Christus im Himmel, der Geist Gottes auf der Erde

Vier biblische Tatsachen sind für uns Christen von grosser Bedeutung:

  1. das Erlösungswerk des Heilands am Kreuz
  2. der Mensch Jesus Christus im Himmel
  3. der Geist Gottes auf der Erde und
  4. das Wiederkommen unseres Herrn

Im Allgemeinen schätzen wir den Wert des Opfers Christi und warten auch auf sein Kommen. Aber wir stehen in Gefahr, die beiden anderen Tatsachen aus dem Auge zu verlieren. Und doch sind sie die kennzeichnenden Merkmale der christlichen Zeit: Es befindet sich ein Mensch im Himmel, und der Geist Gottes wohnt auf der Erde in jedem Glaubenden und in der Versammlung.

Die Ergebnisse des Werks des Herrn Jesus am Kreuz beschränken sich nicht auf die Erlösten der Zeit der Gnade. Die Glaubenden jeder Epoche der Menschheitsgeschichte – ob in der Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft – finden im Tod Christi die Grundlage ihrer Errettung und ihres Segens. Ebenso wenig kann das Wiederkommen des Herrn Jesus auf die Erlösten der gegenwärtigen Zeit beschränkt werden. Dieses grosse Ereignis wird in der einen oder anderen Form alle Glaubenden jedes Heilszeitalters betreffen.

Aber die beiden Tatsachen, die dazwischen liegen, geben der christlichen Zeit ihren einzigartigen Charakter. Sie unterscheiden sich von allen vergangenen und noch zukünftigen Zeitepochen. Nie zuvor und nie danach war ein Mensch im Himmel und gleichzeitig eine göttliche Person auf der Erde. Diese Tatsachen treffen ausschliesslich auf die christliche Zeitepoche zu. Darauf ist die Versammlung gegründet und dadurch wird sie auch aufrechterhalten.

Die Versammlung konnte erst gebildet werden, nachdem Christus als auferstandener Mensch und als hoch erhobenes Haupt im Himmel verherrlicht und der Heilige Geist auf die Erde gekommen war, um die Glaubenden zu einem Leib zu taufen.

Auf dem Weg durch diese Welt wird die Versammlung durch Christus in der Herrlichkeit und durch den Heiligen Geist auf der Erde unterstützt. Sogar der letzte Schritt ihrer Reise von der Erde zur himmlischen Heimat – die Entrückung – ist dadurch gekennzeichnet. Dann wird Jesus Christus mit gebietendem Zuruf, mit der Stimme eines Erzengels und mit der Posaune Gottes vom Himmel herabkommen. Gleichzeitig wird die lebendig machende Kraft des Heiligen Geistes auf der Erde wirksam werden (1. Thes 4,16.17; Röm 8,11).

Diese beiden besonderen Merkmale der christlichen Zeit sind das erklärte Ziel der permanenten Angriffe des Feindes. Der Teufel möchte unsere Augen von Jesus Christus im Himmel abziehen, damit wir unsere himmlische Bestimmung und den wahren Charakter der Versammlung vergessen. Es ist auch seine Absicht, dass wir den Geist Gottes als unsere Kraftquelle und unseren Führer ausser Acht lassen und zu menschlichen Hilfsmitteln greifen.

Die Ankündigung

Beide Tatsachen werden uns im Johannes-Evangelium angekündigt. Dieses Evangelium macht von Anfang an klar, dass Jesus Christus, der Sohn Gottes, gekommen war, um etwas Neues einzuführen. Das bestehende religiöse System der Juden sollte mit der Einführung des Christentums durch den Herrn Jesus auf die Seite gestellt werden.

«An dem letzten, dem grossen Tag des Festes aber stand Jesus da und rief und sprach: Wenn jemand dürstet, so komme er zu mir und trinke! Wer an mich glaubt, wie die Schrift gesagt hat, aus dessen Leib werden Ströme lebendigen Wassers fliessen» (Joh 7,37.38). Der letzte Tag war der achte Tag, der auf einen Neuanfang hinweist. Da lud der Herr Jesus alle Menschen ein, zu Ihm zu kommen und zu trinken. Er sprach auch vom gegenwärtigen Ergebnis für den, der zu Ihm kommt und an Ihn glaubt: Er würde ein Kanal der Erfrischung in der Wüste unserer Zeit.

«Dies aber sagte er von dem Geist, den die an ihn Glaubenden empfangen sollten; denn noch war der Geist nicht da, weil Jesus noch nicht verherrlicht worden war» (Joh 7,39). Jetzt spricht der Herr eindeutig vom Heiligen Geist, den die an Ihn Glaubenden empfangen sollten. Die Jünger, die Ihn begleiteten, besassen den Geist noch nicht. Zuerst musste der Herr Jesus in die Herrlichkeit zurückkehren. Dann würde der Geist auf die Erde kommen.

Hier werden uns also die beiden Kennzeichen der christlichen Zeit angekündigt: Christus ist als Sohn des Menschen verherrlicht im Himmel und der Heilige Geist – eine göttliche Person – ist auf der Erde gegenwärtig.

Die Verwirklichung

Am Anfang der Apostelgeschichte finden wir die historische Erfüllung davon. In Kapitel 1 wird Jesus Christus in die Herrlichkeit aufgenommen. «Als er dies gesagt hatte, wurde er emporgehoben, indem sie es sahen, und eine Wolke nahm ihn auf von ihren Augen weg» (Apg 1,9).

