Gottes Zusage
Erinnert uns die Überschrift nicht unwillkürlich an Hebräer 8,12, wo wir Jeremia 31,34 wie folgt zitiert finden: «Denn ich werde ihren Ungerechtigkeiten gnädig sein, und ihrer Sünden und ihrer Gesetzlosigkeiten werde ich nie mehr gedenken» (siehe auch Heb 10,17)? – Wunderbar ist auch die Zusage Gottes in Psalm 103,12, dass Er unsere Übertretungen so weit wie der Osten ist vom Westen von uns entfernt hat.
Dieses einfache Bild von der unendlichen Distanz zwischen Osten und Westen macht jedem Gläubigen klar, dass es auf Gottes Seite kein Wieder-Hervorholen einmal vergebener Sünden gibt. Seine Zusage ist unumstösslich fest und sicher. Im Propheten Micha spricht Gott davon, dass Er alle ihre Sünden in die Tiefe des Meeres werfen wird (Micha 7,19). Er will damit sagen, dass die Sünden dann an einem Ort sind, von dem Er sie nie wieder hervorholen wird. Welch ein grosser Gott, von dem gesagt wird, dass Er ihrer nicht mehr gedenken wird.
In den erwähnten Stellen steht nicht, dass Gott unsere Sünden vergisst. Unser Gott «verliert nichts aus dem Gedächtnis», wie man «vergessen» auch übersetzen könnte, sondern seine Zusage lautet, dass Er sich unsere Übertretungen nicht mehr ins Gedächtnis zurückrufen wird. Er will sich nicht an sie erinnern (Jes 43,25).
Allein die Tatsache, dass da Sünden sind, die vergeben und so entfernt wurden, dass sie nicht wieder zurückgeholt werden, ist beglückend. Doch Gott hat durch die Gabe seines Sohnes noch viel mehr getan. Er hat uns gerechtfertigt, das heisst, dass wir so vor Ihm stehen, als ob wir nie eine Sünde getan hätten. Wunderbarer Herr, der durch sein vollbrachtes Erlösungswerk diese vollkommene Grundlage zu unserem ewigen Heil und zum Frieden mit Gott gelegt hat! Auch wenn unser Lob, unser Dank und unsere Anbetung hier oft schwach sind, werden wir Ihm im Himmel in Ewigkeit und vollkommen den Ihm gebührenden Dank bringen.
Unsere Verantwortung
Wir haben nun ein wenig gesehen, wie Gott mit den Sünden eines Glaubenden umgeht. Und was sagt die Bibel einem Gläubigen bezüglich seines Verhaltens gegenüber Glaubensgeschwistern, wenn diesen etwas zu vergeben ist? «Euch gegenseitig vergebend, wenn einer Klage hat gegen den anderen; wie auch der Christus euch vergeben hat, so auch ihr» (Kol 3,13). In Matthäus 18,22 fordert der Herr seinen Jünger Petrus, aber damit auch uns dazu auf, unserem Bruder bis 70 mal 7, das heisst letztlich unbegrenzt oft, zu vergeben. Dabei lenkt Er unseren Blick auf die uns zuteilgewordene Vergebung (Eph 4,32).
Wir sollten als Gläubige gern bereit sein zu vergeben, da uns der Herr dazu auffordert. Doch dann beginnt oftmals das Problem, wenn wir versuchen, auch zu vergessen. Bei genauer Untersuchung des Wortes Gottes werden wir jedoch im Blick auf die Vergebung an keiner Stelle aufgefordert, auch zu vergessen. Was sollen wir denn tun?
Dazu gibt uns 1. Korinther 13 einen eindeutigen Hinweis. Dort finden wir Eigenschaften der Liebe, die einen Gläubigen kennzeichnen sollten. Unter anderem deckt die Liebe zu (V. 7 Fussnote). Wenn ich etwas zudecke, dann ist die Kontur des Zugedeckten noch sichtbar, den zugedeckten Gegenstand selbst sehe ich nicht mehr. Genauso verhält es sich mit der Vergebung. Etwas Vergebenes ist hinweggetan und darf nicht mehr – zu keiner Zeit mehr – hervorgeholt werden.
Damit sind wir als Gläubige durchaus in der Lage, mit des Herrn Hilfe schriftgemäss zu vergeben und in der Kraft des neuen Lebens durch die Liebe zuzudecken. Das oftmals angestrebte Vergessen, wozu wir Menschen gar nicht in der Lage sind, erwartet unser Herr nicht von uns.