Aufgenommen in den Himmel

Markus 16,19-20

Es ist eine gewaltig grosse und bemerkenswerte Tatsache, dass der Herr Jesus nach vollbrachtem Werk am Kreuz in den Himmel aufgenommen wurde. Von den vier Evangelien berichten uns zwei die historische Tatsache seiner Aufnahme. Die Apostelgeschichte zeigt uns, wie die Jünger diese Tatsache bezeugt haben, während wir in den Briefen die Belehrung darüber finden. Die Offenbarung macht uns klar, dass der Herr Jesus einmal vom Himmel her wiederkommen wird, um auf der Erde sein Reich in Macht und Herrlichkeit zu gründen.

Heute wollen wir uns damit beschäftigen, wie der Evangelist Markus die Himmelfahrt des Herrn schildert. Sein kurzer, inspirierter Bericht lautet:

«Der Herr nun wurde, nachdem er mit ihnen geredet hatte, in den Himmel aufgenommen und setzte sich zur Rechten Gottes. Sie aber gingen aus und predigten überall, wobei der Herr mitwirkte und das Wort bestätigte durch die darauf folgenden Zeichen» (Markus 16,19.20).

Wir erinnern uns daran, dass Markus uns den Herrn Jesus als den vollkommenen Diener und Propheten schildert. Dieser lebte auf der Erde, um Worte Gottes an die Menschen zu richten und den Dienst zu tun, den Gott Ihm aufgetragen hatte. Diese Aufgabe war nun erfüllt, und Gott nahm seinen Diener in den Himmel auf. Dabei fallen uns einige Einzelheiten auf, die im Zusammenhang mit dem Charakter des Evangeliums stehen.

Der Herr nun wurde …

Zunächst stellen wir fest, dass Jesus in diesen Schlussversen zweimal ausdrücklich «Herr» genannt wird. Im Verlauf des Evangeliums bezeichnet Er sich zwar selbst mehrfach als «Herr». Von anderen wird Er jedoch nur einmal mit dem Titel «Herr» angeredet. Und dieses eine Mal ist eine Besonderheit, weil die Frau, die Ihn so nannte, nicht einmal aus dem Volk der Juden kam, sondern eine Fremde war (Kap. 7,26-28). Hier aber – am Ende des Evangeliums – wird uns klar bestätigt, dass der, der in Niedrigkeit auf dieser Erde lebte, der gekommen war, um zu dienen und sein Leben als Lösegeld zu geben, niemand anders ist als der «Herr». Wir betrachten und bewundern Ihn in seiner Demut und in seinem Dienst, aber wir wollen nie vergessen, wer Er ist und bleibt: der Herr, dem alle Macht und Autorität gegeben ist.

Die Apostelgeschichte bestätigt, dass Gott Ihn nach vollbrachtem Werk «sowohl zum Herrn als auch zum Christus gemacht hat», und zwar «diesen Jesus, den ihr gekreuzigt habt» (Kap. 2,36). Er, der einst am Kreuz von Golgatha litt und starb, aber siegreich auferstand, ist der «Herr». Er ist dein und mein Herr, der in meinem und deinem Leben das Sagen hat.

… nachdem er mit ihnen geredet hatte …

Noch einmal hatte sich der göttliche Prophet mit Worten an seine Jünger gewandt. Markus berichtet uns diese letzten Worte des Herrn Jesus an seine Jünger in Übereinstimmung mit dem Charakter seines Evangeliums. Sie hatten den Auftrag bekommen, in die ganze Welt zu gehen und das Evangelium der ganzen Schöpfung zu predigen (Kap. 16,15). Sein eigener Dienst auf der Erde war weitgehend auf das Volk der Juden und auf Palästina beschränkt geblieben. Doch jetzt hatte der Herr seinen Jüngern eine neue Dimension vorgestellt. Sie sollten seinen Dienst fortsetzen, aber die Grenzen des Judentums sprengen, indem sie das Evangelium allen Menschen unterschiedslos verkündigten. Mit diesen Worten war der Herr von ihnen geschieden.

… in den Himmel aufgenommen und setzte sich zur Rechten Gottes

Es war ein historischer Augenblick, als der Mensch Jesus Christus in den Himmel aufgenommen wurde und sich zur Rechten Gottes setzte. Bis zu diesem Augenblick war Gott im Himmel und der Mensch auf dieser Erde. Doch seit jenem Zeitpunkt ist ein Mensch im Himmel (und wenig später kam Gott in der Person des Heiligen Geistes auf die Erde). Der Hebräer-Brief spricht ausdrücklich davon, dass wir «Jesus» (der Name, den Er als Mensch trug) im Himmel sehen, mit Herrlichkeit und Ehre gekrönt (Heb 2,9). Seine Aufnahme in den Himmel ist die Garantie dafür, dass auch wir einmal dort sein werden.

Beachten wir auch die Wortwahl:

Er wurde in den Himmel aufgenommen. Hier auf der Erde war Er der Ausgestossene, den man nicht haben wollte.

