Was sollen wir nun hierzu sagen?

Römer 8,31-35

Beim Lesen des Römer-Briefs fällt uns auf, dass der Apostel Paulus öfters Fragen stellt, die er dann sogleich selbst beantwortet. Mehrmals fragt er: «Was sollen wir nun sagen?» (Kap. 6,1; 7,7; 9,14). Einmal jedoch sagt er: «Was sollen wir nun hierzu sagen?» (Kap. 8,31).

Die meisten Bibelleser kennen diese Frage gut. Daran schliessen sich Verse an, die unseren Herzen oft Freude gebracht haben. Paulus stellt in diesem Abschnitt verschiedene Fragen, über die wir jetzt einmal kurz nachdenken wollen.

Frage 1: Wenn Gott für uns ist, wer gegen uns?

Die Antwort darauf folgt sogleich: «Er, der doch seinen eigenen Sohn nicht verschont, sondern ihn für uns alle hingegeben hat» (V. 32).

Es ist eine glückliche Gewissheit, dass Gott auf unserer Seite steht. Die Verse, die dieser Frage vorausgehen, machen das deutlich. Sie zeigen uns den wunderbaren Plan, den Gott im Herzen hatte. Er wollte uns in Christus unendlich segnen. Vor Grundlegung der Welt hat Er uns zuvor erkannt und zuvor bestimmt, in der Zeit hat Er uns berufen und gerechtfertigt, und – nach dem Ratschluss Gottes – sind wir jetzt schon verherrlicht. Unsere Bestimmung ist es, einmal dem Bild seines Sohnes gleichförmig zu sein. Das geht weit darüber hinaus, Vergebung unserer Sünden zu haben – so gross und gewaltig diese Segnung an sich auch ist. Aber Gott hat mehr mit uns vor. Wir werden die Herrlichkeit des verherrlichten Menschen teilen, wobei Er immer der Erstgeborene unter vielen Brüdern bleibt.

Mit dieser gewaltigen Segensfülle vor Augen stellt Paulus nun die Frage: «Was sollen wir nun hierzu sagen?» Wenn wir sehen, was Gott alles für uns getan hat und was Er in Christus mit uns vorhat, dann stockt uns wirklich der Atem. Gott ist für uns. Er steht auf unserer Seite. Er ist unser Vater, der uns liebt. Er hat uns den Heiligen Geist gegeben, der in uns wohnt und sich für uns verwendet. Was kann uns da passieren, wo Gott doch für uns ist?

Und doch sind wir manchmal ängstlich und furchtsam. Wir leben noch in einer Welt, die unter den Folgen der Sünde leidet. Wir selbst sind schwach und straucheln oft. Da haben wir es nötig, immer wieder an das erinnert zu werden, was Gott für uns getan hat, was Er täglich tut und was Er tun wird.

Gott hat den Beweis angetreten, dass Er für uns ist. Er hat seinen eigenen Sohn nicht verschont, sondern Ihn für uns alle hingegeben. Das tat Gott in seiner Liebe. In Maleachi 3,17 lesen wir von Gott, dass Tage kommen werden, da Er sein Volk verschonen wird, wie ein Mann, der seinen Sohn verschont. Ein irdischer Vater, der seinen Sohn liebt, wird versuchen, ihn, wo immer möglich, zu verschonen. Unser himmlischer Vater hat seinen Sohn nicht verschont. Und Er hat Ihn mehr geliebt, als je ein Vater auf der Erde seinen Sohn lieben könnte.

