Praktische Hinweise für den öffentlichen Dienst

Apostelgeschichte 1,15-26

In der Apostelgeschichte finden wir anhand vieler Beispiele illustriert, wie praktisches Versammlungsleben nach den Gedanken Gottes aussieht. Auch ohne die Belehrung in den Briefen des Neuen Testaments, die wir heute in Händen haben, wussten die ersten Christen, wie sie sich verhalten sollten. Sie lebten in der Abhängigkeit vom Herrn Jesus und erlebten die Leitung durch den Heiligen Geist. Zudem achteten und bewahrten sie die mündliche Belehrung der Apostel. So sind diese ersten Christen bis heute ein lebendiges Beispiel für gottgemässes Verhalten in der christlichen Zeitperiode.1

Zu Beginn der Apostelgeschichte erinnert der Schreiber Lukas an seinen ersten Bericht, worin er niedergeschrieben hat, was Jesus anfing zu tun und zu lehren. Dieser Dienst, der vom Meister selbst begonnen wurde, wird nun von den Aposteln, den Jüngern und den Gläubigen im Allgemeinen fortgesetzt. Dabei wirkt der Herr selbst vom Himmel aus mit.

Nach einigen wichtigen Belehrungen durch den Herrn Jesus werden die Jünger Zeugen seiner Himmelfahrt. Anschliessend werden sie daran erinnert, dass Er wiederkommen wird – genauso wie sie Ihn haben hingehen sehen. Das wird sich dann erfüllen, wenn Er sichtbar auf diese Erde kommen wird. Dann wird Er hier als der König der Könige und als der Herr der Herren die Herrschaft antreten. Dieses Kommen Jesu in Macht und Herrlichkeit steht in Verbindung mit der Belohnung, die Er dann für jeden treuen Diener haben wird. So verstehen wir, wie die Jünger ermuntert werden, in der Zeit der Abwesenheit des Königs im Dienst für Ihn treu auszuhalten. Einmal wird Er wiederkommen und eine Belohnung mitbringen!

So kehren die Jünger mit grosser Freude nach Jerusalem zurück. Und bleiben auf dem Obersaal – miteinander in Einmütigkeit und im Gebet. An einem der folgenden Tage steht Petrus in der Mitte der Brüder auf. Er ergreift das Wort und bringt die Frage der Nachfolge von Judas in der Apostelschaft zur Sprache. Neben diesem inhaltlichen Aspekt ist diese Ansprache von Petrus das erste Beispiel für einen öffentlichen Dienst in der Mitte der damaligen Gläubigen nach der Himmelfahrt des Herrn Jesus. Noch war der Heilige Geist nicht gekommen. Noch war die Versammlung nicht gebildet. Aber am Beispiel von Petrus erkennen wir wertvolle Hinweise für einen öffentlichen Dienst in der Mitte der Gläubigen bis in unsere Zeit.

Aufstehen

Petrus steht in der Mitte der Brüder auf. Es waren etwa 120 Personen versammelt. Nun steht einer der Brüder auf und ergreift das Wort. Auf der einen Seite erkennen wir bei Petrus die Bereitschaft, öffentlich aufzustehen und eine wichtige Sache zur Sprache zu bringen. Damit setzt er sich der Beurteilung der Zuhörer aus. Damit übernimmt er auch eine gewisse Führungsrolle. Doch Petrus ist bereit, diese Aufgabe zu übernehmen. Er bleibt dabei nicht sitzen, sondern nimmt eine Haltung ein, die für diese Situation angemessen ist. Dadurch wird Ehrfurcht vor dem göttlichen Wort ausgedrückt, das man anderen vorstellt. Zudem wird damit die Tatsache der Führung und der Bereitschaft zur Beurteilung durch die Zuhörer unterstrichen.

In der Mitte der Brüder

Der Dienst von Petrus geschieht nicht irgendwo in einem Winkel, im Verborgenen oder in einem kleinen Kreis von Ausgewählten. Petrus sucht nicht zunächst Anhänger für «seine» Idee, wie es heute in der Politik und in anderen Bereichen in der Welt häufig der Fall ist. In aller Öffentlichkeit nimmt Petrus diesen Platz in der Mitte der Brüder ein. Das zeigt den Wunsch der Übereinstimmung und der Einmütigkeit, der auch in Bezug auf die vorzustellende Sache besteht. So wie die Gläubigen einmütig im Gebet verharrten, so sollte auch in dieser Sache einmütig der von Gott gewünschte Weg gefunden und gegangen werden. Wie schön ist dieses Bild der ersten Gläubigen, die wirklich als Einheit erkannt werden konnten! Welch eine Kraft ging von diesem Zeugnis aus!

