Die Freude mit dem Herrn

Philipper 3,1.20-21; Philipper 4,1-9

Am Anfang des dritten Kapitels des Philipper-Briefs zeigt der Apostel Paulus den Empfängern, wo der Christ dauerhafte Freude findet: im Herrn Jesus. Diese Freude in unserem Herrn ist unabhängig von der Situation, in der wir uns befinden. Oft gibt diese keinen Anlass zur Freude.

Die Freude im Herrn und das himmlische Ziel

Wir wollen einmal den Inhalt von Philipper 3 überspringen und den ersten Vers mit den Schlussversen des Kapitels verbinden. Sie passen irgendwie zusammen. Denn der Gedanke an unsere himmlische Bestimmung – wir sind Himmelsbürger – und die Erwartung des Kommens des Herrn zur Entrückung helfen uns, uns im Herrn zu freuen.

In 1. Thessalonicher 4 ist von der Entrückung die Rede. Dort bedeutet das Kommen des Herrn, dass Er uns aus den gegenwärtigen Umständen herausnehmen und in die Herrlichkeit entrücken wird. Ewig werden wir da sein, wo Er ist. In Philipper 3,20.21 geht es ebenfalls um die Entrückung. Doch hier steht der Gedanke der Erlösung unseres Körpers, der uns auf der Erde oft Mühe macht und Beschwerden mit sich bringt, im Vordergrund.

Unsere Heimat ist das Vaterhaus droben. Dorthin sind wir unterwegs. Doch bevor wir dort ankommen, muss unser schwacher Körper, der noch zur ersten Schöpfung gehört, für jene Sphäre passend gemacht werden. Das geschieht beim Kommen des Herrn zur Entrückung. Dann wird unser Leib der Niedrigkeit zur Gleichförmigkeit mit dem Leib der Herrlichkeit unseres Herrn umgestaltet werden. Wie vollzieht sich dies? Durch die allmächtige Kraft des Sohnes Gottes! Der Augenblick wird kommen, da Christus öffentlich erscheinen und sich alles unterwerfen wird, oder wie Hebräer 2,8 sagt, Ihm alles unterworfen werden wird. Doch schon vorher wird Er diese Allmacht ausüben, um unseren Körper der Niedrigkeit seinen Leib der Herrlichkeit gleich zu gestalten. Dann passen wir in jeder Hinsicht in die herrliche Atmosphäre des Vaterhauses. Freust du dich darauf?

Nötige Ermahnungen für die Freude im Herrn

«Daher …», sagt Paulus zu seinen geliebten Philippern im ersten Vers des vierten Kapitels, «steht fest im Herrn!» Das bedeutet: Weil ihr Himmelsbürger seid und eine wunderbare Hoffnung auf die Erlösung des Körpers habt, steht in Dem fest, der sich alles zu unterwerfen vermag.

Festzustehen ist für jeden gläubigen Christen wichtig, denn es gibt vieles, das während seines Glaubensweges auf ihn eindringt und ihn wankend machen könnte:

  • das Böse, das aus seiner alten Natur kommt,
  • der Angriff von aussen durch Satan und
  • die Beeinflussung durch die Welt, die ihn umgibt.

Aus eigener Kraft vermag keiner von uns festzustehen, wohl aber in der Kraft des Herrn. In seiner Stärke können wir überwinden.

Beachten wir, wie herzlich die Briefempfänger angeredet werden! Der Apostel nennt sie «meine geliebten und ersehnten Brüder», denn er fühlte sich zu ihnen hingezogen. Ihre Hingabe erfreute sein Herz, während er in Rom im Gefängnis war (Kap. 1,4-8). Seine Freude sollte durch nichts getrübt werden. Darum schrieb Paulus ihnen die Ermahnungen am Anfang dieses Kapitels. Sie sind auch für uns beherzigenswert, damit unsere Freude auf dem Weg mit dem Herrn ungetrübt bleibt.

