«Wenn du ein neues Haus baust, so sollst du ein Geländer um dein Dach machen, damit du nicht eine Blutschuld auf dein Haus bringst, wenn irgendjemand davon herabfällt» (5. Mo 22,8). Diese Schriftstelle enthält liebreiche Worte des Herrn zur Warnung, Ermunterung und Belehrung für den Christen und sein Haus. Zum Nutzen und Segen junger Christen, die sich für den Bund der Ehe entscheiden, möchten wir hier einige Gedanken darüber äussern.
Ihr beginnt nun, ein «neues Haus» zu bauen, wohl mit dem Herzenswunsch, dass es zur Verherrlichung Gottes eine Stätte der Liebe und des Segens werden möge. Ihr hofft vielleicht, dass euer Heim ein wirkliches Bethanien werde, und ihr habt daher gewiss um Gnade und Weisheit gefleht, um es recht zu beginnen. In Bethanien war der Herr mit den Seinen allezeit willkommen. In der Tat sollte jedes christliche Haus solch ein Platz sein.
Doch ist mit jedem Vorrecht auch eine gewisse Verantwortung verbunden, weil wir ständig von Gefahren umgeben sind. Daher hat uns Gott in seinem Wort in gnädiger Weise Warnungen und Unterweisungen gegeben. Der Feind ist dauernd auf der Lauer und benutzt jede Gelegenheit, um uns die Freude und den Genuss an den uns von Gott geschenkten Segnungen zu rauben. Er wird auf jede Weise zu verhindern suchen, dass vom Haus der Kinder Gottes ein Zeugnis für Christus ausgehe. Das Dach des Hauses ist von äusserster Wichtigkeit. Wo im Wort ein solches erwähnt wird, müssen wir an das flache, völlig ebene Dach eines orientalischen Hauses denken. Die Frau in Josua 2,6 hatte auf dem Dach Flachsstengel ausgebreitet, möglicherweise, um sie dort zu trocknen. Sie benutzte sie dann, um die Boten des Volkes Gottes zu verstecken. In Richter 16,27 lesen wir vom Dach eines Götzentempels, das für grosse Versammlungen benutzt wurde, aber leider nicht zur Ehre Gottes. Nach 1. Samuel 9,25 machte der Prophet Samuel auf dem Dach dem Saul Mitteilungen über das Königtum.
Aber wie traurig ist es, dass die Dächer vieler Häuser in Israel zum Götzendienst benützt wurden! Dort räucherten sie dem Baal (Jer 19,13; 32,29; Zeph 1,5) und dadurch wurde das ganze Haus verunreinigt.
Doch wenden wir uns nun zum Neuen Testament! Petrus stieg zur Stunde des Gebets auf das Dach; und während er dort mit Gott allein war, gab ihm Gott die Offenbarung seiner Gnadenabsichten, die die Segnung der Menschen aus den Nationen zum Gegenstand hatten. Hier wurde das Dach des Hauses also zum Ort des Gebetes und der Gemeinschaft mit Gott; hier offenbarte Er den Seinen seine geheimen Gedanken (Apg 10,10-16).
Wenn das Dach somit ein Platz der Segnung sein konnte, so gab es dort doch auch Gefahren. Die Israeliten sollten ein Geländer um das Dach machen, damit nicht irgendjemand herunterfiele. Man hätte es eigentlich für selbstverständlich halten können, dass jeder von sich aus an solche Vorsichtsmassnahmen dachte. Gewiss würden wir alle einen Menschen als gedankenlos und gleichgültig bezeichnen, der sein Dach unabgesichert liesse, so dass dann eines der Seinen herunterfallen könnte. Der Eigentümer des Hauses wurde dafür verantwortlich gemacht, dass sein Dach durch eine Brüstung oder ein Geländer abgesichert war; unterliess er es, so setzte er sich der Gefahr aus, eine Blutschuld auf sein Haus zu bringen.
So ist, in übertragenem Sinn, auch uns die liebende Fürsorge für die Unseren anvertraut, damit sie, soweit es an uns ist, vor einem Fall bewahrt bleiben. Wir sollen ein «Geländer» um unser Haus, um unsere Familie errichten.
