Wir stehen manchmal in Gefahr zu meinen, die Sünde eines Gläubigen sei vor Gott weniger hassenswert als die eines Ungläubigen. Doch Gottes Gedanken über die Sünde sind stets die gleichen. Immer ist sie für Ihn etwas Abscheuliches.
Obwohl der Apostel Johannes an die Familie Gottes schreibt: «Meine Kinder, ich schreibe euch dies, damit ihr nicht sündigt», kommt es leider doch vor, dass wir – wenn wir nicht wachsam sind – als Erlöste sündigen. Aber es geht bei einer Sünde, die wir als Gläubige verüben, nicht mehr um eine richterliche Frage, sondern um die Frage der Gemeinschaft. Durch den in uns wohnenden Heiligen Geist merken wir dies ganz deutlich.
Da steht jemand in einer klaren Mondnacht an einem ruhigen Teich und betrachtet den Mond im Spiegelbild des Wassers. Plötzlich wirft sein Begleiter einen Stein ins Wasser. Da ruft der Betrachter aus: «Nun ist der Mond in Stücke zerbrochen, und alles ist in Unordnung!» Der erstaunte Freund antwortet: «Schau doch zum Himmel! Der Mond hat sich nicht verändert.» Aber der Zustand des Teichs ist nicht mehr so wie vorher.
Unser Herz gleicht diesem Teich. Solange wir wachsam sind und nichts Böses in unser Leben dringen lassen, offenbart uns der Geist Gottes die Herrlichkeiten des Herrn Jesus Christus zu unserer eigenen Freude. In dem Augenblick aber, da die Sünde Eingang findet, wird unsere Freude am Herrn gestört. Nun beginnt der Heilige Geist uns zu beunruhigen. Er kann uns nicht länger den Herrn Jesus und seine Herrlichkeiten vorstellen. Er muss sich mit uns beschäftigen. Erst wenn wir die Sünde bekannt haben und der väterlichen Vergebung gewiss sind, kehrt die Freude der Gemeinschaft mit dem Vater und dem Sohn wieder zurück.
Unsere Unruhe vermag jedoch das Erlösungswerk unseres Heilands nicht zu erschüttern. Es ist der Geist in uns, der jetzt reagiert. Er ist betrübt. Er nimmt uns die Freude, bis wir das Böse im Selbstgericht verurteilt und weggetan haben.
Aber lasst uns vermehrt an Golgatha denken und an das, was unser Heiland für unsere Sünden gelitten hat, um gegenüber der Sünde noch wachsamer und vorsichtiger zu sein. Der Apostel Petrus schreibt diesbezüglich an seine Briefempfänger vom Herrn Jesus: «Der selbst unsere Sünden an seinem Leib auf dem Holz getragen hat, damit wir, den Sünden abgestorben, der Gerechtigkeit leben» (1. Pet 2,24).