Der Mensch geht aus an sein Werk und an seine Arbeit, bis zum Abend (Ps 104,23).
Arbeit ist ein Auftrag Gottes an uns Menschen. Als Gott Adam schuf, setzte Er ihn in den Garten Eden, um «ihn zu bebauen und ihn zu bewahren» (1. Mo 2,15). Das bedeutete ohne Frage Arbeit – auch wenn die Bibel es im Schöpfungsbericht nicht so nennt. Dass Arbeit hingegen mit Mühe und Anstrengung verbunden ist, knüpft unmittelbar an den Sündenfall an. Gott sagte nach dem Sündenfall zu Adam: «Im Schweiss deines Angesichts wirst du dein Brot essen» (1. Mo 3,19). So finden wir denn auch das Wort «Arbeit» in der Bibel zum ersten Mal nach dem Sündenfall.
Als Noah geboren wurde, sagte sein Vater: «Dieser wird uns trösten über unsere Arbeit und über die Mühe unserer Hände wegen des Erdbodens, den der HERR verflucht hat» (1. Mo 5,29).
Eine deutliche Warnung
Das Neue Testament warnt uns vor solchen, die nicht arbeiten wollen. Dieses Thema war zur Zeit der ersten Christen offensichtlich so aktuell wie heute. In 2. Thessalonicher 3,10 finden wir deutliche Worte: «Wenn jemand nicht arbeiten will, so soll er auch nicht essen.»
Der Apostel Paulus erinnert uns hier an einen sehr einfachen und doch wichtigen Grundsatz: Wer nicht arbeiten will, soll auch nicht essen. Über die genauen Gründe für diese Einstellung bei den Thessalonichern wissen wir nichts. Es kann gut sein, dass einige von ihnen in ihrer ersten Euphorie über das baldige Wiederkommen des Herrn ihre tägliche Arbeit vernachlässigten oder aufgaben. Vielleicht waren sie auch von bösen Arbeitern falsch unterwiesen worden.
Wie dem auch sei: Tatsache ist, dass sich diese Haltung, nicht arbeiten zu wollen, in der christlichen Zeit immer wieder findet. Begründet wurde eine solch falsche Einstellung häufig mit dem Argument, dass heilige Menschen nicht für ihr tägliches Brot arbeiten müssen. Heilige Menschen haben andere Aufgaben. Folglich lassen sie andere für sich arbeiten. Bei anderen mag es Trägheit und Faulheit sein, die zu einer solchen Einstellung führen. Die Bibel macht – besonders im Buch der Sprüche – klar, wie Gott über faule Menschen denkt.
Eine solche Verweigerungshaltung zur Arbeit entspricht nicht den Gedanken Gottes. Es ist unserem Gott nicht zu gering, uns in seinem Wort auch über Fragen der täglichen Arbeit zu unterweisen. Niemand ist zu heilig, um zu arbeiten. Auch unsere Aufgaben im Beruf, in der Ausbildung, zu Hause sollen wir in Hingabe für unseren Herrn tun. Wir sollen dabei fleissig sein. Der Fleiss hat in der Bibel einen hohen Stellenwert. Daraus folgt, dass wir Christen unsere tägliche Arbeit eigentlich besser tun sollten als unsere ungläubigen Mitmenschen. Wer sich seiner Stellung vor Gott richtig bewusst ist, wird immer fleissig arbeiten, egal ob er in seinem irdischen Beruf arbeitet oder im Werk des Herrn tätig ist.
Der zitierte Vers spricht von solchen, die nicht arbeiten wollen, d.h. von Geschwistern, die aus einer inneren Einstellung heraus nicht arbeiten und die Arbeit ablehnen. Dieser Vers findet keine Anwendung auf alte und kranke Geschwister oder auf solche, die arbeitslos geworden sind und keine neue Stelle finden können. Gerade in einer Zeit wirtschaftlicher Schwierigkeiten sind manche davon betroffen, die gerne arbeiten würden, aber keine Arbeit finden. Anderseits kann man sich – je nach Lage der Dinge – im Einzelfall auch an eine staatliche Unterstützung so gewöhnen, dass zumindest die Gefahr besteht, dass man gar nicht intensiv versucht, eine neue Arbeit zu bekommen.
Alles tut im Namen des Herrn Jesus
Paulus schreibt den Kolossern: «Alles, was immer ihr tut, im Wort oder im Werk, alles tut im Namen des Herrn Jesus, danksagend Gott, dem Vater, durch ihn» (Kol 3,17). Das gilt auch für unsere täglichen Verrichtungen. Wir sollen unsere Arbeit für unseren Herrn tun, als ob Er der Arbeitgeber wäre. Das adelt unsere Arbeit – auch wenn sie uns vielleicht manchmal monoton und langweilig erscheinen mag. Wie könnten wir im Namen des Herrn Jesus arbeiten und dabei lässig oder gar faul sein? Natürlich beschäftigen wir uns mit dem Materiellen nicht der Sache selbst wegen (unsere Arbeit sollte nicht Selbstzweck sein und alles andere in den Hintergrund drängen), aber wir sollen doch ein tiefes Bewusstsein von der Verantwortung haben, die wir als Christen tragen, unsere Arbeit für den Herrn zu tun und dabei fleissig zu sein.
