«Damals sangen Mose und die Kinder Israel dem HERRN dieses Lied» (2. Mo 15,1).
Das erste Lied wurde am Ufer des Roten Meeres nach der Errettung Israels und dem Sieg Gottes über den Feind gesungen. In diesem Lied werden keine Taten des Volkes erwähnt, denn die Errettung ist ausschliesslich Gottes Sache. Das gilt auch für uns. Wenn wir an den Sieg unseres Erlösers denken, dann haben wir nichts von uns zu sagen. Alles ist sein Werk. Alles Lob, aller Ruhm und alle Ehre gebühren deshalb Ihm und nur Ihm allein.
Israel sah seine Feinde tot am Ufer des Meeres. Die Menschen konnten singen: «Meine Stärke und mein Gesang ist Jah, denn er ist mir zur Rettung geworden» (2. Mo 15,2). Der Gott, der so verheerend unter dem Feind gewirkt hatte, offenbarte sich gerade durch diese Tat als der Gott seines Volkes und als ihr Erretter. Der Feind ertrank in den Fluten, als er auf der Höhe seines Hochmuts und seiner Macht stand.
In der Anwendung auf uns drückt dieses Lied den Sieg unseres Herrn aus, den Er am Kreuz über Satan und die Sünde errungen hat, als Er für uns das Gericht erduldete und den Tod erlitt.
Das Lied von Mose schaut auch vorwärts auf zukünftige Siege, wenn die Feinde aus dem verheissenen Land vertrieben werden, so dass das Volk Gottes unter dem Schutz seines Befreiers darin wohnen kann.
In unserem Lied der Erlösung blicken wir auch nicht nur zurück auf den am Kreuz errungenen Sieg über Satan und die Sünde, sondern ebenfalls voraus auf die Zeit, da wir im Himmel all das wirklich besitzen und ungehindert geniessen werden, was Gott für uns vorgesehen hat.
«Mose redete vor den Ohren der ganzen Versammlung Israels die Worte dieses Liedes bis zu ihrem Schluss» (5. Mo 31,30).
Im zweiten Lied wird wie im ersten Gott für sein vollkommenes Werk und für seine Wege der Treue gerühmt. Während der ganzen Zeit der Wüstenwanderung blieb Er so, wie Er sich am Anfang erwiesen hatte. Und wie verhielt sich sein Volk? Leider verliessen die Menschen Ihn, der sie ausreichend genährt und fürsorgend umgeben hatte. Obwohl reich gesegnet, wandten sich die fett gewordenen Herzen seines treulosen Volkes von Ihm ab. Wegen ihres Abweichens brachte der Stecken, der sie hätte trösten können, Schläge mit sich. Trotz der schlimmen Gerichte sehen wir, dass Gott bereit war, zu vergeben und seinem Volk Segen und Frieden zu bringen (5. Mo 32,43).
Verwundern wir uns über dieses Lied? Sehen wir darin nicht viele Parallelen zu unseren eigenen Erfahrungen? Kann nicht der Stolz auf unsere Stellung vor Gott dahin führen, dass sich unsere Herzen von Dem entfernen, der uns in diese Stellung gebracht hat? Und die erkannte Wahrheit, die eigentlich unsere geistliche Nahrung ist, kann sie uns nicht aufblähen, so dass wir uns auf Kosten des Herrn Jesus selbst erhöhen?
Aber wie kann so etwas das Thema eines Liedes bilden? Weil gerade in Verbindung mit unserem Versagen Gottes ewige Liebe und seine Geduld sichtbar werden. Er ändert die Ratschlüsse seiner Gnade niemals und gibt jene nie auf, denen Er seine Liebe zugewandt hat. Wie passend ist es doch, dass Er bei all der Unstabilität seines Volkes als «der Fels» bezeichnet wird (5. Mo 32,15.18).
Der Tag wird kommen, da man sehen wird, wie alle Wege Gottes mit seinem Volk und alle seine Taten für sie vollkommen waren. Dann wird Er dafür sorgen, dass sogar die Schmach unseres eigenen Versagens und unserer Irrwege Anlass dazu geben, Ihn zu preisen. Dann wird Er in allen und in allem verherrlicht werden.