«Denn zu Segnungen setztest du ihn auf ewig; du erfreutest ihn mit Freude durch dein Angesicht» (Ps 21,7).
In Psalm 21 spricht David prophetisch von der Freude des Herrn Jesus im Tausendjährigen Reich. Wenn Er in diesem Reich, das von Frieden und Gerechtigkeit gekennzeichnet sein wird, herrschen wird, dann wird dies für Ihn eine tiefe Freude sein. Alle Feinde werden vernichtet sein, und Christus wird als König der Könige und Herr der Herren die Herrschaft antreten.
Dennoch können wir beim Lesen eines solchen Psalms auch über die Freude nachdenken, die der Herr Jesus jetzt schon geniesst. Oft sind wir so sehr mit dem beschäftigt, was vor uns liegt und welche Freude auf uns wartet, dass wir das Teil, das unser Herr daran hat, ganz vergessen. Sein Weg führte durch Leiden zur Herrlichkeit. Wie Joseph einst vom Pharao geehrt wurde, so ist der Herr Jesus jetzt von Gott reich belohnt worden. Sicher können und sollen wir uns auf das freuen, was auf uns wartet. Doch wir wollen dabei nicht vergessen, was es für unseren Heiland bedeutet.
Die vor Ihm liegende Freude
In Hebräer 12,2 finden wir die bekannten Worte, dass Er für die vor Ihm liegende Freude das Kreuz erduldet hat. Er ist durch die tiefsten Tiefen gegangen und hat unendliche Qualen erlitten. Jetzt sind seine Leiden beendet. Gott hat Ihn zu höchster Höhe erhoben.
Manchmal wird gesagt, dass es in Hebräer 12 um die Freude des Herrn geht, uns zu besitzen. Das ist zweifellos an sich wahr, aber es ist nicht die erste Bedeutung der Freude in Hebräer 12. Diesen Gedanken haben wir z.B. in Matthäus 13 im Gleichnis vom Schatz im Acker. Vor Freude, jenen Schatz gefunden zu haben, geht jener Mann (ein Bild unseres Herrn) hin und verkauft alles, was er hat, um jenen Acker zu erwerben. In jenem Gleichnis sehen wir uns selbst und die Freude des Herrn, uns zu besitzen. Wegen dieser Freude hat Er sein Leben für uns gelassen. Nie werden wir Ihm genug dafür danken können.
Doch in Hebräer 12 geht es in erster Linie um das Eingehen des Herrn nach vollbrachtem Erlösungswerk in die Herrlichkeit Gottes und die Gegenwart des Vaters. Er hat sich zur Rechten des Thrones Gottes gesetzt. Seine Freude dort ist vollkommen. – Die beiden genannten Gedanken ergänzen einander. Beides zusammen macht die Freude unseres Herrn aus.
Der Prophet Jesaja beschreibt die Erhöhung des Knechtes Gottes mit den Worten: «Siehe, mein Knecht wird einsichtig handeln; er wird erhoben und erhöht werden und sehr hoch sein» (Jes 52,13). Gott hat den Herrn Jesus erstens erhoben, d.h. Ihn aus den Toten auferweckt. Zweitens hat Er Ihn erhöht, d.h. in den Himmel aufgenommen. Drittens ist Er sehr hoch, d.h. Er sitzt zur Rechten Gottes. So wie Er als Mensch auf dieser Erde Leid und Schmerz tief empfunden hat, so empfindet Er jetzt die Freude.
Tränen beim Säen – Jubel bei der Ernte
In Psalm 126,5.6 finden wir die bekannten Worte: «Die mit Tränen säen, werden mit Jubel ernten. Er geht hin unter Weinen und trägt den Samen zur Aussaat; er kommt heim mit Jubel und trägt seine Garben.» Hier geht es um den Jubel und die Freude wegen denen, die zur Frucht der Mühsal seiner Seele gehören. Buchstäblich gilt das für den Überrest Israels zukünftiger Tage, der aus der Drangsal heraus in das herrliche Friedensreich eingeht.
Doch wir denken gleichzeitig wieder an unseren Herrn. Am Kreuz von Golgatha hat Er mit Tränen gesät. Dort wurde Er als das wahre Weizenkorn in die Erde gelegt und starb. Welch eine Not war es für Ihn, den Fürst des Lebens, dort den Tod schmecken zu müssen! Was war es für Ihn, der sich selbst «das Licht» nannte, in die Finsternis des Verlassenseins von Gott zu kommen! Er rief: «Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen?» Doch die Antwort blieb für den Moment aus. Welch ein Schmerz für Ihn, der als Mensch vollkommen auf seinen Gott vertraut hatte, in diesen Augenblicken ohne Antwort zu bleiben!
Doch das Werk des Herrn ist nicht ohne Ergebnis geblieben. Im Gegenteil! Wir sehen ein grossartiges Resultat: Das Weizenkorn blieb nicht allein. Der Tod unseres Erlösers hat eine überaus reiche Frucht gebracht. Sie dient zur Freude Dessen, der unter Weinen hinging und den Samen zur Aussaat trug. Der Herr Jesus wird einmal von der Mühsal seiner Seele Frucht sehen und sich daran sättigen (Jes 53,11). Auch dieses Prophetenwort wartet noch auf seine endgültige Erfüllung. Doch in einem gewissen Sinn ist es bereits wahr geworden. Der Herr sieht jetzt schon Frucht von seiner Seelennot und freut sich daran. Wie kostbar für sein Herz, wenn Er rund um den Globus Menschen sieht, die Ihn im Glauben als ihren persönlichen Heiland und Herrn angenommen haben. Es sind Menschen, deren Herzen voll Dank und Anbetung Ihm entgegen schlagen.
Aber was wird es sein, wenn einmal alle, für die Er sein Leben am Kreuz gegeben hat, vor Ihm stehen werden? Und welch eine Freude für den Herrn Jesus, wenn Er die Versammlung, die dann weder Flecken noch Runzel noch etwas dergleichen aufweisen wird, sich selbst verherrlicht darstellen wird (Eph 5,27)! Welch eine Freude für Ihn, den himmlischen Bräutigam, wenn seine Braut in ihrem Hochzeitskleid – fein, glänzend und rein – zu seiner Freude mit Ihm vereint sein wird!
Noch einmal: Wir denken oft – und mit Recht – daran, welch eine Freude es für uns sein wird, Ihn zu sehen. Aber lasst uns doch mehr daran denken, dass der Herr Jesus etwas für sich haben wollte. Erfüllt uns dieser Gedanke auch mit Freude? Er wird die Versammlung sich selbst verherrlicht darstellen. Er möchte etwas haben, das Ihm allein gehört und woran Er sich in Ewigkeit erfreuen kann – und Er wird es haben, als Frucht seiner Leiden. Auch das gehört zu den Segnungen, die Gott für Ihn – seinen Sohn – bestimmt hat.