Die christliche Hoffnung

Johannes 14,1-3; 2. Korinther 5,10; Epheser 1,9-12; Philipper 3,20-21; 2. Thessalonicher 3,5

Die Liebe Gottes und das Ausharren des Christus

«Der Herr aber richte eure Herzen zu der Liebe Gottes und zu dem Ausharren des Christus!» (2. Thes 3,5).

Das Herz ist der Ort, von dem die Gedanken aufsteigen, wo die Empfindungen ihren Ursprung haben und wo Entscheidungen fürs Leben gefällt werden. Darum sagt Salomo: «Behüte dein Herz mehr als alles, was zu bewahren ist; denn von ihm aus sind die Ausgänge des Lebens» (Spr 4,23).

Durch die Worte in 2. Thessalonicher 3,5 wendet sich der Apostel an unsere Herzen. Diese sollen bewahrt werden, indem sie auf zwei Punkte gerichtet werden.

1) Zu der Liebe Gottes

Die Liebe Gottes ist im Erlösungswerk von Jesus Christus am Kreuz auf Golgatha offenbart worden. Sie ist durch den Heiligen Geist in unsere Herzen ausgegossen. Wenn wir die Liebe Gottes kennen lernen wollen, müssen wir nicht in uns hineinsehen, sondern die Augen unseres Herzens auf das Erlösungswerk richten, das unser Heiland damals auf Golgatha vollbracht hat. Es ist der Herr selbst, der unsere Herzen auf die ewige, unveränderliche Liebe Gottes lenkt.

Diese Liebe strahlt allezeit auf die Glaubenden. Ist uns dies bewusst? Allerdings ist unser Genuss dieser Liebe nicht immer gleich. Obwohl Gottes Liebe immer da ist, geniessen wir sie oft nur schwach.

Ein Vergleich mit der Sonne hilft uns, dies zu verstehen. Wir sagen z.B.: Am Montag und Dienstag schien die Sonne, am Mittwoch jedoch nicht. Das stimmt nicht. Die Sonne war immer da. Aber etwas hatte sich zwischen uns und die Sonne geschoben, das ihre Wärme und ihr Licht hemmte. Das können Wolken oder Nebel sein. Die Erdoberfläche kann weder Licht noch Wärme hervorbringen. Sie kann nur etwas produzieren, das das Licht und die Wärme der Sonne hindert.

Genauso ist es mit uns Gläubigen. Wir haben weder Licht noch Wärme in uns. Beides kommt von aussen – durch die Strahlen der Liebe Gottes. Leider kann in unserem Leben allerlei vorkommen, das uns am Genuss dieser Liebe hindert. Sünden, Oberflächlichkeit, Leichtfertigkeit – das sind «Wolken» und «Nebel», die den Strahlen der Liebe Gottes hindernd im Weg stehen.

2) Zu dem Ausharren des Christus

Der Herr Jesus hat sich bis in den Tod erniedrigt, und Gott hat Ihn hoch erhoben. Ihm ist jetzt alle Gewalt im Himmel und auf der Erde gegeben (Mt 28,18). Und seine Versammlung (die Erlösten der Gnadenzeit) wird Ihm gegeben. Sie ist die Fülle Dessen, der alles in allem erfüllt (Eph 1,22.23).

Jetzt wartet Er, bis seine Feinde hingelegt sind als Schemel seiner Füsse (Heb 10,13).

Aber Er wartet noch viel intensiver, bis Er sich die Versammlung im Himmel verherrlicht darstellen kann. Ja, Er harrt aus, Er sehnt sich zu kommen, um die Erlösten für immer zu sich zu nehmen. Das ist das Ausharren des Christus!

Im Alten Testament, in 1. Mose 24, gibt es eine schöne Illustration vom Ausharren des Christus. Abraham hatte seinen Knecht nach Mesopotamien gesandt, um von dort eine Frau für seinen Sohn Isaak zu holen. Dieser fand sie in Rebekka, die bereit war, mit ihm zu Isaak zu ziehen. Als die Karawane ihr Ziel beinahe erreichte, heisst es von Isaak, dass er beim Anbruch des Abends hinausging, um auf dem Feld zu sinnen (1. Mo 24,63). Das ist ein Vorausbild auf das Verlangen des Herrn nach den Seinen. Darauf will Er unsere Herzen richten. Es geht nicht nur darum, dass wir Ihn erwarten, sondern dass wir wissen, wie sehr Er auf uns wartet. Seine Erwartung ist bestimmt stärker als unsere!

