Vor allen Dingen

1. Timotheus 2,1-7

Wozu ermahnt uns der Apostel hier «vor allen Dingen»? In erster Linie zum treuen Erledigen der Tagesarbeit? Zu eifrigem Dienst für den Herrn? Ein Zeugnis zu sein in unserer Umgebung?

Nein, zum Gebet. Steht das Gebet nicht an erster Stelle, vor aller Tätigkeit, dann ist bei uns Christen etwas falsch. Dann hat Selbstvertrauen den ersten, Gottvertrauen und Glauben aber einen hinteren Platz.

Warum eigentlich zu Gott beten? Er weiss ja, was wir Ihm sagen wollen und kennt unsere Gedanken von fern. Warum werden wir dann in seinem Wort wiederholt zum Beten angespornt? (In Lukas 11 und 18 durch den Herrn Jesus selbst; in den Briefen im Neuen Testament ermutigt uns der Heilige Geist dazu.) Gewiss, Gott hat nicht nötig, dass wir Ihn an die Nöte erinnern. Er ist als Vater von sich aus unablässig für uns besorgt. Aber Er will uns durch die Erhörungen das Bewusstsein der Gemeinschaft mit Ihm vertiefen. Auch will Er uns so zu seinen Mitarbeitern machen.

Gebet

Der Apostel gibt hier dem allgemeinen Begriff «Gebet» verschiedene zusätzliche Bezeichnungen. Der Erlöste hat im «Gebet» das grosse Vorrecht, mit dem Herrn Jesus, und durch Ihn mit Gott, dem Vater, in Ehrfurcht über alles zu reden, was ihn beschäftigt und bewegt. Keiner unserer Mitmenschen vermag bis ins Einzelne solch göttlichen Anteil zu nehmen; denn Gott ist grösser als unser Herz und kennt alles (1. Joh 3,20). Ist unser Gebet echt, wird es nicht formell sein. Wir erfreuen uns dabei seiner Nähe. Er antwortet durch seinen Geist, der uns auf das Wort hinweist.

Flehen

In einer besonderen Notsituation wird unser Gebet zum «Flehen». Gott lässt es oft so weit kommen, dass seine Kinder aus tiefer Bedrängnis heraus zu Ihm rufen. Die Antwort entspricht vielleicht nicht den Wünschen, aber sie kann zu kostbaren Erfahrungen führen. Denken wir an den Apostel Paulus mit seinem Dorn (2. Kor 12,7-10)!

Fürbitte

Je besser wir die Befreiung vom «Ich» praktizieren, desto mehr kümmern wir uns um andere. Dann wird das Gebet zur «Fürbitte» für die Geliebten des Herrn und für seine Diener. Und nicht nur das. Wie der Heiland-Gott es tut, werden wir uns dann auch für «alle Menschen» von Herzen interessieren.

Danksagung

Wir dürfen aber auch «danksagen» für das, was Gott durch seinen Geist in den Seinen (Phil 2,13) und überhaupt in den Menschen wirkt, oft als Antwort auf unsere Fürbitte. Wir sind dankbar, wenn wir dies feststellen können. In den Briefen dankt der Apostel zum Beispiel immer wieder für das, was Gott in den Seinen und in den Unbekehrten schafft. Auch das Danken sollen wir nicht vergessen.

Die Aufforderung zum Beten gilt hier auch im Blick auf die Männer in der Regierung, die heute meistens demokratisch ist. Die Fürbitte und das Flehen für sie kann bewirken, dass sie im Land Ruhe und Ordnung bewahren können. Wenn heute in unseren Ländern so manche Dämme gegenüber dem moralisch Bösen zusammenbrechen, müssen wir uns Christen da nicht anklagen, dass wir in der Fürbitte für die Regierenden zu wenig treu waren? Gott möge unter ihnen die Gottesfurcht mehren und stärken.

Wir Gläubige wollen nicht nach einem Faulenzer-Christentum trachten. Aber wir möchten ein ruhiges und stilles Leben führen können, um im Werk des Herrn «überströmend» zu sein und in seinem Dienst nicht gehindert zu werden (1. Kor 15,58). Oft bringen sich Christen selber um diese Ruhe, weil sie nach einer angesehenen und einträglichen Stellung in der Welt trachten. Auch kann die Stille im Herzen nur durch Vertrauen auf den Herrn bewahrt werden (Psalm 62,2.6; Jesaja 30,15), indem wir unsere Anliegen und Sorgen allezeit auf Ihn legen.

Kinder Gottes haben die wunderbare Möglichkeit, in aller Gottseligkeit zu leben. Sie wird in diesem Brief achtmal erwähnt. Sie haben durch Glauben an Jesus Christus, aufgrund seines Werkes, Gemeinschaft mit dem «seligen Gott» (1. Tim 1,11). Sie werden die Gottseligkeit geniessen, wenn sie das aus Ihm empfangene Leben in Abhängigkeit von Ihm praktisch ausüben. Sie sollen sich in der Gottseligkeit üben (1. Tim 4,7) und nach ihr streben (1. Tim 6,11). Die Nähe Gottes verbreitet im Herzen «würdigen Ernst».

