In einer Bibelstunde im Gefängnis erklärte ein Gefangener dem Verkündiger, weshalb er zum Drogendealer geworden war. Er hatte eine gute Stelle verloren, weil er seinem Vorgesetzten, der ihn ständig grundlos kritisierte, die Meinung gesagt hatte. Der Seelsorger fragte ihn, warum er denn laut geworden sei und nicht einfach sein Bestes getan und die Kritik schweigend ertragen habe. «Weil ich ein Mann bin», lautete seine Antwort.
Der Herr Jesus war auch ein Mann. Doch Er liess sich durch die Angriffe anderer nie zu einer verkehrten Reaktion verleiten. Sein Verhalten als Mensch vor Gott blieb stets vollkommen.
Wenn wir getadelt oder ungerecht behandelt werden – wie gehen wir damit um? Unsere Reaktionen können ganz unterschiedlich sein, wie es die folgenden Beispiele zeigen.
- Angenommen, ich sündige und werde dafür getadelt, doch ich ärgere mich deswegen oder gerate in Wut. Dann folgen daraus oft weitere Sünden. Ein Beispiel dafür ist König Asa, der sich über die Zurechtweisung des Sehers Hanani ärgerte, ja, in Zorn geriet, und den Propheten einsperrte (2. Chr 16,7-10).
- Nehmen wir an, ich sündige, aber ich bekenne das Vorgefallene und tue Buße, nachdem ich gerügt worden bin, und nehme die Zurechtweisung geduldig an. Das Sündigen ist sicher keine Ehre für mich, aber so kann die Sache wieder in Ordnung kommen. Ein Beispiel dafür ist König David. Als der Prophet Nathan zu ihm kam, ihm sein Vergehen (die Sünde des Ehebruchs und des Mordes) aufdeckte und zu ihm sagen musste: «Du bist der Mann», da beugte David sich unter den ernsten Tadel des HERRN durch den Propheten (2. Sam 12,1-15).
- Nehmen wir an, ich tue Gutes, doch ich muss dafür leiden. Nun werde ich böse auf die, die mich verletzen, oder bitter gegen Gott. Die Folge ist, dass mein Gutestun zur Sünde entartet.
Oft reagieren wir auf eine dieser drei Arten, wenn wir zurechtgewiesen werden oder Widerstand zu spüren bekommen. Aber alle drei Reaktionen folgen dem Muster des sündigen Menschen, nicht dem Vorbild unseres Herrn Jesus Christus.
Zwei weitere Beispiele führen uns zu Christus, dem vollkommenen Vorbild. - Angenommen, ich tue Gutes, und wenn ich dafür leiden muss, ertrage ich es geduldig. Ein solches Verhalten ist «wohlgefällig bei Gott» und bringt ewigen Segen mit sich (1. Pet 2,20; Mt 5,10-12). Der Apostel Paulus schrieb: «Deshalb habe ich Wohlgefallen an Schwachheiten, an Schmähungen, an Nöten, an Verfolgungen, an Ängsten für Christus; denn wenn ich schwach bin, dann bin ich stark» (2. Kor 12,10).
- Nehmen wir an, ich tue Gutes, und wenn ich dafür leiden muss, erweise ich denen, die gegen mich sind, etwas Gutes. Dann beweist mein Verhalten, dass ich gemäss Matthäus 5,44.45 «ein Sohn unseres Vaters, der in den Himmeln ist, geworden bin».
Erinnern wir uns, wie Elisa die syrische Armee behandelte, nachdem sie versucht hatte, ihn gefangen zu nehmen. Der HERR hatte den Feind mit Blindheit geschlagen. Doch anstatt den Feind zu vernichten, sorgte Elisa dafür, dass der König von Israel ihnen «ein grosses Mahl bereitete, und sie assen und tranken; und er entliess sie, und sie zogen zu ihrem Herrn» (2. Kön 6,23).
Wenn es darum geht, unsere Feinde zu lieben und denen wohl zu tun, die uns hassen, dann gibt uns unser Herr Jesus Christus das herrlichste Beispiel dafür. Als Er starb, erwirkte Er eine Errettung, die sogar für die galt, die Ihn in grausamer und ungerechter Weise gekreuzigt hatten.
Lasst uns unser Verhalten sorgfältig und aufrichtig im Licht all dieser Beispiele prüfen. Wie weit kommt bei uns das Wesen Christi zum Vorschein?