Will Gott uns betrüben?

Matthäus 26,20-22

Zum letzten Mal feierte der Herr Jesus das Passah mit seinen Jüngern, bevor Er selbst als das wahre Passahlamm am Kreuz starb. Unaufhörlich hatte Er den Jüngern gegenüber seine Liebe und Fürsorge erwiesen und bezeugt. Sogar jetzt, als sich die dunklen Schatten des Kreuzestodes immer deutlicher auf seinen Weg legten, dachte Er an seine Jünger. Er zeigte ihnen, dass Er bereit war, in seiner Liebe zu ihnen bis zum Äussersten zu gehen und sogar sein Leben für sie hinzugeben. Durch das Brechen des Brotes und das Trinken des Kelches sollten sie sich stets daran erinnern – zu seinem Gedächtnis.

Die Gemeinschaft des Herrn mit seinen Jüngern sollte jedoch nicht nur durch das gemeinsame Mahl zum Ausdruck kommen, sondern auch dadurch, dass ihre Herzen mit dem beschäftigt waren, was sein Herz bewegte.

Wir können uns kaum vorstellen, wie sehr der Herr bei dem Gedanken erschüttert war, dass einer seiner Jünger Ihn verraten würde. Fand der Herr ein Echo in den Herzen derer, die Er liebte? Findet Er ein solches Echo bei uns?

Aus dem Lukas-Evangelium erfahren wir, dass bei dieser Gelegenheit ein Streit unter ihnen entstand, wer von ihnen für den Grössten zu halten sei (Lk 22,24). Bei Matthäus heisst es, dass sie sehr betrübt wurden. Doch wer ist schon gern betrübt? Kann es überhaupt der Wille Gottes sein, dass wir als Kinder Gottes betrübt werden?

Bei den Jüngern hatte dies zur Folge, dass ihre Herzen erforscht wurden und sie anfingen, Ihn zu fragen: «Ich bin es doch nicht, Herr?»

Auch unsere Gedankengänge gehen manchmal in eine Richtung, die nicht gut ist. Das kann passieren, ohne dass wir es merken. Wir sind nicht besser als die Jünger. Dann schickt uns der Herr ein Wort oder einen Umstand, der uns betrübt. Wie gut, wenn wir es dann wie die Jünger machen. Sie hielten inne, und auf einmal hatten sie offene Fragen, die sie bisher noch gar nie beschäftigt hatten.

Wie oft sind solch betrübliche Momente Ausgangspunkt zu einer tieferen und völligeren Gemeinschaft mit dem Herrn. Das Herz wird durch Selbstgericht gereinigt und findet sein Alles in der glücklichen Gemeinschaft mit Gott.

Paulus schreibt in 2. Korinther 7,10: «Denn die Betrübnis Gott gemäss bewirkt eine nie zu bereuende Buße zum Heil; die Betrübnis der Welt aber bewirkt den Tod.» Wie gesegnet für das persönliche und gemeinsame Glaubensleben, wenn die herrlichen Ergebnisse Gott gemässer Betrübnis bei uns gefunden werden.

Im Matthäus-Evangelium geht die Betrübnis der Einsetzung des Mahls des Herrn voraus. War dies vielleicht eine Voraussetzung, um für die Gedanken, die der Herr Jesus ihnen in Verbindung mit den Zeichen seines Todes vorstellen wollte, empfänglich zu sein?