1) Einleitung
Wir wollen einige Kapitel aus dem Buch Josua betrachten und auf den christlichen Glauben übertragen. Im Neuen Testament finden wir die Lehre der christlichen Wahrheit. Manche Aspekte davon hat Gott uns in seiner Güte durch alttestamentliche Bilder illustriert. Im Buch Josua finden wir einige davon. In ihnen liegt eine klare und verständliche Botschaft für uns alle.
Das Erbteil
Man könnte diesen Gedanken über das Buch Josua die Überschrift geben: das Erbteil besitzen, oder mit Worten des Alten Testaments ausgedrückt: das Land Kanaan einnehmen.
Zuerst müssen wir wissen, worum es beim Erbteil geht. Diesen neutestamentlichen Begriff verstehen wir am besten, wenn wir uns gedanklich nach vorn orientieren. Der Herr Jesus kommt wieder. Sein zweites Kommen wird in völligem Gegensatz zu seinem ersten Kommen stehen. Das zweite Mal kommt Er nicht, um in der Krippe zu liegen, sondern um auf dem Thron zu sitzen. Er wird dann nicht auf einem Esel reitend in Jerusalem einziehen, sondern auf einem weissen Pferd sitzend aus dem Himmel kommen. Er wird dann nicht an ein Kreuz geschlagen werden, sondern auf den Wolken des Himmels mit Macht und grosser Herrlichkeit erscheinen.
Das Erbteil spricht von dieser zukünftigen Welt. Der Herr Jesus wird dann nicht nur als Sohn Davids – in seiner Herrlichkeit für Israel –, sondern auch als Sohn des Menschen kommen. Dann wird Gott alles unter Ihm, dem Haupt, zusammenbringen. Im Geschehen auf dem Berg der Verklärung bekommen wir eins der deutlichsten Bilder davon. Wir erinnern uns daran, dass der Herr Jesus dort im Zentrum stand. Sein Gesicht leuchtete wie die Sonne. Seine Kleider wurden weiss wie das Licht. Petrus, Jakobus und Johannes stellen dort das irdische Volk Israel dar. Die Volksmenge am Fuss des Berges redet von der Menge aus den Nationen in jener zukünftigen Zeit. Niemand sollte im Zweifel über das Wunder jenes zukünftigen Tages sein. Alles wird dann den Füssen des Herrn Jesus unterworfen sein: das Himmlische, das Irdische und das Unterirdische.
Wo wird dann die Versammlung sein? Sie wird durch Mose und Elia dargestellt. Mose starb, Elia starb nicht, sondern fuhr im Sturmwind zum Himmel. Sie weisen auf die beiden Gruppen hin, aus denen sich die Versammlung in der Zukunft zusammensetzt: die gestorbenen und auferstandenen Erlösten sowie die lebenden und verwandelten Gläubigen. In der zukünftigen Welt wird die Versammlung mit Christus zusammen regieren. Wir sind seine Miterben und freuen uns auf den wunderbaren Tag, an dem der Herr Jesus herrschen wird.
Aber jetzt steht ein anderer Aspekt dieser Wahrheit vor uns. Während wir uns auf das Erbteil zubewegen, ist es unser Vorrecht, bereits in die Freude dieses Erbteils einzugehen – also noch bevor wir es erreicht haben. Diese Darstellung der Wahrheit sollte uns nicht fremd sein. Wenn der Apostel Paulus z.B. vom ewigen Leben spricht, betrachtet er es meistens als etwas Zukünftiges. Wenn Johannes hingegen vom ewigen Leben redet, dann spricht er von einem gegenwärtigen Besitz. In diesem Sinn ist es der Wunsch unserer Herzen, in das Erbteil als gegenwärtigen Besitz hineinzukommen.
