Das Friedensopfer

3. Mose 3; 3. Mose 7,11-36

In der göttlichen Aufzählung der verschiedenen Opfer des alten Bundes steht das Friedensopfer an dritter Stelle, nach dem Brandopfer und dem Speisopfer. Wenn wir an die Bedeutung des Brandopfers und des Speisopfers denken, erkennen und verstehen wir leicht, dass es so sein muss.

Alle Opfer reden von Jesus Christus, der als Mensch auf diese Erde gekommen war, um am Kreuz von Golgatha sein Leben zu opfern. Der höchste Beweggrund und das höchste Ziel des Lebens unseres Heilands war, den Willen Gottes zu erfüllen und Ihn zu verherrlichen, auch wenn es Ihn das Leben kosten würde. Von diesem Gehorsam und dieser Hingabe bis in den Tod am Kreuz spricht das Brandopfer.

Das Speisopfer war das einzige unblutige Opfer in der Reihe der alttestamentlichen Opfer. Es spricht von den besonderen Herrlichkeiten des Herrn Jesus als Mensch, der sein heiliges Leben in all seiner Gnade und moralischen Vollkommenheit Gott weihte.

Gemeinschaft

Der Hauptgedanke beim Friedensopfer ist Ge-meinschaft. Jedes Kind Gottes sollte über die Bedeutung und die Zusammenhänge dieses Opfers nachdenken. Das Merkmal des Friedensopfers – Gemeinschaft – leitet sich nämlich daraus ab, dass das Opfer Christi von Gott angenommen worden ist. Sowohl das Brand- als auch das Speisopfer reden von dem vollkommenen Wohlgefallen, das Gott in der Person und im Werk des Herrn Jesus fand.

Von Ihm schreibt der Apostel Petrus: «Zu welchem kommend, als zu einem lebendigen Stein, von Menschen zwar verworfen, bei Gott aber auserwählt, kostbar. … Siehe, ich lege in Zion einen Eckstein, einen auserwählten, kostbaren.» Und wie schön, dass er dann hinzufügt: «Euch nun, den Glaubenden, ist die Kostbarkeit» (1. Pet 2,4-7). Durch den Tod von Christus haben wir das Vorrecht, Gemeinschaft mit Gott, mit dem Herrn Jesus und untereinander zu haben. Welch ein unermessliches und erhabenes Vorrecht!

Was Gott allein gehört

Gott verlangt die Speise oder das Brot dieses Opfers ausschliesslich für sich (Kap. 3,11.16). Es war alles Fett und die Innereien. Wie schön redet dies von der Vortrefflichkeit, der Energie des Willens, den Empfindungen, Beweggründen und Zuneigungen unseres Herrn, die nur Gott richtig und völlig wertschätzen kann. Alles wurde durch Feuer erprobt, und die Wirkung des Feuers am Fett brachte seine überragende Vorzüglichkeit hervor.

Alles im Herrn Jesus wurde göttlich geprüft, und die Erprobung brachte nur seine verborgenen Vollkommenheiten ans Licht. Je intensiver die Prüfung war, umso herrlicher kamen seine Vortrefflichkeiten zur Darstellung. Alles stieg als duftender Wohlgeruch der Beruhigung zu Gott auf. Das war Gottes Brot, das Er genoss. Er fand Ruhe und Freude in jeder Bewegung des Herzens und des Willens seines geliebten Sohnes.

In Verbindung mit diesem Opfer forderte Gott, als eine ewige Satzung, das Fett und das Blut für sich, also das, was vom Willen und vom Leben des Herrn Jesus spricht.