Wenn der Herr Jesus zur Entrückung kommt, werden wir sehen, wie stark Er sich danach gesehnt hat, uns bei sich zu haben. Wir wollen die Erwartung seines Kommens lebendig in unseren Herzen haben. Dann wird sie unsere Gedanken und Empfindungen prägen und unsere Entscheidungen beeinflussen.

Das Kommen des Herrn als Heiland unseres Körpers

«Unser Bürgertum ist in den Himmeln, von woher wir auch den Herrn Jesus Christus als Heiland erwarten, der unseren Leib der Niedrigkeit umgestalten wird zur Gleichförmigkeit mit seinem Leib der Herrlichkeit, nach der wirksamen Kraft, mit der er vermag, auch alle Dinge sich zu unterwerfen» (Phil 3,20.21).

Bei der Entrückung wird sich diese Aussage erfüllen. Manche sind erstaunt, dass es hier heisst, der Herr Jesus komme als Heiland.

Eine alte Schwester, die schon fünfzig Jahre an Jesus Christus glaubte, meinte: Bei meiner Bekehrung habe ich Ihn als Heiland erfahren. Jetzt erwarte ich Ihn als Bräutigam. Warum kommt Er gemäss Philipper 3,20 als Heiland? Die Antwort lautet: Unser Körper ist noch nicht erlöst. Besonders wenn wir älter werden, erfahren wir verschiedene Beschwerden. Für unseren Körper, der noch unter den Folgen des Sündenfalls leidet, wird Er als Heiland kommen.

Unser Körper, der Leib der Niedrigkeit, ist aus Blut und Fleisch. Er ist schwach, kann krank werden und sterben. Es gibt keinen grösseren Ausdruck von Schwachheit, als wenn man den Körper von jemand, der kurz vorher noch gelebt hat, in ein Grab legt. Kein Mensch kann einen solchen Körper wieder lebendig machen. Es wird gesät in Schwachheit (1. Kor 15,43).

Noch sind wir in einem schwachen Körper. Wenn der Herr Jesus wiederkommt, wird Er ihn umgestalten. Der Apostel Paulus denkt bei seinen Worten in Philipper 3 an zweierlei Erlöste: an solche, die heimgegangen sind, und an solche, die noch leben. Die Heimgegangenen wird Er auferwecken, die dann Lebenden wird Er verwandeln. Wie wird Er das tun? Mit der wirksamen Kraft, mit der Er vermag, auch alle Dinge sich zu unterwerfen.

Unser Herr ist nicht nur mächtig, Er ist allmächtig. In seiner Allmacht wird Er unseren natürlichen Körper umgestalten zur Gleichförmigkeit mit seinem Leib der Herrlichkeit.

Der Leib des auferstandenen Herrn war aus Fleisch und Gebein (Knochen). Er glich seinem Leib aus Blut und Fleisch. Auch unser verwandelter Körper wird dem jetzigen, natürlichen ähnlich sein. Doch die Prinzipien des Auferstehungsleibes unterscheiden sich deutlich von denen des natürlichen Körpers. Der Leib aus Fleisch und Gebein ist ein geistiger Leib, aber nicht ein Geist, wie die Jünger zuerst meinten, als sie Jesus in Auferstehung sahen. Darum antwortete der Herr ihnen: «Ein Geist hat nicht Fleisch und Gebein, wie ihr seht, dass ich habe» (Lk 24,39). Aus dem Bericht von Lukas 24 dürfen wir also konkrete Vorstellungen von diesem Auferstehungsleib haben.