Ägypten – die Wüste – das Land Kanaan
Manchmal wird die Reise von Ägypten nach Kanaan als ein Bild für die geistliche Entwicklung eines Gläubigen genommen:
- Ägypten stellt die Welt unter der Herrschaft Satans dar. Das ist die Situation, in der wir uns vor unserer Bekehrung befanden.
- Die Wüste spricht von unserem Leben als Christen im Blick auf unsere Verantwortung. Diese Verantwortung umfasst unser persönliches Leben, die Familie, das Berufsleben und die Versammlung.
- Das Land Kanaan spricht vom Vorsatz Gottes.
Was bedeuten Ägypten, die Wüste und Kanaan nach der Lehre des Neuen Testaments? Der Römer-Brief zeigt uns zunächst die Position, in der wir als Unbekehrte waren. Da kam Gott den tiefen Bedürfnissen wegen unseren Sünden entgegen und brachte uns durch das Blut des Herrn Jesus und durch seine Macht aus «Ägypten» heraus und schenkte uns gleichzeitig die
Gabe des Heiligen Geistes. Das Blut des Passahlamms, das die Israeliten in Ägypten an die Türpfosten und an den Türsturz ihrer Häuser streichen mussten, erinnert uns an das Blut des Herrn Jesus, das uns vor dem Zorn Gottes schützt. Dann führte uns Gott durch seine Macht durchs «Rote Meer» in die «Wüste».
In der «Wüste», d.h. in den Lebensumständen auf der Erde, können wir in Neuheit des Lebens vorangehen und unserer Verantwortung als Glaubende nachkommen. In den letzten drei Versen des Römer-Briefs werden wir bildlich bis zum Berg Pisga geführt, von dem aus wir in das Land Kanaan blicken können. Das Evangelium finden wir im Römer-Brief, die Predigt von Jesus Christus ist im Kolosser-Brief enthalten, und die Offenbarung des ewigen Vorsatzes Gottes haben wir im Epheser-Brief. Dieser letzte Punkt wird am Schluss des Römer-Briefs vorgestellt, aber nicht wirklich offenbart (Kap. 16,25-27). Der Kolosser-Brief liegt auf der Nahtstelle zwischen dem Römer- und dem Epheser-Brief. Er belehrt uns, dass wir mit Christus gestorben und mit Ihm auferweckt worden sind. Er führt uns im Bild der Geschichte Israels auf der Reise weiter, bringt uns durch den Fluss Jordan nach Gilgal. Gilgal ist der Ausgangspunkt der Feldzüge in Kanaan. Im Epheser-Brief finden wir bildlich die Inbesitznahme des Landes und die Verteidigung dessen, worauf wir unseren Fuss gesetzt haben.
Noch ein Hinweis auf den Unterschied zwischen dem Roten Meer und dem Jordan. Beim Roten Meer geht es um den Tod von Christus im Blick auf unsere Erlösung und unseren Wandel in Neuheit des Lebens. Wir bleiben dabei mit beiden Füssen im Wüstensand. Wir sind hier in den Lebensumständen gelassen, um in den verschiedenen Bereichen unserer Verantwortung zu entsprechen. Im Durchzug durch den Jordan liegt die Betonung auf der Auferstehung von Christus. Nach dem Kolosser-Brief sind wir mit Ihm mitauferweckt und mitlebendig gemacht. Im Epheser-Brief finden wir sogar, dass wir mit Ihm lebendig gemacht, auferweckt und in die himmlischen Örter versetzt worden sind. Er hat uns dort mitsitzen lassen (Eph 2,6). Wenn wir diese himmlische Stellung verwirklichen, erleben wir das Land, bevor wir dorthin kommen. Wir erinnern uns daran, dass die Entrückung im Epheser-Brief nicht erwähnt wird. Das wäre in diesem Brief unpassend, denn wenn wir bereits dort sind, gibt es nichts mehr, worauf wir noch warten müssen.
