Das Wissen um die persönliche Gegenwart des Herrn in unserem Leben ist etwas Beglückendes. Einerseits sind wir Himmelsbürger und geniessen jetzt schon unsere himmlischen Segnungen, die uns aus Gnade geschenkt sind. Anderseits sind wir noch in der Welt. Wir leben in alltäglichen Situationen, die vielerlei Probleme mit sich bringen.
In diesen Umständen und Schwierigkeiten sind wir nicht allein gelassen. Vielleicht sieht es manchmal so aus, weil kein Mensch uns mehr beisteht und der Weg einsam geworden ist. Doch Einer lässt uns nie allein, unser geliebter Herr. David hatte das erfahren. Deshalb konnte er sagen: «Auch wenn ich wanderte im Tal des Todesschattens, fürchte ich nichts Übles, denn du bist bei mir» (Ps 23,4).
«Du bist bei mir» – diese Erfahrung haben unzählige Menschen in der Vergangenheit gemacht. Diese Erfahrung dürfen wir heute noch machen. Der Herr kommt in unsere Situation hinein, um dort mit uns Gemeinschaft zu haben. Der Prophet Jesaja kannte auch etwas davon. Darum konnte er ein herrliches Wort niederschreiben: «In all ihrer Bedrängnis war er bedrängt, und der Engel seines Angesichts hat sie gerettet» (Jes 63,9). Wer ist dieser Engel seines Angesichts? Es ist niemand anders als unser geliebter Herr. Er nimmt an unseren Umständen teil, Er fühlt mit uns, Er leidet mit uns, Er macht unsere Bedrängnis zu seiner eigenen. Welch ein Herr!
Vielleicht denken wir manchmal, dass der Herr im Himmel hoch erhaben sei über alle Umstände, während wir hier auf der Erde zu kämpfen haben. Gewiss, in einem Sinn ist das so, denn der Herr hat die Erde, auf der Er so unendlich gelitten hat, verlassen und ist nun zur Rechten Gottes verherrlicht. Auf der anderen Seite dürfen wir wissen, dass Er uns doch in allen Situationen ganz nah ist. Wir können Ihn jeden Tag in den Lebensumständen erfahren.
«In all ihrer Bedrängnis war er bedrängt.» Der Herr Jesus kann ganz anders mitempfinden und mitleiden als die Menschen, weil Er unsere Not zu seiner eigenen macht. Menschen können sich nur bedingt und bis zu einem gewissen Grad in die Situation eines anderen hineinversetzen. Der Herr Jesus kann es vollkommen – und Er tut es auch. Er war als Mensch auf der Erde und lebte unter Menschen. Er kam nicht nur auf die Erde, um am Kreuz zu sterben - obwohl das der vornehmste Zweck seines Kommens war. Er kam auch, um in allem versucht zu werden wie wir, ausgenommen die Sünde. Hebräer 4 zeigt uns, dass Er versucht wurde und dass Er deshalb Mitleid zu haben vermag mit unseren Schwachheiten.
Der Herr Jesus hat nie Mitleid mit unseren Sünden. Das ist unmöglich. Aber Er weiss, was es heisst, müde zu sein, hungrig zu sein, enttäuscht zu sein, Er kennt Tränen und Einsamkeit. Er kann sich in die Situation eines Kindes hineinversetzen, weil Er selbst ein Kind war. Er weiss, welche Gedanken ein Jugendlicher hat, weil Er selbst ein junger Mann war. Er versteht auch die Erwachsenen in ihren Empfindungen.
Der Genuss seiner Gegenwart ist etwas Grossartiges, etwas, was nur Kinder Gottes kennen. Wir wünschen oft, dass Er ein Problem wegnimmt, aber seine Weise ist oft eine andere. Er nimmt die Schwierigkeit nicht sofort weg, sondern Er kommt selbst zu uns, um uns in der Not zu helfen. Zwei Beispiele aus dem Alten und zwei aus dem Neuen Testament zeigen uns dies.
1) Das Volk Israel
In 2. Mose 3,7-9 wird uns berichtet, wie Gott seinem Volk zu Hilfe kam, das unter der Knechtschaft der Ägypter seufzte. Gott hatte das Elend des Volkes gesehen, Er hatte ihr Geschrei gehört und Er kannte ihre Schmerzen. Sollte es heute anders sein? Unserem Herrn entgeht nichts. Er sieht uns, Er hört uns und Er kennt uns.
In 5. Mose 33,16 lesen wir, dass Gott in dem Dornbusch wohnte, von wo aus Er zu Mose sprach. Der brennende Dornbusch ist ein Bild von Israel in der Not und im Elend. Dort wohnte Gott, d.h. Er war seinem Volk unmittelbar nah. Genauso nah ist Er uns heute.
2) Sadrach, Mesach und Abednego
In Daniel 3 haben wir den Bericht von den drei Freunden im Feuerofen. In der Tat, eine grosse Prüfung für diese drei Männer! Würden sie standhaft bleiben? Würde Gott sie vor den Gluten des Ofens bewahren? Es schien so, als ob Gott schweigen würde. Und dann, als sie ins Feuer geworfen wurden, griff Gott ein. Plötzlich war ein vierter Mann bei ihnen, in dem wir unschwer den Herrn Jesus erkennen.
Der Herr gab diesen Männern nicht nur Kraft, um auszuhalten, sondern Er kam selbst zu ihnen in die Feuerglut. Erleben wir das nicht auch? Es scheint so, als ob niemand uns helfen würde, und dann erkennen wir in der Prüfung plötzlich den Herrn, der bei uns ist.
3) Die Jünger
In Markus 4 wird uns die Überfahrt der Jünger beschrieben. Wer war bei ihnen? Der Herr Jesus. Konnte es da Stürme geben? O ja. Seine Gegenwart bedeutet nicht, dass keine Schwierigkeiten kommen können. Im Gegenteil, ein schwerer Sturm brach los. Die Jünger bekamen es mit der Angst zu tun. Und der Herr? Er schlief ruhig auf einem Kopfkissen. Die Not konnte Ihn nicht beunruhigen.
In unserem Leben gibt es vieles, was uns Angst und Sorgen macht. Manchmal schlagen die Wellen hoch. Wie gut dann zu wissen, dass wir Den in unserem Lebensschiff haben, den die Situation nicht beunruhigen kann. Von seiner Ruhe dürfen wir lernen und darin selbst zur Ruhe kommen.
4) Paulus
In 2. Timotheus 4 schreibt Paulus von seiner Verantwortung vor der römischen Justiz. Um den alten Apostel war es still geworden. Alle in Asien hatten ihn verlassen. War das nicht Grund genug zu resignieren? Aber von Resignation ist keine Spur. Paulus wusste, auf wen er sich stützen konnte, wer bei ihm war. Er sagt: «Der Herr stand mir bei und stärkte mich.»
Im Leben vieler Kinder Gottes wird es einsam. Aber Einer ist immer bei uns. Er kann uns weder lassen noch verlassen. Das gibt Mut und Kraft.
Für den Herrn Jesus ist keine Not zu gross oder zu klein, kein Problem zu einfach oder zu schwierig. In allen Lebenssituationen will Er uns seine Gegenwart deutlich machen. Er ist bei uns. «Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis zur Vollendung des Zeitalters» (Mt 28,20).