Aber wir werden nicht dem Auferstehungsleib des Herrn, sondern seinem Leib der Herrlichkeit gleichförmig sein. Das ist nicht ein völlig anderer Leib. In seinem Auferstehungsleib ist Er in den Himmel gegangen und dort verherrlicht worden. Wir werden sogleich seinem Leib der Herrlichkeit, in dem Er sich im Himmel aufhält, gleichförmig sein. Der Apostel Johannes drückt dies in kurzen Worten aus: «Wir werden ihm gleich sein» (1. Joh 3,2). Das ist eine wichtige Tatsache für das nächste Thema.

Der Richterstuhl des Christus

«Wir müssen alle vor dem Richterstuhl des Christus offenbar werden, damit jeder empfange, was er in dem Leib getan hat, nach dem er gehandelt hat, es sei Gutes oder Böses» (2. Kor 5,10).

In dieser Stelle geht es um den Charakter des Richterstuhls des Christus und nicht um eine spezielle Gerichtssitzung. Gottes Wort belehrt uns, dass es an diesem Richterstuhl zwei Sitzungen gibt: Bei der ersten werden die verherrlichten Erlösten offenbar werden. Tausend Jahre später wird die zweite folgen, wenn alle im Unglauben Gestorbenen zum Gericht auferstehen und vor dem grossen weissen Thron stehen werden. In 2. Korinther 5,10 sind beide Gerichtssitzungen enthalten. Wir wollen uns vor allem auf die erste konzentrieren.

Der Richterstuhl des Christus hat zwei Charakterzüge: Er ist erstens der Ort göttlichen Lichts und zweitens der Ort göttlicher Vergeltung. Diese beiden Seiten finden wir in allen Stellen, in denen vom Richterstuhl des Christus die Rede ist. In unserem Vers hat das «Offenbarwerden» mit Licht und das «Empfangen» mit Vergeltung zu tun.

Es kommt also der Augenblick, da wir als Glaubende in das Licht Gottes gestellt werden. Das ist ein ernster Moment. Doch wir brauchen keine Angst davor zu haben. Denn wir werden in der gleichen Stellung wie der Herr und in einem Körper, der seinem Leib der Herrlichkeit gleichförmig ist, vor diesem Richterstuhl stehen (1. Joh 4,17; Phil 3,21). Doch dieser Moment wird feierlich, heilig und ernst sein, denn er hat mit unserer Verantwortung zu tun.

In der Bibel wird uns darüber berichtet, damit wir unser Leben ständig im Licht dieses Tages führen. Dann werden wir im Licht des Herrn sehen, «was wir im Leib getan haben». Unser ganzes Leben wird dann im göttlichen Licht offenbar.

Offenbar werden

Unter den Gläubigen gibt es unterschiedliche Gedanken zu diesem Punkt. Manche nehmen gern die Stelle aus Hebräer 10,17: «Ihrer Sünden und ihrer Gesetzlosigkeiten werde ich nie mehr gedenken», um diesen Moment abzumildern. Wenn es um unsere christliche Stellung vor Gott geht, trifft dieser Vers absolut zu. Alle meine Sünden, die ich vor der Bekehrung verübt habe, und alle, die ich seither getan habe und die ich noch tun werde – wenn ich nicht wachsam bin und mich nicht nahe beim Herrn aufhalte –, sind dem Grundsatz nach vor den heiligen Augen Gottes für immer verschwunden. Mein Heiland hat sie alle gesühnt.

Doch am Richterstuhl geht es nicht um unsere Stellung in Christus, sondern um unser praktisches Leben und unsere Verantwortung vor dem Herrn. Da werde ich in seinem Licht meinen ganzen Eigenwillen sehen und wie oft ich störrisch gewesen bin. Dann werde ich aber auch das ganze Mass der Gnade des Herrn sehen, der mich nie aufgegeben hat. Trotz meines Versagens hat Er mich getragen und ans Ziel gebracht.