Der Arbeiter ist seines Lohnes wert
Gott legt einerseits Wert darauf, dass wir ordentlich und fleissig arbeiten. Aber Er verbindet mit der Arbeit nicht nur den Gedanken von Mühe und Beschwerde. Er erwähnt parallel dazu auch Frucht und Lohn. Im Propheten Jeremia sagte Gott einmal: «Es gibt Lohn für deine Arbeit» (Jer 31,16). Den Korinthern schrieb Paulus: «Jeder aber wird seinen eigenen Lohn empfangen nach seiner eigenen Arbeit (Mühe)» (1. Kor 3,8). Das gilt für die Arbeit im Werk des Herrn genauso wie für unsere tägliche Arbeit.
Im Neuen Testament finden wir – mit gewissen Abweichungen – dreimal die Aussage, dass der Arbeiter seines Lohnes wert ist (Mt 10,10; Lk 10,7; 1. Tim 5,18). Ausbeutung ist für unseren Gott ein Fremdwort. Selbst ein Becher mit kaltem Wasser, den man jemand gibt, wird nicht ohne Lohn bleiben (Mt 10,42). Gott ist gerecht, und das sollen auch wir sein. Er möchte, dass jemand, der arbeitet, dafür seinen Lohn erhält. Er soll das bekommen, was recht ist und er für seinen Lebensunterhalt braucht. Auch das liegt unserem Gott am Herzen. Aber wer nicht arbeiten will, kann nicht mit der Zustimmung Gottes rechnen.
Fremde Dinge treiben
Paulus fügt seinen Unterweisungen an die Thessalonicher noch etwas hinzu. Er sagt: «Wir hören, dass einige unter euch unordentlich wandeln, indem sie nichts arbeiten, sondern fremde Dinge treiben» (2. Thes 3,11). Paulus hatte von den Thessalonichern viel Gutes gehört. Aber hier erkennen wir seine Sorge. Nicht nur, dass einige der Thessalonicher nicht arbeiten wollten. Das Problem ging weiter. Unter ihnen waren solche, die, anstatt zu arbeiten, fremde Dinge trieben. «Nicht arbeiten und fremde Dinge treiben» ist im Griechischen ein Wortspiel, das nur schwer übersetzt werden kann. Ein Kenner der griechischen Sprache erklärt den Ausdruck wie folgt: «Es gibt solche, die nicht fleissig sind, wenn es um ihre eigenen Angelegenheiten geht, die aber umso mehr Fleiss an den Tag legen, wenn es um die Angelegenheiten anderer Leute geht.»
Diese Gefahr, sich in die Angelegenheiten anderer Leute einzumischen, besteht bis heute für alle, die keiner geregelten Tätigkeit nachgehen, die keine festen Aufgaben haben. Man redet über alles Mögliche, über Leute und Angelegenheiten, mit denen man nichts zu tun hat. Vor Jahrhunderten hat ein Diener des Herrn ein wahres Wort gesagt: «Müssiggang ist ein Stachel der Neugier, denn die Natur verabscheut das Vakuum.» Es ist so gut wie unmöglich, gar nichts zu tun. Wer keine Beschäftigung hat, steht in grosser Gefahr, sich in etwas einzumischen, das ihn gar nichts angeht. Das gilt auch für ältere Brüder und Schwestern, die nicht mehr im Berufsleben stehen. Wie viel Unheil ist dadurch schon unter Geschwistern und in örtlichen Versammlungen entstanden, wenn sich einige Geschwister in die Angelegenheiten der anderen einmischten, weil sie selbst nichts zu tun hatten. Gottes Wort spricht sehr ernst darüber. Wir wollen die Gefahren für uns nicht unterschätzen.
Arbeiten in der Stille
Die Anweisung von Paulus an die Thessalonicher ist unmissverständlich: «Solchen aber gebieten wir und ermahnen sie im Herrn Jesus Christus, dass sie, in der Stille arbeitend, ihr eigenes Brot essen» (V. 12). Es ist der Wille des Herrn, dass wir – normale Verhältnisse vorausgesetzt – für unseren Lebensunterhalt selbst aufkommen. In der Stille arbeiten meint, regelmässig, stetig und beständig zu arbeiten. Es ist das Gegenteil von dem, was in Vers 11 als Fehlverhalten angeprangert wird. Wir sollen uns um unsere eigenen Angelegenheiten kümmern und uns nicht in die anderer Geschwister einmischen.
Wir alle sind für das, was wir mit unserer Zeit tun, verantwortlich. Wer keine festen Aufgaben (mehr) hat – aus welchen Gründen auch immer (Alter, Krankheit, Arbeitslosigkeit u.ä.) –, sollte seinen Herrn fragen, womit die freie Zeit sinnvoll für Ihn ausgefüllt werden kann. Arbeit ist immer reichlich vorhanden. Es gibt immer mehr als genug zu tun.