Den Heiland-Gott vertreten

1. Timotheus 2,1-7; 1. Timotheus 4,1-10

Im 1. Timotheus-Brief wird die Versammlung, d.h. die Gesamtheit der Erlösten in der jetzigen Zeit, unter dem Aspekt des Hauses Gottes gesehen. Der Brief behandelt das Verhalten der Glaubenden in diesem Haus (1. Tim 3,15). Die einzelnen Unterweisungen zu diesem Thema beschränken sich nicht auf das Zusammenkommen als Versammlung, weil wir uns stets in diesem «Haus» befinden und sich das ganze christliche Leben im Haus Gottes abspielt. Es geht also um unser Verhalten als Christen, das von den Menschen um uns her wahrgenommen wird. Es soll von Gnade und Gottesfurcht gekennzeichnet sein.

Mit dem Haus Gottes verbindet die Bibel zwei wichtige Tatsachen:

  • Gott offenbart sich in seinem Haus, damit seine Herrlichkeit gesehen wird.
  • Gott wird in seinem Haus von den Erlösten angebetet und verehrt.

Beides trifft auf die Versammlung zu, die in der Zeit der Gnade das Haus Gottes auf der Erde ist. Sie ist einerseits der Pfeiler und die Grundfeste der Wahrheit (1. Tim 3,15). Das bedeutet, dass Gott durch die Versammlung den Menschen seine Wahrheit vorstellt. Anderseits ist sie auch ein geistliches Haus, in dem die Glaubenden als eine heilige Priesterschaft Gott anbeten (1. Pet 2,5).

Im 1. Timotheus-Brief steht der erste Aspekt im Vordergrund: Durch das Verhalten der Glaubenden soll im Haus Gottes etwas von Ihm selbst gesehen werden. In unserem ganzen Leben haben wir die Aufgabe, Gott auf der Erde zu vertreten. Wir zeigen den Menschen, wer Er ist. Dabei steht ein Titel im Zentrum: Gott ist ein Heiland. So beginnt der Brief mit den Worten: «Paulus, Apostel Christi Jesu, nach Befehl Gottes, unseres Heilandes …» Die Menschen sollen durch unser Verhalten Gott als Heiland erkennen.

Gott wird in diesem Brief mehrmals als Heiland vorgestellt. Wir können zwei Aspekte unterscheiden:

  • In Kapitel 2,1-7 ist Er der Heiland-Gott, der alle Menschen erretten will.
  • In Kapitel 4,1-10 ist Er der Erhalter (im Grundtext das gleich Wort wie Heiland), der alle Menschen am Leben erhält.

1) Heiland der Welt

1. Timotheus 2,1-7

Gott hat sich in seinem Sohn als Heiland offenbart. Jesus Christus ist auf die Erde gekommen und am Kreuz gestorben, um sündige Menschen zu erretten. In seinem Opfertod hat Er die gerechten Anforderungen eines heiligen Gottes umfassend befriedigt. Sein Erlösungswerk begegnet auch den Bedürfnissen des Sünders nach göttlicher Vergebung und Rechtfertigung. Das hat folgende Auswirkungen:

  • Der Heiland-Gott bietet allen Menschen seine Gnade an. Er will, dass alle errettet werden und zur Erkenntnis der Wahrheit kommen. Keiner ist von diesem Angebot ausgeschlossen, denn Jesus Christus hat sich selbst als Lösegeld für alle gegeben.
  • Alle, die an das Evangelium glauben, kennen Gott als ihren persönlichen Heiland. Sie wissen, dass Er ihre Sünden vergeben und sie von der Macht der Sünde befreit hat. Durch die Errettung sind sie in eine glückliche Beziehung zu Ihm gekommen.

Nun stellt sich die Frage: Wie können wir Gott als Heiland der Welt vertreten? Wie sollen wir das tun?

Eine erste Antwort gibt uns Vers 1: «Ich ermahne nun vor allen Dingen, dass Flehen, Gebete, Fürbitten, Danksagungen getan werden für alle Menschen.» Wenn wir im Haus Gottes – d.h. in den öffentlichen Gebeten des christlichen Lebens – für die Errettung der Menschen beten, wird Er als Heiland-Gott sichtbar.

Eine zweite Antwort finden wir in den Versen 6 und 7: Paulus hatte einen speziellen Auftrag vom Herrn, die Wahrheit vom Heiland-Gott zu verkünden und zu bezeugen. Besonders im Römer-Brief erklärt er das Evangelium der Gnade Gottes. Wenn nun im Haus Gottes dieses Evangelium gepredigt oder erklärt wird, erfahren die Menschen, dass unser Heiland-Gott sie erretten will.

2) Erhalter aller Menschen

1. Timotheus 4,1-10

Das vierte Kapitel beginnt mit der Warnung vor falschen Lehrern, die verbieten zu heiraten und gebieten, sich von gewissen Speisen zu enthalten. Der Apostel tritt entschieden gegen sie auf, indem er klar macht, dass uns der Schöpfer in der Zeit der Gnade keine speziellen Einschränkungen bei den Lebensmitteln auferlegt. Ausser Blut darf der Christ alles essen (Apg 15,28.29).