Eine besondere Freude wird sein, dass wir dann alles genauso sehen, wie der Herr Jesus es sieht. Dazu ein Beispiel: An einer Bibel-Konferenz, wo das Wort Gottes erklärt wird, kommt es vor, dass bei der Auslegung eines Verses die anwesenden Brüder nicht dieselbe Meinung haben. Wenn es jedoch um Bibelauslegung geht, kann es nur eine richtige geben. Hört man aber z.B. zwei verschiedene Auslegungen über einen Vers, dann ist eine falsch oder es sind beide falsch. Solche menschlichen Begrenztheiten und Schwachheiten machen uns manchmal Mühe. Dann dürfen wir uns auf den Richterstuhl des Christus freuen. Dort werden wir alle eine Meinung haben, d.h. wir werden so denken, wie der Herr denkt. Seine Gedanken entsprechen dem, was Er uns in seinem Wort mitgeteilt hat. Es gibt keine Differenz zwischen seinen Gedanken und seinem Wort. Das ist die Seite des Offenbarwerdens.

Vergeltung, Belohnung

Der Richterstuhl ist auch der Ort der Vergeltung. Doch es wird nicht die Gabe belohnt, die ein Gläubiger vom Herrn empfangen hat, sondern die Treue, in der er gewirkt hat.

In Matthäus 25,21 heisst es: «Da sprach sein Herr zu ihm: Wohl, du guter und treuer Knecht! Über weniges warst du treu, über vieles werde ich dich setzen; geh ein in die Freude deines Herrn.» Das erste, was der Herr diesem Knecht gibt, ist ein Lob. Wenn wir einmal vor Ihm stehen werden, wird Er dann schweigen müssen, weil wir nicht treu waren, oder wird Er uns loben können? Sehnen wir uns nach einem Lob aus dem Mund Dessen, der sein Leben für uns hingegeben hat?

«Über weniges warst du treu.» Wenn wir über das Wenige treu waren, dann war es nicht in erster Linie wegen der Belohnung, sondern aus Liebe zu unserem Herrn. Ihn, der mich bis in den Tod geliebt hat, möchte ich wiederlieben. Und dies nicht mit Worten, sondern indem ich über das Wenige, das Er mir anvertraut hat, treu bin.

Dann folgt die Belohnung: «Über vieles werde ich dich setzen.» Darüber dürfen wir uns freuen. Da ist wohl niemand, der nicht gern belohnt wird, und erst recht, wenn der Lohn vom Herrn Jesus kommt. Es ist nicht verkehrt, auf die Belohnung zu schauen und sich darauf zu freuen. Von Mose, dem Mann Gottes, heisst es: «Er wählte lieber, mit dem Volk Gottes Ungemach zu leiden, als den zeitlichen Genuss der Sünde zu haben, indem er die Schmach des Christus für grösseren Reichtum hielt als die Schätze Ägyptens; denn er schaute auf die Belohnung» (Heb 11,25.26). Aber nicht die Belohnung ist der Beweggrund unseres Dienstes, sondern die Liebe zum Herrn. Trotzdem ist die Belohnung ein grosser Ansporn, unserem Herrn treu zu sein.

Dann kommt das Höchste: «Geh ein in die Freude deines Herrn.» Das ist der Genuss seiner Gegenwart. In 2. Petrus 1,10.11 heisst es: «Darum, Brüder, befleissigt euch umso mehr, eure Berufung und Erwählung fest zu machen; denn wenn ihr diese Dinge tut, so werdet ihr niemals straucheln. Denn so wird euch reichlich dargereicht werden der Eingang in das ewige Reich unseres Herrn und Heilandes Jesus Christus.» Petrus wünscht, dass wir reichlich in das ewige Reich eingehen. Das Gegenteil davon ist nicht, «keinen Eingang», sondern einen «spärlichen Eingang in das Reich» zu haben. Wenn wir dem Herrn in unserem Leben auf der Erde treu sind, wird Er uns einen reichlichen Eingang in das ewige Reich schenken. Das wird für uns Glaubende am Richterstuhl sein, am Ort des Lichts, wo wir in Übereinstimmung mit den Gedanken des Herrn Jesus gebracht werden und Er unsere Treue belohnen wird.

Wir Glaubende werden am Richterstuhl offenbar werden und dann alles mit den Augen des Herrn sehen. Wir werden nur für das Gute, das wir getan haben, eine Vergeltung bekommen. Und das Böse? Die Strafe dafür hat unser Heiland damals am Kreuz in den drei Stunden der Finsternis empfangen.