Noch zwei Punkte, die wir uns im Blick auf das Erbteil vor Augen halten wollen: Wir haben in Gott einen Vater, der uns liebt. Er will uns in das Erbteil hineinbringen. In der Zukunft wird Er dies auch ganz bestimmt tun. Ja, Er möchte, dass wir schon jetzt im Geist hineingehen. Aber wir haben auch einen ausserordentlich starken Feind unserer Seelen, der sich den Absichten Gottes widersetzt. Wir werden sehen, dass diese beiden Linien der Lehre immer wieder vor uns gestellt werden. Der Vater will, dass wir in das Erbteil hineinkommen, und der Teufel sagt: Nein, ihr sollt nicht hineinkommen.
Möge der Herr bei der näheren Betrachtung der Ereignisse im Buch Josua in uns ein verstärktes Interesse dafür wecken, das Erbteil wirklich in Besitz zu nehmen und zu geniessen!
2) Jericho
Josua 6
In Josua 6 finden wir einen Sieg, im 7. Kapitel eine Niederlage. Doch zunächst Jericho. Was bedeutet diese Stadt für uns? Sie zeigt uns klar, dass der Feind das Land besitzt. Welch eine Herausforderung! Es ist Gottes Land und der Feind besitzt es! Jericho ist die erste Stadt, auf die die Israeliten stossen. Sie scheint am besten befestigt gewesen zu sein. Das wird auch von den Archäologen bestätigt. Wir können uns gut vorstellen, dass das Volk Israel erschrak, als es vor den verriegelten Toren Jerichos stand. Sie waren 40 Jahre lang durch die Wüste gezogen, und jetzt werden sie auf einmal mit dieser befestigten Stadt konfrontiert. Unmöglich können sie den Sieg über Jericho erringen! Das ist auch für uns so. Wenn der Feind im Land Festungen hat, kann ihn kein anderer als Gott selbst überwinden.
Die Bundeslade
Josua 6 zeigt uns, auf welche Weise Gott den Sieg erringt. In den Versen 4-13 wird die Bundeslade zehnmal erwähnt, und zwar als die «Lade», die «Lade des Bundes», die «Lade des HERRN» und die «Lade des Bundes des HERRN». Die Eroberung Jerichos ist der einzige Kampf im Buch Josua, in dem die Bundeslade erwähnt wird. In der Bibel gibt es viele wunderbare Vorausbilder auf den Herrn Jesus, aber die Bundeslade ist ein besonders eindrückliches. Sie zeigt Ihn als Gott und Mensch in einer Person (reines Gold und Akazienholz). Der Deckel der Bundeslade spricht von seinem vollkommenen Erlösungswerk.
Diese herrliche Darstellung des Herrn Jesus ist die Garantie, dass Er mit jedem Feind fertig wird. Wenn Er den Herzen der Glaubenden gross gemacht wird, müssen alle Feinde zurückweichen.
Die Hall-Posaunen
Neben der Bundeslade sind die in Vers 8 erwähnten sieben Hall-Posaunen bedeutungsvoll. Sie wurden vor dem HERRN hergetragen. Es geht also hier um Gott selbst. Diese Hall-Posaunen sind nicht zu verwechseln mit den zwei silbernen Trompeten in 4. Mose 10. Jene dienten dazu, das Lager zusammenzurufen. Aber die Hall-Posaunen spielten in Israel eine andere Rolle. Sie wurden im 7. Monat am Fest des Posaunenhalls und am Versöhnungstag des Jubeljahrs geblasen. Diese Hall-Posaunen lassen uns an die Posaunen in der Offenbarung denken. Dort sprechen sie von Gericht. Aber die zwei Feste im 7. Monat reden von der Befreiung des irdischen Volkes Gottes.