Die fehlende Einmütigkeit unter den Philippern war ein Problem, das Paulus bereits im zweiten Kapitel angesprochen hatte. Im vierten Kapitel geht es um zwei Schwestern, die sich mit Hingabe für die Sache des Herrn im Evangelium eingesetzt hatten. Doch es gab eine Uneinigkeit zwischen ihnen. Die Ermahnung des Apostels lautete nicht, dass die Einmütigkeit aufgrund einer Abmachung oder eines Kompromisses erzielt werden sollte. Nein, sie sollten im Herrn gleich gesinnt sein. Wenn sich jeder von uns ganz unter die Herrschaft des Herrn stellt und unsere Herzen wirklich auf Ihn gerichtet sind, dann wird das verschwinden, was uns auseinanderbringen will.

Paulus bat seinen treuen Mitknecht – vermutlich Epaphroditus – den beiden Schwestern beizustehen, und zwar im Gedanken daran, dass ihre Namen im Buch des Lebens standen. Wenn der Herr uns gebrauchen will, um anderen Christen auf den Weg des Glaubens zu helfen, dann wollen wir nie vergessen, welch hohen Wert sie für Ihn haben. Sie sind im Buch des Lebens aufgezeichnet!

Dann folgt die betonte Aufforderung, sich allezeit im Herrn zu freuen. Wenn der Apostel in einem Vers zweimal sagt: «Freut euch!», dann heisst das, dass wir uns wirklich freuen sollen. Wir werden aufgefordert, nicht nur zu glauben und zu vertrauen, sondern uns auch zu freuen.

Diese Worte schrieb ein Mann, dessen Situation alles andere als rosig war: Er befand sich in einem römischen Gefängnis. Dass er trotzdem so schreiben konnte, zeigt, dass die Freude im Herrn unabhängig von den Umständen ist. Daran wollen wir denken,

  • wenn wir den Widerstand des Feindes spüren,
  • wenn er uns Angst machen will,
  • wenn uns das persönliche Versagen oder das Versagen unter den Gläubigen niederdrücken will.

Der Herr bleibt stets derselbe. Was Er ist und was Er uns in seinem Wort verspricht, bleibt ein Grund zur Freude. «Wiederum will ich sagen: Freut euch!»

Was die Freude trüben kann

In den nächsten Versen erwähnt Paulus Verschiedenes, das bei uns die Freude im Herrn trüben kann:

«Lasst eure Milde kundwerden allen Menschen.» Wie können wir uns mit einer unnachgiebigen Haltung, die auf den eigenen Rechten besteht, an Dem freuen, der von sich gesagt hat: «Ich bin sanftmütig und von Herzen demütig»? Wo immer möglich sollten wir nachgeben (ausser, wenn es um die Wahrheit des Wortes Gottes geht) und die Sache dem Herrn überlassen. Unser bescheidenes und nachgiebiges Verhalten gegenüber allen unseren Mitmenschen wird mithelfen, uns im Herrn zu freuen.

«Der Herr ist nahe.» Welch eine Ermunterung und welch ein Grund, sich zu freuen! Seine Wiederkunft steht vor der Tür. Bald wird Er kommen und sowohl alles in Ordnung bringen als auch uns aus den gegenwärtigen notvollen Umständen herausnehmen und zu sich in die Herrlichkeit holen.

Um nichts besorgt zu sein, bedeutet nicht, unbekümmert und gleichgültig in den Tag hineinzuleben. Aber wir werden aufgefordert, die Sorgen, die unseren Blick auf den Herrn trüben wollen, bei Gott abzuladen. Prüfungen, die der Herr zulässt oder schickt, schwierige Situationen in unserem Leben oder im Leben unserer Nächsten führen zu Sorgen, die unser Herz in Beschlag nehmen. Wir können sie nicht einfach abschütteln. Aber wir sollen alles dem Herrn sagen. «In allem» bedeutet: in jeder Lage und jedes Problem. Es gibt tatsächlich nichts, was wir unserem Gott im Gebet nicht sagen dürften.

«Mit Danksagung.» Vergessen wir bei unserem Bitten und Flehen nicht, Ihm zu danken, dass wir Ihm alles sagen können, dass Er uns hört und uns versteht und dass Er nach seiner Weisheit antworten wird.

