Die Gefahren der reiferen Jahre

2. Chronika 14; 2. Chronika 25,27; 2. Chronika 35,1-24; Offenbarung 2,4

«Du hast deine erste Liebe verlassen»

Bei der öffentlichen Verkündigung des Wortes Gottes werden in der Regel die jungen Gläubigen aufgefordert, dem Herrn Jesus anzuhangen. Und sie sind es, die normalerweise vor der Welt und den Fallstricken Satans gewarnt werden. Daraus könnte man den Schluss ziehen, ältere Gläubige stünden nicht in der gleichen Gefahr wie die jüngeren. Ist das wirklich wahr?

Liest man im 2. Buch der Chronika die Geschichte der Könige von Juda, dann findet man etwas anderes. Diese Könige, die taten, was recht war in den Augen des HERRN, wichen nicht in ihrer Jugend weder vom rechten Weg noch von Gott ab, sondern in mittleren Jahren und im Alter.

Wir übergehen die traurige Geschichte des Niedergangs von Salomo. Es scheint, dass es bei ihm keine Wiederherstellung gegeben hat.

Dann kommen wir zu Asa, dem Sohn Abijas (2. Chr 14). Er begann seine Regierung gut und zeigte grossen Eifer beim Beseitigen des Götzendienstes im Land. Er machte das Gesetz des HERRN, des Gottes ihrer Väter, wieder zum Gesetz des Landes. So hatte er Erfolg und besiegte seine Feinde. Er und sein Volk erfreuten sich einer langen Zeit der Ruhe.

Doch nachdem er 36 Jahre lang die Güte Gottes in dieser Hinsicht erfahren hatte, wandte er sich von Ihm ab. Im Kampf gegen seine Feinde zog er die Hilfe Ben-Hadads, des Königs von Syrien, dem Arm des HERRN vor. Zudem verfolgte er den Propheten Gottes, der ihm sein Fehlverhalten vorhielt, und unterdrückte das Volk Gottes. In den letzten Jahren seines Lebens erkrankte er an seinen Füssen, «so dass er überaus krank wurde». Das war aber nur das äussere Zeichen seines inneren moralischen Zustands, der sein Abweichen von Gott bewirkt hatte.

Josaphat begann gut, und er bewahrte tatsächlich bis zum Schluss ein zartes Gewissen. Und so war der HERR mit ihm. Doch er verband sich mit dem Feind Gottes, mit Ahab, dem gottlosen König des Nordreichs Israel. Es scheint, dass er mit dieser Verbindung eine standesgemässe Ehe für seinen Sohn Joram anstrebte. Diese Handlung brachte eine Ernte der Not über das Reich Juda.

Joas tat in seinen jungen Jahren das, was recht war in den Augen des HERRN, solange der Priester Jojada, sein Pflegevater, lebte. Nachdem jedoch dieser treue Berater gestorben war, fiel er den Schmeicheleien der Obersten von Juda zum Opfer. Er erlaubte ihnen, die Götzenbilder wieder aufzustellen und den Götzenkult wieder einzuführen. Er ermordete Sekarja, den Sohn seines Wohltäters, als dieser die Wahrheit bezeugte und dem Volk seine Übertretung der Gebote des HERRN vorhielt. Schliesslich machten die eigenen Knechte des Königs eine Verschwörung gegen ihn und ermordeten ihn.

Zu Beginn seiner Regierungszeit tat Amazja, was recht war in den Augen des HERRN, jedoch nicht mit ungeteiltem Herzen. Aber später diente er den Göttern der Edomiter und war nicht bereit, auf die Warnungen des Propheten Gottes zu hören. «Und von der Zeit an, als Amazja von der Nachfolge des HERRN abgewichen war, machten sie in Jerusalem eine Verschwörung gegen ihn … und töteten ihn» (2. Chr 25,27).

Ussja war 16 Jahre alt, als er zum König gemacht wurde und zu regieren begann. Er tat, was recht war in den Augen des HERRN. Er suchte Gott, und dieser gab ihm Gelingen. Doch im Alter erhob sich sein Herz, «bis er zu Fall kam». Mit vermessenem Hochmut «handelte er treulos gegen den HERRN, seinen Gott, und trat in den Tempel des HERRN, um auf dem Räucheraltar zu räuchern» (2. Chr 26,16). Er starb als Aussätziger in seinem 69. Lebensjahr.

Hiskja war einer der vortrefflichsten Könige von Juda. Auf allen seinen Wegen half ihm Gott in wunderbarer Weise. Doch in seinen späteren Jahren «vergalt er nicht nach der Wohltat, die ihm erwiesen worden war, denn sein Herz erhob sich; und es kam ein Zorn über ihn» (2. Chr 32,25).

Josia war acht Jahre alt, als er König wurde und zu regieren begann. Der Bericht über sein gottesfürchtiges Leben und Wirken ist voller Belehrung und Ermunterung. Doch nach 30 Jahren weigerte er sich, auf die Stimme Gottes durch Neko, den König von Ägypten, zu hören (2. Chr 35,1-24), und wurde tödlich verwundet.

All dieses ist zu unserer Belehrung geschrieben. Das Versagen dieser sieben Könige von Juda sollte uns zeigen, dass niemand sicher ist, auch wenn er noch so grosse Erfahrungen der Güte und Gnade Gottes gemacht hat. Nur der wird bewahrt, der in ständiger Abhängigkeit vom Herrn vorangeht.

Biblisches Wissen und geistliche Erfahrungen werden zu einem Fallstrick, wenn sich das Herz darüber erhebt und wenn die Seele nicht im Bewusstsein der eigenen Nichtswürdigkeit und der ständigen Notwendigkeit der Gnade bleibt. Zur Versammlung in Ephesus musste der Herr, nachdem sie über 40 Jahre lang reichste geistliche Erkenntnis und grossen Segen erfahren hatte, klagend sagen: «Du hast deine erste Liebe verlassen.» Möge Gott alle, die auf dem Weg des Glaubens und der geistlichen Erfahrungen älter werden, vor Hochmut des Herzens bewahren. Möge Er sie alle in einer beständigen Übung des Herzens und in der Energie des Glaubens bewahren, zu seiner Ehre und zum Segen derer, die jünger im Glauben sind.