Die Apostelgeschichte gibt uns den göttlich inspirierten Bericht über die ersten Jahre des christlichen Zeugnisses auf dieser Erde. Die darin vorkommenden Personen sind in erster Linie die Apostel, besonders Petrus, Johannes und später dann Paulus. Dennoch ist in diesem Buch der Herr Jesus der eigentliche Mittelpunkt. In den Himmel zurückgekehrt, wirkt Er durch den Heiligen Geist in Menschen auf dieser Erde.
Die einleitenden Worte der Apostelgeschichte enthalten einige bemerkenswerte Hinweise über seine Person. Es lohnt sich, diesen ein wenig nachzugehen, weil sie uns mit der Herrlichkeit Dessen beschäftigen, der «schöner ist als die Menschensöhne». Darüber hinaus hilft uns der Blick auf den Herrn Jesus, seinen an uns gerichteten Auftrag, Zeugen für Ihn zu sein, zu erfüllen. Nur im Aufblick zu Ihm haben wir die nötige Kraft dazu.
Die Hinweise, an die ich denke, umfassen
- sein Leben auf dieser Erde,
- sein Leiden und Sterben am Kreuz,
- seine Auferstehung aus den Toten,
- seine Himmelfahrt.
1. Was Jesus anfing, sowohl zu tun als auch zu lehren
Der Schreiber Lukas nimmt hier Bezug auf das, was uns die Evangelien berichten, besonders auf das, was er selbst in seinem ersten Bericht (dem Lukas-Evangelium) dem Empfänger Theophilus geschrieben hatte. Die Apostelgeschichte sollte eine Fortsetzung der Taten und Lehren des Herrn sein, jetzt aber nicht mehr des auf der Erde lebenden Sohnes des Menschen, sondern des zur Rechten Gottes verherrlichten Herrn.
Die Erinnerung an das, was der Herr Jesus auf dieser Erde tat und lehrte, ist auch für uns wichtig. Immer wieder sollten wir uns mit dem vollkommenen Leben unseres Heilands auf dieser Erde beschäftigen, damit seine Gesinnung in uns gefunden wird und wir seinen Fussspuren folgen können. Prophetisch sagte der Prophet Jesaja: «Siehe, mein Knecht wird einsichtig handeln» (Jes 52,13). Diese Aussage können wir über das ganze Leben unseres Herrn schreiben. Sein Tun und sein Reden war in allen Einzelheiten von tiefer Einsicht und grosser Weisheit gekennzeichnet.
Wir staunen darüber, wie der Herr mit ganz verschiedenen Personen umging. Ob es Menschen waren, die in ihrer Not zu Ihm kamen, ob es seine Jünger waren, die Ihn nicht verstanden, ob es die Pharisäer und Schriftgelehrten waren, die Ihm feindlich gegenüberstanden: Immer tat der Herr genau das Richtige, und immer waren seine Worte der Situation angepasst. Menschen in Not hörten Worte des Trostes und der Ermunterung, Menschen, die im Widerspruch zu Ihm standen, hörten Worte der Zurechtweisung und Korrektur. Sein Jünger Petrus hörte ein Wort der Warnung, und dann traf ihn ein Blick der Liebe des Heilands. Und welch eine Einsicht unseres Herrn, wenn wir daran denken, in welcher Weise Er einen Mann wie Judas Iskariot drei Jahre lang ertrug!
Der Vorbildcharakter zeigt sich auch in der hier vorgestellten Reihenfolge. Zuerst die Taten und dann die Worte. Beim Herrn war beides immer in völliger Harmonie. Was Er tat, bestätigte sich auch in seinen Worten, in dem, was Er lehrte. Nie ging Er in seinen Worten über das hinaus, was Er in seinen Taten zeigte. Wenn wir an uns denken, dann müssen wir leider beklagen, dass es oft anders ist. Wir sind schnell dabei, andere zu belehren oder grosse Worte zu finden, aber wie oft hinken wir mit unserem Tun hinterher. Deshalb dürfen wir hier von unserem Herrn lernen.