Es werden sieben Hall-Posaunen erwähnt. Die Zahl sieben hat in der Bibel eine besondere Bedeutung. Nachdem Gott die Schöpfung vollendet hatte, ruhte Er am siebten Tag von allen seinen Werken. Das Fest im 7. Monat weist auf die zukünftige Befreiung des Volkes Israel hin. Nach jeweils sieben mal sieben Jahren fand das Jubeljahr statt, an dem jeder Israelit wieder zu seinem Eigentum kam und zu seiner Familie in sein Erbteil zurückkehren konnte – ein klarer Hinweis auf die Befreiung Israels in der Zukunft. Die Posaunen, die hier in Josua 6 beim Umziehen der Stadt Jericho geblasen wurden, waren für Israel also sehr wichtig. Was lernen wir von den Hall-Posaunen? Wir denken an 1. Korinther 14. Dort heisst es: «Wenn die Posaune einen undeutlichen Ton gibt, wer wird sich zum Kampf rüsten?» In jenem Kapitel geht es um den Dienst der Weissagung. Wenn er in der Kraft des Heiligen Geistes getan wird, dann wird er immer zur Verherrlichung des Herrn Jesus führen. Wir predigen nicht uns selbst, sondern Jesus Christus als Herrn.
Die Posaunen in Josua 6 waren nicht für die Bewohner von Jericho bestimmt, sondern unterstützten die Israeliten, die die Stadt umzogen. Nachdem sie an sechs Tagen je einmal und am siebten Tag siebenmal um Jericho gezogen waren, hatten sie eine gute Kenntnis vom Feind, der im Land wohnte. Doch sie hatten ein noch höheres Verständnis von Dem, der mit diesem Feind fertig werden konnte. Dann kam der Höhepunkt. Als Josua dem Volk den Befehl gab und sie die Posaunen hörten, erhoben sie ein grosses Geschrei. Da stürzte die Mauer an ihrer Stelle ein. Ein Ausleger, der sehr gut Hebräisch konnte, übersetzte den hebräischen Ausdruck so: Die Mauer sackte in sich zusammen. Nun war es für die Israeliten leicht, Jericho einzunehmen. Alles wurde verbannt, die Bewohner umgebracht und das Vieh getötet. Das Gold, das Silber, alle kupfernen und eisernen Geräte kamen in den Schatz des HERRN. Diese Geschichte zeigt, dass der Sieg ganz und gar vom Herrn Jesus abhängt, der in der Bundeslade vorgebildet wird.
Der Fluch über den Wiederaufbau Jerichos
In den beiden letzten Versen des Kapitels wird der Wiederaufbau der Stadt erwähnt. Nach Josua 18,21 gehörte Jericho zum Stammesgebiet von Benjamin. Doch die Stadt sollte nicht wieder aufgebaut werden. Warum nicht? Weil der Feind nach seiner Vertreibung versuchen würde, in Jericho wieder ein wenig Fuss zu fassen. Für den, der es trotz des ausgesprochenen Fluches wagte, die Stadt wieder aufzubauen, war ein Gericht vorausgesagt: Sowohl der Erstgeborene als auch der Jüngste würde diese böse und ungehorsame Tat mit dem Leben bezahlen. Darin liegt auch eine Belehrung für uns: Wenn wir dem Wort Gottes widerstehen und eigenwillig handeln, hat das nicht nur für uns, sondern auch für unsere ganze Familie schwere negative Folgen.
3) Die Niederlage von Ai
Josua 7; 3. Mose 27,28.29; 5. Mose 7,26
Wie traurig sind diese Verse nach dem grossen Sieg über Jericho! Aber Gott teilt seine Herrlichkeit mit keinem anderen. Der Sieg über Jericho hing ganz und gar von der Bundeslade ab. Die Stadt wurde zerstört und das Gold und das Silber kamen in den Schatz des HERRN. Die ganze Herrlichkeit gehört Gott. Lasst uns dies nie vergessen!
