den guten Kampf zu kämpfen. Dann erinnert er ihn daran, dass er vor vielen Zeugen das «gute Bekenntnis» bekannt hat. Und sogleich fügt er die bedeutsamen Worte hinzu: «Ich gebiete dir vor Gott, der alles am Leben erhält, und vor Christus Jesus, der vor Pontius Pilatus das gute Bekenntnis bezeugt hat …» Was ist dieses «gute Bekenntnis»?
Unser Glaubensbekenntnis geht darüber hinaus, Christus als Heiland zu bekennen. Es schliesst ein, dass wir bezeugen, dass Er der Herr unseres Lebens ist, dem wir folgen und dessen Verwerfung wir auf dieser Erde teilen wollen. Christus ist unser Herr. Er hat die Autorität über unser Leben. Nicht wir selbst entscheiden, sondern wir haben einen Herrn im Himmel, dessen Willen wir tun wollen.
Das ist es, was wir in 1. Timotheus 6 finden. Wir leben nach anderen Massstäben als die Menschen dieser Welt. Wir offenbaren Tugenden wie Gerechtigkeit, Gottseligkeit, Glauben, Liebe, Ausharren und Sanftmut. Diese stehen im Gegensatz zu den Wertmassstäben der Welt. Im Weiteren kämpfen wir den guten Kampf des Glaubens. Damit steht unser Bekenntnis in Verbindung. Nur Menschen, die Christus in der Praxis ihres Lebens als Herrn anerkennen und sich auf seine Seite stellen, können solche Tugenden offenbaren.
Dann erinnert Paulus an das gute Bekenntnis des Herrn Jesus, das Er vor Pontius Pilatus abgelegt hat. Er verbindet diese Aussage mit dem alleinigen Machthaber, dem König der Könige und Herrn der Herren, der einmal in Macht und Herrlichkeit regieren wird. Das ist nichts anderes als das Reich Gottes in seiner zukünftigen, öffentlichen Form. Der Herr Jesus wird erneut auf diese Erde kommen, um sein Reich in Macht und Herrlichkeit aufzurichten. Dann wird Er über alles herrschen.
Bis es soweit ist, haben auch wir ein Bekenntnis abzulegen. Natürlich ist das Bekenntnis des Herrn Jesus vor dem Statthalter Pilatus einzigartig. Dennoch werden wir in dem, was Er vor Pilatus bezeugt hat, wichtige Merkmale finden, die auch in unserem Bekenntnis sichtbar werden dürfen.
Christus vor Pilatus
Wir denken an den Augenblick zurück, da Christus vor dem weltlichen Richter Pilatus stand. In seiner Person war das Reich Gottes unter die Menschen gekommen. Doch die Juden hatten ihren König abgelehnt. Sie wollten nicht, dass dieser über sie herrsche. Jetzt stand dieser verworfene König vor dem Vertreter des damals herrschenden Weltreichs der Römer. War jetzt der Zeitpunkt gekommen, das Reich Gottes in Macht zu gründen? Nein! Dann hätte der König der Juden nicht mit Dornen gekrönt und gebunden vor dem Richter gestanden.
Das Reich Gottes hat damals für eine Zeit – diese dauert bis heute an – eine besondere Form angenommen. Sie bedeutet nicht Herrschaft und Herrlichkeit, sondern Verwerfung und Ablehnung sowohl für den König als auch für seine Untertanen. Und da hat der Herr Jesus das Bekenntnis abgelegt, das in seinen Kernelementen auch unser Bekenntnis ist.
Der inspirierte Bericht in Johannes 18 und 19 zeigt uns, worin das gute Bekenntnis des Herrn Jesus bestand. Fünf Punkte wollen wir uns in Erinnerung rufen:
1) Jesus Christus ist der König der Könige und Herr der Herren
Pilatus fragte den Gefangenen: «Bist du der König der Juden?» (Joh 18,33). Der Herr beantwortete diese Frage nicht konkret. Stattdessen stellte Er eine Gegenfrage: «Sagst du dies von dir selbst aus, oder haben dir andere von mir gesagt?» Aus der Reaktion von Pilatus ersieht man, dass es ihm eigentlich egal war. Lapidar fragte er: «Bin ich etwa ein Jude?» Mit einem König der Juden hatte er nichts zu tun.