Es ist nicht ohne Bedeutung, dass ein männliches oder ein weibliches Tier als Opfer dargebracht werden konnte. In der Schrift spricht das Weibliche gewöhnlich von der Stellung und das Männliche vom Zustand. Unsere Gemeinschaft mit Gott ist durch den Tod Christi sichergestellt, in dem uns ein neuer Platz und ein neuer Zustand gegeben worden ist. «Mittels des Glaubens haben wir auch den Zugang zu dieser Gnade, in der wir stehen» (Röm 5,2). «Die Herzen besprengt und so gereinigt vom bösen Gewissen und den Leib gewaschen mit reinem Wasser» (Heb 10,22).

Manche betrachten das Friedensopfer als ein Bild des Werks des Herrn Jesus, der Frieden gemacht hat mit Gott; aber eigentlich ist es ein Dank- oder Lobopfer. Ohne Frage ist es ein Opfer der Gemeinschaft, und aus der Gemeinschaft fliessen selbstverständlich Lob und Dank hervor. Das wird in 3. Mose 7,12 und 15 durch die Ausdrücke «Dankopfer» bzw. «Dank-Friedensopfer» bestätigt. In Kapitel 3 finden wir, was das Opfer für Gott ist. Im Gesetz des Friedensopfers (Kap. 7) wird uns dann das Teil des Priesters und des Opfernden gezeigt.

Es fällt auf, wie die Einzelheiten bei jedem Opfer wiederholt werden. Dies festzustellen, ist sehr gesegnet, denn wir erkennen darin, wie Gott nie müde wird, von seinem geliebten Sohn zu reden. Nichts wurde der Vorstellung des Menschen überlassen. Alles wurde sorgfältig, ganz genau und göttlich beschrieben, so dass das Volk Gottes nur zu gehorchen hatte.

Das Friedensopfer und das Zusammenkommen zum Brotbrechen

Im 7. Kapitel wird uns gesagt, was mit den einzelnen Teilen des Opfers getan werden musste. Das Fett gehörte dem HERRN. Es wurde auf dem Brandopferaltar geräuchert. Die Brust, die von der hingebenden Liebe von Christus spricht, war Priesternahrung. Sie sollte Aaron und seinen Söhnen gehören, die ein Bild von Christus und den Seinen als priesterliche Familie sind. Wir sind in eine Beziehung gebracht, in der wir uns der Liebe des Christus, die allen Verstand übersteigt, erfreuen können. Jeder von uns kann bezeugen: «Der Sohn Gottes, der mich geliebt und sich selbst für mich hingegeben hat» (Gal 2,20). Und gemeinsam können wir sagen: «Christus hat die Versammlung geliebt und sich selbst für sie hingegeben» (Eph 5,25).

Es war eine Liebe – göttlich in ihrem Ursprung, mächtig in ihrer Kraft, unendlich in ihrer Ausdehnung, unauslöschlich in ihrem Charakter, ewig in ihrer Dauer –, die Ihn zu uns führte. Sie brachte Ihn aus den unendlichen Weiten der vergangenen Ewigkeit in diese Welt, wo die Menschen Gott als ein strenges und hartes Wesen betrachten. Er sei einer, der ernte, wo Er nicht gesät und sammle, wo Er nicht ausgestreut habe. In eine solche Welt, die durch Entfremdung von Gott geprägt ist und in Feindschaft zu Ihm steht, kam der Sohn, der im Schoss des Vaters ist, um das Herz Gottes offenzulegen.

Ist es nicht so, dass, wenn wir zusammenkommen, um am Mahl des Herrn teilzunehmen, wir die Tiefe und Sanftheit der Liebe von Christus in einer besonderen Weise empfinden? Wir kommen als solche zusammen, die den Herrn lieben, die aber durch die Seile seiner Liebe gezogen werden. Das Brot und der Kelch reden so einfach und doch so ergreifend vom geliebten Herrn, der sich selbst in Liebe hingab, um den Willen Gottes auszuführen. Beim Mahl des Herrn ist der Mensch nichts, aber Christus und seine Liebe alles. Bei dieser Gelegenheit brauchen wir nichts anderes zu tun, als uns in Ruhe an dem zu freuen, was der Herr ist.