Er setzte sich. Auf dieser Erde gab es für den himmlischen Fremdling keinen Ruheplatz. Der Sohn des Menschen hatte nicht einmal, wo Er sein Haupt hinlegen konnte. Aber im Himmel sitzt Er und ist in diesem Sinn zur Ruhe gekommen.

Er setzte sich zur Rechten Gottes. Menschen gaben Ihm am Kreuz einen Platz in der Mitte, aber es war ein Platz des Hohns und des Spotts, denn Er wurde zwischen zwei Räuber gekreuzigt. Jetzt nimmt Er den höchsten Ehrenplatz ein, den es gibt: zur Rechten Gottes.

Dass Er aufgenommen wurde und sich zur Rechten Gottes setzte, deutet darüber hinaus an, mit Wem wir es zu tun haben. Als vollkommener Mensch und Diener wurde Er aufgenommen, aber nur als Sohn Gottes konnte Er sich zur Rechten Gottes setzen. Die Bibel gibt uns ein mehrfaches Zeugnis davon, dass Er einerseits auf den Ehrenplatz zur Rechten Gottes «gesetzt wurde» (passiv), sich aber anderseits selbst dort gesetzt hat (aktiv):

Er wurde von Gott zu seiner Rechten gesetzt (Psalm 110,1 zitiert in Mt 22,44; Mk 12,36; Lk 20,42; Apg 2,34; Heb 1,13). In diesen Versen steht Er als der Mensch Christus Jesus vor uns.

Er hat sich selbst zur Rechten Gottes gesetzt (z.B. Heb 1,3; 8,1; 10,12; 12,2; 1. Pet 3,22). Das konnte Er nur als Sohn Gottes tun.

Markus beginnt sein Evangelium über den vollkommenen Diener mit der Feststellung, dass Er der Sohn Gottes ist, und er endet auch mit dieser Feststellung.

Sie aber gingen aus und predigten überall …

Markus weist in seinem Evangelium immer wieder darauf hin, wie treu der Herr Jesus seinen Dienst erfüllt hat. Er war gehorsam bis zum Ende. Hier nun sehen wir die Jünger in seiner Nachfolge. Er hatte sie aufgefordert, auszugehen und den Menschen die Botschaft vom Kreuz zu predigen. Genau das taten sie auch. Gehorsam dem Wort ihres Meisters traten sie treu in seine Fussspuren. Sein Dienst ist beendet. Er würde keine Worte mehr an die Menschen richten. Die Jünger sollten es an seiner Stelle tun.

Wir finden hier Gehorsam gegenüber dem Wort des Herrn. Die Jünger hielten keine grossen Beratungen ab. Es gab kein Abwägen der Vor- und Nachteile. Sie gaben keine langen Erklärungen ab. Nein, in schlichtem Gehorsam gingen sie und predigten.

Auch wir kennen den Auftrag des Herrn, die Botschaft den Menschen zu sagen. Aber gleichen wir nicht oft den Männern aus dem Stamm Ruben, von denen gesagt wird, dass es zwar grosse Beratungen des Herzens gab, aber keine Umsetzung in die Tat (Ri 5,16)? Wir dürfen uns durch den schlichten Gehorsam der Jünger Mut machen lassen, den Auftrag unseres Herrn treu auszuführen.

Wobei der Herr mitwirkte und das Wort bestätigte durch die darauf folgenden Zeichen

Der Herr Jesus wurde in den Himmel aufgenommen. Sein Dienst auf der Erde war beendet. Ist Er nun untätig? Keineswegs. Das Evangelium über den vollkommenen Diener endet damit, dass der Herr selbst mitwirkt und das Wort bestätigt. Der Charakter seines Dienstes hat sich geändert, nicht aber der Dienst selbst.

Während uns die Evangelien zeigen, was der Herr Jesus für uns getan hat, lernen wir hier, dass der Herr jetzt etwas in uns und durch uns tun möchte. Es ist eine, und zwar wichtige Sache, dankbar damit beschäftigt zu sein, was Er für uns getan hat. Es ist eine andere, aber nicht weniger wichtige Sache, damit beschäftigt zu sein, was der Herr jetzt durch uns wirken möchte. Er wünscht, dass wir Ihm als Werkzeuge zur Verfügung stehen. Wenn wir das tun, sollten wir nie denken, wir hätten etwas in eigener Kraft geschafft. Es ist bis heute der Herr, der mitwirkt und das Wort bestätigt. Ohne seine Wirksamkeit und seinen Dienst können wir nichts vollbringen.

In der ersten Zeit zeigte sich die Wirksamkeit des Herrn u.a. durch Zeichen und Wunder (Heb 2,3.4). Das hat aufgehört. Wir dienen und arbeiten jetzt ohne sichtbare Zeichen. Wir haben das vollständige Wort Gottes in Händen, was in der Anfangszeit nicht der Fall war. Aber die geistliche Kraft, die sich in den Zeichen äusserte, steht uns bis heute zur Verfügung. Wo immer das Evangelium der Gnade Gottes gebracht wird, ist seine Kraft da. Das ist so lange wahr, wie dieser Dienst ausgeübt werden darf.