Jeremia war ein Zeitgenosse des Königs Josia und sein Dienst als Prophet erstreckte sich bis zur Wegführung der beiden Stämme des Südreichs nach Babel. Er lebte in einer schwierigen Zeit des Volkes Israel. Die meisten Menschen hatten sich von Gott abgewandt und verehrten andere Götter. Damit ging zunehmende Gewalt und Unmoral einher.
Jeremia gehörte zur Familie der Priester. Sein Vater hiess Hilkija und war wahrscheinlich Hoherpriester zur Zeit Josias (vergleiche Jer 1,1 mit 2. Kön 22,4). Jeremia stammte also aus einer gottesfürchtigen Familie, die an Gott glaubte und Ihm diente.
Wie wir aus Jeremia 1 entnehmen können, bestellte Gott ihn schon in seiner Jugend zum Propheten. Er sollte als göttliches Sprachrohr das Volk Israel zur Umkehr aufrufen und vor dem Gericht warnen. Weil er schon als junger Mann einen anspruchsvollen Dienst ausführen musste, ermutigte ihn der HERR mit besonderen Versprechen.
Unsere Zeit gleicht der Zeit Jeremias. Das christliche Zeugnis ist zum grössten Teil ruiniert. Viele Menschen, die sich Christen nennen, wollen nichts vom Herrn Jesus wissen. Selbst bei den Glaubenden hat sich manches eingeschlichen, das nicht die Zustimmung Gottes findet. Dennoch wollen wir als junge Christen den Kopf nicht hängen lassen. Gott will uns als seine Zeugen gebrauchen, damit wir an dunklem Ort ein Licht für Ihn sind. Obwohl wir nicht die gleiche Aufgabe wie Jeremia haben, dürfen wir doch manche Lektion von ihm lernen.
Gottes Ruf zum Dienst
«Das Wort des HERRN erging an mich, indem er sprach: Bevor ich dich im Mutterleib bildete, habe ich dich erkannt, und bevor du aus dem Mutterschoss hervorkamst, habe ich dich geheiligt: Zum Propheten an die Nationen habe ich dich bestellt» (Jer 1,4.5).
Jeremia suchte sich die Aufgabe als Prophet nicht selbst aus. Gott rief ihn in diesen Dienst. Dieser Grundsatz gilt auch heute. Jeder von uns bekommt seine Aufgabe vom Herrn (1. Kor 3,5).
Bei der Berufung zum Propheten teilte der HERR seinem Knecht Jeremia dreierlei mit, das wir auf uns anwenden dürfen:
a) Ich habe dich erkannt
Gott kennt uns durch und durch. Seit unserer Entstehung im Mutterleib sind Ihm unser Charakter und unsere Fähigkeiten bekannt. Er weiss auch von Anfang an, wie unser Leben verläuft und welche Erfahrungen wir als Kinder und Jugendliche machen. Weil Er alles über uns weiss, berücksichtigt Er auch alles, wenn Er uns einen Auftrag anvertraut. Vielfach erkennen wir erst später, wie weise Er darin gehandelt hat.
b) Ich habe dich geheiligt
Spezielle Werkzeuge wie Jeremia und Paulus hatte Gott von Geburt an für sich reserviert, damit sie Ihm in einer besonderen Weise dienten (Gal 1,15).
Das können wir von uns nicht behaupten. Aber eins wird daraus für uns klar: Bevor der Herr uns in seinem Werk benutzen will, ruft Er uns zu sich. Er möchte, dass wir Ihm unser ganzes Leben zur Verfügung stellen, damit Er darüber bestimmen kann. Wenn wir jedoch unsere eigenen Ziele verfolgen und in der Welt vorwärtskommen wollen, sind wir nicht für Ihn reserviert und werden keine brauchbaren Werkzeuge.
c) Ich habe dich bestellt
Wenn wir uns dem Herrn Jesus zur Verfügung stellen, kommt in unserem Leben der Moment, an dem Er uns eine konkrete Aufgabe gibt. Damit wir sie erfüllen können, stattet Er uns mit einer Gabe, d.h. mit einer geistlichen Fähigkeit aus (Eph 4,7).
Jeremias Einwand
«Ich sprach: Ach, Herr, HERR, siehe, ich weiss nicht zu reden, denn ich bin jung» (Jer 1,6).