Doch dann machte der Herr deutlich, dass es nicht primär um den König der Juden ging, sondern darum, dass Er ein König ist. Gott hat Ihm viel mehr als nur die Königswürde über Israel gegeben. Ihm ist alle Gewalt und Macht im Himmel und auf der Erde gegeben. Einmal wird dies auch sichtbar werden.
Pilatus schien zu ahnen, dass mehr als der König der Juden vor ihm stand. Deshalb die weitere Frage: «Also bist du doch ein König?» Der Herr bejahte dies: «Du sagst es, dass ich ein König bin.» Er war nicht nur der König der Juden, sondern auch der König von Pilatus.
Der erste Punkt ist also das öffentliche Bekunden, dass Jesus Christus der König der Könige und Herr der Herren ist. Diese Würde gehört Ihm grundsätzlich. Er ist ein König, auch wenn Er in den Briefen des Neuen Testaments nicht als König der Christen vorgestellt wird. Er ist unser Herr. In jedem Fall aber ist Er der, dem alle Gewalt und Macht von Gott gegeben ist. Davon dürfen wir in einer Welt, die mit seiner Herrschaft nichts zu tun haben will, Zeugnis ablegen.
2) Das Reich des Herrn ist nicht von dieser Welt
Eine weitere Frage von Pilatus war: «Was hast du getan?» Auch darauf gab der Herr keine direkte Antwort. Stattdessen sagte Er: «Mein Reich ist nicht von dieser Welt.» Diese Tatsache ist ebenfalls ein Teil des guten Bekenntnisses. Das Reich Gottes gehört nicht zur Welt, in der wir leben. In diesem Reich herrschen ganz andere Grundsätze, als die Welt sie kennt. Christen leben wohl in der Welt, aber sie sind nicht mehr von dieser Welt. Wir sind wohl das Licht der Welt und das Salz der Erde, aber wir gehören zu einem Reich, in dem himmlische Grundsätze Gültigkeit haben.
Rechte und Pflichten im Reich Gottes unterscheiden sich von den Rechten und Pflichten der Reiche dieser Welt. «Das Reich Gottes ist nicht Essen und Trinken, sondern Gerechtigkeit und Friede und Freude im Heiligen Geist» (Röm 14,17). Das Reich Gottes besteht heute nicht in äusserlich sichtbaren Beweisen, sondern in Verhaltensmustern, die einmal im Tausendjährigen Reich auf dieser Erde sichtbar werden. In unserem Leben nehmen wir heute schon vorweg, was einmal die öffentliche Herrschaft des Herrn Jesus kennzeichnen wird. Wir verhalten uns anders, wir reden anders und denken auch anders als die Menschen dieser Welt. Zumindest sollte es so sein! Dieses Bekenntnis dürfen wir ablegen – mit unserem Mund, aber vor allem in unserem Verhalten.
3) Nachfolger des Herrn Jesus setzen ihr Programm in dieser Welt nicht mit Macht und Gewalt durch
Dieser Punkt steht unmittelbar mit dem vorhergehenden in Verbindung. Der Herr Jesus sagte: «Mein Reich ist nicht von dieser Welt; wenn mein Reich von dieser Welt wäre, hätten meine Diener gekämpft, damit ich den Juden nicht überliefert würde; jetzt aber ist mein Reich nicht von hier» (Joh 18,36). Im Reich Gottes gibt es Diener, die der Herr hier «meine Diener» nennt. Auch wir sind Knechte des Reiches. Wir werden aufgefordert, die Verwerfung des Herrn zu teilen, nicht aber für die Rechte des Reiches Gottes zu kämpfen. Christen, die sich z.B. militärisch oder politisch für die Verbesserung der Verhältnisse in dieser Welt einsetzen, handeln im Widerspruch zu dem, was der Herr uns hier lehrt.