2. Seine Leiden
Lukas erinnert nicht nur an das Leben des Herrn, sondern auch an seine Leiden. Könnten wir je vergessen, welche Leiden Er erduldet hat, als Er als Mensch auf dieser Erde lebte? Dabei denken wir zum einen an die Leiden, die Er in den drei Stunden am Kreuz erduldet hat, als Er für unsere Sünden litt und starb. Davon schreibt z.B. Petrus, wenn er sagt: «Denn es hat ja Christus einmal für Sünden gelitten, der Gerechte für die Ungerechten» (1. Pet 3,18). Es sind die sühnenden Leiden unseres Heilands, die wir weder begreifen noch nachvollziehen können. Einzigartig steht Er vor uns in dem, was in den finsteren Stunden am Kreuz geschah.
Aber dann denken wir auch an die Leiden unseres Herrn während seines ganzen Lebens auf der Erde, Leiden, in denen Er uns Vorbild ist. Auch davon schreibt der Apostel Petrus: «Denn hierzu seid ihr berufen worden, denn auch Christus hat für euch gelitten, euch ein Beispiel (Vorbild) hinterlassend, damit ihr seinen Fussstapfen nachfolgt» (1. Pet 2,21). Der ganze Weg unseres Heilands auf dieser Erde war ein Weg der Leiden. Das ganze Alte Testament gibt uns mancherlei Hinweise darauf. Besonders die Psalmen vermitteln uns tiefe Einblicke in die Empfindungen des leidenden Christus hier auf der Erde. Er hat unter der Ablehnung der Menschen gelitten. Er, der in das Seine kam, wurde von den Seinen abgelehnt. Er hat den abgrundtiefen Hass der religiösen Führer des Volkes empfunden. Er litt darunter, dass viele Menschen Ihm nur wegen äusserer Vorteile folgten und Ihn später verliessen. Er litt unter Einsamkeit und dem Unverstand derer, die Ihm nahestanden. Und wie sehr muss es Ihn getroffen haben, als die Menschen riefen: «Weg mit diesem!» – «Kreuzige, kreuzige ihn!» Für seine Liebe erntete Er nur Hass.
Die Art und Weise, wie der Herr Jesus diese Leiden ertrug, ist bewundernswert. Darin dürfen wir von Ihm lernen. Auch unser Weg ist, wenn wir konsequent in der Nachfolge des Herrn stehen und für Ihn zeugen, ein Weg der Leiden. Doch wir haben Einen, der vor uns hergeht: Er selbst. Er hat sich nicht verteidigt, sondern duldsam alles ertragen, was sich Ihm in den Weg stellte. Seinen Fussspuren zu folgen, ist unser grosser Auftrag. Deshalb ist die Erinnerung an die Leiden des Herrn zu Beginn der Apostelgeschichte eine grosse Ermunterung für uns, wenn wir seine Zeugen sein wollen.
3. Er hat sich lebend dargestellt
Der Herr Jesus hat als Mensch auf dieser Erde gelitten. Er hat gelitten, als Er am Kreuz hing. Für den oberflächlichen Beobachter schien es so, als sei mit seinem Tod alles aus. Doch das Gegenteil ist wahr. Der Herr Jesus ist der Sieger von Golgatha. Menschen, die Ihm heute nachfolgen, stehen auf der Seite des Siegers. Noch am Kreuz hängend, rief Er triumphierend aus: «Es ist vollbracht» (Joh 19,30). Der Tod konnte Ihn nicht halten. Nach drei Tagen auferstand Er siegreich und hat sich in vielen sicheren Kennzeichen lebend dargestellt. Seine Jünger konnten Ihn sehen. Sie konnten mit Ihm reden und empfingen Unterweisung von Ihm.
Die Auferstehung des Herrn ist das sichtbare Zeichen dafür, dass Gott sein Werk am Kreuz angenommen hat. Paulus sagt dazu: «Der unserer Übertretungen wegen hingegeben und unserer Rechtfertigung wegen auferweckt worden ist» (Röm 4,25). Darin liegt unsere Sicherheit. Das Werk des Herrn am Kreuz und seine Auferweckung sind das Fundament, auf dem unser Glaube ruht. In Christus sind wir von Gott angenommen. Nicht umsonst gibt uns gerade die Apostelgeschichte ein lebendiges Zeugnis von der Auferstehung unseres Herrn. Immer wieder haben die Apostel darauf hingewiesen, dass Er nicht im Grab geblieben, sondern auferstanden ist. Wir sind nicht nur mit einem gestorbenen Christus verbunden, sondern mit einem lebenden. Das ist die Basis, auf der wir seine Zeugen sein dürfen. Wir predigen einen Herrn, der nicht nur auf dieser Erde war und hier den Tod fand, sondern wir predigen einen Herrn, den der Tod nicht halten konnte, der lebt.