Der Platz in der Mitte der Brüder unterstreicht auch die Verantwortung, die jeder Knecht des Herrn bis heute hat. Der Diener ist seinem Dienstherrn – dem Herrn Jesus – verantwortlich. Dieser beruft seine Diener, rüstet sie mit dem aus, was sie für ihren Dienst brauchen, und sendet sie zu dem Werk aus, das Er für sie vorgesehen hat. Doch der Dienst geschieht in der Mitte der Gläubigen und unterliegt dem Urteil der Geschwister. So ist der Diener seinem Herrn verantwortlich, aber in dem, was er sagt, unterliegt er dem Urteil derer, denen er dient.

Die Schrift musste erfüllt werden

In allem, was Petrus sagt, stützt er sich auf die Schriften. Er beginnt damit, er zitiert sie und er stützt alle seine Ausführungen auf diese Schriftstellen.

Das muss bis heute in jedem Dienst der Fall sein. Alles stützt sich auf die Schriften. Und der Heilige Geist, der das ganze Wort Gottes inspiriert hat, wirkt bis heute in jedem Dienst. Kann es da sein, dass dieser Geist unabhängig von den Schriften, die Er selbst eingegeben hat, spricht? Unmöglich! – Bis heute hat sich jeder Diener auf die Heiligen Schriften des Wortes Gottes zu stützen. Bis heute muss die Bibel die Grundlage und der Ausgangspunkt für jeden Dienst sein. Und bis heute ist das Wort Gottes die einzige Begründung für jede Entscheidung, die unter den Gläubigen zu treffen ist. Alles, was nicht der gesunden Lehre des Wortes Gottes entspricht, muss abgelehnt werden, da es nicht aus der einzig wahren Quelle kommt. Es kann nicht vom Heiligen Geist geleitet sein.

Es muss nun …

Petrus wendet nun die Stelle aus dem Alten Testament auf die konkrete Situation der Gläubigen in Apostelgeschichte 1 an. Das ist ein besonderer Dienst, der in der Kraft des Heiligen Geistes bis heute geschehen sollte. Es gibt den Dienst der Belehrung: Gottes Wort wird erklärt und ausgelegt und auf die Herzen und Gewissen der Zuhörer gelegt. Daneben gibt es aber bis heute auch den prophetischen Dienst. Das ist das Reden des Wortes Gottes in die konkrete praktische Situation hinein. So geschah die Anwendung der Schriften des Alten Testaments durch Petrus in einer Weise, dass die konkrete Bedeutung für die Situation der Gläubigen deutlich wurde. Die Zuhörer erkannten nun klar, was der Wille Gottes in ihrer Lage war. Auch diesen Dienst kennen wir bis heute, und wir spüren, wie nötig die Leitung des Heiligen Geistes ist, um diesen Dienst ausüben zu können.

Sie stellten zwei dar

Die Zuhörer dieser kurzen Ansprache von Petrus wissen nun, was zu tun ist. Sie diskutieren nicht lange, sie stimmen auch nicht ab, sondern sie nehmen den von Gott gegebenen Dienst an und befolgen das, was Gott ihnen vorgelegt hat, sofort. Gott bekennt sich dazu, schenkt weitere Klarheit und legt seinen Segen darauf.

Sie beteten

Wie schön, wenn über die vorgestellte Sache gebetet wird. Wir haben schon gesehen, wie jeder Dienst in der Abhängigkeit vom Herrn und unter der Leitung des Heiligen Geistes geschehen muss. Doch auch das Bewahren des Gehörten und die Umsetzung in die Praxis erfordert die Hilfe des Herrn. Das dürfen wir durch das Gebet im Anschluss an einen Dienst ausdrücken. Das Gebet in Apostelgeschichte 1 ist keine Wiederholung dessen, was Petrus gesagt hatte. Es enthält die Bitte an den Herrn, dass das Gehörte in gottgemässer Weise in der Praxis umgesetzt werden kann. Gott beantwortet dieses Gebet mit klarer Wegweisung und Hilfe. So benutzt Er den Dienst von Petrus, um das Bild der zwölf Apostel, das sich in der Beschreibung der Versammlung in der Zeit des Tausendjährigen Reiches wiederfindet (Off 21,14), zu erhalten.

So bestätigt der Herr Jesus diesen Dienst des Petrus. Er selbst hatte für seinen Jünger gebetet und ihm gesagt, dass er nach seiner Wiederherstellung seine Brüder stärken solle. So dürfen sich Diener des Herrn bis heute im Bewusstsein ihrer eigenen Schwachheit auf den Herrn stützen. Er wird jeden Dienst, der in Abhängigkeit von Ihm getan wird, bestätigen.

  • 1Dabei beachten wir, dass es sich in der Apostelgeschichte um eine gewisse Übergangszeit handelt, in der die ersten Christen noch sehr im Judentum verwurzelt waren. Aber Gott gab ihnen in Langmut und Geduld Gelegenheit, diese Dinge mehr und mehr hinter sich zu lassen.