Gabe und Fähigkeit

Matthäus 25,14-15

Es ist Gott, der Schöpfer, der den Menschen mit einem Verstand ausstattet und seine geistigen Kräfte bildet. Im Gleichnis von den Talenten in Matthäus 25 weist der Herr Jesus auf diese Gabe des Schöpfers hin. Dort heisst es:

«Denn so wie ein Mensch, der ausser Landes reiste, seine eigenen Knechte rief und ihnen seine Habe übergab: Und einem gab er fünf Talente, einem anderen zwei, einem anderen eins, jedem nach seiner eigenen Fähigkeit» (Mt 25,14.15).

Es wird jedoch klar unterschieden zwischen der «Gabe» (d.h. dem, was er jedem Knecht gab) und der «Fähigkeit» jedes Knechtes. Er gab jedem nach seiner eigenen Fähigkeit.

Wenn Gott Menschen beruft, um Ihm zu dienen, dann rüstet Er diese Werkzeuge für seine Zwecke aus, und zwar meistens bereits vor ihrer Bekehrung. Seine Vorsehung bestimmt eine Person von ihrer Geburt an für seine Zwecke und führt dann die Umstände seines ganzen weiteren Lebens entsprechend dieser Zielrichtung.

Paulus besass einen besonderen und bemerkenswerten natürlichen Charakter. Zudem hatte er eine ausser­gewöhnliche Ausbildung genossen und sich dadurch besondere Kenntnisse erworben. Es war Gottes Vorsehung, die Saulus von Tarsus so begabte und so führte.

Als er sich dann bekehrte und durch Gottes Gnade zu einem speziellen Dienst berufen wurde, empfing er eine Gabe, die er bis dahin nicht besessen hatte. Durch den Heiligen Geist wurde er befähigt, die Wahrheit Gottes zu erfassen und sie mit Nachdruck anderen weiterzugeben, d.h. sie in besonderer Weise auf die Herzen der Zuhörer zu legen.

Gott wirkte durch seinen natürlichen Charakter, durch seine Art, etwas auszudrücken, und durch seinen besonderen Schreibstil. Doch alles, was durch diese natürlichen Fähigkeiten floss, wurde in der Kraft des Heiligen Geistes gewirkt, den er empfangen hatte.

Wir müssen also unterscheiden zwischen

  1. der Fähigkeit (sie ist das Gefäss der Gabe) und
  2. der Gabe selbst

Diese ist unter der Leitung des Herrn die bestimmende Energie oder Kraft der Fähigkeit. Die Gabe ist also nicht von der Person, in der sie wirkt, und deren Fähigkeiten zu trennen. Eine Gabe, die unabhängig wäre vom Gefäss, in dem sie wirkt, gibt es nicht.