Den Sohn nicht zu verschonen bedeutete für Gott, dass Er Ihn hingegeben hat – und zwar für uns alle. Er hat Ihn gegeben für Menschen, die seine Feinde waren; für Menschen, die Ihn gar nicht wollten; für Menschen, die kein Interesse an Gott hatten. Diese Hingabe schliesst das Kreuz von Golgatha ein. Dort hat Gott seinen Sohn für uns alle hingegeben – und zwar in Tod und Gericht. Das volle Gericht des heiligen und gerechten Gottes, der Sünde nicht sehen kann, ist dort auf den Sohn gekommen. Abraham nahm das Messer, in der Absicht seinen Sohn zu schlachten. Er brauchte es nicht zu tun. Isaak wurde verschont. Es wurde ein Ersatz gefunden. Aber der Sohn Gottes wurde nicht verschont. Er hat «ihn treffen lassen unser aller Ungerechtigkeit» (Jes 53,6).

Wir sehen hier, was Gott tat. Natürlich tragen die Menschen, die den Herrn Jesus verurteilten und kreuzigten, die volle Verantwortung für den Mord an Ihm. Andere Stellen im Neuen Testament zeigen uns die Seite des Herrn Jesus selbst. Er hat sich selbst gegeben. Aber hier sehen wir den Beweis, dass Gott für uns ist. Er hat seinen Sohn gegeben.

Frage 2: Wie wird Er uns mit Ihm nicht auch alles schenken?

Paulus fügt eine zweite Frage an, die sich selbst beantwortet: «Wie wird er uns mit ihm nicht auch alles schenken?» Ja, so ist es. In Christus wird Gott uns alles schenken. In Ihm ist uns aller Segen sicher.

Im vorhergehenden Abschnitt finden wir den Ausdruck: «alle Dinge». «Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Guten mitwirken, denen, die nach Vorsatz berufen sind» (Röm 8,28). Hier bedeutet der Ausdruck «alle Dinge» die Widerwärtigkeiten des täglichen Lebens. Dies ist das, was uns dabei belastet und manchmal auch entmutigt. Es ist das, was im Alltag auf uns eindringt. Es ist zu unserem Segen und dient der Erfüllung des Plans Gottes mit uns.

Wenn Gott uns aber mit Christus «alles» schenkt, dann ist etwas anderes gemeint. Es geht um Geschenke Gottes, über die wir uns freuen. Es ist all das, was Gott uns in Christus zugesagt und versprochen hat. Einiges davon hatte Paulus im Abschnitt vorher aufgezählt. Wir sind Kinder und Söhne Gottes. Wir wissen, was die wirkliche christliche Freiheit bedeutet. Wir werden einmal dem Bild seines Sohnes gleichförmig sein. Wenn wir wissen wollen, was dieser Segen in Christus und mit Christus in sich schliesst, müssen wir den Epheser-Brief lesen. Dort lernen wir, dass wir in Christus mit jeder geistlichen Segnung in den himmlischen Örtern gesegnet sind.

Frage 3: Wer wird gegen Gottes Auserwählte Anklage erheben?

Es folgt die dritte Frage. Könnte es jemand geben, der es wagt, gegen Gottes Auserwählte Anklage zu erheben (V. 33)? Ja, es gibt einen, den die Bibel «den Verkläger unserer Brüder» nennt (Off 12,10). Das Buch Hiob zeigt uns, wie Satan diesen vollkommenen, rechtschaffenen und gottesfürchtigen Mann vor Gott verklagte. Sacharja 3 macht uns deutlich, wie Satan vor den HERRN tritt, um den Hohenpriester Josua anzugreifen. So greift Satan auch uns an. Wenn wir auf uns und unser Leben sehen, dann kann Satan vieles vorbringen, um uns vor Gott zu verklagen. Wie oft handeln wir falsch und sündigen. Doch eines steht fest – und daran kann auch der Teufel nichts ändern: Der Richter, vor dem er uns verklagt, steht auf unserer Seite. Er hat uns lieb. Die Angriffe Satans gehen ins Leere. Wir sind Gottes Auserwählte. Wir gehören Ihm. Er hat seinen Sohn für uns gegeben. Gott sieht uns jetzt in Christus, da stehen wir heilig und untadelig vor Ihm.