  • Die Nahrungsmittel werden durch das Wort Gottes «geheiligt» (V. 5). Das bedeutet, dass Gott sie in der Bibel gutheisst und den Menschen zur Speise gibt. In 1. Mose 1,29 sind es die pflanzlichen Produkte. Seit der Sintflut erlaubt Er ihnen ausserdem, sich von tierischen Produkten zu ernähren. Nur das Blut sollen sie nicht essen (1. Mo 9,2-4).
  • Die Nahrungsmittel werden auch durch das Gebet «geheiligt» (V. 5). Mit dem Gebet vor dem Essen danken wir Gott für die Mahlzeit und drücken damit aus, dass wir für unser tägliches Leben von Ihm abhängig sind. Dadurch geniessen wir das anschliessende Essen mit Gott und erheben uns über die Tiere, die keine Beziehung zu ihrem Schöpfer pflegen, sondern instinktiv futtern.

In Lukas 4,4 steht: «Nicht von Brot allein soll der Mensch leben, sondern von jedem Wort Gottes.» Deshalb ist es neben dem Dankgebet auch gut und segensreich, wenn wir vor oder nach der Mahlzeit einen kurzen Abschnitt aus der Bibel lesen. Wir erfahren dann mitten im Alltag, wie der Herr durch sein Wort zu uns spricht.

Der Apostel beendet seine Belehrungen über das Essen mit der wichtigen Tatsache, dass Gott ein Erhalter (= Heiland) aller Menschen ist, besonders der Gläubigen (V. 10). Diese Seite unseres Heiland-Gottes ist mit seiner Herrlichkeit als Schöpfer verbunden.

  • In seiner Vorsehung erhält Gott die Menschen am Leben. Er sorgt dafür, dass Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht nicht aufhören, damit auf der Erde immer wieder gesät und geerntet werden kann (1. Mo 8,22). Er lässt seine Sonne aufgehen über Böse und Gute und lässt regnen über Gerechte und Ungerechte (Mt 5,45), damit das Getreide wachsen und reifen kann. Weil Er ein Erhalter aller Menschen ist, gibt Er auch den Ungläubigen zu essen, obwohl sie Ihm meistens nicht dafür danken.
  • Gott richtet sein besonderes Augenmerk auf die Gläubigen, um ihnen das Lebensnotwendige zu geben. So erfahren sie seine spezielle Fürsorge in den materiellen Bedürfnissen. Sie danken Ihm für das Essen, das Er ihnen täglich schenkt, und setzen auch in Notsituationen ihre Hoffnung auf Ihn.

Zum Schluss fragen wir uns wieder: Wie können wir Gott als Erhalter des Lebens vertreten? Wie sollen wir das tun?

Die erste Antwort haben wir schon in Vers 5 gefunden: Vor jeder Mahlzeit danken wir unserem Gott und Vater für das Essen, das Er uns gibt. Wir tun es auch, wenn andere Menschen anwesend sind, damit sie etwas von unserer Glaubensbeziehung zum lebendigen Gott wahrnehmen können.

Die zweite Antwort ist in den Versen 9 und 10 zu finden. Wir halten an der Lehre über unseren Schöpfer-Gott fest, der die Menschen am Leben erhält, und verkünden sie im Haus Gottes. Das erfordert Mühe und Einsatz. Zudem bringt es uns von solchen Menschen Schmach ein, die nicht an den Schöpfer und Erhalter des Lebens glauben. Wie viele, auch bekennende Christen, verwerfen den Gedanken an den Schöpfer-Gott und stützen sich auf die Evolutionslehre!

Schluss

Es fällt uns auf, dass der Apostel Paulus in der Verkündigung des Evangeliums diese beiden Seiten unseres Heiland-Gottes miteinander verbindet:

In Apostelgeschichte 14,15-17 fordert er die Menschen in Lystra auf, sich von den nichtigen Götzen zum lebendigen Gott zu bekehren. Wer diese Kehrtwende vollzieht, kommt auf der Grundlage des Erlösungswerks von Jesus Christus in eine geordnete Beziehung zu Ihm und wird für den Himmel errettet. Doch dann macht der Apostel klar, dass der Heiland-Gott, der den Menschen in seinem Sohn die Erlösung anbietet, den unwissenden Menschen von Lystra bereits ein Zeugnis von sich gegeben hat: Als Erhalter des Lebens hat Er ihnen vom Himmel Regen und fruchtbare Zeiten gegeben und ihre Herzen mit Speise und Fröhlichkeit erfüllt.

In Apostelgeschichte 17,24-31 geht Paulus umgekehrt vor. In seiner Rede auf dem Areopag in Athen beginnt er mit dem Schöpfer-Gott, der die Welt und alles darin gemacht hat. Dann fährt er fort, Ihn als den Erhalter des Lebens vorzustellen, der den Menschen alles gibt, was sie brauchen (V. 25). Schliesslich erklärt er seinen Zuhörern: «Nachdem nun Gott die Zeiten der Unwissenheit übersehen hat, gebietet er jetzt den Menschen, dass sie alle überall Buße tun sollen.» Weil der Heiland-Gott nicht will, dass die Menschen verloren gehen, fordert Er sie bis heute auf, zu Ihm umzukehren und ihr Leben mit Ihm in Ordnung zu bringen.

Aus diesen beiden Beispielen erkennen wir deutlich, wie eng diese beiden Tatsachen zusammen gehören:

  • Wenn wir die Wahrheit über den Schöpfer und Erhalter des Lebens aufgeben, verwerfen wir auch die Wahrheit über den Heiland-Gott, der seinen Sohn für Sünder in den Tod gegeben hat.
  • Wenn wir jedoch Gott als unseren Schöpfer und Erhalter bezeugen, können wir den Menschen auch sagen, dass Er ein Heiland-Gott ist, der sie erretten will.