Wir können allerdings Schaden leiden. Es gilt zu bedenken, dass der Herr für jeden, der zum Glauben an Ihn kommt, einen Dienst und eine Aufgabe bereitgestellt hat. Wenn dies nicht so wäre, könnte Er jeden Erlösten sofort nach der Bekehrung in den Himmel nehmen. Aber in den allermeisten Fällen tut Er das nicht. Warum nicht? Weil wir noch etwas für Ihn tun dürfen, wofür Er uns eine Belohnung in Aussicht stellt. Wenn wir dann durch Gottes Gnade treu waren, wird Er uns belohnen. Waren wir aber nicht treu, so werden wir diese Belohnung verlieren. Das ist der Schaden, den wir erleiden können (siehe 1. Kor 3,12-15). Darum werden wir aufgefordert: «Halte fest, was du hast, damit niemand deine Krone nehme!» (Off 3,11).

Der grosse weisse Thron

Tausend Jahre später wird es an diesem Richterstuhl nochmals eine Gerichtssitzung geben. Das wird am grossen weissen Thron sein, von dem wir in Offenbarung 20,11-15 lesen. Auch dann wird es ein Ort des Lichts sein. Neben den Büchern, in denen die Werke der Ungläubigen festgehalten sind, wird auch das Buch des Lebens vorhanden sein und geöffnet werden. Dabei kommt ans Licht, dass kein einziger Name der dort vor Gericht Stehenden darin gefunden wird. Auch die anderen Bücher werden geöffnet. Für alles Böse, das die Menschen in ihrem Leben hier verübt haben, erfolgt dann die Vergeltung.

Jeder, der stirbt, ohne durch den Glauben an den Erlöser Jesus Christus mit Gott versöhnt zu sein, wird am grossen weissen Thron erscheinen. Von dort geht es im Schweigemarsch in die Hölle, und das für alle Ewigkeit. So lautet die klare Aussage des Wortes Gottes.

Die öffentliche Seite der Zukunft der Gläubigen

«Er hat uns kundgetan das Geheimnis seines Willens, nach seinem Wohlgefallen, das er sich vorgesetzt hat in sich selbst für die Verwaltung der Fülle der Zeiten: alles unter ein Haupt zusammenzubringen in dem Christus, das, was in den Himmeln, und das, was auf der Erde ist, in ihm, in dem wir auch ein Erbteil erlangt haben, die wir zuvor bestimmt sind nach dem Vorsatz dessen, der alles wirkt nach dem Rat seines Willens, damit wir zum Preise seiner Herrlichkeit seien, die wir zuvor auf den Christus gehofft haben» (Eph 1,9-12).

Es gibt zwei Seiten unserer wunderbaren Zukunft: Die öffentliche finden wir in Epheser 1, die verborgene in Johannes 14, wo der Herr Jesus vom Haus des Vaters spricht. Solange wir auf der Erde leben, können wir nicht gleichzeitig an zwei Orten sein. Sobald wir aber in der Herrlichkeit sind, wird dies möglich sein. Dann werden wir einerseits mit dem Herrn Jesus öffentlich in Herrlichkeit erscheinen und anderseits werden wir in das Haus des Vaters eingehen, ohne je wieder hinauszugehen. Das übersteigt zwar unseren menschlichen Verstand. Aber wenn es um göttliche und ewige Dinge geht, gilt, was der Liederdichter sagt: Der Glaube schaut’s und betet an.

Was uns in Epheser 1 mitgeteilt wird, ist ein Geheimnis, das im Alten Testament noch nicht offenbart war. Der Herr Jesus wird als Mensch über alles gesetzt, was im Himmel und auf der Erde ist. Das ist kein Geheimnis. Das finden wir bereits in Psalm 8. Das Geheimnis besteht darin, dass Er diese Herrschaft nicht allein antreten wird, sondern mit uns, die wir mit Ihm ein Erbteil erlangt haben. Er wird also das Erbe der Schöpfung – Himmel und Erde – nicht allein in Anspruch nehmen. Wir werden Ihn begleiten. Dabei werden wir eine Aufgabe haben: eine Verwaltungsaufgabe über die Engel und über die Menschen, die dann im Tausendjährigen Reich auf der Erde leben.