«Gott ist es, der rechtfertigt.» Es war die Initiative Gottes, uns zu rechtfertigen. Wir stehen vor dem Richter, aber wir fürchten Ihn nicht mehr. Der Richter hat uns in seinem Sohn gerecht gesprochen. Wir brauchen die Angriffe des Teufels nicht mehr zu fürchten. Es kann keine Verdammnis mehr geben. «Also ist jetzt keine Verdammnis für die, die in Christus Jesus sind» (Röm 8,1). Das gibt uns Sicherheit und Ruhe.

Frage 4: Wer ist es, der verdamme?

Paulus stellt eine vierte Frage und gibt auch sogleich die wunderbare Antwort: «Christus ist es, der gestorben, ja noch mehr, der auch auferweckt worden, der auch zur Rechten Gottes ist, der sich auch für uns verwendet» (V. 34).

Es gibt niemand mehr, der uns verdammen könnte. Gott ist für uns. Wir sind seine Auserwählten. Er hat uns gerechtfertigt. Aber nicht nur das. Auch Christus ist für uns. Alles, was Er tat, tat Er für uns. Er ist gestorben, Er ist auferweckt worden, und Er ist jetzt zur Rechten Gottes, um sich dort für uns zu verwenden. Es ist herrlich, sich damit zu beschäftigen, was Christus tat. Darin sehen wir seine Herrlichkeit, und die wird uns gross.

Doch was Paulus uns hier aufs Herz legen möchte ist, dass Er es für uns tat. Es ist die Seite Gottes, dass Er Ihn hingegeben hat. Es ist die Seite des Herrn Jesus, dass Er es selbst tat. Sein Tod gibt uns die Sicherheit, dass unsere Sünden gesühnt sind. Seine Auferweckung gibt uns die Gewissheit, dass Gott sein Werk angenommen hat und wir gerechtfertigt sind. Jetzt ist Er als Sieger von Golgatha zur Rechten Gottes. Aber auch jetzt ist Er noch für uns tätig. Er verwendet sich dort für uns, die wir noch durch eine Welt gehen, die für den Glaubenden eine Wüste ist. Wir haben nicht nur den Heiligen Geist als göttliche Person in uns wohnen, der sich hier von der Erde aus für uns verwendet. Nein, wir kennen auch den Sieger von Golgatha, der zur Rechten Gottes ist und sich dort ebenfalls für uns verwendet. Tag für Tag tut Er diesen Dienst für uns, bis wir das Ziel erreicht haben.

Frage 5: Wer wird uns scheiden von der Liebe des Christus?

Es folgt eine fünfte und letzte Frage: «Wer wird uns scheiden von der Liebe des Christus? Drangsal oder Angst oder Verfolgung oder Hungersnot oder Blösse oder Gefahr oder Schwert?» (V. 35). Die Antwort geben wir uns in unseren Herzen. Nichts und niemand ist in der Lage, uns von der Liebe des Christus zu scheiden. Niemand wird vor Gott mit seinen Klagen gegen uns Erfolg haben. Niemand kann uns verdammen. Auch die Umstände – so schwierig sie im Einzelfall sein mögen – können uns nicht von der Liebe des Christus scheiden.

Die Liebe Gottes hat sich erwiesen, als Er seinen Sohn nicht verschonte, sondern Ihn hingab. Die Liebe des Christus hat sich erwiesen, als Er selbst sein Leben für uns dargelegt hat. Einen grösseren Beweis göttlicher Liebe gibt es nicht. Diese Liebe ist stärker als alles, was sich gegen uns stellen könnte. Weder Drangsal noch Angst, noch Verfolgung, Hungersnot, Blösse, Gefahr oder Schwert können uns von dieser Liebe trennen. Das können Millionen von Gotteskindern, die durch Tiefe Not und Verfolgung gegangen sind, mit glücklichem Herzen bestätigen.

Sind wir davon auch tief in unserem Inneren überzeugt? Dann sagen wir gerne mit Paulus: «Was sollen wir nun hierzu sagen?»