Epaphroditus

Philipper 2,25

«Ich habe es aber für nötig erachtet, Epaphroditus, meinen Bruder und Mitarbeiter und Mitstreiter, aber euren Abgesandten und Diener meines Bedarfs, zu euch zu senden» (Phil 2,25).

Mit diesen Worten stellt uns der Apostel Paulus einen Mann vor, der in der örtlichen Versammlung von Philippi offensichtlich sehr nützlich war. Viel wird nicht von ihm berichtet, aber die wenigen Hinweise, die uns der Philipper-Brief gibt, reden zu unseren Herzen und wollen uns Mut machen, unserem Herrn in Hingabe und Treue zu dienen.

Paulus befand sich im Gefängnis in Rom. Dorthin sandten die Philipper ihm eine Gabe (finanzielle Unterstützung), und Epaphroditus wurde mit der Aufgabe betraut, diese Gabe dorthin zu bringen. Der Weg von Philippi nach Rom war weit und die Reise nicht ungefährlich. Epaphroditus schien der richtige Mann für eine solche Aufgabe zu sein, und so wurde er auf den Weg geschickt. Paulus erwähnt das in seinem Brief: «Ich habe aber alles empfangen und habe Überfluss, ich bin erfüllt, da ich von Epaphroditus das von euch Gesandte empfangen habe, einen duftenden Wohlgeruch, ein angenehmes Opfer, Gott wohlgefällig» (Phil 4,18). In Rom angekommen, wurde Epaphroditus sehr krank und war dem Tod nah, aber durch das Erbarmen Gottes wurde er wieder gesund, so dass Paulus ihn, mit einem Brief versehen, nach Philippi zurückschicken konnte.

Im eingangs zitierten Vers charakterisiert Paulus diesen Knecht Gottes mit wenigen, aber inhaltsreichen Worten. Dabei fallen uns fünf Merkmale dieses Mannes auf, die wir kurz besehen möchten.

1) Er ist ein Bruder

Paulus nennt ihn einfach «meinen Bruder». Das spricht von der Glaubensverbindung und dem herzlichen Verhältnis brüderlicher Gemeinschaft zwischen diesen beiden Männern. Für Paulus war Epaphroditus nicht irgendein anonymer Abgesandter der Philipper, sondern er war sein Bruder. Auch heute noch besteht dieses Verhältnis zwischen Menschen, die neues Leben aus Gott haben. Der Herr Jesus selbst sagte einmal zu seinen Jüngern. «Ihr aber, lasst euch nicht Rabbi nennen, denn einer ist euer Lehrer, ihr alle aber seid Brüder» (Mt 23,8).

Gott hat uns Brüder und Schwestern zur Seite gestellt, mit denen wir gemeinsam unseren Glaubensweg gehen können. Es sind Gotteskinder, die den gleichen Vater haben und die in Liebe miteinander verbunden sind. Der Apostel Johannes schreibt dazu: «Jeder, der da glaubt, dass Jesus der Christus ist, ist aus Gott geboren, und jeder, der den liebt, der geboren hat, liebt auch den, der aus ihm geboren ist» (1. Joh 5,1). Diese Verbundenheit untereinander gibt uns Mut und Kraft, ganz besonders dann, wenn wir in schwierigen Umständen sind. Gott stellt uns auf dem Glaubensweg Geschwister zur Seite, von denen wir uns geliebt wissen.

2) Er ist ein Mitarbeiter

Sowohl Paulus als auch Epaphroditus arbeiteten im Werk des Herrn. Aber sie arbeiteten nicht isoliert voneinander, sondern sie waren in ihrer Arbeit für den Herrn miteinander verbunden. Jedem von uns gilt die Aufforderung aus 1. Korinther 15,58: «Daher, meine geliebten Brüder, seid fest, unbeweglich, allezeit überströmend in dem Werk des Herrn, da ihr wisst, dass eure Mühe nicht vergeblich ist im Herrn.» Es ist unsere persönliche Verantwortung, Arbeiter zu sein, die sich nicht zu schämen haben, die zuverlässig und treu ihren Dienst erfüllen (2. Tim 2,15). Aber darüber hinaus dürfen wir doch wissen, dass es ein gemeinsames Werk gibt, an dem wir gemeinsam arbeiten dürfen.

Mitarbeiter zu sein, bedeutet, Gemeinschaft im Werk des Herrn zu haben. Die Gaben und Fähigkeiten, die Gott gibt, sind ohne Frage unterschiedlich. Auch die Aufgaben und Tätigkeitsbereiche weichen voneinander ab. Aber es ist doch ein gemeinsamer Herr, für den wir arbeiten, und es ist ein Geist, der die Kraft für jede Arbeit gibt. Liegt in diesem Gedanken nicht eine grosse Ermunterung? Wir stehen in unserer Arbeit nicht allein da, sondern links und rechts von uns sind Brüder und Schwestern, die am gleichen Werk arbeiten.

