Frei gemacht – wovon?

Römer 8,1-8

Die Lehre von der Befreiung nimmt in Gottes Wort einen grossen Raum ein. Schon im Vorbild des Volkes Israel wird uns in 2. Mose 12 die Verschonung vom Gericht und in 2. Mose 14 die Befreiung aus der Macht des Pharaos vorgestellt. In 2. Mose 15 finden wir dann, wie ein befreites Volk das Lied der Erlösung singt.

Wenn Gott uns befreit und uns die Lehre der Befreiung vorstellt, dann tut Er es, damit wir uns über die Befreiung freuen, die Er uns geschenkt hat. Diese Freude darf in Dankbarkeit zu Ihm ihren Ausdruck finden. Zu verstehen, dass wir befreit sind, ist aber auch eine wesentliche Voraussetzung für ein Leben zur Ehre Gottes. Erst wenn wir verstehen, dass wir wirklich aus der Macht der Sünde und des Teufels befreit sind, werden wir mit Freuden nach dem Willen Gottes fragen, um ihn zu tun. Dazu sind wir frei gemacht: um Gott zu leben und nicht uns selbst.

In Römer 8,1-8 wird uns vorgestellt, wovon wir frei gemacht sind:

Frei gemacht von der Verdammnis

«Also ist jetzt keine Verdammnis für die, die in Christus Jesus sind» (V. 1). Wie ein Jubelruf klingt diese Zusammenfassung der bisherigen Kapitel des Briefes an die Römer. Es gibt kein Gericht, keine Hölle, keine Verdammnis mehr für die Glaubenden. Das Urteil und seine Ausführung (das meint «Verdammnis») sind weggenommen, weil Christus das Gericht am Kreuz getragen hat. Er hat das Werk vollbracht und ist auferstanden. Also ist jetzt klar geworden, dass es keine Verdammnis mehr für die gibt, die in Christus Jesus sind, denn ein gerechter Gott straft und richtet nicht zweimal. Das ist eine herrliche Tatsache. Auf solchen Versen in Gottes Wort ruht unsere Sicherheit. Wenn der Feind dich unsicher machen will, dann darfst du ihm diesen Vers entgegenhalten. Wenn er dich mit Zweifeln quälen will, dann darfst du es dir selbst und ihm zurufen: Es ist keine Verdammnis mehr! Das gibt uns Sicherheit und Freude. Niemals mehr werden wir ins Gericht kommen. Doch Gottes Wort zeigt uns noch mehr. Wir sind nicht nur in Bezug auf das ewige Gericht von der Verdammnis befreit, sondern heute schon frei gemacht. Davon sprechen die nächsten Verse.

Frei gemacht vom Zwang zu sündigen

«Denn das Gesetz des Geistes des Lebens in Christus Jesus hat mich frei gemacht von dem Gesetz der Sünde und des Todes» (V. 2). Wir sind von der Gesetzmässigkeit befreit, die einmal in uns gewirkt hat. Vor unserer Bekehrung konnten wir nicht anders als sündigen. Wir lebten in dieser Gesetzmässigkeit, in diesem Zwang. Wir waren gefangen unter dem Gesetz der Sünde und des Todes. Wir mussten sündigen und gingen dem Tod entgegen. Doch es gibt eine andere Gesetzmässigkeit – das Gesetz des Geistes des Lebens in Christus Jesus. Dahin sind wir gekommen. Wir sind vom Zwang der Sünde frei gemacht und können tatsächlich Gott gefallen. Das neue Leben, das uns geschenkt ist, kann und will sich äussern. Das hat Gott bewirkt. So sieht es der Römer-Brief an dieser Stelle.

In unserem täglichen Leben stellen wir fest, dass wir noch sündigen, dass das Fleisch sich regt und Sünden geschehen. Wir können noch sündigen. Das lehrt uns die Praxis. Aber wir müssen nicht mehr sündigen. Das macht uns Gottes Wort deutlich. Das Leben, das uns geschenkt ist, kann und will nur Gott gefallen. Und dieser Grundsatz des Lebens – das Gesetz des Geistes des Lebens in Christus Jesus – ist stärker als das «Naturgesetz» der Sünde und des Todes. Das ist der Schlüssel zu einem Leben zur Ehre Gottes.

Jedes Mal, wenn wir in unserem praktischen Leben in der Kraft des Geistes einen Sieg erringen, indem wir das Fleisch nicht mehr zum Zug kommen lassen und nicht sündigen, erleben wir die Wirklichkeit der Tatsache, dass wir vom Gesetz der Sünde und des Todes frei gemacht sind. Das ist dann zugleich eine Bestätigung dafür, dass tatsächlich keine Verdammnis mehr für die ist, die in Christus Jesus sind. Doch im nächsten Vers gibt uns Gott noch eine Bestätigung, die unabhängig von unserer praktischen Erfahrung ist.

