Wenn die Not am grössten, ist die Hilfe am nächsten

Matthäus 14,24-34

Wellen von Schwierigkeiten machen uns zu schaffen. Sie heben uns hinauf und geben den Blick frei auf die grausige Brandung, um uns im nächsten Augenblick in die Tiefe zu ziehen und sich wie eine Wand vor uns aufzutürmen. Schrecklich!

Aber was ist das? Eine Stimme übertönt das Heulen des Sturms: «Seid guten Mutes.» Wem gehört diese Stimme? «Ich bin es!» tönt es jetzt mit Macht, «fürchtet euch nicht!» Es ist die Stimme des grossen Hirten, der dich und deine Nöte kennt. Er ist gekommen, um dich in deinen Schwierigkeiten zu trösten und dir zu zeigen, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Guten mitwirken. Ja, alle!

Aber warum ändert Er meine Situation nicht, wenn Er doch alle Macht im Himmel und auf der Erde hat? Er muss doch wissen, dass meine Lage unerträglich ist!

Warum soll Er deine Situation ändern, wo Er dich gerade in diese Lage gebracht hat? Will Er bei dir nicht Geduld und Ausharren fördern? In guten Tagen hat Er damit nicht den erwünschten Erfolg erzielt. Darum probiert Er es mit veränderten Umständen. Was Er tut, ist nicht verkehrt, sondern gewollt. Und was Er will, ist für dich gut: Es soll zu deiner Züchtigung dienen. Nun meint Züchtigung im biblischen Sinn aber nicht Strafe, sondern Erziehung. «Wer ist ein Sohn, den der Vater nicht züchtigt?»

Denke an Petrus! Als er einst mitten im Sturm auf dem See Genezareth die Stimme seines Heilands hörte, war er augenblicklich bereit, ihr Folge zu leisten: «Herr, wenn du es bist, so befiehl mir, zu dir zu kommen auf den Wassern.» Er zweifelte keinen Moment daran, dass das möglich sei. Der Herr testete den Glauben seines Jüngers und rief ihm zu: «Komm!» So stieg Petrus ohne zu zögern «aus dem Schiff und wandelte auf den Wassern und kam zu Jesus».

So lange er auf den Meister blickte, ging alles gut. Erst «als er den starken Wind sah, fürchtete er sich». Die Folgen konnten nicht ausbleiben. «Und als er anfing zu sinken, schrie er und sprach: Herr, rette mich!» Dieses äusserst kurze Stossgebet wurde augenblicklich erhört: «Sogleich streckte Jesus die Hand aus und ergriff ihn», aber nicht ohne seiner Rettungsaktion die herzerforschende Frage folgen zu lassen: «Kleingläubiger, warum hast du gezweifelt?» Also doch! Einfach weil er seinen Blick vom Herrn weg- und zum Wind hingewandt hatte! Er blickte weg vom Schöpfer, um auf die Naturgewalten in der Schöpfung zu starren. Das wurde ihm zum Verhängnis!

«Und als sie in das Schiff gestiegen waren, legte sich der Wind.» Die Jünger durften nun die Ruhe nach dem Sturm erleben. Und auch bei ihnen blieb dies nicht ohne tiefgreifende Wirkung in ihren Herzen: «Die aber in dem Schiff waren, warfen sich vor ihm nieder und sprachen: ‹Wahrhaftig, du bist Gottes Sohn!›» In diesen Augenblicken durften sie ein Stück «in der Gnade und Erkenntnis ihres Herrn und Heilandes wachsen».

So diente diese Not dem Herrn dazu, seine Herrlichkeit zu offenbaren, und den Jüngern, ihren Meister zu verherrlichen. Dieses Erlebnis gehört zu jenen Erfahrungen, von denen man hinterher zu sagen pflegt, dass man sie nicht missen möchte.

«Und als sie hinübergefahren waren, kamen sie ans Land, nach Genezareth.» Sie blieben weder auf der Strecke, noch gingen sie unter, sondern sie erreichten das Ziel, und das trotz Wind und Wellen. Ja, sie erreichten es dank diesem Einen, dessen Augen die Erde durchlaufen, um sich an denen mächtig zu erweisen, die auf Ihn vertrauen.