Der Feind der Seelen findet bei uns immer einen Schwachpunkt. Wenn die Bundeslade sich mit Jericho befasst, gibt es keine Schwierigkeiten. Das Problem liegt also bei uns. Sind wir auf der Linie der Gedanken Gottes? Die Verse aus dem 3. und 5. Buch Mose zeigen, dass Gott auf ganz bestimmte Dinge den Bann gelegt hat. Dadurch wurde die Sache zu einem Opfer für Gott.
Die Sünde Achans
Am Beispiel Achans lernen wir, wie jemand versucht, einiges von dem, was Gott allein gehört, für sich zu gewinnen. Dieser Punkt geht uns alle an. Wir finden in diesen Versen den Anlass für den Fehler Achans und die verheerende Auswirkung davon auf seine Familie und auf das ganze Volk. Es gibt wohl nichts Ernsteres als die göttliche Aussage in Vers 11: «Israel hat gesündigt.» Wir sind vielleicht geneigt zu sagen: Da hat doch nur Achan gesündigt. Doch Vers 1 könnte nicht deutlicher sein: «Die Kinder Israel begingen Untreue an dem Verbannten … und der Zorn des HERRN entbrannte gegen die Kinder Israel.» Welch eine klare Botschaft! Wir alle stehen unter dem Auge Gottes. Die Art, wie wir uns verhalten, hat Auswirkungen auf die ganze Versammlung. Das haben wir in den Versen 12 und 13: «Die Kinder Israel werden vor ihren Feinden nicht zu bestehen vermögen … Ich werde nicht mehr mit euch sein … Du wirst vor deinen Feinden nicht zu bestehen vermögen.»
Wenden wir dies einmal auf unsere Zusammenkünfte an. Wenn wir zusammenkommen, sind wir uns manchmal eindeutig im Klaren, dass der Herr in der Mitte ist. Was sind das für glückliche Momente, wenn wir unsere Herzen in Lob und Preis erheben! Dann bekommen wir neuen Mut und gehen mit frischer Kraft den Weg des Glaubens. Aber manchmal ist es nicht so. Die Ursache dafür kann sowohl im persönlichen als auch im gemeinsamen Leben liegen. Als Folge davon fehlt uns die geistliche Kraft, um vor den Feinden bestehen zu können.
Als Josua und die Ältesten von Israel vor dem HERRN auf ihrem Angesicht lagen und in Not waren, erkannten sie nicht, wo das Problem lag. Aber nach tiefen Übungen finden wir, dass in Vers 9 der Name Gottes erwähnt wird. Josua fragte: «Was wirst du für deinen grossen Namen tun?» Auf einmal befassen sich Josua und das Volk mit dem Namen Gottes. Das ist die Grundlage für echtes Eintreten vor Gott. Nicht unser Name, sondern sein Name ist entscheidend. Nach diesen Übungen antwortet Gott: «Steh auf! Warum liegst du denn auf deinem Angesicht? Israel hat gesündigt.» In dieser Situation wäre es falsch gewesen, weiter auf dem Angesicht zu liegen. Hier war es richtig, aufzustehen und zu handeln.
Jetzt sehen wir, wie erforschend das ist. Alle Stämme müssen vor den HERRN treten, dann die Familien des getroffenen Stamms, dann die einzelnen Haushalte, dann die Männer aus dem getroffenen Haushalt. Der Einzelne muss offenbar werden und der, der gesündigt hat, muss vor allen bekennen. Achten wir besonders auf Vers 21. Da wird mein und dein Herz ins Licht gestellt. Die Gefahr bei Achan droht auch mir und dir. «Ich sah … und mich gelüstete danach, und ich nahm sie; und siehe, sie sind im Innern meines Zeltes in der Erde vergraben.» Wie schnell kann das auch in meinem und deinem Leben geschehen: Wir sehen etwas, wir gelüsten danach, wir nehmen es und verstecken es. Das sieht so aus, als ob niemand davon wüsste. Aber der Herr hat sein Auge auf mein und dein Herz gerichtet. Da gab es diesen schönen Mantel aus Sinear. Das war etwas Herrliches, um sich selbst damit zu schmücken. Doch Gott erlaubte es nicht.