Wir wissen uns auf der Seite des Siegers von Golgatha. Der Liederdichter sagt: «Jesus lebt, Er hat gesiegt.» Das gibt uns Mut und Kraft zu einem klaren Bekenntnis zu Ihm. Sein Sieg darf unser Sieg sein. «Gott aber sei Dank, der uns den Sieg gibt durch unseren Herrn Jesus Christus» (1. Kor 15,57). Gleichzeitig wissen wir ebenfalls, dass wir auch an seiner Auferstehung teilhaben werden. «Glückselig und heilig, wer teilhat an der ersten Auferstehung!» (Off 20,6). Geistlich gehören wir jetzt schon zu einer anderen Welt – wir sind eine neue Schöpfung in Ihm –, aber der Tag wird kommen, wo wir auch körperlich an seiner Auferstehung teilhaben werden.
4. Bis Er aufgenommen wurde
Dreimal bestätigt uns der Heilige Geist in Apostelgeschichte 1, dass der Herr Jesus in den Himmel zurückgekehrt ist (Apg 1,2.9.11). Er, der als Mensch auf dieser Erde war, der am Kreuz litt und starb, aber siegreich auferstand, ist Der, der jetzt im Himmel hoch erhoben und verherrlicht ist. Prophetisch spricht Jesaja vom Knecht Gottes, der erhoben, erhöht und sehr hoch sein würde (Jes 52,13). Dass Er erhoben ist, lässt uns an seine Auferstehung denken, dass Er erhöht wurde, steht mit seiner Himmelfahrt in Verbindung, und die Tatsache, dass Er jetzt sehr hoch ist, zeigt uns seine Stellung der Ehre zur Rechten Gottes. Alle drei Tatsachen sind untrennbar miteinander verbunden.
Die Propheten des Alten Testaments hatten nicht nur von den Leiden, die auf Christus kommen sollten, gezeugt, sondern auch «von den Herrlichkeiten danach» (1. Pet 1,11). Und der Herr Jesus selbst hatte davon gesprochen, dass Er leiden und «in seine Herrlichkeit eingehen» würde (Lk 24,26). Der Weg unseres Herrn war ein Weg, der durch Leiden zur Herrlichkeit führte. Die Leiden liegen hinter Ihm. Jetzt ist Er der verherrlichte Sohn des Menschen im Himmel.
Der Weg des Christen ist ein Weg hinter dem Herrn Jesus her. Sein Weg ist unser Weg. Und so führt auch unser Weg durch Leiden zur Herrlichkeit. «Wenn aber Kinder, so auch Erben – Erben Gottes und Miterben Christi, wenn wir nämlich mitleiden, damit wir auch mitverherrlicht werden» (Röm 8,17). Die Tatsache, dass der Herr Jesus jetzt schon die Herrlichkeit erreicht hat, gibt uns die Sicherheit, dass wir diesen Platz einmal mit Ihm, dem verherrlichten Menschensohn, teilen werden.
Noch etwas liegt für uns darin verborgen, dass der Herr Jesus jetzt in den Himmel aufgenommen ist. Als die Jünger Ihn auffahren sahen, lesen wir die bezeichnenden Worte, dass sie «unverwandt zum Himmel schauten» (Apg 1,10). Das deutet die Blickrichtung des Christen an. Sie ist nach oben gerichtet. Davon schreibt Paulus den Philippern, wenn er sagt: «Denn unser Bürgertum ist in den Himmeln, von woher wir auch den Herrn Jesus Christus als Heiland erwarten» (Phil 3,20). Das Wissen darum, dass wir einmal bei Ihm sein werden, soll einen praktischen Einfluss auf unser Leben haben. Es lässt uns als wartende und erwartende Christen leben, die gleichzeitig die noch verbleibende Zeit ausnutzen, um für Ihn ein Zeugnis zu sein.