Das Evangelium der Gnade, das in dieser Zeit verkündigt wird, zielt nicht darauf ab, die Verhältnisse in dieser Welt zu verändern. Im Gegenteil, es verändert Menschen, die in den Verhältnissen dieser Welt leben. Wir versuchen auch nicht, dem Reich Gottes auf politischem Weg zum Durchbruch zu verhelfen. Es wird einmal in Macht und Herrlichkeit bestehen. Dann werden die Nationen Gerechtigkeit lernen. Doch es ist nicht unsere Aufgabe, diesen Zustand in der Zeit des christlichen Zeugnisses herbeizuführen. Unsere Aufgabe ist es, davon zu zeugen, dass wir nicht für unsere Rechte einstehen und sie auch nicht mit Gewalt verteidigen.
4) Nachfolger des Herrn geben der Wahrheit Zeugnis
Wie feierlich ernst sind die Worte des Herrn vor Pilatus: «Ich bin dazu geboren und dazu in die Welt gekommen, dass ich der Wahrheit Zeugnis gebe. Jeder, der aus der Wahrheit ist, hört meine Stimme» (Joh 18,37). Der Richter hatte nichts davon verstanden. Er stellte nur die bekannte Frage: «Was ist Wahrheit?», und ging dann zu den Juden hinaus.
Die Worte des Herrn klingen in den Ohren derer, die Ihm nachfolgen wollen, nach. Auch wir dürfen und wollen Zeugen von der Wahrheit sein. Dazu sind wir hier zurückgelassen. Wo anders sollen die Menschen dieser Welt sehen, was Wahrheit ist, wenn nicht an denen, die aus der Wahrheit sind?
Der Herr Jesus konnte von sich sagen, dass Er die Wahrheit ist, und Johannes bezeugt, dass die Gnade und die Wahrheit durch Ihn geworden ist. Darin ist der Herr Jesus einzigartig. Doch als seine Nachfolger können und dürfen wir sehr wohl Zeugen der Wahrheit sein. Aus der Wahrheit zu sein ist mehr, als nur wahrhaftig, ehrlich und aufrichtig zu leben. Wer «aus der Wahrheit ist», ist aus Gott geboren, und das wird unserem Lebensstil sein Gepräge geben.
5) Alle Gewalt im Reich unseres Herrn kommt von oben
In Johannes 19 sehen wir, wie Pilatus noch einmal ins Prätorium hineinging, um Jesus zu befragen. Als er keine Antwort bekam, erinnerte er den Gefangenen daran, dass er Gewalt habe, Ihn freizulassen oder zu kreuzigen. Noch einmal öffnete der Heiland den Mund, um ihm zu sagen: «Du hättest keinerlei Gewalt gegen mich, wenn sie dir nicht von oben gegeben wäre» (V. 11).
Auch diese Wahrheit wollen wir freudig bezeugen, und zwar entgegen dem äusseren Anschein: Nicht die Regenten dieser Erde herrschen und entscheiden, sondern in Wirklichkeit sind es die Himmel, denen die Herrschaft gegeben ist. Alle Gewalt wird von oben ausgeführt. Davon hatte schon der Prophet Daniel gesprochen, als er dem König Nebukadnezar seinen Traum deutete (Dan 4,23).
Auch wenn wir in einer Welt leben, die dem Herrn und seinen Grundsätzen völlig entgegensteht, so dürfen wir doch wissen und freudig bezeugen, dass es die Himmel sind, die eigentlich herrschen. Es ist heute noch eine unsichtbare, indirekte Herrschaft. Doch einmal wird diese Herrschaft des Himmels über die Erde sichtbar werden und von allen anerkannt sein.
Als Knechte und Nachfolger des Herrn dürfen wir heute schon seine Rechte anerkennen und seinen Geboten gehorchen. Wir tun es, weil wir Ihn kennen und lieben. Auch wenn es mit Leiden und Verwerfung verbunden ist, so dürfen wir Ihm doch mit Freuden nachfolgen und unser Zeugnis ablegen. Der Tag kommt, da wir in Herrlichkeit mit Ihm erscheinen werden. Dieses Wissen gibt uns Kraft, uns jetzt treu auf seine Seite zu stellen und das «gute Bekenntnis» abzulegen.