Jeremia fühlte sich zu jung für diese Aufgabe und meinte, er könne nicht reden. Diese Bedenken offenbarten seine Demut und seine Furcht vor diesem Dienst. Das erste ist ein positives, das zweite ein negatives Merkmal:
- Demut ist eine wichtige Voraussetzung für jeden Dienst. Je weniger wir von uns halten, desto nützlicher sind wir für den Herrn.
- Furcht kann uns aber hindern, das zu tun, was der Herr uns aufträgt. Darum gilt die Ermutigung des Apostels Paulus an den ängstlichen Timotheus auch uns: «Gott hat uns nicht einen Geist der Furchtsamkeit gegeben, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit» (2. Tim 1,7).
Gottes Instruktionen zum Dienst
Der HERR ging auf den Einwand von Jeremia ein, indem Er ihm Anweisungen und Zusagen für seinen Dienst gab.
a) Er fordert etwas
Zuerst erklärte der HERR: «Zu allen, wohin ich dich senden werde, sollst du gehen, und alles, was ich dir gebieten werde, sollst du reden» (Jer 1,7). Damit forderte Gott von Jeremia schlicht und einfach Gehorsam. Das ist das oberste Prinzip jedes Dieners: Er soll das tun, was der Herr ihm befiehlt.
Vielleicht haben wir manchmal Mühe zu erkennen, was der Herr genau von uns möchte. Dann dürfen wir Ihn danach fragen. Aus dem Wort Gottes und in Abhängigkeit vom Ihm wollen wir seinen Willen suchen. Sobald Er uns aber klargemacht hat, was unsere Aufgabe ist, gibt es nur noch eins: gehorchen.
In schlichtem Gehorsam gegen Gott können wir auch die Zweifel und Befürchtungen überwinden, die uns im Dienst plagen.
b) Er verspricht etwas
Dann versicherte der HERR seinem Propheten: «Fürchte dich nicht vor ihnen. Ich bin mit dir, um dich zu erretten» (Jer 1,8). Jeremia war sich bewusst, dass seine Botschaft auf Widerstand stossen würde. Gott wusste das auch und machte ihm deshalb ein herrliches Versprechen: Ich bin mit dir!
Diese Zusage dürfen wir auch vertrauensvoll für uns nehmen, wenn wir bereit sind, gehorsam das zu tun, was der Herr uns aufgetragen hat. Nicht alle Aufgaben sind einfach, nicht alle Dienste werden gut aufgenommen. Besonders in der Verbreitung des Evangeliums erleben wir ziemlich schnell Widerstand. In jeder Schwierigkeit dürfen wir daran denken: Der Herr ist mit mir! Dann schwindet die Furcht vor den Menschen.
c) Er gibt etwas
Schliesslich sagte der HERR zu Jeremia: «Ich lege meine Worte in deinen Mund» (Jer 1,9). Als Prophet durfte er sich darauf verlassen, dass Gott ihm direkte Mitteilungen machen werde, die er dann verkünden sollte.
Weil das Wort Gottes abgeschlossen ist, gibt Gott heute keine neuen Prophezeiungen mehr. Aber wir besitzen die Bibel und den Heiligen Geist. Wenn wir uns intensiv mit dem Wort Gottes beschäftigen und uns unter die Leitung des Geistes stellen, wird der Herr uns mit der Botschaft beauftragen, die Er ausgerichtet haben will. Dann wird wahr, wozu uns Petrus auffordert: «Wenn jemand redet, so rede er als Aussprüche Gottes» (1. Pet 4,11). Ob wir nun am Bibelstand stehen oder Sonntagsschule halten – der Herr wird uns bestimmt die richtigen Worte geben.
Das spornt uns an, regelmässig die Bibel zu lesen und ein Leben zu führen, in dem der Geist Gottes ungehindert wirken kann.
Wenn wir den Propheten Jeremia lesen, merken wir, wie alle drei Punkte Wirklichkeit wurden. Trotz Widerstand und Feindschaft gehorchte Jeremia dem HERRN. Dabei erlebte er, wie Gott ihn nicht im Stich liess und ihm immer wieder seine Worte an das Volk in den Mund legte.
Macht uns das Beispiel von Jeremia nicht Mut, heute den Auftrag gehorsam auszuführen, den der Herr uns gegeben hat?