«Wir wissen, dass, wenn unser irdisches Haus, die Hütte zerstört wird.» Hier wird von unserem «äusseren Menschen», von unserem «verweslichen Leib» gesprochen. Er ist provisorisch, hat keinen Bestand und wird zerstört werden, wenn er auch später in der Auferstehung auf einer ganz neuen Grundlage wieder aufgebaut wird. Darum sagt der Apostel: «Wir haben einen Bau von Gott.» Wir haben die Gewissheit, der ersten Auferstehung anzugehören und einst in der Herrlichkeit zu sein. Für uns gibt es keinen Zweifel; unser Hoffen hat eine sichere Grundlage: Was wir im Wort finden, ist volle und ganze Wahrheit.
Jesus hat verheissen, Er werde wiederkommen, um uns heimzuholen, und wir sehnen uns, «mit unserer Behausung, die aus dem Himmel ist, überkleidet zu werden». Der Heilige Geist ist gekommen, um uns den Himmel und die Person, die ihn bewohnt, zu offenbaren, und um uns mit dem Vaterhaus vertraut zu machen, in das wir einziehen werden. Wenn jemand von einem Land in ein anderes übersiedelt, erkundigt er sich möglichst genau über das neue Land und über das, was er dort vorfinden wird. Und wenn wir nun im Begriff sind, in den Himmel einzuziehen, werden wir zu erkennen suchen, was uns davon offenbart ist. Der Vater und der Sohn sind dort, und das ist es, was unsere Wonne ausmachen wird. Wir haben die Gewissheit, dass wir bei Jesus und «ihm gleich» sein werden: Suchen wir daher jetzt schon Den immer besser kennen zu lernen, der dort unsere Glückseligkeit ist! Er waltet mit Ausharren, um uns bei sich zu haben. Schlagen auch unsere Herzen höher beim Gedanken an diese Aussicht? Wenn in Bezug auf unseren Eintritt in den Himmel Ungewissheit herrschte, so wäre es unnütz, Den zu erkennen zu suchen, der sich dort befindet. Hier aber wird gesagt: «Wir wissen» (Vers 1). Was vor uns liegt, ist durchaus gewiss.
«Denn in diesem (Haus) freilich seufzen wir» (Vers 2). Unser jetziger Leib ist ein Hindernis, unsere Vorrechte und die gesegnete Person unseres Heilandes zu geniessen. Hier geht es nicht um das Seufzen über körperliche Leiden. Paulus setzt nie voraus, dass körperliche Leiden oder die Schwierigkeiten des Lebens Anlass zum Seufzen seien. Als er in Rom war und alle ihn verlassen harten, sagte er: «Der Herr aber stand mir bei» (2. Tim 4,17). Er war ein guter Kriegsmann Jesu Christi und fürchtete die Leiden nicht. Das Seufzen, von dem hier die Rede ist, trägt einen besonderen Charakter.
Es gibt verschiedenerlei Seufzer:
- Seufzer einer sündigen Seele, die ihre Sünden vor Gott erkennt und vom Gewicht ihrer Schuldhaftigkeit bedrückt ist.
- Seufzer eines noch nicht befreiten Gläubigen, der unter der Sünde, die in ihm ist und von der er sich nicht befreien kann, leidet. Dieser Zustand ist uns in Römer 7 beschrieben.
- Seufzer des Christen, der sich einsmacht mit dem Seufzen der Schöpfung, die aus der Knechtschaft des Verderbens zu der Freiheit der Herrlichkeit der Kinder Gottes gelangen möchte; dieser selbe Christ seufzt auch in sich selbst, erwartend die Sohnschaft: die Erlösung seines Leibes (Röm 8,18-23).
- Schliesslich das Seufzen der Seele hier in 2. Kor 5,2, das ein wenig an die Seufzer in Römer 8 erinnert. Wie unser Kapitel es zum Ausdruck bringt, kennt die Seele den Herrn; sie möchte Ihn ganz besitzen und bei Ihm sein. Aber sie ist noch beschwert und sehnt sich, mit der Behausung, die aus den Himmeln ist, überkleidet zu werden, damit das Sterbliche von dem Leben verschlungen werde und sie Jesus ohne Behinderung geniessen könne.
Jetzt erkennen wir durch Glauben, dann aber sehen wir mit unseren Augen, und wer von uns sehnte sich nicht danach, den vielgeliebten Herrn zu schauen? Möchten wir lieber in dieser Welt leben, um sie zu geniessen, oder warten wir mit Ausharren auf den gesegneten Augenblick, wo wir den Herrn sehen, wie Er ist?
«Sofern wir allerdings, wenn wir auch bekleidet sind, nicht für nackt befunden werden» (Vers 3). So wird es mit vielen Menschen sein; sie werden gleichzeitig bekleidet und nackt sein. Alle Menschen werden auferstehen, sowohl Gerechte als auch Ungerechte. Wer den Leib und die Begierden des Fleisches zu befriedigen suchte, wird in der Auferstehung mit einem Leib bekleidet sein, um hinsichtlich der Gerechtigkeit und des Lebens aus Gott nackt erfunden zu werden. Paulus drückt sich so aus, weil ihm die Korinther Sorge bereiteten; mehrere von ihnen begnügten sich an einem blossen Bekenntnis. Im ersten Brief fürchtete der Apostel für die, welche in diesem Fall waren (Kapitel 10), und hier zeigt er, was auf sie wartet. Er wendet sich an das Gewissen aller und fragt, ob sie einst alle wohl mit dem Hochzeitskleid, mit der Gerechtigkeit Gottes in Christus, bekleidet sein würden, oder nur mit einem Leib, der denen gegeben wird, die in die Hölle geworfen werden. Er konnte nicht ins Herz jedes Einzelnen hineinsehen, aber er trieb sie mit diesen Worten in die Enge, um sie zum Selbstgericht zu führen. Möge auch jeder von uns wohl beachten: Man kann in der Auferstehung mit einem Leib bekleidet sein und doch nackt erfunden werden! Die Gläubigen jedoch werden den Herrn sehen und Ihm gleich sein.
«Wir sind aber guten Mutes und möchten lieber ausheimisch von dem Leib und einheimisch bei dem Herrn sein», sagt der Apostel (Vers 8). In diesem Gedanken freut er sich abzuscheiden. Für ihn war Sterben ein grosser Gewinn. Bis dahin beeiferte er sich, «Ihm wohlgefällig zu sein». Dass doch dies auch von uns allen gesagt werden könnte!