Ein solches «Geländer» ist vor allem das tägliche, gemeinsame Lesen des Wortes Gottes unter gemeinsamem Gebet. Du magst deine besonderen Stunden zum persönlichen Studium des Wortes Gottes und zum verborgenen Gebet haben – und wie überaus wichtig ist gerade dies – aber vernachlässige auch nicht das gemeinsame Lesen des Wortes und das Gebet in deiner Familie.
Der Psalmist sagt: «In meinem Herzen habe ich dein Wort verwahrt, damit ich nicht gegen dich sündige» (Ps 119,11). Wir haben, wie jene vor alters, den Wunsch: «Ich aber und mein Haus, wir wollen dem HERRN dienen!» (Jos 24,15). Das Wort gibt uns Verheissungen, Warnungen und Beispiele dafür, wie andere gefallen sind, damit wir nicht nach demselben Beispiel des Ungehorsams fallen (Heb 4,11).
Der Mann, als das Haupt des Hauses, ist berufen, den täglichen Priesterdienst in seinem Haus auszuüben. Das will sagen: Er hat die Aufgabe, das Wort zu lesen und den Sinn des Gelesenen anzugeben, und er darf mit den Seinen im Gebet sein Haus vor Gott bringen, um täglich seine Hilfe und Leitung zu erflehen.
«Nur hüte dich und hüte deine Seele sehr, dass du die Dinge nicht vergisst, die deine Augen gesehen haben, und dass sie nicht aus deinem Herzen weichen alle Tage deines Lebens! Und tu sie deinen Kindern und deinen Kindeskindern kund!
An dem Tag, als du vor dem HERRN, deinem Gott, am Horeb standest, als der HERR zu mir sprach: ‘Versammle mir das Volk, damit ich sie meine Worte hören lasse, die sie lernen sollen, um mich zu fürchten alle Tage, die sie auf dem Erdboden leben, und die sie ihre Kinder lehren sollen’» (5. Mo 4,9.10). «Höre, Israel: Der HERR, unser Gott, ist ein HERR! Und du sollst den HERRN, deinen Gott, lieben mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele und mit deiner ganzen Kraft. Und diese Worte, die ich dir heute gebiete, sollen auf deinem Herzen sein. Und du sollst sie deinen Kindern einschärfen und davon reden, wenn du in deinem Haus sitzt und wenn du auf dem Weg gehst und wenn du dich niederlegst und wenn du aufstehst» (5. Mo 6,4-7). Lies bitte den ganzen Abschnitt für dich selbst.
Das also ist das so sehr wichtige Geländer für das christliche Haus. Wir wünschen doch vor allem, dass unsere Kinder schon früh mit der anbetungswürdigen Person unseres Herrn und Heilandes Jesus Christus bekannt gemacht werden, ja, noch mehr, dass Ihm auch jedes auf dem Pfad des Gehorsams und der Absonderung von allem Bösen nachfolgen möge.
Nur auf diesem Weg finden wir alle Segen und wirkliche Freude. Unser Herr selbst ist in den Tagen seines Fleisches auf diesem Weg gewandelt. Immer suchte Er die Verherrlichung Gottes, und Er möchte, dass wir Ihm nachfolgen. Dass wir doch während der Tage unseres Hierseins als Kinder Gottes mit Gott rechneten und Ihn in Wort und Werk und allem Wandel zu verherrlichen suchten! Doch dazu benötigen wir Barmherzigkeit und Gnade zu rechtzeitiger Hilfe, und das tägliche, gemeinsame Gebet in unserem Haus ist daher so nötig! (Heb 4,16; 13,21).
Beginnt also euer «neues Haus» richtig. Beginnt es mit Gott. Seht zu, dass das Wort Gottes und das Gebet einen festen Platz in eurem täglichen, häuslichen Leben einnehme und verharrt darin, bis zur nahen Ankunft unseres Herrn. So wird euer eigenes Haus gesegnet, und ihr werdet auch für andere zum Segen sein.