Haben wir nicht schon leere Entschuldigungen vorgebracht, wenn wir einer unangenehmen Sache ausweichen wollten? Dies geschieht nicht nur auf zwischenmenschlicher Ebene. Manchmal meinen wir, auch Gott gegenüber mit Entschuldigungen antworten zu können. Doch Er durchschaut sie. Aus dem Gleichnis vom grossen Gastmahl in Lukas 14, das der Herr Jesus einst seinen Zuhörern erzählte, wird dies deutlich.
Beim erwähnten Gleichnis geht es zwar um die Errettung und daher um Entschuldigungen, die ungläubige Menschen vorbringen, um Gottes Einladung der Gnade abzulehnen. Aber es gibt sehr wohl eine Anwendung auf uns Glaubende. Ungläubige, die den Herrn Jesus nicht als Erlöser annehmen wollen und Christen, die nicht bereit sind, entschieden für den Herrn da zu sein, gebrauchen oft ähnliche Entschuldigungen.
In Römer 14 haben wir einen Hinweis auf den Richterstuhl des Christus. Da heisst es: «So wird nun jeder von uns für sich selbst Gott Rechenschaft geben» (Röm 14,12). Sind wir uns im Klaren, dass Er dann unsere Entschuldigungen nicht akzeptieren wird? Das macht auch das obige Gleichnis klar.
Der erste Geladene sagte: «Ich habe einen Acker gekauft und muss hinausgehen und ihn mir ansehen; ich bitte dich, halte mich für entschuldigt» (Lk 14,18). Sein Besitz war ihm wichtiger als der Hausherr und das Gastmahl. Sicher hätte er seinen Acker zu einer anderen Zeit besichtigen können.
Es gibt gläubige Christen, die ähnliche Prioritäten haben. Der Genuss des irdischen Besitzes ist ihnen wichtiger als der Genuss der geistlichen Segnungen. Ihr Haus und die Vermehrung ihres Besitzes kommt vor der Gemeinschaft mit anderen Gläubigen. So entgehen sie oft der Freude der Gemeinschaft, die Gläubige mit dem Herrn und untereinander haben.
Der zweite sagte: «Ich habe fünf Joch Ochsen gekauft, und ich gehe hin, um sie zu erproben; ich bitte dich, halte mich für entschuldigt» (Lk 14,19). Dieser Mann war von seiner beruflichen Tätigkeit völlig in Beschlag genommen. Hätte er seine Ochsen nicht nach dem Bankett erproben können?
Viele Christen sind vom Beruf und der Karriere so in Anspruch genommen, dass sie kaum Zeit für etwas anderes haben. Als sie sich bekehrten und zum Glauben kamen, hatten sie mehr Zeit für den Herrn. Aber jetzt hat das Vorwärtskommen in dieser Welt und das Geldverdienen erste Priorität. Als Folge davon kennen sie nichts von der Freude, andere zum Gastmahl der Gnade zu bringen. Sie wissen nichts davon, wie froh das Herz wird, wenn man sich Zeit nimmt, das Wort Gottes zu studieren und die darin verborgenen Schätze entdeckt. Welch ein Verlust!
Der dritte sprach: «Ich habe eine Frau geheiratet, und darum kann ich nicht kommen» (Lk 14,20). Warum brachte er seine Frau nicht mit zum Gastmahl? Der Mann sagte, er könne nicht kommen, aber er wollte eigentlich gar nicht kommen. Die beiden waren zu sehr mit sich beschäftigt, um Zeit für den Gastgeber und seine Einladung zu haben.
Christen können von familiären Verbindungen und Beziehungen so sehr beansprucht werden, dass sie die wichtigste aller Beziehungen aus dem Auge verlieren: die Gemeinschaft mit dem Herrn selbst. Sie ist eine der Segnungen, die zu diesem Gastmahl gehören. Wenn unsere verwandtschaftlichen Beziehungen selbstsüchtig werden, hindern sie uns am Genuss dessen, was der Herr uns schenken möchte. Wir wollen die Wichtigkeit der ehelichen und verwandtschaftlichen Beziehungen nicht als Entschuldigung vorschieben, um das Zusammensein mit dem Herrn und den Seinen zu versäumen.
Alle in diesem Gleichnis aufgeführten Tätigkeiten, die als Entschuldigung vorgebracht werden, sind an sich nichts Böses. Irdischen Besitz erwerben, seinen Lebensunterhalt verdienen oder sich verheiraten sind vor Gott keine verwerflichen Aktivitäten. Aber all dieses (und anderes) kann uns vom Besten abhalten. Wollen wir wirklich selbstsüchtige Prioritäten als leere Entschuldigungen vorbringen und den Genuss, die Freude und den Segen, zu denen Gott uns einlädt, verlieren?