Dann folgt die Antwort. Sie besteht nicht in erster Linie in der Erhörung unserer Bitten, obwohl dies auch sein kann. Doch als Erstes soll der Friede Gottes unsere Herzen erfüllen. Der Friede, den Gott geniesst, kann durch nichts, was hier passiert, erschüttert werden. Sein Thron, wo wir unsere Last abgelegt haben, gerät durch nichts ins Wanken. Gott weiss bereits, was Er tun will. Nichts entgleitet seinen Händen. Darum dürfen auch wir zur Ruhe kommen. Doch manchmal übersteigt es unseren Verstand, wenn wir sehen, dass Gott ruhig bleibt. Wir fragen: Wie kann Er nur schweigen und nichts unternehmen? Aber gerade in Situationen, die menschlich unverständlich sind, möchte Er uns seine Ruhe in unsere sorgenschweren Herzen geben. Das zeigt, wie sehr Er Anteil an uns und unseren Problemen nimmt. Wenn unsere Gedanken auf diese Weise in Christus Jesus bewahrt werden, dann steht Er wieder ungetrübt vor unseren Herzen, so dass wir uns in Ihm freuen können. Welch eine Gnade!

Das Gute erwägen

Wenn unsere Herzen von den Sorgen befreit sind, weil wir am Thron der Gnade alles im Gebet abgeladen haben, dann ist es wichtig, dass wir unsere Gedanken mit dem Positiven füllen. Alle in Vers 8 aufgezählten Züge finden wir ungetrübt und vollkommen im Leben unseres Herrn auf der Erde:

  • wahr: Der Herr Jesus war aufrichtig, zuverlässig, wahrhaftig. Er war das, was Er sagte (Joh 8,25).
  • würdig: Unser Verhalten sollte würdig des Gottes sein, dessen Kinder wir sind. Unser Herr verhielt sich stets als würdiger Sohn des Vaters.
  • gerecht: Hier geht es nicht um das, was Menschen als gerecht empfinden, sondern um das, was vor Gott recht ist, was seine Zustimmung findet. Unser Herr fand stets und in allem das Wohlgefallen Gottes (Joh 8,29). Er war der Gerechte (1. Pet 3,18).
  • rein: Dazu gehört alles, was nicht von der Sünde befleckt ist. Darin ist der Herr Jesus wieder das höchste Vorbild (1. Joh 3,3).
  • lieblich: In diesem Ausdruck ist all das eingeschlossen, was zur Freude und Ermunterung anderer dient. Wir denken an den Herrn Jesus, der Worte der Gnade zu den Menschen geredet hat (Lk 4,22).
  • wohllautet: Wohllautende Worte sind angenehm anzuhören und verletzen den anderen nicht. Auch wenn der Herr Jesus manchmal ernst reden musste, hat Er doch nie jemand verletzt.
  • Schliesslich war unser Herr von echter geistlicher Energie (Tugend) geprägt. Alles, was Er tat, gab Anlass zu Lob und führte zur Verehrung Gottes.

Gott möchte, dass wir die in Vers 8 aufgezählten Merkmale in unseren Gedanken erwägen. Er weiss, dass wir dabei immer wieder auf Christus hingelenkt werden. Was wird die Folge sein? In unserem Herzen wird die Freude am Herrn Jesus zunehmen. Unsere Gedanken werden sich an Ihm erfreuen.

Vers 9 ist eine zwangsläufige Folge von Vers 8. Das, womit unsere Gedanken und Herzen beschäftigt sind, wird in unserem praktischen Leben als Gläubige wirksam und sichtbar. «Der Gott des Friedens wird mit euch sein.» Das ist mehr, als dass der Friede Gottes unsere beunruhigten und besorgten Herzen bewahrt. Wenn der Gott des Friedens mit uns ist, bedeutet das Gemeinschaft mit Ihm im praktischen Leben. Da erfahren wir seine Unterstützung in unserer Schwachheit.

Mehr als einmal wird Gott als der Gott des Friedens bezeichnet. Aber Er wird nie der Gott der Freude genannt. Wir können sagen: Um uns in den wechselhaften Umständen des Lebens wirklich allezeit im Herrn freuen zu können, ist die Gemeinschaft mit dem Gott des Friedens unerlässlich. Anderseits wird die genossene Gemeinschaft mit dem Vater und dem Sohn unweigerlich zu Freude, ja, zu völliger Freude führen (1. Joh 1,3.4). Der Herr schenke uns, dass wir mehr von dieser Freude kennen lernen.