3) Er ist ein Mitstreiter

Der Weg des Christen ist nicht nur ein Weg des Glaubens und des Dienstes, in dem wir mit anderen verbunden sind, sondern er ist auch ein Weg der Konflikte und Kämpfe. Wo immer das Evangelium des Christus und die Wahrheit Gottes verkündigt werden, gibt es Widerstand. Auch hier haben wir zunächst die persönliche Verantwortung, den Glaubenskampf zu kämpfen. Paulus schreibt an Timotheus: «Dieses Gebot vertraue ich dir an, mein Kind Timotheus, … damit du … den guten Kampf kämpfst» (1. Tim 1,18). Von sich selbst konnte Paulus am Ende seines Lebens sagen: «Ich habe den guten Kampf gekämpft» (2. Tim 4,7).

Doch auch in unserem Glaubenskampf sind wir nicht auf uns allein gestellt. So wie Paulus Geschwister an der Seite hatte, die mit ihm kämpften, so dürfen auch wir wissen, dass Gott uns nicht allein in den Kampf schickt. Er gibt uns Geschwister zur Seite, die den gleichen Kampf kämpfen und die mithelfen, den Widerstand des Feindes zu überwinden. Archippus wird ein solcher Mitkämpfer genannt (Phlm 2), und auch den Schwestern Evodia und Syntyche wird das Mut machende Zeugnis ausgestellt, dass sie mit Paulus im Evangelium gekämpft hatten (Phil 4,3). Glaubenskampf ist also keineswegs nur Sache der Brüder, auch die Schwestern sind gefordert.

4) Er ist ein Abgesandter

Epaphroditus war von der Versammlung in Philippi ausgewählt worden, Geld von Philippi nach Rom zu bringen. Offensichtlich sah man ihn als geeignet an, diese schwierige und auch gefährliche Aufgabe zu übernehmen. Darüber hinaus besass er auch das Vertrauen seiner Glaubensgeschwister, denn es handelte sich vermutlich um eine nicht geringe Summe, die er zu überbringen hatte. Das Geld war auch nicht aus dem Überfluss der Geschwister zusammengelegt worden. Es handelte sich mehrheitlich um arme Geschwister (2. Kor 8,2), die gewiss auf manches verzichtet hatten, um dem Apostel eine Gabe nach Rom schicken zu können.

Das Zeugnis des Paulus über diesen Mann darf uns anspornen. Normalerweise wird heute Geld auf andere Art und Weise überbracht, aber die Frage an jeden von uns bleibt doch diese: Besitzen wir das Vertrauen der Geschwister an dem Ort, wo wir uns versammeln? Sind wir brauchbar, um kleine oder grössere Aufgaben zu übernehmen? Timotheus hatte ein gutes Zeugnis von den Brüdern in Lystra und Ikonium, wo er zu Hause war (Apg 16,2). Deshalb konnte Paulus ihn als seinen Diener gebrauchen und mit auf die Reise nehmen. Es gibt heute vielfältige Aufgaben im Reich Gottes, und der Herr sucht Männer und Frauen, die bewährt sind durch Treue im Kleinen.

5) Er ist ein Diener

Paulus nennt ihn abschliessend «Diener meines Bedarfs». Epaphroditus war nicht nur als Überbringer der Gabe der Philipper der richtige Mann, sondern er war auch geeignet, Paulus im Gefängnis in Rom nützlich zu sein. Er hat ihm dort in seiner schwierigen Lage geholfen. In erster Linie geschah dies sicher dadurch, dass Paulus die überbrachte Gabe gebrauchen konnte, aber wir dürfen den Gedanken in der Anwendung sicher auch auf andere Bereiche ausweiten. Er war Paulus von Nutzen und konnte ihm helfen.

Die Übertragung auf uns liegt auf der Hand. Sind wir unseren Geschwistern zum Nutzen? Sind wir solche, die anderen dienen? Paulus schreibt an Philemon: «Ja, Bruder, ich möchte Nutzen an dir haben im Herrn, erquicke mein Herz in Christus» (V. 20). Haben unsere Glaubensgeschwister Nutzen an uns? Sind wir solche, die das Herz der Brüder und Schwestern erquicken? Wir denken heute oft an solche, die uns Not und Mühe machen, aber wir dürfen auch von Herzen dankbar sein für jene, die uns Freude machen und zum Nutzen da sind. Als die Schwiegermutter von Petrus geheilt war, lesen wir die einfachen Worte: «Und sie diente ihnen» (Mk 1,31). Der Herr kann uns helfen, dass wir solche sind, die anderen dienen.