Ein solches Leben der Fürbitte und der Gottseligkeit wirkt sich zum Segen der Mitmenschen aus. «Dies ist gut und angenehm vor unserem Heiland-Gott, der will, dass alle Menschen errettet werden.» Nachahmer eines solchen Gottes zu sein, der seinen Sohn hingegeben hat, damit Sünder errettet werden können (vgl. Eph 5,1.2), heisst, wie Christus in Liebe zu wandeln, nicht nur mit den Erlösten, sondern auch gegenüber den Menschen, die das Heil in Ihm noch nicht kennen.

Die Errettung eines Menschen kann sich nur vollziehen, wenn er «zur Erkenntnis der Wahrheit» kommt; Wahrheit in Bezug auf sich selbst und Wahrheit über Gott. In den Nationen, zu denen der Herr den Apostel Paulus sandte, herrschte Vielgötterei. Er musste ihnen daher bezeugen, dass «Gott einer ist», der sie in seiner Heiligkeit wegen ihren Sünden richten müsse. Den vielen, die ihren Zustand der Gebundenheit im Bösen einsahen, verkündigte er aber auch, dass der Heiland-Gott, der sie liebte, in der Person des Menschen Jesus Christus den «einen Mittler zwischen Gott und Menschen» gegeben habe. Um für diese einzigartige, für jeden anderen unmögliche Aufgabe geeignet zu sein, musste dieser Mittler einerseits der Herrlichkeit und dem heiligen Wesen Gottes selbst entsprechen. Diese Wesensgleichheit zwischen Gott, dem Sohn, und Gott, dem Vater, bestand schon von aller Ewigkeit her. Aber um für die Menschen, in ihrem sündigen Zustand, Mittler vor Gott zu werden, musste sich der herrliche Sohn selbst zu nichts machen und Knechtsgestalt annehmen, indem Er in Gleichheit der Menschen geworden ist (Phil 2,7). Nur so konnte Er sich selbst für alle am Kreuz als Lösegeld hingeben. Nur so konnte und kann jeder Mensch, der je an Ihn glauben würde, von aller Sünde gerechtfertigt und befreit, in Übereinstimmung und Gemeinschaft mit dem heiligen Gott kommen.

Gott hatte den Plan, dass im Zusammenhang mit der Sendung seines Sohnes «in der Fülle der Zeit», aufgrund der durch Ihn vollbrachten Erlösung das Zeugnis von diesen grossen Tatsachen verkündigt werden sollte. Welch eine Freude für das Herz des Heiland-Gottes: Das Heil und die himmlischen Segnungen in Christus sind so allumfassend und unbegrenzt, dass sie für «Juden und Griechen» gelten und beiden angeboten werden können. Als Apostel der Beschneidung hatte Petrus schon dieses herrliche Evangelium vom Herrn Jesus Christus gepredigt, und Tausende der Juden wurden gerettet. Dann aber bestellte der Herr auch Paulus zum Lehrer der Nationen, um ihnen mitzuteilen, dass sie «Miterben seien und Miteinverleibte (in dem Leib des Christus) und Mitteilhaber seiner Verheissung in Christus Jesus durch das Evangelium» (Eph 3,6). Der Herr Jesus benützte ihn dazu, dass viele örtliche Versammlungen in Kleinasien und Europa entstanden. Wie sind wir Gott dafür dankbar, dass auch wir heute durch die inspirierten Briefe des Apostels an jene Versammlungen so gründliche, göttliche Belehrungen empfangen dürfen!

Unser Weg als Erlöste hat damit begonnen, dass wir errettet wurden und anfingen, die Wahrheit zu erkennen. Wir sollen aber auch jeden Tag durch das Sinnen über Gottes Wort wachsen «zur Errettung» (1. Pet 2,2); «zur Erkenntnis des Sohnes Gottes» (Eph 4,13); in der «Erkenntnis Gottes» und «seines Willens» (Kol 1,9.10), um nur einige Punkte zu nennen.

Etwas anderes noch wird uns in diesen Versen von 1. Timotheus 2 eindrücklich vorgestellt: Unser Heiland-Gott hat in seiner unergründlichen Liebe alles darangesetzt, dass «alle Menschen» errettet werden können. Sein Sohn hat sich als Mensch ganz hingegeben, um zwischen Gott und Menschen Mittler zu werden. – Und wir? Oh, wir werden hier dringend ermahnt, in unserem Mass an diesem Werk praktisch teilzunehmen:

  • durch treue Fürbitte für unsere Mitmenschen;
  • und indem wir die Aufgaben, die Gott uns zeigt und für uns zuvorbereitet hat, durch seine Gnade in einem Leben der Gottseligkeit zu erfüllen suchen.