Honig

Der Begriff Honig kommt in der Bibel über 60-mal vor. Etwa 30-mal tritt er im Ausdruck «ein Land, das von Milch und Honig fliesst» auf. Damit ist das den Vätern (der Israeliten) verheissene Land Kanaan, das heutige Israel, gemeint. Die Bedeutung ist einfach zu erkennen: Es geht um ein gesegnetes Land, in dem die irdischen Segnungen im Überfluss vorhanden sind, wo es keinen Mangel gibt. 5. Mose 8,7-9 bestätigt uns dies.

In 1. Samuel 14,26 finden wir die Sache quantitativ noch verstärkt. Dort ist von einem «Strom von Honig» die Rede. Der geistlich gesinnte Jonathan genoss davon, während der fleischliche Saul dieses Geschenk nicht nur ablehnte, sondern auch seinem Volk verbot, davon zu essen. Trotz des im Überfluss vorhandenen Hilfsmittels, das für alle gereicht hätte, kam daher nur ein geringer Sieg zustande. – Auch wir können Kämpfe für Gott negativ beeinflussen, wenn wir von Gott gegebene, der Förderung des Kampfes dienende irdische Hilfsmittel ausschlagen.

Wenn in Jesaja 7,15 und 22 von «Rahm und Honig» gesprochen wir, ist dies eine Steigerung von «Milch und Honig». Weil aber für die Süssigkeit des Honigs keine Steigerung mehr möglich ist (Ri 14,18), wird daraus deutlich, dass Honig ein Symbol des von Gott gegebenen höchsten irdischen Segens ist.

In weiteren Stellen wird der Honig als Nahrung der Priester und Leviten (2. Chr 31,5) und der Propheten (Mt 3,4), als Prophetenlohn (1. Kön 14,3) und als Handelsware Israels (Hes 27,17) vorgestellt. Das zeigt, dass Honig durchaus nichts grundsätzlich Schlechtes ist.

Mit irdischen Dingen, auch wenn sie Segnungen Gottes sind, sind aber gewisse Gefahren verbunden. Jemand drückte es wie folgt aus: «Christus ist nicht in ihnen.» Diesen Nachteil gibt es bei den geistlichen Dingen nicht. So führt ein vermehrter Genuss an geistlichen Dingen nur zu mehr Segen und vertiefter Gemeinschaft mit Gott. Ein Übergenuss des Irdischen aber führt zu Überdruss, zu Übersättigung, zu Abneigung und sogar zu Abscheu (Spr 25,16; 27,7). Die dürstende Seele des Menschen kann nur mit Geistlichem gestillt werden. Wer sie ersatzweise mit Irdischem nähren will, wird ihr Verlangen nicht befriedigen können. Unter Umständen bringt er damit sogar die natürlichen, leiblichen Bedürfnisse durcheinander.

Wir müssen also die irdischen, von Gott gegebenen Dinge mit Weisheit geniessen, um weder den Segen Gottes zu verachten, noch der Dinge überdrüssig zu werden.

Der Psalmist meint genau das, wenn er die Süssigkeit des Honigs anerkennt, aber Gottes Wort darüber stellt: «Wie süss sind meinem Gaumen deine Worte, mehr als Honig meinem Mund!» (Ps 119,103; siehe auch Ps 19,10.11). Wir verstehen dies, weil Honig bei aller angenehmen Süssigkeit den geistlichen Durst nicht stillt, sondern eher verstärkt. Eigentlich sollte uns der rechte Gebrauch des Honigs zum Durst stillenden Wasser des Wortes Gottes führen.

An einigen Stellen werden auch Menschenworte und die damit ausgedrückten Gefühle und Zuneigungen mit Honig verglichen. In negativer Weise in Sprüche 5,3, wo die fremde Frau den Jüngling mit süssen Worten verführen will. In positiver Weise in Sprüche 16,21.24, wo angenehme Worte den Zugang zum Herzen öffnen, um die Lehre und den Trost zu übermitteln. So hat Salomo sowohl die Vorzüge als auch die Gefahren dieser Bedeutung des Honigs erkannt.

Oft wird die Bedeutung eines Wortes klarer, wenn man es in einen Kontrast bringt. Wir wollen in unserem Fall das irdische Nahrungsmittel «Honig» mit dem vom Himmel gekommenen Manna vergleichen. Das Manna musste wie der Honig gesammelt werden. Es besass auch seine Süssigkeit (2. Mo 16,31). Doch es war das Brot vom Himmel, das damals die irdischen und heute die geistlichen Bedürfnisse zu sättigen vermag, indem es ein Bild des aus dem Himmel gekommenen Sohnes Gottes ist.

Auch der Vergleich mit Salz hilft zum Verständnis. Salz sollte beim Speisopfer nicht fehlen (3. Mo 2,13), während Honig (und Sauerteig) bei allen Feueropfern Gottes nicht verwendet werden durfte (3. Mo 2,11). So war der Herr Jesus, auf den alle Opfer im Alten Testament hinweisen, zwar sanftmütig und demütig, doch nie kam Er mit süsser oder schmeichelnder Rede (Hiob 32,22). Seine Worte waren voller Güte und Mitgefühl, aber mit Salz gewürzt (Kol 4,6).

Fassen wir zusammen: Der Honig spricht hauptsächlich von irdischem Segen einerseits, sowie vom menschlichen Umgang anderseits. Beides kann, wie es bei allem Irdischen der Fall ist, zum Segen oder zum Fluch, zum Guten oder zum Bösen sein, entsprechend dem, wie wir es gebrauchen. Irdische Dinge sind für den geistlich gesinnten Menschen ein Segen, stellen für den irdisch gesinnten Christen aber eine Gefahr dar.