Das Gleichnis in Lukas 19,11-27 macht uns deutlich, dass diese Verwaltungsaufgaben mit der Belohnung für unsere Treue in Verbindung stehen. Es wird Unterschiede geben, aber alle Glaubenden werden ein Erbteil empfangen. Freuen wir uns darauf? Wenn wir mit Jesus Christus Verwaltungsaufgaben über die Engelwelt und über die Menschen im Tausendjährigen Reich wahrnehmen werden, so wird das hochinteressant sein. Dies mit dem Herrn Jesus zu tun – in seiner Vollkommenheit, seiner Gerechtigkeit und seiner Weisheit –, wird alles übertreffen, was wir jetzt auf der Erde zu verwalten haben.

Heute haben nicht alle Gläubigen einen interessanten Job. In vielen Berufen gibt es oft Routinearbeit zu verrichten. Aber wenn wir mit dem Herrn Jesus öffentlich erscheinen, werden wir mit Ihm in göttlicher Weisheit, Gerechtigkeit und Vollkommenheit das Universum verwalten.

Die verborgene Seite der Zukunft der Gläubigen

«Euer Herz werde nicht bestürzt. Ihr glaubt an Gott, glaubt auch an mich! In dem Haus meines Vaters sind viele Wohnungen; wenn es nicht so wäre, hätte ich es euch gesagt; denn ich gehe hin, euch eine Stätte zu bereiten. Und wenn ich hingehe und euch eine Stätte bereite, so komme ich wieder und werde euch zu mir nehmen, damit, wo ich bin, auch ihr seiet» (Joh 14,1-3).

Das Haus des Vaters

Das Haus des Vaters ist der ewige Wohnort des dreieinen Gottes, also des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Es ist der Dienst und Auftrag des Apostels Johannes, namentlich vom Haus des Vaters zu reden. Aber auch andere Schreiber des Neuen Testaments kennen diesen göttlichen Wohnort.

Johannes beginnt sein Evangelium mit den Worten: «Im Anfang war das Wort.» Das ist ein Anfang ohne Anfang, und der ist im Haus des Vaters. Dort wohnt Gott, der Vater, Gott, der Sohn, und Gott, der Heilige Geist. Da finden wir auch die Liebe des Vaters zum Sohn. Sowohl die Personen der Gottheit als auch die Liebe des Vaters zum Sohn gibt es von Ewigkeit her. Der ewige, vom Vater geliebte Sohn Gottes ist das Fundament der Versammlung, wie Petrus es gegenüber dem Herrn Jesus ausdrückte: «Du bist der Christus, der Sohn des lebendigen Gottes» (Mt 16,16).

Viele Wohnungen

Die Liebe des Vaters zum Sohn ist in sich selbst vollkommen. Gott braucht niemand – auch keine Menschen – zu seinem Glück. Er ist in sich selbst selig, wie 1. Timotheus 6,15.16 dies ausdrückt: «Der selige und alleinige Machthaber, der König der Könige und Herr der Herren, der allein Unsterblichkeit hat.»

Aber Johannes erwähnt nicht nur das Haus des Vaters. In den Worten des Mensch gewordenen Sohnes Gottes heisst es weiter: «In dem Haus meines Vaters sind viele Wohnungen.» Von Ewigkeit her war der Gedanke im Herzen des Vaters, Menschen seine Liebe zum Sohn zu zeigen. Hier liegt wohl die Quelle, der Ursprung von allem.

Dann hat Gott sich als Schöpfer betätigt. Er schuf die Engel, die Himmel, die Erde und die Menschen. Von den erlösten Menschen wollte Er einen Teil nehmen und sie in sein Haus einführen. Das ist die Auserwählung vor Grundlegung der Welt.

Wir müssen zwischen der Natur und dem Ratschluss des Vaters unterscheiden. Seine Natur ist, dass Er den Sohn liebt. Sein Ratschluss aber ist, diese Liebe erlösten Menschen zu zeigen. Darum ging Jesus Christus, der Sohn Gottes, als verherrlichter Mensch in das Haus des Vaters ein. Bis dahin war noch nie ein Mensch (oder ein Geschöpf) in diesen nicht geschaffenen Himmel, in diese Heimat des ewigen Lebens gekommen.