In Kapitel 2 kommt der Heilige Geist auf die Erde. Die Jünger waren «alle an einem Ort beisammen. Und plötzlich kam aus dem Himmel ein Brausen, wie von einem daherfahrenden, gewaltigen Wind, und erfüllte das ganze Haus, wo sie sassen. Und es erschienen ihnen zerteilte Zungen wie von Feuer, und sie setzten sich auf jeden Einzelnen von ihnen. Und sie wurden alle mit Heiligem Geist erfüllt» (Apg 2,1-4).

Als unmittelbares Ergebnis des Kommens des Geistes Gottes wurden die Jünger zu einem Leib getauft und mit Christus, dem Haupt im Himmel, verbunden (1. Kor 12,13). So wurde die Versammlung gebildet. Sie ist von der Welt getrennt und gehört zum Himmel. Sie bezieht ihre Hilfsmittel von Christus in der Herrlichkeit und wird durch den Heiligen Geist auf der Erde geleitet.

Die Auswirkungen

Die Geschichte von Stephanus beschreibt in bemerkenswerter Weise die praktischen Auswirkungen dieser beiden Tatsachen auf den einzelnen Glaubenden. «Als er aber, voll Heiligen Geistes, unverwandt zum Himmel schaute, sah er die Herrlichkeit Gottes, und Jesus zur Rechten Gottes stehen; und er sprach: Siehe, ich sehe die Himmel geöffnet und den Sohn des Menschen zur Rechten Gottes stehen!» (Apg 7,55.56).

Der Heilige Geist, der in Stephanus wohnte, konnte in seinem Leben ungehindert wirken. So lenkte Er den Blick von Stephanus zu Christus in den Himmeln und gab ihm Kraft, vom verherrlichten Herrn zu zeugen. Aus dieser Begebenheit wollen wir einige Punkte hervorheben:

  • Stephanus schaute hinauf. Dieser Blick gab seinem Leben die richtige Ausrichtung. Er schaute nicht auf sich selbst, denn das drückt nieder. Er sah auch nicht auf seine Umgebung, denn das verwirrt. Natürlich war ihm nicht gleichgültig, was auf der Erde geschah, aber er wurde nicht davon geprägt. Auch wir dürfen hinaufschauen. Dann sehen wir nur Jesus Christus, unseren Heiland.
  • Er schaute unverwandt hinauf. Er liess seinen Blick zum Himmel weder vom Bösen der Welt noch von ihrer Verführung ablenken.
  • Er schaute unverwandt zum Himmel. Der Mensch voll Heiligen Geistes war mit dem Himmel verbunden, während er durch diese Welt ging. Als solcher verstand er, dass er Teilhaber der himmlischen Berufung war. Leider hat die Christenheit im Allgemeinen diesen Blick zum Himmel verloren und die Gegenwart des Heiligen Geistes ignoriert. Dadurch wurden viele Christen in der Welt sesshaft und beruhigen ihr Gewissen durch viel Eifer für das Gute der Menschen.
  • Stephanus schaute zum Himmel und sah die Herrlichkeit Gottes. In der Welt spricht alles von der Herrlichkeit des Menschen. Aber der Heilige Geist beschäftigt den Glaubenden nicht mehr mit dem verblassenden Glanz sterblicher Menschen, sondern lässt ihn eine Szene sehen, wo alles von der Herrlichkeit Gottes spricht. «In seinem Tempel spricht alles: Herrlichkeit!» (Ps 29,9).
  • Er sah Jesus. Er ist der Mensch im Himmel. Im hellsten Punkt des Universums, wo Gott in all seiner unendlichen Vollkommenheit völlig dargestellt ist, befindet sich der Mensch Jesus Christus, der in jeder Hinsicht der göttlichen Herrlichkeit vollkommen entspricht.
  • Er sah Jesus zur Rechten Gottes am Platz höchster Macht und Ehre. «Der Herr sprach zu meinem Herrn: Setze dich zu meiner Rechten, bis ich deine Feinde hinlege als Schemel deiner Füsse. Das ganze Haus Israel wisse nun zuverlässig, dass Gott ihn sowohl zum Herrn als auch zum Christus gemacht hat, diesen Jesus, den ihr gekreuzigt habt» (Apg 2,34-36). Dieser Eine, der als kleines Kind in die Welt geboren wurde, als armer Mensch über diese Erde schritt und in Schwachheit gekreuzigt wurde, nimmt jetzt im Himmel den höchsten und herrlichsten Platz ein.
  • Schliesslich sah Stephanus die Himmel geöffnet. Vor seinen Blicken enthüllte sich eine himmlische Szene. Er sah die Herrlichkeit Gottes und den Menschen Christus Jesus auf dem Platz höchster Macht. Aber er erkannte noch mehr: Die Himmel sind offen! Dadurch stehen den Glaubenden auf der Erde alle Herrlichkeit und Macht des Herrn Jesus im Himmel zur Verfügung. Weil der Himmel offen ist, kann die Liebe, Gnade und Macht von Christus im Himmel zu uns ausfliessen.

Stephanus ist also ein schönes Beispiel eines Christen auf der Erde, der sich vom Heiligen Geist leiten lässt und dadurch alle seine Hilfsmittel von Christus in der Herrlichkeit bezieht. Als Folge davon wurde er ein glaubwürdiger Zeuge für seinen Herrn. Wie Jesus Christus betete er für seine Feinde, befahl Ihm seinen Geist an und führt die lange Linie der christlichen Märtyrer an, indem er sein Leben im Zeugnis für den Herrn Jesus hingab.

Was uns durch Stephanus so wunderbar vorgestellt wird, ist noch heute Gottes Absicht für die Glaubenden. Auch in unserem Leben möchte der Geist Gottes frei wirken und uns den verherrlichten Christus gross machen, damit wir mit der Hilfe des Herrn im Himmel als himmlische Christen leben und von Ihm zeugen.