In Vers 19 sagte Josua zu Achan: «Mein Sohn, gib doch dem HERRN, dem Gott Israels, Ehre.» «Mein Sohn» ist keine harte Anrede. Dieser Ausdruck zeigt, dass da ein Herz war, das mit Achan Mitleid hatte. Josua forderte ihn auf zu bekennen. Das tat er dann auch, jedoch erst als er nicht mehr anders konnte. Das Gestohlene wurde aus dem Zelt Achans geholt und vor den HERRN hingelegt. Beides war nötig. Achan musste seine Sünde bekennen und das gestohlene Gut musste vor Gott hingelegt werden. Das ist sehr ernst.
Das Tal Achor
Am Ende des Kapitels erfahren wir, dass jeder Israelit vom Gericht über Achan mitbetroffen war. Ganz Israel war mit der göttlichen Einschätzung dessen, was Achan getan hatte, einverstanden. Alle steinigten ihn, verbrannten ihn mit Feuer und errichteten einen grossen Steinhaufen über ihm, der bis auf diesen Tag da ist. Dieses Kapitel ist also sowohl eine Herausforderung als auch eine Ermutigung. Wir erinnern an Psalm 139,23.24: «Erforsche mich, Gott, und erkenne mein Herz; prüfe mich und erkenne meine Gedanken! Und sieh, ob ein Weg der Mühsal bei mir ist, und leite mich auf ewigem Weg!» Zum «Weg der Mühsal» sagt die Fussnote in der englischen JND-Übersetzung «ein götzendienerischer Weg». Doch das Ende dieses Psalms ist ermutigend: «Leite mich auf ewigem Weg!»
Lasst uns bedenken: Wir sind für das Erbteil droben bestimmt! Dein und mein Platz in jenem Erbteil hängt davon ab, wie wir durch die Situation, die in Josua 7 vorgestellt wird, hindurchkommen. Wollen wir unsere Position in der zukünftigen Welt für etwas von dieser Erde aufgeben? Das sollten wir doch einmal vor dem Herrn erwägen. Wollen wir wirklich einen schönen Mantel aus Sinear und ein bisschen Silber und Gold besitzen? Ist es nicht viel besser, in Gott reich zu sein und eine Regierung mit dem Herrn Jesus auszuüben? Dann lasst uns doch unsere Sünden bekennen und den Herrn bitten, dass Er uns auf ewigem Weg leitet. «Wenn wir unsere Sünden bekennen, so ist er treu und gerecht, dass er uns die Sünden vergibt und uns reinigt von aller Ungerechtigkeit» (1. Joh 1,9). Das ist die Ermunterung aus diesem Kapitel.
Zwei weitere Stellen zum Tal Achor bestätigen dies. In Hosea 2,17 ist von Israel die Rede, das in die Drangsal Jakobs kommen wird. Dann wird das Tal Achor jenen Bedrängten zu einer Tür der Hoffnung werden. Sie werden ihre Sünden bekennen und es wird ihnen eine Quelle geöffnet für Sünde und für Unreinheit (Sach 13,1). In Jesaja 65,10 finden wir, wie das Tal Achor zu einem Lagerplatz für Rinder werden wird. Wenn unser Gott uns prüft – und das tut Er – dann nicht, um uns dadurch zu schaden, sondern um uns reich zu machen. So kann dieses Tal Achor auch für uns zur Ermunterung sein. Gott stellt uns also etwas vor, das unsere Herzen anzieht. Wir sind auf dem Weg zur Herrlichkeit. In der Zwischenzeit aber wollen wir über unser Herz wachen. Wir möchten doch als solche gefunden werden, die Gott die Ehre geben, und nicht als solche, die Ihm etwas von der Herrlichkeit rauben, die Ihm allein gehört.