Eine Stätte bereitet

Nachdem unser Erlöser das Werk am Kreuz vollbracht hatte – wir denken jetzt besonders an die Seite des Brandopfers –, da blickte Gott auf diesen wunderbaren Menschen, der Ihn auf Golgatha unendlich verherrlicht hat. Diesen Menschen wollte Er in seinem ewigen Haus haben. Gott, der Vater, entfaltete seine ganze Herrlichkeit, um Jesus Christus, der Ihn am Kreuz verherrlicht hatte, aus den Toten aufzuerwecken (Röm 6,4) und Ihn als Mensch in sein Haus zu nehmen.

Indem Christus als Mensch in das Vaterhaus eingegangen ist, hat Er glaubenden Menschen den Weg dorthin geöffnet. Auf diese Weise hat Er ihnen eine Stätte bereitet. Darum ist es möglich, dass erlöste Menschen an jenen ewigen Wohnort Gottes kommen können. Denn es ist bereits ein Mensch dort: der Sohn Gottes, der einst Mensch geworden ist, aber auch Mensch bleibt.

Er kommt persönlich, um uns bei sich zu haben

Weiter sagt der Herr Jesus: «Ich komme wieder und werde euch zu mir nehmen, damit, wo ich bin, auch ihr seiet.» Auffallend ist, dass bei den Stellen, die vom Kommen des Herrn zur Entrückung handeln, sein persönliches Kommen betont wird (z.B. auch 1. Thes 4,16). Das drückt den Wert aus, den die Seinen für Ihn haben. Was sieht Er denn in uns, dass Er ein solches Verlangen nach uns hat? Den überaus hohen Preis, den Er für uns bezahlt hat: sein eigenes Leben und Blut. Obwohl das Blut an vielen Stellen von Sühnung und Reinigung spricht, gibt es doch mindestens eine Bibelstelle, wo das Blut auf den Preis hinweist, der bezahlt worden ist: «Die Versammlung Gottes …, die er sich erworben hat durch das Blut seines Eigenen» (Apg 20,28).

Warum will Er uns bei sich haben? Damit wir Ihn sehen, wie Er ist (1. Joh 3,2). Einer der tiefgründigsten Verse der Bibel zeigt uns dies und lässt uns Blicke ins Haus des Vaters tun. Es ist Johannes 17,24, wo der Sohn als Mensch auf der Erde zum Vater betet:

  • «Vater, ich will, dass die, die du mir gegeben hast …» Er schätzt uns so sehr, weil wir Ihm vom Vater gegeben sind.
  • «… auch bei mir seien, wo ich bin, damit sie meine Herrlichkeit schauen, die du mir gegeben hast …» Er möchte uns bei sich haben, damit wir Ihn sehen, wie Er ist.
  • «… denn du hast mich geliebt vor Grundlegung der Welt.» Damit erklärt Er seine Herrlichkeit: Es ist die ewige Liebe des Vaters zum Sohn.

Als Erlöste der Zeit der Gnade werden wir in das Haus des Vaters eingehen. Dort werden wir den ewigen Strom der Liebe sehen, der aus dem Herzen des Vaters zum Sohn fliesst. Dann werden wir uns ganz vergessen. Wir, die hier so eingefleischte Egoisten sind, werden dort uns selbst vergessen und nur noch die Liebe des Vaters zum Sohn betrachten.

Das alles werden wir als Menschen im Angesicht Christi sehen. Darum bleibt Er Mensch in Ewigkeit. So können wir an diesem wunderbaren, vollkommenen Menschen, der das grosse Erlösungswerk vollbracht hat, diese ewige göttliche Liebe sehen. Dann werden wir ganz zur Ruhe kommen. Das ist unsere glückselige, lebendige und gute Hoffnung.

«Der Herr aber richte eure Herzen zu der Liebe Gottes und zu dem Ausharren des Christus!» (2. Thes 3,5).