Frei gemacht vom Gesetz

«Denn das dem Gesetz Unmögliche, weil es durch das Fleisch kraftlos war, tat Gott, indem er, seinen eigenen Sohn in Gleichgestalt des Fleisches der Sünde und für die Sünde sendend, die Sünde im Fleisch verurteilte» (V. 3). Die Befreiung vom Gesetz ist das Ergebnis des Werkes Gottes. Er tat das, was dem Gesetz unmöglich war. Obwohl das Gesetz an sich heilig und gerecht und gut ist (Röm 7,12), war es wegen des Fleisches der Sünde kraftlos. Weil der Mensch unter der Gesetzmässigkeit der Sünde und des Todes stand, war das Gesetz kraftlos. Niemand konnte auf dem Weg des Gesetzes Befreiung erlangen. Deshalb hat Gott ein Werk getan.

Er hat seinen eigenen Sohn gesandt. Der Sohn Gottes wurde Mensch. Er kam auf diese Erde, getrennt vom Grundsatz des Gesetzes, obwohl Er das Gesetz tatsächlich in allen Punkten erfüllt hat. Doch Er kam für die Sünde. Er hat nicht nur die vielen Sünden getragen, sondern auch das Problem der Sünde im Fleisch gelöst. Um diese Quelle, aus der die vielen Sünden hervorkommen, geht es hier. Diese Sünde im Fleisch hat Gott in seinem Sohn, im Herrn Jesus, verurteilt. Dazu musste Dieser am Kreuz auf Golgatha in das Gericht Gottes gehen. Dank sei Ihm, dass Er es getan hat und uns somit von der Verdammnis, von der Gesetzmässigkeit der Sünde und des Todes und vom Fluch des Gesetzes frei gemacht hat. Nur dieses göttlich vollkommene Werk konnte uns Befreiung bringen.

Frei gemacht vom Tod

«Denn die Gesinnung des Fleisches ist der Tod, die Gesinnung des Geistes aber Leben und Frieden» (V. 6). In den weiteren Versen wird der Gegensatz zwischen denen, die im Fleisch sind, und denen, die im Geist sind, deutlich herausgestellt. Es ist der Gegensatz zwischen denen, die unter der Knechtschaft der Sünde stehen, und denen, die frei gemacht sind.

Die Gesinnung des Fleisches ist auf das Sichtbare gerichtet. Es geht dem Fleisch nur um das, was der Art nach zu ihm passt. Das ist das Sichtbare, Irdische und Zeitliche. Diese Gesinnung bringt nur den Tod – sowohl jetzt als auch in Ewigkeit. Der Tod im eigentlichen Sinn ist die Trennung von Gott. Dahin führt die Gesinnung des Fleisches. Schon in der Gegenwart ist keine Gemeinschaft mit Gott möglich, und letztlich gehen die, die im Fleisch sind, in den ewigen Tod. Sie werden für immer von Gott getrennt sein. Schreckliches Ende derer, die das Heil Gottes ablehnen!

Doch jeder, der an den Herrn Jesus glaubt, ist davon frei gemacht. Er ist nicht mehr im Fleisch, sondern im Geist. Er ist frei gemacht von der Gesinnung des Fleisches, frei gemacht vom Tod. Er ist zum Leben und zum Frieden mit Gott gekommen.

Frei gemacht von der Feindschaft gegen Gott und der Unfähigkeit, Ihm zu gefallen

«Die Gesinnung des Fleisches ist Feindschaft gegen Gott, denn sie ist dem Gesetz Gottes nicht untertan, denn sie vermag es auch nicht. Die aber, die im Fleisch sind, vermögen Gott nicht zu gefallen» (V. 7.8). Die Gesinnung des Fleisches ist auch Auflehnung gegen Gott. Sowohl die Werke als auch der Wille dessen, der im Fleisch ist, sind Gott völlig entgegengesetzt. Daher kann niemand, der im Fleisch ist, Gott gefallen. Im Gegenteil – er ist in Feindschaft gegen Ihn.

Auch davon sind wir frei gemacht. Wir sind nicht länger Feinde Gottes. Wir sind mit Ihm versöhnt und sind seine Kinder (V. 16). Und wir sind frei gemacht von der Unfähigkeit, Gott zu gefallen. Das, was dem, der im Fleisch ist, niemals möglich ist, ist dem Gläubigen möglich. Er ist in der Lage, Gott zu gefallen. Es ist die Gesinnung des Geistes, Gottes Willen zu tun. Auch dazu sind wir befreit. Möge es Auswirkungen auf unser tägliches Leben haben!

Schlussbemerkung

Dankbar dürfen wir die Belehrung des Wortes Gottes über die Befreiung annehmen. Wir haben Sicherheit bezüglich unserer Errettung und dürfen im Bewusstsein der Befreiung leben. In dieser Freiheit dürfen wir Gott dienen. Weder werden wir uns wieder unter einen Grundsatz des Gesetzes stellen noch dem Fleisch der Sünde nachgeben. Wir wollen nach dem Geist handeln. Wir sind frei gemacht, um ein Leben zur Ehre Gottes zu führen.