Im Neuen Testament wird an verschiedenen Stellen auf die Wüstenwanderung des irdischen Volkes Gottes Bezug genommen. Zweimal wird diese Reise Israels von Ägypten nach Kanaan durch die Wüste ausführlich zu unserer Ermahnung angeführt (1. Kor 10,1-11; Heb 3,7-19).
Der Christ ist auf der Reise zum Himmel. Die ihn umgebende Welt, zu der er seit seiner Bekehrung nicht mehr gehört, ist für den neuen Menschen eine Wüste, weil sie für die neue Natur des Glaubenden nichts zu bieten hat. Beim Vergleich verschiedener neutestamentlicher Stellen stellt sich die Frage: Wie sieht unsere persönliche Wüstenwanderung aus?
In 1. Korinther 10 werden vor allem die Sünden des Volkes Israel vorgestellt: das Begehren nach bösen Dingen, der Götzendienst, die Hurerei, das Versuchen Gottes, das Murren. Auch die Korinther nahmen zum Teil an Götzenfesten teil. Es gab auch Hurerei in ihrer Mitte. Und so, wie viele Israeliten durch verschiedene Gerichte Gottes in der Wüste starben, so heisst es von den Korinthern: «Deshalb sind viele unter euch schwach und krank, und ein gut Teil ist entschlafen» (1. Kor 11,30).
Die Korinther, die sich selbst überschätzten, werden ermahnt: «Daher, wer zu stehen meint, sehe zu, dass er nicht falle» (1. Kor 10,12). Viele von ihnen waren in Sünde gefallen.
Dies ist die schlechteste Art, durch die Wüste zu gehen: Fallen, aufstehen, wieder fallen, wieder aufstehen, usw. Wenn wir gefallen sind, brauchen wir den Dienst des Herrn Jesus als Sachwalter bei dem Vater (1. Joh 2,1). Er wirkt dahin, dass wir die Sünde einsehen, in die wir gefallen sind, dass wir sie Gott, dem Vater, bekennen und dann seine Vergebung erfahren (1. Joh 1,9).
Der Hebräer-Brief zeigt nicht so sehr die einzelnen Sünden des Volkes Israel während der Wüstenwanderung, sondern vielmehr die Wurzel alles Übels, ihren Unglauben. Der Unglaube kennt keine Hoffnung, und so ist auch keine Kraft da, die Schwierigkeiten der Wüstenumstände zu überwinden. Die Mehrheit des Volkes wollte nach Ägypten zurückkehren (4. Mo 14,2-4).
Einige der Hebräer, die sich äusserlich zum Christentum bekannt hatten, waren unter dem Druck der Verfolgung einen Schritt weitergegangen: Sie waren zum Judentum zurückgekehrt. Sie waren nicht nur gefallen, sondern abgefallen (Heb 6,4-8). Aber auch die Übrigen von den Hebräern, die wirklich Leben aus Gott hatten, waren müde geworden. Ihre Knie wankten (Heb 12,3.12). Wenn wir uns so durch die Wüste schleppen, benötigen wir den Herrn Jesus als Hohenpriester bei Gott. Er vermag Mitleid mit unseren Schwachheiten zu haben und übernimmt es, uns trotz allem ans Ziel zu bringen (Heb 4,15).
Die dritte Art, durch die Wüste zu gehen, schildert uns der Apostel Paulus aus eigener Erfahrung. Er jagte durch die Wüste, vergass dabei, was hinter ihm lag, streckte sich nach vorn aus und jagte, das Ziel anschauend, dahin, um den Kampfpreis zu erringen (Phil 3,13.14). Es zog ihn nicht zurück zum Judentum, das ihm einst alles bedeutet hatte, in dem er grosses Ansehen genossen hatte, wie einst Mose in Ägypten. Nein, das alles achtete er nun für Dreck. Er schaute nicht zurück, auch nicht auf den Teil der Wüste, der schon hinter ihm lag. Nein, er schaute nach vorn auf das Ziel. Christus, der ihm auf dem Weg nach Damaskus erschienen war, hatte ihn in seinem Herzen ergriffen und zog ihn zu sich. Und er folgte diesem Ziehen, indem er durch die Wüste jagte, um seinerseits Christus in der Herrlichkeit zu ergreifen.
Ist nicht Kaleb, der am Anfang der Reise das verheissene Land und seine Segnungen gesehen hatte, mit der gleichen Energie durch die Wüste gezogen? Er wollte nicht nach Ägypten zurück wie die anderen. Er wollte unbedingt in dieses Land, das er gesehen hatte, das nun in seinem Herzen lebendig war.
Wie ziehst du durch die Wüste?
- Immer wieder fallend? Dann darfst du doch durch Gottes Gnade erfahren: «Der Gerechte fällt siebenmal und steht wieder auf» (Spr 24,16).
- Dich müde dahinschleppend? Dann denk daran, dass der Herr den Müden durch ein Wort aufzurichten weiss und ihm Kraft gibt (Jes 50,4; 40,29).
- Jagend? Dann darfst du wie die Braut im Hohenlied eine Ermunterung für andere sein (Hld 1,4).