In der Versammlung verwirklichen wir die Gemeinschaft mit Christus in besonderer Weise, indem wir mit Ihm in der Auferstehung verbunden sind. Die Brust wurde als Webopfer vor dem HERRN gewoben. Und wenn wir als Versammlung zum Brotbrechen zusammenkommen und zum Herrn hin versammelt sind, dann haben wir das Vorrecht, die kostbaren Wesenszüge der Liebe des Herrn Jesus, die in seinem Tod gesehen werden, dem Vater vorzustellen.

Wir sind mit dem auferstandenen Christus verbunden und passend gemacht, um bei Ihm zu sein, «denn sowohl der, der heiligt, als auch die, die geheiligt werden, sind alle von einem; um welcher Ursache willen er sich nicht schämt, sie Brüder zu nennen» (Heb 2,11). Wie wunderbar sind daher im Licht des Neuen Testaments die Worte: «Und die Brust soll Aaron und seinen Söhnen gehören» (3. Mo 7,31). Mit Christus dürfen wir in die tiefe Freude eingehen, die die Folge davon ist, dass wir uns von seiner Liebe nähren, die wir in seinem Tod für uns kennenlernen.

Wenn wir zusammenkommen und uns als priesterliche Familie vor Gott betätigen (1. Pet 2,5), dann nähren wir uns nicht nur von der Brust, sondern auch vom rechten Schenkel des Opfers. Dieser spricht von der mächtigen Kraft Dessen, der in die Tiefen des Todes hinabstieg und über alle Himmel hinaufgestiegen ist, damit Er alles erfüllte. Er ist der wahre Benjamin, von dem es heisst: «Der Liebling des HERRN!». In Ihm, dem Sohn der rechten Hand Gottes, ist Stärke: «Deine Hand sei auf dem Mann deiner Rechten, auf dem Menschensohn, den du dir gestärkt hast!» (Ps 80,18).

Christus, der Sohn Gottes, war stark, um in seinem Tod die grosse und folgenschwere Frage der Sünde zu lösen. Er allein war in der Lage, Barmherzigkeit und Wahrheit, Gerechtigkeit und Frieden zu verbinden, und zwar in voller Übereinstimmung mit den Anforderungen der Heiligkeit Gottes. Und Er ist stark, um in seiner grossen Kraft zu regieren, wenn Er jeden Feind überwunden und unterworfen hat. «Steh auf, HERR, zu deiner Ruhe, du und die Lade deiner Stärke» (Ps 132,8). Wenn Er erscheinen wird, um zu herrschen, wird sein Zepter ein Zepter der Gerechtigkeit sein, so dass nichts Böses mehr vorkommen wird.

Echte, ausgelebte Gemeinschaft

Nachdem die Webebrust und der rechte Schenkel denen gegeben worden waren, für die Gott sie bestimmt hatte, sollte der Rest des Opfers am gleichen oder am darauffolgenden Tag, an dem es geopfert worden war, gegessen werden. Was davon bis zum dritten Tag übrig blieb, musste mit Feuer verbrannt werden. Gemeinschaft kann nicht über das Mass der geistlichen Kraft hinaus verlängert werden. Jeder Versuch, durch fleischliche Anstrengung etwas aufrechtzuerhalten, was wie Gemeinschaft aussieht, ist in den Augen Gottes ein Gräuel (3. Mo 7,18).

Das Friedensopfer stellt ein wunderbares Bild von Gott, Christus und den Gläubigen vor, die sich zusammen nähren, indem sie sich miteinander am Herrn Jesus und an seiner Liebe, an seiner Person und an seinem Werk erfreuen.

Teurer Herr, Du bist die Freude unserer Herzen. Du, der Du uns alles bedeutest, erhalte uns diese Gemeinschaft ohne Unterbruch, bis wir Dich von Angesicht zu Angesicht sehen!